Читать книгу Harry in love - Christina Masch - Страница 15
ОглавлениеKapitel 10
Am frühen Donnerstagnachmittag wurde Isabel mit einer Limousine abgeholt, die sie direkt zum Flughafen fuhr. Von dort aus ging es dann mit dem Flugzeug direkt nach Wales. Anschließend wurde sie in den kleinen, verschneiten Ort Abergarenny gebracht. Mit gemischten Gefühlen stand Isabel um Punkt sechs Uhr abends dann vor der Villa, in dem die Windsors ihren kleinen Familienurlaub verbringen wollten. Zaghaft klopfte sie an die Tür. Prompt wurde ihr von einem Bediensteten die Tür geöffnet. Fragend schaute der Mann älteren Semesters auf Isabel herunter. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“
„Guten Abend, mein Name ist Isabel Canningham, ich bin …“
„Das Kindermädchen! Kommen Sie herein. Sie werden bereits erwartet. Und sollten Sie Fragen haben, wenden Sie sich ruhigen Gewissens an mich, mein Name ist Thomas Christie; Butler und Sicherheitsbeauftragter in einem“, erwiderte Thomas freundlich lächelnd.
Isabel errötete und trat ein. Vor ihr präsentierte sich ein gewaltiges Foyer. Rechterhand ging eine breite Treppe ins obere Stockwerk und vor ihr befanden sich drei große Flügeltüren, die in angrenzende Zimmer führten. Auf der linken Seite waren große Fenster, die den Blick auf die schneebedeckte Landschaft freigaben. Isabel kam sich mal wieder völlig fehl am Platz vor und sie erinnerte sich prompt an das Treffen mit Harry in seinem Arbeitszimmer im Buckingham Palast. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre gleich wieder davongerannt. Doch da musste sie jetzt durch!
„Darf ich Ihnen Ihren Mantel abnehmen?“, fragte Mister Christie höflich und zuvorkommend.
„Danke. Gerne“, stammelte Isabel und blieb danach weiterhin wie angewachsen stehen. Thomas musste schmunzeln. Irgendwie erinnerte ihn die Situation an das erste Aufeinandertreffen von William und Jane auf Balmoral.
„Kommen Sie, meine Dame, ich zeige Ihnen erst einmal Ihr Zimmer.“
Isabel atmete tief durch und folgte dann Mister Christie in die obere Etage. Gleich das erste Zimmer rechterhand war ihres. Es war ein ganz gewöhnliches Gästezimmer im pompösen Stil der königlichen Familie: Viele Sitzmöglichkeiten, antikes Mobiliar, verschnörkelte Lampen und ein großes, dickes Federbett. Isabel musste unweigerlich lächeln. Ihr gefiel das Zimmer, sie kam sich vor wie in einem Traum statt in der Realität. Doch in diese rief sie Mister Christie schnell wieder zurück: „Miss Canningham, darf ich Ihnen nunmehr Ihren Arbeitsbereich zeigen.“
„Natürlich“, kam es kleinlaut von Isabel. Gleich rechts neben ihrem Zimmer blieben sie vor der verschlossenen Tür stehen.
„Ich melde Sie bei den Herrschaften an“, erklärte Mister Christie kurz. Unweigerlich musste Isabel schlucken.
Doch schon öffnete sich die Tür wieder und Marybeth kam auf den Flur gelaufen. „Tante Bell! Bist Du jetzt mein Kindermädchen? Au ja!“, strahlte Marybeth.
Rein reflexartig hockte sich Isabel hin und nahm Marybeth in ihre Arme. „Hallo, kleine Maus.“
William lächelte. Prompt wurde Isabel knallrot. William übersah dies wissentlich und begrüßte Isabel freundlich: „Guten Abend, Miss Canningham. Schön, dass Sie es einrichten konnten. Meine Frau wird auch gleich zu uns stoßen, sie sieht nur gerade in der Küche nach dem Rechten.“
„Guten Abend, Euer Hoheit“, gab Isabel mit brüchiger Stimme von sich und machte einen etwas verunglimpften Hofknicks.
„Würden Sie mich bitte kurz entschuldigen?“, entgegnete William daraufhin.
„Natürlich, Euer Hoheit.“
„Mister Christie wird die weitere Einweisung vornehmen.“
Doch bevor Mister Christie überhaupt dazu Gelegenheit bekam, zog Marybeth an Isabels Ärmel. „Tante Bell, schau mal, was ich gerade gemalt habe!“, rief Marybeth und zeigte zu dem Tisch herüber. Isabel stand unschlüssig da und wusste nicht, was sie jetzt machen sollte.
Thomas Christie schmunzelte. „Gehen Sie ruhig, ich zeige Ihnen später die anderen Räumlichkeiten.“
„Das kann ich doch machen!“, kam es prompt von Marybeth.
Mister Christie und Isabel mussten lachen. „Du kannst nachher mitkommen, ja. – Ich lasse Sie dann jetzt erst einmal mit Ihrer Hoheit allein?! Sie kommen soweit klar?“
„In Ordnung“, kam es gequält von Isabel. Innerlich stöhnte sie, worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Doch weiter kam sie mit ihren Gedanken nicht, denn Marybeth nahm Isabels Aufmerksamkeit sogleich wieder in Beschlag. Denn nun sollte sich Isabel all die vielen und vor allem schon recht alten Spielsachen und Kuscheltiere angucken. Am Ende saßen beide auf dem Fußboden und blätterten in einem Märchenbuch mit vielen bunten Bildern.
