Читать книгу Tod am Arkonaplatz - Christiane Baumann - Страница 6

Kapitel 4

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Edgar überlegte, ob er Yvonne Richter sofort mit ihrer Falschaussage konfrontieren sollte, sie hätte James seit mehr als zwei Wochen nicht gesehen. Er könnte von Katrin Sommerfels‘ Wohnung am Arkonaplatz direkt zum Supermarkt hinübergehen. Wenn er sich richtig erinnerte, müsste Frau Richter um diese Zeit am Freitagvormittag an ihrer Kasse sitzen. Doch zuerst informierte er Friedrich telefonisch über sein Gespräch mit Frau Sommerfels und was es Neues ergeben hatte. Er erwähnte auch die frei gewordenen Wohnungen in der Nummer 49, die nach Aussage der Sommerfels ebenfalls mit Kachelöfen ausgestattet waren. Dort wären eventuell weitere Schürhaken zu finden.

„Edgar, ich vermute, du denkst dabei an die Richter? Weil sie früher im selben Haus wohnte und sich so ein Ding aus einer leer stehenden Wohnung besorgt haben könnte? Möglich ist alles. Ich habe gerade mit der Mutter gesprochen. Frau Zimmermann gibt ihrer Tochter ein Alibi.“

Sie habe in der Nacht, in der ihr Ex-Schwiegersohn getötet wurde, ihre Enkelin Sina zu Yvonne geschafft. Die Kleine hätte ununterbrochen geweint und nach der Mama geschrien. Deshalb hätte sie das Kind genommen, jawohl auch mitten in der Nacht, und wäre zu Yvonne gegangen. Ihre Tochter wohne glücklicherweise fast um die Ecke. Yvonne habe bereits geschlafen, dies sei gegen halb elf Uhr gewesen. Nach einer halben Stunde wäre Frau Zimmermann in ihre eigene Wohnung zurück. Ihre Tochter hätte wohl in der ganzen Aufregung vergessen, dies zu erwähnen.

Beide Ermittler waren der Meinung, dass die Sache ziemlich konstruiert klänge. Auch deshalb wollten sie die Schürhaken überprüfen, die in der Nummer 49 zu finden seien, um keine Spur zu vernachlässigen. Edgar solle auf Schlesinger warten, der ihm auch bei der anschließenden Befragung der Gäste von der Sommerfels-Party helfen würde.

„Um in die betreffenden Wohnungen zu kommen, brauchen wir den Hauseigentümer oder den Verwalter. Schlesinger sollte ihn herbitten“, schlug Edgar vor. Sein Chef war einverstanden. Edgar solle vor Ort auf den Kollegen warten, und Frau Richter würden sie zu einem späteren Zeitpunkt erneut befragen. Keinesfalls solle Edgar dies sogleich und allein tun. Da kam wieder der Zögerer in Friedrich durch, dachte Edgar bei sich.

Während des Gesprächs war er über den Arkonaplatz geschlendert, als wisse er nicht, wohin er wolle. Nach einigen Minuten stand er wie zufällig vor dem Supermarkt, in dem Yvonne Richter arbeitete. Alibi hin oder her, dies war eindeutig eine günstige Gelegenheit, der Dame zwei wichtige Fragen zu stellen. Und nebenbei ein paar Dinge einzukaufen. Friedrich würde das sicher verstehen.

Edgar erblickte Yvonne sogleich an einer der Kassen. Sie wirkte entspannt und war freundlich im Umgang mit den Kunden. Sah so jemand aus, der einen Schicksalsschlag erlitten hatte? Edgar grüßte zu ihr hinüber. Sie sollte ihn wahrnehmen, damit ihr klar wurde, dass er ihr auf den Fersen blieb. Das Alibi der Mutter könnte falsch sein; welche Mutter würde nicht lügen, um die Tochter zu schützen? Außerdem blieb die Tatsache, dass Yvonne gegenüber den Ermittlern die Geburtstagsfeier bei Frau Sommerfels verschwiegen hatte. Dafür musste es einen Grund geben.

Edgar nahm einen Einkaufskorb. Er könnte tatsächlich für ein Abendessen mit seiner Frau Renate einkaufen. Es wurde Zeit, dass sie beide wieder einmal richtig miteinander redeten. Bei einem gemeinsamen Essen fiel das leichter.

