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„Herr, lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.“ Psalm 90,12
ОглавлениеLiebe Leser,
Sie haben ein mutiges Buch in der Hand. Ein Buch, das einen Wechsel der Perspektive ermöglicht, wie schon der überraschende, ja beinahe freche Titel zeigt. Für viele ein Tabubruch. In unserer Gesellschaft redet „man“ nicht vom Sterben, schon gar nicht positiv. Zu groß sind die Scheu, ja die Angst vor dem Tod, die Unsicherheit im Umgang mit den Sterbenden.
Mit ihrem Buch „Mir geht es gut, ich sterbe gerade“ lenken die beiden Klinikseelsorgerinnen den Blick weg vom „Tod an sich“ hin zu den Menschen, zu ihren Erfahrungen auf der letzten Wegstrecke des Lebens. Und so kann ich Christiane Bindseil und Karin Lackus nur gratulieren, dass sie den Mut haben, diese „Geschichten voller Tragik und Tiefe, aber auch voller Freude und Leichtigkeit – eben voller Leben“ zu erzählen.
Als Mitglied des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und Humanitäre Hilfe bin ich täglich damit konfrontiert, dass die Würde des Menschen in Frage gestellt oder verletzt wird. Dabei stellt das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland in Artikel 1, Absatz 1 unmissverständlich fest: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Gerade die Menschen, deren Kräfte nachlassen, deren Wünsche für sich und die ihren verblassen, die täglich mit Schmerzen zu kämpfen haben, diese Menschen, die Abschied nehmen müssen, haben eine besondere Würde, die es zu schützen und zu entdecken gilt.
Entdecken? Ja, denn die Erfahrung eines Lebens verdichtet sich an dessen Ende. Sterbende leben – und sie, oder ihre Geschichten, haben den (noch) Nicht-Sterbenden etwas zu sagen. Leise und fragend, klug, ja weise oft. Auf den folgenden Seiten haben Sie achtundzwanzigmal die Gelegenheit zuzuhören, sich berühren zu lassen, und Fragen an das eigene Leben, die eigene Hoffnung und den eigenen Glauben zu stellen.
Danke für dieses berührende Buch mit seinen auf den Punkt erzählten Geschichten vom Sterben und vom Leben.
Frank Heinrich