Читать книгу Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis - Christine Engel - Страница 11

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Peter Horar stolperte mit einer Handvoll seiner Lakaien aus dem Portal in seine alte Höhle. Er hatte das geheime Portal benutzt, welches er gleich zu Beginn in der Burg erschaffen hatte. Es war sein Fluchtweg aus der Burg, falls es zu so einem Notfall einmal kommen sollte und er fliehen musste. So hatte er Tenebris mit einige seiner Anhänger entfliehen können. Rasch verschloss er auf dieser Seite das Portal, damit nicht auch Tenebris Leute hindurch kommen konnten. Er sah sich wütend um. Da stand er nun wieder in seiner alten Höhle. Die steinernen Sitze schienen ihn höhnisch anzugrinsen. Die anderen wussten, sie durften ihn jetzt nicht stören und hielten sich still in den Ecken der Höhle. Verdammt, wie hatte er das geschehen lassen können? Er hatte alles verloren. Der Prinz hatte ihm alles, was er sich hier mühsam aufgebaut hatte, mit einem Schlag wieder abgejagt. Sein gesamter Besitz war in der Burg gewesen. Er stand wieder am Anfang und hatte nichts mehr. Er schüttelte wütend den Kopf. Zudem würde Tenebris ihn jetzt sicherlich suchen und bemüht sein, ihn auszulöschen. Damit war er nun schlimmer dran als zuvor. Sein Handeln war so dumm gewesen. Zu hoffen, dass sein Diebstahl unbemerkt blieb, war einfach nur idiotisch. Er hätte es vorhersehen müssen. Jetzt musste ihm dringend etwas einfallen, sonst wären seine Tage gezählt. Nachdenklich schritt Horar durch die Höhle. Was konnte er jetzt tun? Er konnte sich bei den Menschen auf der Erde verbergen. Dort musste ihn Tenebris dann erst einmal aufspüren. Das war bei der Vielzahl der Menschen nicht so einfach, selbst für den Prinzen nicht. Er nickte langsam. Ja, das wäre eine Option. Aber zum einen wollte er nicht ständig in Angst vor einer Entdeckung leben müssen. Und zum anderen brauchte er einfach die Macht und den Reichtum. Horar liebte das Gefühl, wenn andere vor ihm zitterten und ihn anflehten. Er wollte Diener haben, die sich um seine Belange kümmerten. Ohne das wollte er nicht leben. Deshalb war ihm klar, es gab nur eine Sache, die er tun konnte, um beides zu erreichen. Er würde Tenebris zuvorkommen müssen und ihn töten. Dann würden der Besitz und die Macht des Prinzen auf ihn übergehen. Er begann zu grinsen, als er sich ausmalte, was er damit anfangen konnte. Aber schon runzelte er die Stirn, als ihm klar wurde, dass seine Macht selbst nicht dazu ausreichen würde, es zu schaffen. Ärgerlich sah er sich um und betrachtete seine Lakaien. Auch seine Männer verfügten nicht über ausreichend Kräfte dafür. Nicht einmal die gemeinsamen Kräfte von Wago, Tarek und Sohan hatte dafür gereicht. Sie alle waren keine gebürtigen Dämonen und deutlich jünger als Tenebris. Außerdem hatte er erheblich mehr Dämonen ausgelöscht und so deren Kraft in sich aufgenommen. Der Prinz war schlichtweg zu stark für ihn. Er schüttelte den Kopf über die missliche Lage, in die er sich mit seiner Habgier gebracht hatte. Da riss er die Augen auf, als ihm ein Einfall kam. Er und seine Männer waren zu jung. Ebenso wie Wago und die beiden Kriegsdämonen zu jung gewesen waren. Aber ein anderer Dämon konnte es. Ein älterer Dämon musste genügend Kraft haben, um den Prinzen zu vernichten. Er nickte und langsam breitete sich erneut ein Grinsen auf seinem Gesicht aus.

Seine Männer machten sich noch kleiner auf ihren Plätzen, als sie es sahen. Das verhieß nichts Gutes.

