Читать книгу Tod am Arkonaplatz - Christiane Baumann - Страница 4

Kapitel 2

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Edgar stand hinter der Scheibe des Verhörzimmers und beobachtete von dort aus Yvonne Richter, die Exfrau des getöteten Jonathan Somura. Die Frau war mittelgroß, mit breiten Schultern, muskulösen Armen und langem blondem lockigem Haar. Sie trug eine rosa Bluse zur schwarzen Jeans. Yvonne Richter weinte; dünne Rinnsale schwarzer Schminke liefen ihr über die Wangen. Friedrich sprach beruhigend auf sie ein.

Einige Minuten später setzte Edgar sich neben seinen Chef. Friedrich stellte der Richter seinen Kollegen vor. Yvonne nahm jedoch keine Notiz von ihm, sie schluchzte in ein Papiertaschentuch.

Friedrich fuhr mit seiner Befragung fort: „Wann haben Sie Ihren Ex-Mann zuletzt lebend gesehen?“

Yvonne Richter drückte das Taschentuch an ihren Mund. „Habe ich Ihnen gestern Nacht schon gesagt, das war vor ungefähr zwei Wochen und ein paar Tagen“, nuschelte sie.

„Sprechen Sie bitte lauter“, forderte Edgar sie auf. Die Frau sah ihn erstaunt an.

„Ist wegen der Aufnahme, man hört Sie schlecht“, erklärte er.

Friedrich räusperte sich. „Also, vor mehr als zwei Wochen haben Sie Jonathan Somura das letzte Mal gesehen. Hatten Sie seitdem anderweitig Kontakt? Haben Sie telefoniert?“

„Er rief häufig an, wegen Sina. James war sehr fürsorglich.“

„James?“

„Ja“, Yvonne atmete tief durch, „alle nannten ihn so, ist leichter zu sprechen.“

„Hatten Sie Streit mit Herrn Somura?“

„Ja, oft. Wegen Sina.“

„Worüber stritten Sie genau?“

„Wie jetzt? Wegen Sina haben wir gestritten“, wiederholte sie.

Edgar starrte Yvonne Richter ununterbrochen an, um sie zu verunsichern. Das glückte bei fast jeder Frau. „Und worum stritten sie beide im Einzelnen?“, fragte er.

Yvonne schaute Hilfe suchend zu Edgars Chef. Sie wusste immer noch keine Antwort.

Friedrich versuchte es anders: „Dass es bei den Streitigkeiten um Sina ging, ist uns klar.

Geben Sie uns einfach ein Beispiel.“

„James nervte. Er fragte alles ab, wo Sina war und so. Über jeden Pups sollte ich ihm Bescheid geben. Und dauernd sollte ich sie zu ihm bringen.“ Yvonne wirkte froh, eine Erklärung gefunden zu haben.

„Sein Interesse an seiner Tochter störte Sie?“

„Sina ist meine Tochter. Sie braucht mich. James hat sie nur verwöhnt.“

„Das ist doch kein Grund, um zu streiten“, sagte Edgar, „Ihr Ex-Mann hat sich um ihr gemeinsames Kind bemüht. Darüber wäre jede andere Mutter glücklich. Worüber stritten Sie wirklich?“

Yvonne zuckte mit den Schultern. Sie begann, in ihrer Tasche herum zu kramen und wich den Blicken der Kommissare aus.

„Lassen Sie das“, forderte Friedrich sie auf, „beantworten Sie die Frage meines Kollegen!“

„Ich will nach Hause!“ Yvonne funkelte Edgar wütend an.

Er war zufrieden. Offensichtlich war Yvonne Richter leicht in Rage zu bringen. Vielleicht schlug sie ebenso schnell zu?

Edgar konfrontierte sie direkt mit seinem Verdacht: „Ihnen passte nicht, dass Herr Somura Kontakt zu seiner Tochter suchte. Sie wollten Sina für sich allein, der Vater sollte aus ihrem Leben verschwinden. Haben Sie Jonathan Somura deswegen umgebracht?“

„Ich habe James nicht getötet!“

„Ihre ständigen Streitereien, die Sie ja zugeben. Ein Streit eskalierte, und Sie sind ausgerastet. Sie sind Ihrem Ex-Mann auf die Toilette gefolgt und haben zugeschlagen, in einer Situation, in der er sich kaum wehren konnte“, sagte Friedrich.