Derweil klopfte es im Untergeschoss erneut an der Tür. Mister Christie erwartete niemanden und verfiel gänzlich in seine Funktion als Leibwächter. Mit ernster, angespannter Miene riss er die Tür auf. Doch schon ließ er die Schultern wieder sinken und verzog das Gesicht zu einer Fratze.
„Hallo Thomas, nette Begrüßung: Erst wird die Tür fast aus ihren Angeln gerissen und dann machst Du ein Gesicht, als sei ich nicht willkommen. Und dabei dachte ich, es wird noch ein Kindermädchen gesucht? Aber anscheinend nicht. Na, dann kann ich ja wieder gehen!“, kam es lapidar von Prinz Harry, während er einfach eintrat.
Thomas war gänzlich verwirrt und verstand im Moment nur Bahnhof. „Wieso Kindermädchen? Du?!“, war auch sogleich seine erste Frage daraufhin.
„Na klar, wer denn sonst?!“, kam es völlig irritiert von Harry.
„Aber …“ Doch weiter kam Thomas nicht, denn just in dem Moment kam Jane aus der Küche und lief hocherfreut ihrem Schwager in die Arme. „Hey Babe, was ist das denn für eine stürmische Umarmung?“
„Oh Harry, sage mir jetzt aber nicht, dass Du nur wegen mir Deine Reise nach Klosters abgesagt hast?!“, fragte Jane verzweifelt.
„Irgendwie schon! Aber nicht ich habe abgesagt, sondern Mitch und Kevin: Sie haben doch glatt ’ne Reise nach Amerika von Kevins Großmutter spendiert bekommen. Als Dankeschön für den riesigen Umzug, den sie ihr vor kurzem gestemmt haben. Tja, und da dachte ich mir: Helfe ich meiner Lieblingsschwägerin aus der Patsche!“
„Danke, Du bist ein Schatz!“, kam es breit lächelnd von Jane.
Thomas Christie stand daneben und war sich unschlüssig, was dies alles zu bedeuten hatte, denn anscheinend wusste Jane nichts von Miss Canningham. Doch diesen Schuh zog er sich nicht an, das sollte mal schön sein Auftraggeber selber seiner Frau erklären. Und schon machte sich Thomas auf die Suche nach William. Er ahnte, dass es sonst noch zu einer bösen Überraschung kommen könnte.
„Wo ist denn eigentlich meine kleine Prinzessin?“, fragte Harry währenddessen.
„Na, wo wird sie wohl sein? Oben im Kinderzimmer! Sie ist völlig begeistert von dem ganzen alten Spielzeug. Geh ruhig hoch, ich komme gleich nach. William ist auch oben.“
Doch William war nicht oben. Hektisch kam er aus der Wohnstube.
„Was machst Du denn hier unten, ich denke Du bist bei Marybeth?“, kam es auch sogleich von Jane irritiert.
„Ich habe Dich gesucht. Ich wollte Dir mitteilen, dass unser Kindermädchen da ist.“
„Ja, ich weiß: Harry.“
„Nein“, kam es ernst von William.
Jane kicherte. „Doch, er ist gerade nach oben gegangen!“
„Ich weiß, Thomas hat es mir soeben gesagt. Aber oben ist schon jemand anderes“, stöhnte William schon fast.
Entgeistert blickte Jane zu ihrem Mann auf. „Und wer, bitte schön?“
„Na, wo ist denn meine kleine Prinzessin?!“, rief Harry freudig aus und betrat ohne weitere Ankündigung das Kinderzimmer. Verdutzt blickte Marybeth zu ihrem Onkel.
Genauso überrascht schaute Isabel Harry ins Gesicht. Harry ging es jedoch auch nicht viel besser. Er glaubte, sich verguckt zu haben und stand mit offenem Mund im Türrahmen und starrte zu Isabel herüber, die Marybeth auf ihrem Schoß sitzen hatte und ein Märchenbuch in der Hand hielt …
„Nun sag schon, wer ist oben?!“, schrie Jane entsetzt.
„Isabel Canningham.“
„Aber wie kommt sie hierher?“
„Ich habe sie gebeten uns für drei Tage als Kindermädchen zu dienen und sie hat zugesagt. Ich wusste nicht, dass Du Harry darum gebeten hattest“, erklärte William besorgt.
„Ja, ich habe Harry gefragt, aber er hatte abgesagt. Er sollte jetzt eigentlich auch in Klosters sein und nicht hier. Doch es kam etwas dazwischen und da hat er spontan entschieden, hierher zu kommen. Ich hatte somit genauso wenig eine Ahnung von seinem Besuch!“, erwiderte Jane sich sortierend.
„Eure Hoheiten, ich will ja nicht stören, aber wäre es jetzt nicht vielleicht angebracht, einmal oben nach dem Rechten zu sehen?“, warf Thomas Christie besorgt ein.
„Oh Gott, ja, natürlich!“, rief Jane sogleich wieder aufgebracht und wollte schon die Treppe hinaufhechten. Doch William hielt sie auf.
