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3 Modul Vom-Blatt-Übersetzen bzw. -Dolmetschen 3.1 Definition und Anwendung

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Als Vom-Blatt-Übersetzen bezeichnet man das sofortige und laute Übersetzen eines vorgelegten Textes. Das Vom-Blatt-Dolmetschen ist eine Variante zu dieser Übung, bei der die zu übersetzende vorgelegte Textfassung von einem Redner verlesen wird. In der ersten Variante bestimmt der Dolmetscher den Rhythmus. In der zweiten Variante muss er sich nach dem Rede- bzw. Lesefluss des Redners richten. Auge und Ohr müssen daher koordiniert arbeiten. Diese Techniken kommen bei internationalen Konferenzen immer häufiger zum Einsatz und sind im Rahmen internationaler Gerichtsverhandlungen die Regel. Sie sind unentbehrlich im Rahmen von Vertragsverhandlungen oder Einsätzen beim Notar. In beiden Varianten sollte der Dolmetscher von einer minimalen Vorbereitungszeit ausgehen.

Im Rahmen einer Gerichtsverhandlung, einer polizeilichen Vernehmung oder einer Vertragsverhandlung wird dem Dolmetscher häufig ein Text zur sofortigen mündlichen Übersetzung überreicht. Es kann sich dabei um einfache Briefe oder um Vernehmungsprotokolle, Anklageschriften, Anträge, Verträge, notarielle Urkunden etc. handeln. Die Zuhörer erwarten eine fließende, sofort verwertbare Übersetzung.

Der Dolmetscher muss den Sinn einer Mitteilung exakt wiedergeben können, ohne durch die Form blockiert zu werden.1 Die Übersetzung sollte so fließend sein wie das Vorlesen in der Originalsprache. Die drei Etappen, die bei den Vorleseübungen definiert wurden, finden hier Anwendung:

 Sinn mit den Augen erfassen

 Während des Hochschauens: Loslösen von den „Worthülsen“ der Ausgangssprache (Entverbalisieren)2

 Sinn mit den „Worthülsen“ der Zielsprachen „bekleiden“ und dann erst sprechen

Idealerweise sollten die Zuhörer den Übersetzungsvorgang nicht mehr wahrnehmen. Die folgenden Übungen sollen beim Erwerb dieser wichtigen Fertigkeit helfen.

Gerichtsdolmetschen

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