Читать книгу Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis - Christine Engel - Страница 10

Оглавление

6

Plötzlich stand sie in einer Seitenstraße von Memphis.

Akira sah sich überrascht zu ihm herum, aber Regulus war weg. War er doch ein Dämon mit Herz? Sie trat auf die Hauptstraße und erkannte, dass sie nicht weit entfernt war von der Stelle, an der sie mit Peter verschwunden war. Von hier war es nicht weit bis zu ihrer Wohnung. Sehnsüchtig dachte sie an ihre Wohnung. Gerne wäre sie jetzt dorthin gegangen. Aber es war sicher alles wieder nur eine Illusion, damit er erhielt, was er wollte. Traurig erinnerte sie sich daran, wie sie in ihrer Wohnung gesessen hatte und gedacht hatte, sie hätte ein schlimmes Leben. Wie dumm sie damals gewesen war. Sie hatte damals nicht erkannt, wie gut es ihr eigentlich gegangen war. Zwar keinen Freund oder eine Beziehung, die sie erfüllte, aber ansonsten hatte sie ein gutes Leben gehabt. Sie musste nicht jede Nacht halb wach bleiben, damit sie mitbekam, wenn sich ihr jemand näherte. In ihrer Wohnung konnte sie einfach die Tür abschließen und war sicher gewesen. Vielleicht sollte sie einfach nach Hause gehen. Aber das brachte ja nichts, denn das hier war ja nur eine verdammt gute Illusion. Traurig setzte sie sich auf eine Bank an der Hauptstraße, beobachtete die Menschen und wartete, dass Tenebris die Illusion wieder beendete. Aber nichts geschah. Es fing an zu regnen. Aber Akira hob nur den Kopf zu dem Himmel hinauf und genoss die kostbaren Regentropfen. Als ein Bus an ihr vorbeifuhr und das Wasser der Straße gegen sie spritzte, stand sie dann doch auf. Was, wenn das hier doch keine Illusion war? Was, wenn er sie tatsächlich zurückgebracht hatte? Er hatte doch gesagt, dass er es könnte. Völlig durchgeweicht machte sie sich auf den Weg in ihre Wohnung. Von wo er sie wegholte, war doch egal. Vielleicht konnte sie noch mal ihre Wohnung sehen. Kurz darauf stand sie vor der Wohnungstür. Aber sie hatte ihren Schlüssel in der Unterwelt irgendwo verloren. Da hatte sie sich nichts weiter dabei gedacht, aber jetzt hätte sie ihn gebraucht. Zum Glück hatte sie einen Ersatzschlüssel hinter dem Bild im Flur versteckt. Den holte sie hervor und schloss die Tür auf. Rasch trat sie ein, schloss die Tür hinter sich und schloss ab. Sie sah sich um. Es war so seltsam, wieder hier zu sein. Nach allem, was vorgefallen war, wieder hier in der Wohnung zu stehen.

Da klingelte das Telefon.

Akira ging ran. »Ja?«

»Akira Schätzchen, bist du das? Endlich erreiche ich dich! Wo hast du nur die letzte Woche gesteckt? Wir haben alle versucht, dich zu erreichen. Aber du warst wie vom Erdboden verschluckt. Der Deal mit dem Konzern steht an und du hättest alles für die Kampagne vorbereiten müssen und ich konnte dich nicht finden.« Sie kicherte. »Ich dachte schon, du bist mit Peter vielleicht auf einer Drogentour oder so!«

»Susan, bist du das?« Akira konnte es kaum fassen. Sie dachte nach. Regulus Tenebris konnte doch nichts von ihrer Freundin Susan wissen, es sei denn, er konnte Gedankenlesen. Konnte dies hier vielleicht doch die Realität und keine Illusion sein?

»Ja, wer sollte dich sonst um diese Zeit noch anrufen?«

»Ich bin wieder hier?« Leise und ungläubig sprach sie ins Telefon, so als hätte sie Angst, ihre Stimme würde die schöne Illusion zerstören.