Renate hatte sich verändert, neuerdings hatte sie Stimmungen. Mal war sie depressiv und einsilbig, mal überdreht und überheblich. Von ihren angeblichen Treffen mit der Freundin Ines kehrte sie fast immer gut gelaunt, und vor allem später als üblich zurück. Die nervige Plaudertasche Ines war zur verständnisvollen Vertrauten geworden. Sehr unglaubwürdig, fand Edgar. Es musste etwas anderes hinter Renates merkwürdigem Verhalten stecken. Oder war es neuerdings ihre Art, Eifersucht zu zeigen? Sein Verhältnis mit Corinna war nicht seine erste außereheliche Affäre. Renate wusste von seinem Fremdgehen, sie hatten oft deswegen gestritten, genauso oft deswegen miteinander geschwiegen, und schließlich hatte Edgar sich eingebildet, Renate würde seine Affären großzügig tolerieren. Sie waren nie ernst gewesen, nur eine kleine Flucht aus dem Alltag.

Edgar blieb vor der Fleischtheke stehen, unschlüssig über den Einkauf. Sollte er Schnitzel oder Schweinebraten oder lieber Geflügel nehmen? Sollte er Renate anrufen und nach ihrem Wünschen fragen?

Nach einem Blick auf die Uhr ging Edgar zur Kasse und packte auf dem Weg dorthin lediglich einige Tafeln Schokolade in den vorher leeren Korb. Für Schlesinger, der Junge liebte diese Süßigkeit und konnte nebenbei ein paar Kilos mehr auf den Rippen brauchen. Yvonne fertigte zwei Kunden ab, dann stand Edgar vor ihr. Er warf die Schokoladen auf das Laufband.

„Ist das alles?“, fragte sie unsicher.

Edgar beugte sich vor und gab sich keine Mühe, leise zu sprechen, so dass nachfolgende Kunden ihn hörten. „Warum haben Sie verschwiegen, wo Sie am Samstagabend waren?“

„Oh, die Feier bei Kati? Die habe ich vergessen.“ Sie lächelte ihn vorsichtig an.

„Frau Richter, Sie haben die Frage, wann Sie Ihren Ex-Mann zum letzten Mal lebend gesehen haben, falsch beantwortet. Und jetzt bieten Sie mir so eine lahme Ausrede an! Habe ich vergessen! Es geht hier um eine Mordermittlung!“

Yvonne wurde rot. Die Leute hinter Edgar fingen an, miteinander zu tuscheln. Alle starrten Yvonne an.

Edgar nahm seine Schokoladen betont langsam vom Band und steckte sie ein, nachdem er bezahlt hatte. „In fünf Minuten. Ich warte draußen!“

Sie war pünktlich, trug einen Kittel über einer rosa Strickjacke.

„Nun mal raus mit der Wahrheit“, herrschte er Yvonne an, „was verheimlichen Sie vor uns?“

„Ja, was schon! Ich traf auf James bei Kati. Seinetwegen wollte ich die Party so schnell wie möglich vergessen. Ich bin nur bis zehn geblieben.“

„Sie hatten keine Ahnung, dass Sie Herrn Somura dort begegnen würden?“

„James war nie bei Kati. Sie muss ihn eingeladen haben. Von allein wäre er nicht gekommen. Dazu war er zu feige.“

Edgar stutzte. Katrin hatte behauptet, der Somura wäre unerwartet bei ihr aufgekreuzt. Höchstwahrscheinlich war das ebenso eine Lüge.

Edgars Handy klingelte. Auf dem Display sah er die Nummer seiner Geliebten. Corinna würde warten müssen, er drückte sie weg.

„Kann ich wieder an meine Arbeit?“, fragte Yvonne.

„Warum haben Sie während der Feier bei Frau Sommerfels in der Küche geweint?“

Diesmal brauchte Yvonne länger für eine Antwort. „Sagen Sie nicht, dass Sie das auch vergessen haben“, warnte Edgar sie.