„Ich war das nicht!“

„Geben Sie es zu! Ein Geständnis wird Ihnen helfen!“, drängte Edgar sie.

„Nein! Ich bin unschuldig! Ich will gehen, bitte!“

„Hat Herr Somura Sie geschlagen?“

„Nein, niemals!“ Yvonne steckte das Taschentuch weg. Sie schien sich plötzlich besser zu fühlen. „James war schon lieb und konnte keiner Fliege ein Bein ausrupfen. Er war melancholisch, spielte gern diese Lieder auf der Gitarre, die einen zum Heulen brachten.“

„Warum sind Sie dann geschieden?“

Yvonne lehnte sich entspannt im Stuhl zurück. „James war kein richtiger Mann, wenn Sie verstehen. Ein Mann muss sich auch mal durchsetzen, oder? James war sehr weich.“

Edgar dachte sofort an Impotenz, Friedrich ging das Wort ‚Frauenversteher’ durch den Kopf. „Was meinen Sie mit ‚weich’?“, fragte er nach.

„Habe ich doch gesagt. Er war zu…sanft“, erklärte Yvonne.

Ein Weichei, dachte Edgar. „Und das störte Sie? Haben Sie Herrn Somura deswegen getötet? Weil er kein Kerl war in Ihren Augen?“

„Niemals habe ich das getan! Wo denken Sie hin! Ich bin unschuldig! James ist der Vater von Sina. Niemals habe ich das getan!“, empörte sie sich.

„Wo waren Sie Dienstagnacht zwischen zehn und elf?“

„Zuhause, ich habe geschlafen.“

„Allein?“

„Ja, ich lebe allein. Mit Sina natürlich.“

„Haben Sie einen Schlüssel zur Wohnung Ihres Ex-Mannes?“

Yvonne verneinte.

„Wir fanden ein Kaminbesteck bei Herrn Somura im Zimmer“, übernahm Friedrich, „war es vollständig? Mit Schürhaken?“

Yvonne zuckte unschlüssig mit den Schultern.

„Die Wohnung Ihres Ex wird zentral beheizt. Wofür hatte Ihr Ex-Mann dieses Gerät?“ Wieder gab Yvonne den Kommissaren nur durch ihre Miene zu verstehen, dass sie es nicht wüsste.

„Antworten Sie, bitte. Das Kaminbesteck gehörte in seine Wohnung, richtig?“, hakte Friedrich nach.

„Ja. Er hatte manchmal so einen Spleen. Ein Kaminbesteck! Ja, das musste es dann sein. Wahrscheinlich hat er es auf einem Flohmarkt gekauft, der Spinner.“ Sie lächelte, bis ihr einfiel, worum es in dem Gespräch ging. Um die Aufklärung eines Mordes. Yvonne kramte ein neues Taschentuch hervor. „Ich möchte nach Hause. Ich muss arbeiten. Sonst verliere ich meinen Job.“

„Sie arbeiten als Kassiererin in einem Supermarkt, verdienen also entsprechend wenig. Zahlte James Unterhalt?“, fragte Friedrich.

„Ja, natürlich. Für Sina tat er alles.“

„Warten Sie bitte.“ Friedrich nickte Edgar zu, und beide verließen den Raum.

„Was denkst du?“, wollte Friedrich die Meinung seines Kollegen wissen.

„Für mich ist sie verdächtig, diese ständigen Streitereien mit dem Somura, und dann hat sie kein überzeugendes Alibi“, sagte Edgar.

Friedrich blieb stehen und hielt Edgar am Arm fest. „Uns fehlt leider die vermutete Tatwaffe, dieser Kaminhaken, und wir haben keine verwertbaren Spuren. Dass wir ihre Fingerabdrücke in der Wohnung fanden, ist logisch, sie hat die Tochter hingebracht und abgeholt. Werden wir die Befragungen der Nachbarn abwarten müssen. Schlesinger überprüft gerade die Bandmitglieder. Könnte sich eventuell eine andere Ermittlungsrichtung auftun.“

Edgar bekam seinen Arm aus Friedrichs Griff. „Jedenfalls hat die Richter es nicht weit zur Wohnung Ihres Ex. Sie wohnt in der Brunnenstraße, er in der Swinemünder, liegt praktisch nur der Arkonaplatz dazwischen. Wie lange läuft sie zu ihm? Zehn Minuten oder weniger? So lange kann sie ihr Kind nachts ohne Probleme allein lassen.“

„Wenn wir Zeugen unter den Nachbarn finden würden, dass sie ihre Wohnung nachts verlassen hat...“, unterbrach Friedrich ihn.