»Was klingst du so seltsam? Bist du immer noch auf Drogen?«

»Bin ich wirklich wieder hier auf der Erde?« Jetzt traute sie sich, etwas lauter zu sprechen und immer noch war die Illusion da. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht.

»Akira, geht es dir gut? Soll ich vorbeikommen?« Echte Besorgnis war in ihrer Stimme zu hören.

»Nein schon in Ordnung!«

»Ich kann durchaus schnell vorbeikommen, wenn du willst.«

»Nein, das musst du nicht. Ich werde jetzt duschen gehen und das mache ich lieber allein.«

»Okay, aber vergiss nicht. Morgen ist das Meeting. Ich habe getan, was ich konnte, aber bereite dich bitte selbst auch noch vor.«

»Meeting? Welches Meeting?«

»Nun, das Meeting, über das wir schon lange reden und was für dich Karriere mäßig wichtig ist.«

Die Erinnerung kehrte zurück. Sie hatte diesen wichtigen Termin tatsächlich verdrängt. »Aber das müsste doch schon gewesen sein oder habt ihr es vertagt?«

»Akira, geht es dir wirklich gut? Das Meeting ist regulär morgen und wurde nicht vertagt.«

»Nein, das kann nicht stimmen! Ich war doch zwei Monate …«

»Doch sicher ist es morgen. Soll ich nicht doch vorbeikommen.«

»Nein, nein, alles in Ordnung. Ich schaffe das schon.« Die Zeit in Abyss verlief wohl anders als hier. Kathrin hatte so etwas gesagt, erinnerte sich Akira nun.

»Sicher? Du klingst nicht so, als würdest du es schaffen.«

»Doch das geht klar. Wir sehen uns dann morgen«, sagte sie rasch, dann legte sie auf und starrte vor sich hin. Konnte es wahr sein? Konnte sie sich wieder zurück auf der Erde sein und das hier war keine Illusion? Erneut erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Sie sah sie sich in der Wohnung um. Alles sprach dafür. Sie war zurück! Sie war in Sicherheit! Sie konnte es immer noch nicht fassen. Er war doch ein netter Dämon, auch wenn das Wort Dämon an sich die Existenz eines netten Wesens dieser Spezies eigentlich schon ausschloss. Rasch eilte sie zur Wohnungstür und schloss sicherheitshalber noch einmal um. Dann ging sie ins Badezimmer. Dort drückte sie auf den Lichtschalter und das Licht ging an. Das Lächeln auf ihrem Gesicht vertiefte sich. »Bin ich wirklich zurück?« Sie näherte sich vorsichtig der Dusche und stellte das Wasser an. Es floss aus der Brause. Akira hielt ihre Hand darunter. Staunend sah sie die Tropfen über ihre Haut laufen und genoss das Gefühl des Wassers auf der Haut. Dabei sah sie, wie dreckig sie war. Sie erkannte sich kaum selbst wieder bei einem Blick in den Spiegel. Auch ihre Haare waren dreckig und verfilzt. Falls das hier doch wieder eine Illusion war, dann eine mit fließend Wasser. In dem Moment wusste Akira, dass sie das hier einfach so lange genießen würde, wie es ging. Wenn es eine Illusion war, dann würde sie das Beste daraus machen. Wenn es aber keine Illusion war und sie wieder auf der Erde war, dann würde sie jetzt auch duschen. Egal was wirklich war, sie würde den Moment jetzt auskosten, die Dusche nutzen und sie genießen. Es war ihr absolut egal, dass Tenebris sie dabei vielleicht nackt sehen würde. Sie fühlte sich nur noch eklig. Rasch zog sie sich aus und stieg unter die Dusche. Das warme Wasser fühlte sich so himmlisch an auf ihrer Haut. Sie schloss genießerisch die Augen und atmete tief ein. Dann nahm sie das Duschgel, schäumte ihre Haut reichlich ein, spülte den Schaum wieder ab und schäumte sich erneut ein. Dann waren die Haare dran. Sie wusch sie gleich dreimal. Nie hätte sie erwartet, dass so viel Dreck an einem Menschen kleben konnte. Es war traumhaft, wieder sauber zu sein. Ihre Haare pflegte sie außerdem mit einem Conditioner, dann würde sie sie nachher vielleicht bürsten können. Als sie fertig war, brachte sie es nicht über sich unter dem angenehmen Wasser hervorzukommen. Sie schloss die Augen und genoss die Dusche, bis ihr kalt wurde. Dann erst schaltete sie das Wasser ab, stieg aus der Dusche und griff sich das Handtuch. Auch beim Abtrocknen ließ sie sich Zeit. Das Handtuch auf der Haut zu spüren war eine wahre Freude. Nur in das Handtuch gewickelt stellte sie sich vor den Spiegel und versuchte, ihre Haare zu bändigen. Da sie in den letzten Wochen so wenig Pflege gehabt hatten, war das gar nicht so einfach und einige der Haare wanderten in den Müll. Endlich hatte sie sie einigermaßen durchgebürstet und war damit zufrieden. Sie ging ins Schlafzimmer. Hier war alles noch so, wie sie es verlassen hatte. Das Bett stand in der Mitte des Raumes. Es war nicht gemacht, da sie hier mit Peter geschlafen hatte und er so schnell los wollte. Rasch ging sie zu ihrem Kleiderschrank, der an Wand neben der Tür stand, und nahm sich saubere Unterwäsche, sowie andere sauberen Kleidungsstücke aus dem Schrank. Das war einfach Luxus pur. Sie suchte sich einfache Baumwollsachen heraus. Die fühlten sich einfach nur gut auf der Haut an. Nachdem sie sich wieder angezogen hatte, ging sie zur Wohnungstür. Sie war immer noch verschlossen. Aber sie brauchte das Gefühl, sich dessen sicher zu sein. Niemand würde hereinkommen können. Also kehrte Akira ins Schlafzimmer zurück. Sie legte sich jedoch angezogen auf das Bett. Schließlich wollte sie nicht in Nachtzeug aus der Illusion in der Burg wiedererwachen. Und wenn sie doch wieder zu Hause war, dann würde sie eben einmal in Kleidung schlafen. Sicher war sicher.