Horar würde einfach den Devornator freilassen. Dieser uralte Dämon war ein körperloses Wesen. Peter hatte ihn noch nie zuvor gesehen und nur von ihm gehört. Er war eine Legende. Das Wesen hatte bereits zu Beginn der Zeit hier in Abyss existiert. Damals hatte es alles und alle verschlungen, die sich ihm genähert hatten. Er hatte beinahe alle Dämonen dieser Dimension verschlungen, so hieß es. Der Fürst selbst hatte ihn damals gemeinsam mit anderen Dämonen schließlich wegsperren können, damit er keinen Schaden anrichten konnte. Erneut grinste er vor sich hin. Der Schaden, den der Urdämon verursachen konnte, war Horar egal. Was hatte er schon zu verlieren? Schließlich wollte er nicht in ständiger Angst vor dem Prinzen leben müssen. Es wollte Rache für seinen Verlust. Sein Reichtum war in seiner wunderbaren Burg geblieben. Er wollte beides zurückhaben und er wollte Regulus Tenebris Tod sehen!

Horar wusste, wo der Devornator gefangen gehalten wurde. Er würde ihn befreien und dazu bringen, sich auf Tenebris zu stürzen. Sicherlich wäre Regulus Tenebris nicht erfreut, wenn sich ihm ein solcher Urdämon nähern würde. Horar lachte hämisch auf. Es würde ihm Freude machen zu sehen, wie der hochnäsige Kerl sich vor Angst in die Hose machte. Denn wenn selbst der Fürst sich nicht allein gegen den Devornator hatte erwehren können, dann würde es Regulus Tenebris ebenso wenig gelingen. Diabolisch grinsend verließ er wortlos seine Höhle und suchte die Gänge auf, in denen der uralte Dämon eingesperrt war.

Fackelschein an den Wänden erleuchteten spärlich den Boden vor ihm. Er musste ein ganzes Stück durch den Untergrund Abyss wandern, ehe er den abgelegenen Teil erreichte, in dem der Urdämon verwahrt wurde. Er lächelte immer noch, als er sich dem Abschnitt näherte. Da sah er vor der Tür zu dem Verlies des Dämons eine Wache stehen. Sofort drückte er sich mich dem Rücken gegen die Wand. Zum Glück hatte die Wache ihn nicht gesehen. Peter brauchte keine Tür, um in die Zelle zu kommen. Er erschuf einfach ein Portal zu dem Gefängnis des alten Dämons und trat hindurch.

In der Zelle roch es widerlich nach einer Substanz, die entsetzlich in der Nase brannte. Es musste eine Art Säure sein, wurde Horar klar. Sofort hielt er sich die Hand über Nase und Mund und atmete nicht zu tief ein. Zwar regenerierte sich sein Körper wie der aller Dämonen recht schnell, aber man musste ja nicht unnötig leiden. Suchend sah er sich in dem dunklen Raum um. Er befand sich in einer Höhle. Sie war recht groß und wie schon erwähnt absolut dunkel. Kein Licht drang durch ein Fenster oder eine Ritze hinein. Aber Horar konnte den Dämon trotzdem erkennen.

Der Devornator leuchtete an einigen Stellen vor Energie. Wie Lichtblitze durchzogen die Energie seinen Körper, eine schwarze viskose Flüssigkeit ohne erkennbare Form. Er bewegte sich langsam, halb fließend, halb kriechen durch die Gänge seiner Gefängnishöhle.

Wie sollte so ein Wesen die Menschheit und die Unterwelt bedroht haben? Die Gerüchte über diesen Urdämon mussten absolut übertrieben sein, wie es oft bei Legenden der Fall war. Der uralte Dämon wirkte völlig ungefährlich auf Horar. Auch war er viel zu langsam, um jemandem zu schaden. Die Geschichten waren wohl eindeutig überzogen. Trotzdem trat er nur vorsichtig näher.

Plötzlich drehte sich das Wesen herum und schoss blitzartig auf Horar zu.