Fragend sah Jane zu William. „Wir können ein Aufeinandertreffen sowieso nicht mehr verhindern und wenn wir jetzt auch noch dort hineinplatzen, kommt es zu einem Fiasko! Lass die beiden ein paar Minuten allein. Ich denke, sie werden sich nicht gleich an die Gurgel gehen. Erklären können wir das Durcheinander dann immer noch.“
„William, ich finde die Idee nicht gerade gut“, gestand Jane.
„Um ehrlich zu sein, ich auch nicht“, mischte sich Thomas erneut mit in das Gespräch.
„Wieso, hört irgendjemand Marybeth schreien? Sie wäre doch die Erste, die angelaufen käme, wenn etwas nicht stimmen würde … – Thomas, Du veranlasst bitte, dass in zwanzig Minuten das Abendmahl serviert wird. Du, Jane, ziehst Dich in Ruhe um. Und ich werde einmal nachschauen, was im Kinderzimmer los ist“, bestimmte William und duldete definitiv keine Widerrede.
„Ist das jetzt wieder so ein abgekartetes Spiel, in dem Du erneut versuchst, mir näher zu kommen?“, fragte Isabel, nachdem sie den ersten Schock verdaut hatte, kaum hörbar Prinz Harry.
„Nein, Gott bewahre! Ich wusste nicht, dass Du hier bist! Um ehrlich zu sein, verstehe ich es auch nicht wirklich?! Denn hiermit hätte ich mein Lebtag nicht gerechnet!“, erklärte Harry genauso ruhig.
„Onkel Harry, machst Du mit uns Urlaub?“, fragte plötzlich Marybeth und riss damit sowohl Isabel als auch Harry aus ihrem Entsetzen.
Harry lächelte gequält. „Eigentlich wollte ich dies, denn Deine Mami hatte mich gefragt, ob ich zwei, drei Tage auf Dich aufpassen könnte, wenn Deine Eltern mal abends weggehen wollen.“
„Aber Tante Bell ist doch mein Kindermädchen?!“ Irritiert und überrascht zugleich zog Harry die Stirn kraus. „Papi hat das gesagt!“, sagte Marybeth genauso verwirrt. „Tante Bell, gehst Du jetzt wieder?“
„Nein. Dein Vater hat mich engagiert und somit bleibe ich auch!“, erwiderte Isabel; wenn auch etwas gequält.
„Ach, so ist das …“, sagte Harry schlussfolgernd, auch wenn er es nicht ganz verstand oder nachvollziehen konnte. Er wollte gerade genauer darauf eingehen, als just in dem Moment William an den Türrahmen klopfte und gleichzeitig eintrat. Verunsichert schaute er auf das Bild, das sich ihm bot.
„Hey Wills!“, begrüßte Harry seinen Bruder.
„Hallo Harry, Du bist echt eine Überraschung! Mit Dir hat hier nun wirklich überhaupt niemand gerechnet! Aber das kennen wir ja schon von Dir: Unverhofft, kommt oft …“ Harry verzog beleidigt das Gesicht. „Miss Canningham, bitte entschuldigen Sie die für Sie wohl etwas unangenehme Situation. Sie war wirklich nicht geplant! Mein Bruder hat die Angewohnheit, auch unangemeldet irgendwo aufzutauchen“, versuchte William die verzwickte Lage zu erklären.
„Hey, nun mal langsam: Jane hatte mich gebeten hierher zu kommen!!!“, verteidigte sich Harry.
William seufzte. „Ich weiß, sie hat es mir gerade erst erzählt. – Nur dass Du abgesagt hattest!“
„Ja, sorry! Konnte ja nicht wissen, dass Du Ersatz gefunden hast!“, kam es leicht sauer von Harry.
„Eure Hoheiten, bitte streiten Sie sich nicht wegen mir! Wenn Sie es wünschen, reise ich auch gleich wieder ab“, mischte sich nun auch Isabel mit ein.
„Nein!“, schrie sofort Marybeth und fing an zu weinen.
„Marybeth, bitte weine nicht!“, bat Isabel und strich der Kleinen zärtlich über den Rücken.
„Nein, wenn hier einer geht, dann bin ich das! Schließlich bin ich ungebeten hergekommen …“, stellte Harry klar.
„Ich will nicht, dass Onkel Harry geht!“, heulte Marybeth.
Unweigerlich musste Isabel schmunzeln. Was für eine verfahrene Situation …
William seufzte.
Harry sah derweil unschlüssig zu Isabel, die ebenso unschlüssig mit den Schultern zuckte.
„Ich will, dass Onkel Harry und Tante Bell auf mich aufpassen! Geht das, Papi? Bitte!“, flehte Marybeth und rannte zu ihrem Vater herüber.
William nahm seine Tochter auf den Arm und trocknete mit einem Taschentuch ihre Tränen. „Nicht weinen, mein Spatz. Weißt Du, Onkel Harry und Miss Canningham haben sich vor kurzem ganz dolle gestritten und ich weiß nicht, ob sie sich wieder vertragen wollen.“
„Aber warum habt ihr Euch denn gestritten, wegen mir? Ich hab Euch doch aber beide lieb!“, kam es schluchzend von Marybeth.
„Marybeth, Dein Onkel war nicht gerade lieb zu Tante Bell“, erklärte Harry.
„Und manchmal gibt es Dinge, die nur wieder schwer verzeihbar sind“, fügte Isabel hinzu. „Aber mal schauen, was sich machen lässt, okay?“ Marybeth sah zu Isabel herüber und nickte.