„Weiter! Sie klingelt, er öffnet ihr arglos die Tür. Ein neuer Streit. Sie kennt seine Angewohnheit, beim Pinkeln die Toilettentür nicht zu schließen. Wartet, bis er zum Klo geht, Überraschungsmoment, Friedrich! Sie nimmt den Schürhaken, schleicht sich an und während er beim Pinkeln ist, schlägt sie zu. Die kann zuschlagen, glaube mir. Sie könnte es gewesen sein. Ihr traue ich das zu.“ Edgar strich über den Arm, den Friedrich berührt hatte, als ob dort ein Fussel zu entfernen wäre. Friedrich beobachtete ihn dabei. „Ist etwas?“

„Nein.“

„Und wenn er nicht aufs Klo gegangen wäre?“, fragte Friedrich.

„Vielleicht hatte er eine schwache Blase, und sie wusste davon“, spekulierte Edgar, „egal, Friedrich, sie lügt. Das hast du gemerkt, ja? Sie gibt zu, was vermutlich sowieso jeder weiß, dass sie sich ständig wegen des Kindes gestritten haben. Sind diese Streitereien ausreichend für ein Tatmotiv? Fraglich, oder? Wie wäre es mit Eifersucht auf eine mögliche neue Freundin von dem Somura?“

„Müsste dann nicht diese Freundin tot sein?“, mutmaßte Friedrich, „wir haben aber einen toten Ex-Mann.“

Edgar überlegte kurz: „Die Richter fühlte sich vom Somura betrogen, auch nach der Scheidung. Soll es geben, Friedrich.“

„Keine voreiligen Schlüsse, bitte. Wir ermitteln in alle Richtungen. Und bisher haben wir keine Freundin vom Somura auftreiben können, da werden wir dranbleiben.“ Friedrich verstummte, kniff seine Augen zusammen und sah konzentriert geradeaus. Edgar kannte diesen Gesichtsausdruck. Friedrich entwarf einen Tathergang, behielt jedoch für sich, zu welchem Schluss er gekommen war. „Soll die Richter ein Weilchen schmoren. Ich rede nachher erneut mit ihr.“

„Könnte ich auch machen, aber allein.“ Edgar hätte die Richter gern etwas härter verhört. Jetzt wäre der beste Zeitpunkt dafür, weil sie offensichtlich emotional aufgewühlt war, unsicher und leicht zu provozieren. Falls Yvonne Richter die Täterin war, hatte sie sich noch nicht an den Gedanken gewöhnt, einen Menschen ermordet zu haben, ihren ehemaligen Geliebten, den Vater ihres Kindes.

Friedrich ignorierte Edgars Vorschlag, als wäre er nicht ernst gemeint. „Wir müssen das Umfeld des Somura genau kennenlernen und die letzten Tage in seinem Leben rekonstruieren. Übrigens, wo leben eigentlich seine Eltern? Sind sie informiert? Kannst du dich darum kümmern, bitte.“

Sie gingen schweigend weiter. Im Büro wartete Michael Schlesinger auf sie. Er war ein jüngerer Kollege, beinahe so groß gewachsen wie Edgar, dafür jedoch wesentlich hagerer und im Gegensatz zu seinem Kollegen mit kürzerem blondem Haar, das in wirren, nicht zu bändigenden Büscheln vom Kopf abstand. Schlesinger saß mit halbem Hintern auf seinem Schreibtisch, die Füße hatte er auf seinen Stuhl gestellt. Er studierte Berichte und knabberte an einer Tafel Schokolade.

„Hast du Neues?“, fragte Friedrich.

Hastig sprang Schlesinger vom Schreibtisch und verstaute sein Naschwerk in einer Schublade. „Mit den Bandmitgliedern bin ich durch. Sie haben ein gemeinsames Alibi: Auftrittsprobe. Das Opfer war beliebt, glaube ich, wird als zuvorkommend und höflich geschildert. Die Leute in dem Altenpflegeheim, in dem er arbeitete, haben geweint. Sie können sich die Tat nicht erklären; es sind auch keine Drohungen wegen seiner Hautfarbe bekannt.“

Edgar fühlte sich bestätigt. Einen rassistischen Hintergrund konnten sie vorerst ausschließen. Blieb nur ein privates Motiv. „Eine Hausdurchsuchung bei der Richter“, schlug er als nächsten Schritt vor.