„Wegen Katrin“, sagte sie leise, „sie war gemein zu mir, und ich dachte, sie wäre meine Freundin.“

Edgar fühlte sich bestätigt, dass zwischen den beiden Frauen etwas im Argen lag. „Was genau hat Frau Sommerfels getan?“

„Sie hat mit James geflirtet, und ich habe gehört, wie sie über mich hetzte, über James und mich. Dass unsere Ehe ein Fehler war und ähnlich. War das etwa nett?“

„Sie waren eifersüchtig...“

„Nein! Kati weiß, dass ich James möglichst aus dem Weg gehe. Und prompt lädt sie ihn ein, obwohl beide sich sonst nie sehen. Das war extra meinetwegen, damit ich früh verschwinde“, sagte sie wütend, „hatte sie freie Bahn. Mich hat James nicht die Bohne interessiert!“

„Und warum haben Sie verschwiegen, dass Ihre Mutter Dienstagnacht bei Ihnen war und Ihnen Sina brachte? Sie war gerade bei meinem Kollegen und gab Ihnen ein Alibi. Haben Sie Ihre Mutter darum gebeten?“

„Niemals hätte ich das getan. Warum denn! Ich habe James nicht getötet. Es war alles so aufregend, ich war durcheinander, deshalb.“

„Deshalb…?“

Yvonne fing an zu stottern. „Na eben, wegen dem Mord. Mir wird kalt hier. Kann ich wieder rein?“ Als er nicht antwortete, redete sie weiter: „Ich hatte das mit meiner Mutter vergessen, bei der Befragung. Wenn einem alle auf den Mund starren, irrt man sich eben mal oder vergisst es.“

„Ein bisschen viel Vergesslichkeit in Ihrem Alter. Das soll ich Ihnen glauben?“

„Glauben Sie doch, was Sie wollen! Ist mir egal. James war mir total wurscht. Und jetzt muss ich arbeiten!“

Eine halbe Stunde später traf Edgar auf Schlesinger und den Hauseigentümer. Er war ein schlanker Mann mittleren Alters, mit welligem schwarzen Haar und südländischem Akzent. Der Mann erzählte freimütig, wenn der letzte Mieter ausgezogen sei, werde das Haus von Grund auf vollständig rekonstruiert und saniert. Er hätte keine Eile damit, meinte er. Auf Edgars Frage, wieso er sich diese Warterei leisten könne, lächelte er lediglich hintersinnig und zog belustigt seine Augenbrauen hoch. Und warum das Gebäude bereits eingerüstet sei? Nur für das Dach, das müsse erneuert werden, sonst würde es hineinregnen.

Der Eigentümer zählte auf, wie es um die verbliebenen Mieter stünde und weshalb er von ihrem freiwilligen, baldigen Auszug überzeugt sei. Herr Günther Rotkohl, der alte Mieter im Erdgeschoss, zeige deutlich Anzeichen von Demenz, und über früher oder später lande er in einem Pflegeheim, bevor er eine Gefahr für das Haus und seine Bewohner werden könne. Frau Sonja Leutert, die Mieterin gegenüber von Frau Sommerfels, verbringe regelmäßig die Winterhalbjahre bei ihrem Lebensgefährten auf Mallorca. Sie hätte die Absicht geäußert, ganz zu übersiedeln. Frau Katrin Sommerfels wolle in den Westteil der Stadt, weil sie dort arbeite und der ewigen Fahrerei quer durch Berlin überdrüssig wäre. Frau Regine Herzig, die Mieterin im dritten Stock, zöge, so ihr Mann in Köln festangestellt werde, worüber in den nächsten Tagen entschieden würde, zu ihm an den Rhein. Sie packe bereits ihre Koffer, voller Freude, von hier wegzukommen. Bliebe einzig Herr Heiner Mohr, der sich in seiner Bude leider ausgesprochen wohl fühle. „Er genießt den Charme des Ostens, besonders den der ostdeutschen Frauen“, sagte der Eigentümer grinsend. Dem müsse er wahrscheinlich eine größere Abfindung zahlen, damit er auszöge. „Ein Wessi eben.“

Edgar und Schlesinger fühlten sich nach seiner Ansprache gut über die Mieter informiert. Sie nahmen die Schlüssel entgegen und schickten den Mann weg. Schlesinger begutachtete die leer stehenden Wohnungen, Edgar klingelte bei Heiner Mohr. Niemand öffnete. Den verwirrten Herrn Rotkohl wollte er ebenfalls Schlesinger überlassen, Katrin Sommerfels erneut zu befragen, machte in ihrem momentanen Zustand keinen Sinn, und den Schürhaken aus ihrer Wohnung hatte er schon sichergestellt.

Regine Herzig, die über Katrin wohnte, war Zuhause. Eine kleinere Frau um die fünfzig, mit freundlichem rundlichem Gesicht, lockigem, kurz gehaltenem schwarzen Haar und neugierigen dunklen Augen. Edgar wurde hereingebeten, nachdem er sein Anliegen vorgebracht hatte, mit ihr über Jonathan Somura sprechen zu wollen.