„Darf man stören?“, kam es zaghaft von der Tür. Es war Prinzessin Jane.
„Guten Abend, Euer Hoheit“, begrüßte Isabel die Prinzessin und machte diesmal einen perfekten Hofknicks.
„Miss Canningham, es tut mir leid, dass Sie hier in so ein Durcheinander geraten sind. Mein Mann hat die Angewohnheit, mich ab und an einfach zu überraschen. Sie sollten wohl auch eine Überraschung sein. Aber manchmal ist es besser, mit offenen Karten zu spielen“, sagte Jane. Und als ob sich alle angesprochen fühlten, erröteten William, Harry und Isabel zugleich. Unweigerlich musste sich Jane heftig das Grinsen verkneifen.
„Mami, wann gibt es was zu essen? Ich hab Hunger!“, kam es wie erwartet von Marybeth, woraufhin alle anfingen zu lachen.
„Jetzt! Meine Damen, meine Herren. Das Essen kann nun serviert werden“, antwortete Thomas Christie auf Marybeth’ Frage, dem es keine Ruhe gelassen hatte, weiterhin unten dumm herum zu stehen. Er wollte wissen, ob er sich noch heute Nacht um einen Rückflug kümmern musste.
„Nein“, kam es von Isabel und Harry gleichermaßen. Marybeth strahlte und wollte von ihrem Vaters Arm wieder herunter.
Kaum hatte William seine Tochter abgesetzt, griff sie auch schon nach Isabels und Harrys Hand und lief mit beiden zur Tür. „Kommt, ich zeige Euch, wo wir essen!“
Harry und Isabel sahen sich für einen kurzen Moment tief in die Augen, ehe sich beide mit hochrotem Kopf von Marybeth in die untere Etage führen ließen.
„Soll ich noch ein Zimmer für Seine Hoheit, Prinz Harry, fertig machen lassen?“, fragte Thomas Christie eigentlich nur rein rhetorisch.
„Schau mal einer, guck! Unsere Tochter ist ja eine kleine Kupplerin!“, sagte William sichtlich amüsiert. „Ich glaube, das hat sie von ihrer Mutter …“
Jane grunzte. „Na, Hauptsache das geht gut?!“
„Lassen wir uns einfach überraschen. Wer weiß, vielleicht wird aus den beiden nun doch noch ein Paar …“
„Eure Hoheiten, das Abendmahl wird kalt!“, kam es von Thomas Christie.
„Thomas, seit wann bist Du so förmlich? Sonst sprichst Du uns doch auch mit Vornamen an. Ich möchte, dass Du dies beibehältst. Isabel soll sehen, dass wir völlig normale Menschen sind und hier keiner irgendwen beißt!“
„Sehr wohl … William.“
Jane kicherte und lief die Treppe herunter.
William und Thomas folgten ihr. Doch überrascht blieben sie in der Wohnzimmertür wieder stehen, denn Marybeth saß an der Kopfseite des rechteckigen Tisches und hatte links und rechts von sich Isabel und Harry platziert. Dort, wo sonst eigentlich ihre Eltern saßen. William grinste, als er das ergebene Gesicht von Harry sah. Isabel dagegen hielt den Blick gesenkt und hatte noch immer rötlich schimmernde Wangen. Jane setzte sich spontan neben Isabel, während William ihr gegenüber, neben seinem Bruder Platz nahm.
„Tommy, ich hab Hunger! Was gibt es zu essen?“
„Eure Durchlaucht, heute gibt es eine feine Nudelsuppe als Vorspeise“, wandte sich Thomas hingebungsvoll an Marybeth. „Mit vielen zarten Mohrrüben.“
„Iiihh!“, kam es von Klein Marie, die Mohrrüben nicht sonderlich mochte.
Harry musste sich das Lachen verkneifen und blickte krampfhaft zu William, der ebenfalls schmunzelte. Jane derweil fiel gleich der Löffel wieder aus der Hand.
„Aber Marybeth, Mohrrüben sind doch gesund! Sie sind gut für die Augen. Oder hast Du schon einmal einen Hasen mit einer Brille auf der Nase gesehen?“, fragte Isabel mit ernster Miene Marybeth.
Marybeth kicherte. „Nee, gibt’s ja gar nicht!“
„Siehst Du, und was essen die kleinen Hasen am liebsten?“
„Mohrrüben“, kam es mit langgezogenem Gesicht von Marie.
„Mister Christie, gibt es heute auch einen Nachtisch?“, wandte sich Isabel nun an Thomas.
„Ja, Vanillepudding mit Erdbeeren.“ Sofort strahlten Marybeth’ Augen wieder.
„Marybeth, mein Vati hat immer gesagt, wer die Vorspeise nicht isst, kriegt auch keinen Nachtisch …“
„Das ist gemein!“, jammerte Marybeth und war kurz davor, gleich wieder anzufangen zu weinen.
„Ich weiß, ich finde das auch nicht nett. Aber schau mal, der Koch gibt sich so viel Mühe und kocht für uns ganz tolle gesunde Sachen. Und wenn wir jetzt die Vorspeise nicht essen, dann ist er nachher ganz traurig.“
„Oder wütend“, mischte sich Harry mit ein. „Und dann gibt es ab morgen gar keinen Nachtisch mehr.“ Prompt erhielt Harry für diesen Kommentar einen Tritt ans Schienbein. Von William. „Ist ja gut, ich halt ja schon meine Klappe!“
„Geht es nicht noch etwas ausfallender?“, fragte nun auch Jane.