„Auf welcher Grundlage? Weil sie seine Exfrau ist und in der Tatnacht allein mit Kind zu Hause war? Das ist ein bisschen dürftig.“

Typisch Friedrich. In Edgars Augen war sein Chef, wie immer, ein Zögerer. Sie müssten alle relevanten Berichte der Spurensicherung und der KTU abwarten. Außerdem wäre es wichtig, die Tatwaffe zu finden.

Friedrich wollte sein zweites Gespräch mit Yvonne Richter allein durchführen. Es fand eine Stunde später statt.

Zuerst wiederholte Friedrich einige Fragen und erhielt ähnliche Antworten von ihr. Unvermittelt wechselte der Kommissar das Thema: „War Ihre Mutter einverstanden, dass Sie Herrn Somura heirateten?“

„Ja, war sie.“

„Ihre Mutter heißt Irmtraud Zimmermann. Sie heißen Richter, Ihr Exmann Somura. Wie kommt das?“

„Richter hieß mein erster Ehemann. Ich habe den Namen nach der Scheidung von James wieder angenommen.“

„Warum?“

Yvonne zuckte mit den Schultern. „Ist eben so.“

„Wie ist das Verhältnis zu Ihrer Mutter?“

„Einwandfrei, wir helfen uns gegenseitig. Ich bin ohne Vater aufgewachsen. Er ist vor meiner Geburt gestorben.“

„Sina ist oft bei Ihrer Mutter?“

Yvonne nickte.

„Ihre Mutter arbeitet als Kellnerin?“

„Ja, in meiner Nähe. Sie wohnt auch über der Kneipe. Wir sehen uns fast täglich.“

„Ihre Mutter sah kein Problem darin, dass Sie einen Schwarzen heirateten?“

„Sind Sie Rassist?“

„Ich bin Polizeibeamter. Sie haben doch sicher vor der Eheschließung mit Ihrer Mutter über Ihre Absicht gesprochen, und sie hatte keine Bedenken?“

„Sie sind ein Blödmann! Sie können mich mal! Ich habe James nicht umgebracht. Niemals! Suchen Sie lieber den Mörder!“

„Damit sind wir gerade beschäftigt“, entgegnete Friedrich, „und Ihnen, Frau Richter, rate ich, sich im Ton zu mäßigen. Ich kann sehr ungemütlich werden!“

„Ich will nach Hause! Ich habe es satt! Ich habe ein farbiges Kind, was denken Sie, was ich mir anhören muss!“ Sie fing erneut an zu weinen.

Friedrich verließ den Raum und stellte sich zu Edgar, der hinter der Scheibe des Verhörzimmers der Befragung gefolgt war. „Ich lasse sie gehen“, verkündete der Chefermittler. Das kam für Edgar nicht überraschend, denn sie hatten keine Beweise oder Indizien gegen die Richter.

Beide beobachteten Yvonne, die hemmungslos schluchzte. Edgar versuchte, sich in die Frau hineinzudenken. „Sie hatte seit Jahren keinen Mann mehr“, sinnierte er, „das sind schlechte Karten, Friedrich. Alleinstehende Frau mit Kind ist schon schlecht, aber eine alleinstehende Yvonne Richter mit farbigem Kind…?“

„Tut sie dir etwa leid? Ich denke, du verdächtigst sie.“

„Sie hat die Arschkarte, Friedrich.“

„Allerdings, so ist es.“ Schlesinger gesellte sich zu ihnen. Er freute sich, wie immer, wenn er etwas herausgefunden hatte. „Wusstet ihr, dass sie bereits zum zweiten Mal geschieden ist? Der erste Mann ist ihr davon gelaufen, nach nur einem halben Jahr Ehe. Da wird Frau doch ganz schön sauer auf Männer, oder?“

„Ist längst bekannt, Schlesinger. Denkst du, ich schlafe während der Arbeit!“, schnauzte Friedrich ihn an und rauschte aus dem Raum.