Im Wohnzimmer war es unordentlich, die Fenster weit geöffnet. Gedämpfter Lärm schallte vom Arkonaplatz und umliegenden Straßen herein. Geschäftig räumte Frau Herzig einen mit Büchern belegten Stuhl für den Kommissar frei. Sie sei bereits am Bücheraussortieren, entschuldigte sie das Durcheinander im Zimmer. Es sei eigentlich zu früh dafür, und leider wäre immer noch unsicher, ob ihr Mann übernommen werde. „Ich bin trotzdem optimistisch. So oder so muss ich Bücher reduzieren. Doch statt auszumisten, fange ich an zu blättern und lese mich fest. Wie kann ich Ihnen helfen?“

Frau Herzig wusste von Katrin Sommerfels vom gewaltsamen Tod des James Somura. Edgar stellte seine Fragen zu Katrins Feier am Samstag und erfuhr von Frau Herzig, sie sei vor den anderen Gästen bei Katrin gewesen, um ihr bei den Vorbereitungen zu helfen. „Ich bin früher gegangen. Man soll die Jugend unter sich lassen.“ Zustimmung heischend, sah sie ihn an. Edgar fühlte sich nicht angesprochen, er war zwar 45 Jahre alt, meinte aber, es mit jedem jüngeren Mann aufnehmen zu können.

„Trafen James und Yvonne Richter gemeinsam bei Frau Sommerfels ein?“, fragte er.

Regine überlegte. „Darauf habe ich nicht geachtet. Mir kam es so vor, als wären alle Gäste gleichzeitig eingefallen. Und bei James und Yvonne wusste jeder, dass sie zerstritten waren. Früher waren sie ein einigermaßen glücklich wirkendes Paar. Obwohl…manchmal hatte ich ein komisches Gefühl, wenn ich die beiden sah. Irgendwie passte es nicht. Sie hatten zu wenige Gemeinsamkeiten. Und als Yvonne schwanger wurde, ging es bergab mit ihrer Ehe.“

„Wissen Sie, warum?“

Sie lachte ein glucksendes Lachen. „Eine Ehe eben. Der Zweck war erfüllt, nehme ich an. Yvonne hatte das Kind. Und sie war nicht sonderlich interessiert an anderen Dingen.“ Wiederum blickte sie Edgar für seinen Geschmack zu direkt an. Es ging um Sex, nahm Edgar an, aber darüber wollte er nicht mit der Frau sprechen. Blieb die Frage, woher sie solche Details wusste. Von Yvonne selbst?

„Hatten Sie viel Kontakt mit dem Paar, als es unten im Haus lebte?“

„Nein. Waren zu jung für mich. Was sage ich! Anders rum ist es richtig, wahrscheinlich bin ich zu alt für sie gewesen. Die Kleine, Sina, sie war ein goldiges Baby. Ich habe öfter auf sie aufgepasst.“

„Wie war das Verhältnis zwischen Herrn Somura und Frau Sommerfels nach seiner Scheidung?“

„James und Katrin?“ Regine nahm ein Buch in die Hand und blätterte darin herum, ohne dem Kommissar eine Antwort zu geben.

„Wie ich erfahren habe, hat Frau Sommerfels den James ausdrücklich zur Feier eingeladen. Lief da irgendetwas?“

„Kati und James? Nein. Soviel ich weiß, ist Kati allein, falls Sie darauf anspielen. Im Moment scheint sie sich selbst genug zu sein“, antwortete sie.

„Gab es Streit auf der Feier?“

„Solange ich dabei war, nein. Und mein Bauchgefühl sagt mir, es war ein schöner Abend. Von Kati hörte ich nichts anderes. Fragen Sie Frau Sommerfels selbst, wenn Sie es konkreter wissen wollen. Haben Sie Kinder?“

Für Edgar war es ungewohnt, dass Fremde ihn nach Privatem fragten, und falls es vorkam, ignorierte er solche Fragen meist. Er stand auf, verneinte beiläufig und ging zu den geöffneten Fenstern hinüber. Vom dritten Stock aus hatte man einen guten Blick über den Arkonaplatz und die angrenzenden Straßen. Eine lebhafte Szene bot sich ihm dar, Menschen eilten hin und her, junge Frauen bevölkerten mit ihren Kleinkindern den Spielplatz, alte Leute und einige unrasierte jüngere Männer samt ihren Bierflaschen belegten die Parkbänke. Die Herbstsonne schien mit ungewohnter Kraft direkt in die Wohnung hinein. Edgar wurde es in seiner Lederjacke zu warm. Er drehte sich mit dem Rücken zum Fenster. Die Frau sah ihn inmitten ihrer Bücherstapel erwartungsvoll an. In ihrem kurzärmeligen Shirt würde sie nicht schwitzen wie er. Zudem steckten ihre Füße nackt in Badelatschen; ihre rot lackierten Nägel fielen ihm auf und erinnerten ihn an seine Geliebte Corinna.