„Nicht streiten!“, kam es von Marybeth. „Ich esse ja die ollen, blöden Mohrrüben …“
„Du musst ja nicht alle essen. Aber ich glaube, so viele sind in einer Nudelsuppe gar nicht drin. Mister Christie wollte Dich sicherlich nur ein wenig necken. Was nicht nett ist!“, sagte Isabel im bestimmten Ton an Thomas Christie gewandt.
Anstandshalber wurde dieser für diese Rüge rot. „Verzeihung! – Durchlaucht, darf ich dann die Suppe auftragen?“
„Aber gern, denn ich habe noch immer Hunger!“, lachte Marybeth schon wieder.
„Geht das immer so zu, Euer Hoheit?“, fragte Isabel Prinzessin Jane.
„Nicht immer. Aber Thomas und Marybeth spielen dieses Spiel des Öfteren ganz gerne. Übrigens, eine Bitte habe ich noch Isabel: Bitte lassen Sie das Hoheit weg; ich bin Jane! Und wir waren doch schon einmal beim Du …“ Isabel wandte sich ohne jeglichen weiteren Kommentar ihrer Suppe zu. Jane seufzte.
Nach dem Essen brachten Isabel und Jane Marybeth wieder nach oben und bereiteten sie für die Nacht vor. „Ich bin aber nicht müde! Ich will nicht ins Bett!“, jammerte auch sogleich Klein Marie. Jane seufzte entnervt.
„Du sollst doch auch noch gar nicht ins Bett!“, schimpfte Jane.
„Aber Du kannst doch schon einmal Dein hübsches Nachthemd anziehen. Dann den Bademantel drüber und dann spielen wir noch ein wenig mit Deinen Kuscheltieren, okay?“, fügte Isabel hinzu.
„Danke, dass Du hergekommen bist“, kam es auf einmal von Jane.
„Schon in Ordnung. Meine Mutter war etwas schneller als ich und so konnte ich nicht mehr absagen“, gestand Isabel ehrlich. Sie wollte so sofort klarstellen, dass sie nicht freiwillig hergekommen wäre.
Jane schluckte. „Isabel, es tut mir leid, dass die Sache mit Dir und Harry gänzlich danebenging. Ich möchte mich auch noch einmal für das unmögliche Benehmen meines Mannes entschuldigen, aber …“
„Reden wir nicht mehr darüber. Ich werde mich die drei Tage wie vereinbart um Ihre Tochter kümmern und dann hoffe ich, trennen sich unsere Wege wieder …“
„Wie Sie wünschen“, antwortete Jane geknickt.
Als ob Marybeth die Abneigung von Isabel ihrer Familie gegenüber gespürt hätte, fing sie just in dem Moment an zu weinen und rannte einfach auf den Flur hinaus, hinunter in das Wohnzimmer zu ihrem Vater und ihrem Onkel. „Hey, kleine Prinzessin, was ist denn los? Magst Du noch nicht schlafen?“, fragte Harry auch prompt und zog seine Nichte in seine Arme.
„Tante Bell und Mama streiten sich!“, antwortete Marybeth. Sofort sprang William auf und machte sich auf den Weg zu den zwei Frauen.
„Was? Das kann ich gar nicht glauben. Warum sollten sich denn Deine Mami und Tante Bell streiten?“, versuchte Harry hinter die Behauptung von seiner Nichte zu kommen.
„Tante Bell mag mich nicht! Sie hat gesagt, sie wollte gar nicht herkommen!“, jammerte Marybeth.
„Ach Marie, da hast Du sicherlich etwas missverstanden. Tante Bell wäre doch sonst sicherlich nicht hier?!“
„Aber sie will wieder gehen!“, weinte Marybeth und warf sich erneut an den Hals ihres Onkels. Harry schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. Er hatte das Gefühl, dass Marybeth die Wahrheit gesagt hatte und er mit seinem unangemeldeten Kommen daran schuld war. Tröstend strich er seiner Nichte über den Rücken und wiegte sie.
„Was ist hier los?!“, kam es aufgebracht von William, der den beiden Frauen auf der Treppe direkt in die Arme lief.
„Marybeth hat etwas gehört und missverstanden!“, versuchte Jane zu erklären.
Doch ein Blick in Isabels Gesicht und William wusste, dass seine Frau nicht ganz die Wahrheit gesagt hatte. Er griff sich beide und zog sie ins Arbeitszimmer. „Ich glaube, wir sollten uns einmal kurz unterhalten!“ Jane war William dankbar, dass er in dieser brenzligen Situation einen kühlen Kopf behielt.
Isabel derweil hatte ein ganz rotes Gesicht und wusste nicht, wie sie sich für ihren kleinen Aussetzer angemessen wieder entschuldigen sollte.
„Also, Miss Canningham, was ist vorgefallen?“, fragte William ruhig.
Doch Isabel schwieg. Sie kam sich vor wie vor einem Exekutionskommando. Der Kloß in ihrem Hals wollte weder nach unten noch nach oben. Stattdessen musste sie mit ihren Tränen kämpfen. Sie hatte sich unmöglich benommen!