Am nächsten Morgen weckte ihr Wecker sie. Das war eins der schönsten Geräusche, die Akira je gehört hatte. Sie stand auf und reckte sich. Sie blieb auf dem Bett sitzen und sah sich erneut um. War das alles wirklich passiert oder war das alles nur ein Traum? War sie vielleicht einfach nur krank gewesen und hatte halluziniert? Nein, es war real gewesen. Sie spürte an ihrem Hals eine Stelle, an der die Haut sehr empfindlich war. Hier hatte der Holzring gelegen und gescheuert. Sie war von Peter nach Abyss gebracht worden. Dort hatte sie gearbeitet, bis Regulus Tenebris gekommen war und die Burg, sowie die Menschen darin übernommen. Akira stand auf und besah sich ihren Hals im Badezimmerspiegel. Er war immer noch leicht gerötet von dem verdammten Holzding. Tenebris hatte sie zurück auf die Erde gebracht. Aber Dämonen taten nie etwas ohne Grund. Was wollte er von ihr? Und woher bitte wusste er, dass sie in dieser Stadt wohnte? Konnte er doch in die Köpfe gucken oder Gedankenlesen? Er hatte sie aufgefordert zu lachen. Dabei hatte er auch gesagt, er könne sie zurückbringen. Sie erinnerte sich gut an seine Worte. Aber warum hatte er sie hergebracht? Hier würde er es doch nicht mitbekommen, wenn sie lachte. Akira runzelte die Stirn, konnte sich aber nicht wirklich einen Reim darauf machen. Sie ging ins Wohnzimmer. Aber hier sah es alles so aus wie in ihrer Wohnung. Wenn dies eine Illusion war, woher hätte er das denn so detailliert wissen sollen? Außerdem hatte sie auch mit Susan telefoniert. Sie nickte. Sie war wieder zurück. Aber warum hatte er es getan?

Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis

Подняться наверх