„Wann haben Sie den James zum letzten Mal gesehen?“

„Eben am Samstag, bei Katrin.“

„Und Ihr Alibi für den vergangenen Dienstag zwischen 22. 00 und 23.00 Uhr?“

„Tatsächlich, dass mir jemand mal so eine Frage stellt! Kriege gleich ein komisches Gefühl, Herr Kommissar. Sie schaffen es, dass ich mich schuldig fühle. Also, wo war ich Dienstagnacht? Vermutlich vor dem Fernseher oder schon im Bett, allein, keine Zeugen. Mein Mann ist in Köln, er macht seinen Rücken krumm, um an einen Job zu kommen.“

„Glaube ich Ihnen. Aber noch mal zurück. Vertraute Ihnen Frau Sommerfels wirklich keine Details von der Feier an?“, fragte Edgar.

Regine schüttelte als Antwort den Kopf. „Wozu?“, meinte sie dann schnippisch, „soll sie mir erzählen, wer mit wem geknutscht hat? Denken Sie, das interessiert mich?“

Mich würde es interessieren, dachte Edgar. „Halten Sie es für möglich, dass Yvonne Richter auf James Somura eifersüchtig war oder auf eine eventuelle Freundin von ihm?“

Regine dachte nach. „Oh, Sie vermuten, Katrin hatte eine Liebschaft mit James, und Yvonne wäre deshalb eifersüchtig…“

„…und hat Ihren Ex getötet“, warf Edgar ein. Zu seiner Überraschung lachte die Frau laut auf. Ihre Locken zitterten bei jeder Kopfbewegung.

„Absolut ausgeschlossen, Herr Kommissar! Sie haben schon Phantasie, aber das müssen Sie wohl in Ihrem Beruf. Wie ich vorhin sagte, Kati sucht niemanden.“

„Sie verstehen sich gut mit Katrin Sommerfels. Trotz des Altersunterschiedes…“

Regine blickte pikiert. Sie fand es unhöflich, auf ihr Alter angesprochen zu werden. „Ist es verboten? Gut, ich könnte knapp ihre Mutter sein. Wir sind ein bisschen seelenverwandt, ist tatsächlich so. Aber alles in Grenzen, Intimes tauschen wir nicht aus. Kati hat schließlich genug Freundinnen in ihrem Alter.“

„Und eine davon ist Frau Richter. Wie eng ist diese Freundschaft?“

„Ist ja alles sehr traurig. Der arme James. Den musste man anschubsen, damit er sich in Bewegung setzte. Wer bringt so jemanden um?“ Erschöpft strich sie mit einer Hand über ihre Stirn, als wische sie dort Schweiß fort, und setzte sich. „Wie war die Frage?“

„Frau Sommerfels und Frau Richter…“

„Ah ja, die beiden sind befreundet, mehr oder eher weniger eng. Yvonne hat die Nase voll von Männern, und Kati ist solo. Vielleicht ist es das, was beide verbindet? Trinken Sie einen Kaffee mit mir?“

Von ihrem Sitzplatz aus schaute sie erwartungsvoll zu ihm. Dass ihr der Mord an James nahe ging und sie seinen Tod aufrichtig bedauerte, hatte Edgar ihr ansehen können. Andererseits genoss sie offenbar die damit verbundene Aufregung wie auch sein Auftauchen.

„Keine Zeit, danke. Wann haben Sie die Absicht, wieder zu Ihrem Mann nach Köln zu fahren?“

„Darf ich nicht?“

Eine Bewegung war in der Wohnung, Edgar hörte ein ungewohntes Geräusch. Schrie da ein Baby?

Regine grinste erleichtert. „Emma, meine Katze. Der Fressnapf ist leer, deshalb das Theater. Ah ja, sie ist übrigens meine Zeugin für die Tatnacht. War bei mir im Bett. Wird das anerkannt?“

Tod am Arkonaplatz

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