„Miss Canningham hat mir mitgeteilt, dass Sie nicht freiwillig hier ist und dass Sie Ihrer Pflicht zwar nachkommt, aber mehr auch nicht!“, erklärte Jane kalt.
Überrascht sah William zu Isabel herüber. „Verzeihung!“, war alles, was Isabel sagte, ehe sie aus dem Raum rannte und in ihr Zimmer lief.
Just in dem Moment kam Harry aus dem Kinderzimmer heraus und sah Isabel in Tränen aufgelöst in ihrem Zimmer verschwinden. Doch noch bevor sie die Tür schließen konnte, folgte er ihr. „Ist es meine Schuld?“, fragte Harry auch sofort. Isabel, die Harry nicht bemerkt hatte, erschrak und sah ihn apathisch an. „Willst Du wegen mir wieder fort? Das brauchst Du nicht, denn ich gehe! Gleich morgen Früh reise ich ab und ich werde jetzt in mein Zimmer gehen, so dass wir uns nicht mehr über den Weg laufen müssen.“
Isabel stand noch immer wie angewachsen genau vor Harry und starrte ihn an. Mit gebrochener Stimme sagte sie: „Nein, es ist nicht wegen Dir. Ich habe mich gegenüber Prinzessin Jane unmöglich verhalten!“
„Was ist denn passiert?“, fragte Harry ruhig und sah Isabel besorgt in die Augen.
„Sie wollte sich bedanken, dass ich mich um Marybeth kümmere, doch ich bin nicht freiwillig hier: Meine Mutter hat das eingefädelt, weil sie wütend war, dass ich sie belogen habe … Und das ist alles nur Deine Schuld!!!“, rief Isabel nun doch wütend und aufgebracht zugleich aus. „Warum musstest Du auch in mein Leben treten???“
Harry antwortete darauf nichts, trat jedoch einen Schritt näher an Isabel heran. Unweigerlich stiegen Isabel gleich noch mehr Tränen in die Augen. Verzweifelt hämmerte sie dann hilflos mit ihren Fäusten auf Harrys Brust ein.
„Isabel! Beruhige Dich!“, bat Harry und versuchte Herr der Situation zu werden, indem er Isabels Handgelenke ergriff und sie festhielt. Doch Isabel kämpfte weiterhin gegen Harry an.
„Isabel, weder William noch Jane, geschweige denn Marybeth können etwas dafür, dass wir beide ein Problem miteinander haben! Und selbst wenn Deine Mutter dafür verantwortlich ist, dass Du jetzt hier bist, hättest Du sicherlich auch absagen oder Dich verweigern können. Niemand kann Dich zwingen hier zu sein! Aber vorhin, als ich in das Kinderzimmer kam, sah es nicht danach aus, als ob Du Dich gequält hättest …“
„Du hast doch keine Ahnung!“, schrie Isabel und versuchte abermals, Harry ihre Handgelenke zu entziehen.
Doch umso mehr sie zog, umso fester hielt Harry sie fest. „Mag sein, doch eines weiß ich: Meine Nichte hat Dich in ihr Herz geschlossen und sie ist todunglücklich, dass Du sie wieder verlassen willst. Tu der Kleinen das nicht an, denn sie kann definitiv nichts für das ganze Durcheinander und sie ist auch noch viel zu klein, um das Ganze hier zu verstehen! Sie sieht mit ihren kindlichen Augen nur eines: Du bist böse auf sie und damit ist sie gänzlich überfordert.“
„Es tut mir leid!“, kam es völlig kraftlos von Isabel, die aufgehört hatte, sich Harrys Griff zu entziehen.
„Mir tut es auch leid, dass ich Dir eben wehtun musste. Doch bevor ich jetzt Deine Hände wieder freigebe, darf ich da noch eine Bitte äußern? Es geht um Marybeth!“ Isabel nickte, sah jedoch bedrückt zu Boden. „Bitte gehe zu ihr und sage ihr, dass sie nicht schuld daran ist und Du sie weiterhin lieb hast. Mir wollte sie nämlich nicht glauben.“ Leicht verwirrt sah Isabel zu Harry auf. „Danke“, sagte Harry jedoch nur und ging.
Vor Isabels Zimmertür traf Harry prompt auf William, der gerade zu Isabel wollte. Doch Harry schüttelte den Kopf und bat seinen Bruder, wieder mit ihm nach unten zu kommen.
„Wo ist Marybeth?“, fragte William.
„In ihrem Bettchen.“ Stirnrunzelnd sah William Harry überrascht an. Harry grinste. „Ja, ich habe sie dort hingebracht.“
Eine viertel Stunde später klopfte Isabel leise an die Kinderzimmertür an und betrat dann auf Zehenspitzen das Zimmer. Marybeth lag in ihrem Bettchen, hielt einen Teddy fest in ihren Arm gedrückt und sah zum Leuchtbilderhimmel, den die Spieluhr an die Decke projizierte.
„Hallo, kleine Maus“, flüsterte Isabel.
„Tante Bell!“, rief Klein Marie überrascht. „Bist Du noch böse mit mir?“
Isabel lächelte geknickt. „Aber nein, Du kannst doch gar nichts dafür!“
„Bleibst Du jetzt bei mir?“, fragte Marybeth hoffnungsvoll und setzte sich auf. Isabel schluckte. „Bitte, ich bin auch ganz artig! Versprochen!“, flehte Marybeth von Neuem.
