Читать книгу Der Casta-Zyklus: Initiation - Christina Maiia - Страница 28
Durchbruch
ОглавлениеEuphorisch pfeffert Yoav seinen Sneakers in die Küchenecke, nachdem er von einer auspowernden Tempo-Runde um den Central Park zurückgekommen ist. Sofort dreht er das Radio in der Küche auf volle Lautstärke auf und greift automatisch nach der Kühlschranktür, um sich eine eisgekühlte, flüssige Belohnung daraus zu krallen. Unter seinem Kapuzenshirt rinnen die salzigen Schweißperlen herunter. Mit einem Strahlen im Gesicht lässt er sich auf einen der Küchenstühle fallen und leert seinen 1 Liter-Isodrink in einem Zug aus. Aus dem hinteren Bereich der Bude dringt derweil ein Rumpeln zu ihm vor. Boyles Zimmertür geht abrupt auf.
„Mann, was machste denn für einen Lärm schon so früh am Morgen. Und dann auch noch am Sonntag, biste noch ganz dicht?“, tönt es Yoav verpennt entgegen.
„Was kann ich dafür, wenn du so ´ne Nachteule bist, Alter. Es ist nach zwölf. Wieder die ganze Nacht im Netz verbracht?“, erwidert Yoav durchaus ehrlich interessiert.
„Lass‘ mich erst mal wachwerden, ok? Wir reden später.“ Boyle schlurft mit bestenfalls halb geöffneten Augendeckeln tranceartig in Richtung Bad.
So viel zum Thema Duschen und Kommunikation, sagt sich Yoav entspannt und beschließt, stattdessen die Küchenspüle für eine Katzenwäsche zu missbrauchen. Was soll‘s, es ist ein geiler Tag heute, scheiß doch auf die Konventionen!
Heute Morgen schon, nach einem tiefen, wohltuenden Schlaf, hat er kurzentschlossen zum Telefonhörer gegriffen und den Typ vom Label angerufen. Es ist vielleicht noch etwas früh gewesen, aber wahre Künstler sind immer unter Strom, wenn es um ihre Musik geht, hat sich Yoav gesagt, und wenn der Typ nicht gestört werden will, dann kann er ja einfach die Mailbox laufen lassen. Aber er ist dran gegangen, nach nur dreimal Klingeln, während Yoav das Herz bis zum Hals geschlagen hat. Wie an dem Abend in der Bar ist er super interessiert gewesen und hat sich gleich für morgen früh mit Yoav in seinem Studio verabredet. Wie geil ist das denn! Der will sofort mit mir loslegen. Mann, ich könnte den Alten knutschen für seine Weisheit!
Die schweißgetränkten Sportklamotten landen mit einem gezielten Wurf in einer Küchenecke. Gutgelaunt lässt sich Yoav das kühle Wasser über seinen trainierten Körper schwappen, dann noch den Kopf unter den Hahn gehalten, die triefenden Locken heftig durchgeschüttelt und fertig ist der Held des Tages. Während er sich mit einem Küchentuch dürftig abreibt, trällert er automatisch den Rock-Klassiker mit, der gerade im Radio läuft und macht seine Moves auf dem rutschigen Küchenboden dazu. Als er an dem mannshohen Spiegel im Flur vorbeihechtet, muss er sich über sich selbst grinsen. Mann, wann hab´ ich das letzte Mal so eine Hammer-Laune gehabt! Das Leben ist einfach genial!
Weiter hinten in der Studentenbude knallt als akustischer Kontrapunkt die Badezimmertür mit einem Krachen zu. Das Boylesche Statement zur Lage der Nation.
Message understood, denkt sich Yoav. Er wirft sich seine Lieblingsklamotten über, räumt die Wäsche aus der Küche weg und packt seinen braunen Lederbeutel schnell mit dem Allernötigsten zusammen. So viel Freude muss unbedingt geteilt werden, sagt er sich euphorisch. Was das bedeutet, ist klar: Espresso-Bar, Tonys Imbiss, alter Schlachthof, in dieser Reihenfolge, bitte. Schon lange hat er sich nicht mehr so fantastisch gefühlt. Und er kann sich beim besten Willen im Moment nichts Schöneres vorstellen als das besagte Programm für diesen heiligen, himmlischen Hammer von einem Sonntag zu absolvieren. Ich könnte die ganze Welt knutschen. Und ein paar Mädels gleich dazu. Breit grinsend verlässt er das Haus.