„Er musste unsere einzige mögliche Verdächtige nach Hause schicken, das ärgert ihn“, entschuldigte Edgar Friedrichs Verhalten. Ihm fiel eine neue Aufgabe für seinen jungen Kollegen ein. „Könntest du dich um die Eltern vom Somura kümmern? Sie sollen irgendwo in Afrika leben.“

„Sehr präzise Ortsangabe“, bemerkte Schlesinger. Sein Handy klingelte. Schlesinger lauschte, nickte und sagte ‚ja’, bevor er den Aus-Knopf drückte. „Observation der Richter“, informierte er Edgar, „ich hänge mich gleich an sie dran. Du sollst mich am Abend ablösen.“

Edgar wollte Renate mitteilen, dass es bei ihm spät würde. Weil er sie nicht erreichte, hinterließ er Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und ihrem Handy mit der Bitte um Rückruf.

Der Supermarkt, in dem Yvonne Richter arbeitete, lag in unmittelbarer Nähe des Arkonaplatzes. Nach einer halben Stunde war Edgar im Auto eingeschlafen. Als er aufwachte, war es kurz vor 22 Uhr. Edgar musste eine weitere halbe Stunde ausharren, bevor Frau Richter auftauchte. Sie eilte an seinem Auto vorbei, ohne einen Blick hinein zu werfen. Über ihrer rosa Bluse trug sie nun eine dunkelbraune Steppjacke. Sie lief Richtung Arkonaplatz, und Edgar, der ihr mit Abstand folgte, dachte, sie wolle direkt zu ihrer Wohnung in der Brunnenstraße, doch Yvonne blieb vor einem vollständig eingerüsteten Haus in der Ruppiner Straße stehen. Yvonne Richter wollte offensichtlich jemanden besuchen. Einen Komplizen? Den geheimen Freund oder die beste Freundin?

Edgars Handy klingelte. Es war Friedrich, der sich nach dem Stand der Dinge erkundigte. Edgar berichtete, Yvonne Richter würde gerade im Haus Nr. 49, Ruppiner Straße, verschwinden.

Edgar musterte die Fensterfront, zwei Wohnungen waren hell erleuchtet. Mit wem nahm Yvonne Richter Kontakt auf? Es könnte eine Person sein, die Einiges über die verdächtige Ex-Frau und ihre Beziehung zu dem Toten wusste.

Die Haustür der Nummer 49 war abgeschlossen. Edgar entzifferte die wenigen beschrifteten Schilder. Danach schlenderte er um die Häuserecke. Er entdeckte einen Durchgang im Nebenhaus in der Anklamer Straße und gelangte über einen kleinen Hof zur Rückseite der Nummer 49, die ebenfalls eingerüstet war. Es gab einen unverschlossenen Hintereingang. Langsam und so leise wie möglich stieg Edgar die Treppen hoch. Er las die Namensschilder an den Wohnungstüren und lauschte, ob er irgendwo Yvonnes Stimme hörte, fand aber keinen Hinweis, wo sie abgeblieben war.

Enttäuscht ging Edgar wieder in den Hof hinunter. Erneut betrachtete er die hintere Hausfront. Und da sah er sie hinter einem großen einglasigen Fenster, vor dem ein kleiner schmaler Gegenstand herunter baumelte. Ansonsten war das Fenster weder durch Rollo noch durch Gardine verhängt. Die Küche, mutmaßte der Kommissar. Yvonne stand neben einer anderen Frau, sie gestikulierte, und die Unbekannte bewegte sich kaum. Sie war größer als Yvonne, hielt ein Glas in der Hand, den Kopf hatte sie leicht zurückgelehnt, als schaute sie in den Nachthimmel, als wäre sie allein und würde Yvonne ignorieren.

Edgar suchte hinter den Büschen Schutz, die im Hof wuchsen. Zweiter Stock rechts, prägte er sich ein. Eine Stunde später kam Yvonne Richter aus dem Haus heraus. Sie lief zu der kleinen Eckkneipe gegenüber, in der ihre Mutter arbeitete, und blieb dort für zehn Minuten. Danach nahm sie den direkten Weg zu sich nach Hause in der Brunnenstraße. Edgar folgte ihr zu Fuß. Als das Licht in ihrer Wohnung anging, brach er die Observation ab und fuhr nach Hause.

Tod am Arkonaplatz

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