„Weißt Du Marybeth, ich weiß nicht, ob das so gut ist …
„Bist Du böse auf meine Mami?“
„Nein.“
„Auf meinen Papi?“, fragte Marybeth weiter. Isabel musste unweigerlich schmunzeln und schüttelte verneinend den Kopf. „Onkel Harry! Hat er Dir wehgetan?“
„Nein, hat er nicht.“
„Und warum weinst Du dann?“
„Ach Schatz! Ich war heute böse zu Deinen Eltern und auch nicht nett zu Dir oder zu Deinem Onkel. Dein Papi hat Dir doch heute erzählt, dass Dein Onkel und ich uns gestritten haben.“ Marybeth nickte bestätigend mit ihrem kleinen Kopf. „Und der Streit war so doll, dass das noch eine Weile dauern wird bis wir uns wieder vertragen. Deine Mami hat aber gehofft, dass wir uns gleich wieder versöhnen. Doch das klappt leider nicht.“
„Willst Du deshalb wieder weg? Find ich aber doof!“, beschwerte sich Marybeth und zog einen Flunsch. Isabel seufzte.
„Liest Du mir was vor?“, fragte Marybeth plötzlich völlig überraschend.
„Eine Gute-Nacht-Geschichte?“, fragte Isabel daher leicht verwirrt. Breit lächelnd nickte Marybeth. „Na gut, dann hole ich mal das Märchenbuch.“
„Kann ich doch holen!“, rief Marybeth und schneller als Isabel gucken konnte war Marybeth auch schon wieder aus ihrem Bettchen gehuscht und zum Bücherregal herübergerannt. Zurück kam sie mit einem ganz alten und dicken Buch, welches sie aufs Bett warf. „Darf ich auf Deinen Schoß?“
„Na, dann komm mal her, kleine Prinzessin!“, sagte Isabel. Sie setzte sich Marybeth auf ihre Knie, drückte ihr ihren Teddy wieder in den Arm und warf dann über Marybeth und sich die Zudecke, damit sich Marybeth nicht erkältete. „Und welche Geschichte soll ich Dir vorlesen?“
„Dornröschen!“
„Was, schon wieder? Die Geschichte kennst Du doch aber schon!“
„Ich will aber trotzdem Dornröschen hören!“
„Also schön, Dornröschen“, ergab sich Isabel.
Während Isabel das Märchen von Dornröschen vorlas, saßen William, Harry und Jane in der Wohnstube und überlegten, wie das hier jetzt weitergehen sollte. Harry wollte zwar noch immer abreisen, doch Jane bestand darauf, dass er blieb.
Als Isabel nach einer Stunde noch immer nicht wieder aus dem oberen Stockwerk nach unten gekommen war, wurde William ein wenig stutzig und er ging nach oben, um nachzusehen. Doch Isabel war nicht, wie angenommen, in ihrem Zimmer. Vorsichtig öffnete er daraufhin Marybeth’ Zimmer. Im dortigen Schaukelstuhl vor dem Kinderbett saß Isabel und schlief und in ihrem Schoss lag Marybeth und schlief ebenfalls.
William schmunzelte. Vorsichtig rief er Isabels Namen, doch sie reagierte nicht. Selbst als er sie zaghaft an der Schulter berührte, reagierte sie nicht. William schüttelte amüsiert den Kopf. Behutsam nahm er seine Tochter von Isabels Schoss und legte sie in ihr Bettchen und deckte sie warm zu.
„Ich hab Dich lieb, Tante Bell“, kam es schlaftrunken von Marybeth, ehe sie sich zur Seite drehte und weiterschlief.
Sofort erwachte Isabel aus ihrem Schlaf und wollte reflexartig Marybeth auf ihrem Schoß festhalten. Als sie merkte, dass diese bereits in ihrem Bettchen lag und William neben ihr stand, wurde sie knallrot. „Verzeihen Sie vielmals, Euer Hoheit.“
„Es ist alles okay. Sie müssen sich nicht entschuldigen“, flüsterte William.
„Doch, für vorhin. Ich weiß nicht, was da in mich gefahren war. Ich …“
„Sprechen Sie mit meiner Frau, nicht mit mir darüber. Und jetzt kommen Sie, wir wollen Marybeth nicht weiter in ihrem Schlaf stören“, unterbrach William Isabel freundlich. Isabel nickte und folgte Prinz William in den Flur. William führte Isabel auch weiterhin in die Wohnstube. Mit hochrotem Kopf und gesenkten Lidern betrat Isabel das Zimmer. „Euer Hoheit, Prinzessin Jane? Bitte verzeihen Sie mein unangebrachtes Benehmen vorhin. Es ist zwar richtig, dass ich nicht freiwillig meine Zusage als Kindermädchen erteilt habe, aber ich bin aus freien Stücken hierhergekommen, um Marybeth zu betreuen. Ich hoffe, Sie können meine Entschuldigung annehmen und erlauben es mir, weiterhin die nächsten drei Tage auf Marybeth aufzupassen?“
„Unter einer Bedingung nehme ich Ihre Entschuldigung an!“, sagte Jane etwas kühl.
Isabel schluckte hart. „Ja?!“
„Sie setzen sich jetzt zu uns, trinken mit uns gemeinsam ein Glas Rotwein und erlauben es mir, Ihnen erneut das Du anzubieten …“
Erneut musste Isabel schlucken.
„Ich will Sie nicht zwingen, meine Freundin zu werden, aber eine freundschaftliche Basis erleichtert das gemeinsame Miteinander, und sei es auch nur für die drei Tage“, erklärte Jane weiter.
Da Isabel weder etwas erwiderte noch sich vom Platz wegbewegte, half William etwas nach und drückte Isabel in den nächstgelegenen Sessel, reichte ihr ein gefülltes Rotweinglas und stieß mit ihr an. Danach setzte er sich zurück zu seiner Frau auf die Couch und sah Isabel erwartungsvoll an. Isabel seufzte und ergab sich: „Okay, Sie haben gewonnen! So, wie es ausschaut, bleibt mir sowieso keine andere Wahl, nicht?“
„Korrekt!“, kam es lächelnd von William. „Meine Frau kann nämlich ziemlich hartnäckig sein.“
Jane räusperte sich und stieß ebenfalls mit Isabel an. „Isabel, ich bin Jane, mein Mann trägt den Namen William. Tja, ehm … und den Herrn an Deiner rechten Seite kennst Du ja selbst zu genüge.“
„Hey! Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?“, beschwerte sich auch sogleich Harry lauthals. Jane grinste nur süffisant und zuckte mit den Schultern.
„Tja, Brüderchen, wenn Du das selber nicht weißt …“, setzte William scherzhaft noch einen drauf. Unweigerlich musste nun auch Isabel schmunzeln. Harry lächelte ebenfalls und sah zu Isabel herüber. Isabel erwiderte seinen Blick schüchtern.
„Darf ich auch mit Dir anstoßen? Ich würde nämlich gerne mit Dir Frieden schließen wollen, wenn Du erlaubst?“, wandte sich nun Harry an Isabel. Isabel lächelte müde und sah dabei Harry eine ganze Weile in die Augen; sie waren eine Mischung aus Grau und Blau und Isabel wäre am liebsten darin versunken. Prompt errötete Harry, was zu aller Belustigung beitrug. Isabel tat es ihm gleich und so stießen beide grinsend auf ihren Friedenspakt an. Harry war erleichtert. Isabel ebenfalls. Und William und Jane erst recht!
„Wie sieht das morgige Tagesprogramm aus, wenn ich fragen darf?“, erkundigte sich Isabel anschließend.
„Nun ja, William und ich wollten gerne nach dem Mittag einen kleinen Ausflug in einen der Nachbarorte machen; allein“, sagte Jane zaghaft. Isabel nickte verständnisvoll und sah dabei zu William, der das Nicken erwiderte.
„Traust Du es Dir zu, den Nachmittag und den frühen Abend mit Marybeth allein zu verbringen? Wir würden Dir gerne Thomas Christie als Begleiter zur Seite stellen. Er kann Dich und Marybeth überall hinfahren, wo ihr eventuell gerne hinwollt“, erklärte William weiter.
„Um ehrlich zu sein, ich kenne mich hier nicht aus. Ich denke, Marybeth und ich werden es uns daher im Haus und im Garten gemütlich machen“, sagte Isabel.
William nickte einvernehmlich.
„Und was stellst Du so an, Harry?“, fragte Jane daraufhin ihren Schwager.
Doch dieser zuckte nur unwissend mit den Schultern. „Weiß ich noch nicht, da ich ja jetzt als Kindermädchen überflüssig bin, werde ich wohl ein wenig durch die Gegend streifen oder einfach nur faul die Beine hochlegen.“
Jane und William verdrehten die Augen.
Isabel schüttelte nur amüsiert den Kopf. „Was hättest Du denn gemacht, wenn Du mit Marybeth allein hier gewesen wärest?“
„Das ist ja mal eine sehr interessante Frage!“, stellte William überrascht fest und war schon richtig gespannt, was Harry darauf antworten würde. Prompt errötete Harry.
„Super! Ach, doch so viel?!“, kam es enttäuscht von Jane.
„Entschuldigt mal, ich konnte ja nicht wissen, dass ihr Euch gleich morgen verdünnisiert! Mir wäre schon noch was eingefallen, schließlich passe ich ja nicht das erste Mal auf Marybeth auf!“, versuchte sich Harry zu verteidigen, was ihm jedoch nicht gelang und gänzlich fehlschlug. Denn Jane seufzte laut und verdrehte dabei theatralisch die Augen.
Während William erwähnte: „Ja, Du hast Recht, Du hast schon des Öfteren auf Marybeth aufgepasst! Danach hatten wir meist einen ganzen Monat zu tun, ihr die ganzen Flausen wieder auszutreiben, die Du ihr in den Kopf gesetzt hast …“
Harry erdolchte seinen Bruder daraufhin buchstäblich mit den Augen. Isabel hingegen konnte sich nur noch schwerlich ein Kichern verkneifen. Jane sah dies und grinste begeistert.
Nachdem Isabel eine Stunde später ihr Rotweinglas geleert hatte, machte sie sich auf den Weg zu ihrem Zimmer. Sie war müde und wollte morgen ausgeruht sein, wenn sie fast einen ganzen Tag mit Marybeth allein war. Kurz darauf folgte ihr Harry und auch Jane und William gingen bald danach zu Bett. Es herrschte allgemein eine friedliche Stimmung und das war das, was Jane und William dringend nötig hatten.