Horar konnte nicht so schnell reagieren und seine Beine wurden augenblicklich von der schwarzen Flüssigkeit umschlossen. Wie Säure brannte sie durch das Leinen seines Anzugs hindurch auf der Haut. Erschreckt holte Horar schmerzhaft Luft. Devornator würde ihn auflösen. Das erkannte Horar schlagartig. »Nicht! Ich bin hier, um dir ein Angebot zu machen.«

Der Urdämon aber reagierte nicht darauf und machte weiter.

Horar begann zu zappeln, aber ohne Erfolg. »Verdammt, du willst hier doch raus, oder?«

Wenigstens das zeigte Wirkung. Die Masse bewegte sich leicht zurück, behielt aber Körperkontakt zu Horar. Das Brennen ließ jedoch deutlich nach.

»Ich zeige dir einen Weg aus deinem Gefängnis heraus und verschaffe dir regelmäßig Nahrung in Form von Dämonen und Menschen, wenn du etwas für mich tust.«

Der Devornator floss nun ganz zurück.

Rasch richtete sich Peter wieder auf. »Ich hoffe, wir verstehen uns. Du wirst Regulus Tenebris, den Prinzen der Finsternis und den Sohn des Fürsten für mich auslöschen. Im Gegenzug dafür verschaffe ich dir so viel Nahrung, wie du willst. Anschließend bist du frei! Sind wir im Geschäft?«

Der Devornator antwortete nicht, zog aber seine Masse von dem anderen Dämon zurück.

»Nun, ich denke, dies bedeutet ja, oder? Irgendwie kannst du wohl nicht sprechen, was? Okay, dort ist das Portal, welches dich hier herausbringt. Im Gang davor findest du dein erstes Opfer. Folge mir, damit du durch das Portal kommst.«

Horar deutete auf die Wand und trat durch das Portal in den Gang davor.

Der Devornator folgte ihm.

Horar wollte gerade auf den Wächter deuten, aber der Devornator war nicht mehr hinter ihm. Überrascht sah Peter sich um.

Der Urdämon hatte seine Beute schon selbst gefunden und glitt lautlos in dessen Richtung.

Horar drückte sich gegen die Wand und betrachtete das Geschehen.

Die viskose Masse hatte den Wächter erreicht und schon umfloss er ihn, ehe der Dämon überhaupt reagieren konnte oder mitbekam, was geschah. Verwirrt starrte er auf die schwarze Masse, die seine Füße umfangen hatte und an ihm hoch glitt. Augenblicklich begann der Wächter schmerzhaft zu schreien. Die schwarze Masse hatte begonnen, den Körper des Dämons aufzulösen. Dieser wand sich weiterhin schreiend hin und her. Dabei versuchte er verzweifelt, sich aus der Masse zu befreien, aber er hatte keine Chance. Die schwarze Masse glitt immer weiter an ihm empor. Die entsetzlichen Schreie hallten von den Wänden des Ganges wider, wurde zu einem Kreischen, bis sie schließlich ganz verstummten, als die Masse durch den geöffneten Mund auch in das Innere des Wächters eindrang und ihn auch von innen auflöste. Aber Tod war der Wächter immer noch nicht. Horar konnte sehen, wie er im Todeskampf weiterhin versuchte, der Masse zu entgehen. Immer wieder ragte ein Körperteil von ihm aus der Masse heraus und immer hatte es weniger Konsistenz. Wie bei Säure ätzte der Devornator erst die Haut und dann das Gewebe des Dämons herunter. Horar beobachtete angewidert, wie er sich auflöste. Schließlich waren nur noch Knochen vorhanden, die sich dann ebenfalls auflösten. Der Fressvorgang verschlug selbst Horar für einen Moment die Sprache. Als er dann noch erkannte, wie der Urdämon durch die Aufnahme dieses einen Opfers bereits deutlich an Größe zunahm, riss er entsetzt die Augen auf, sagte aber nichts dazu und winkte den Devornator aus dem Höhlensystem ins Freie. »Komm hier entlang!«

Akira bemühte sich, die Grübelei zu lassen und endlich aufzustehen. Sie musste jetzt wirklich hochkommen und zu diesem Meeting gehen, das heute stattfinden sollte. Denn es ging um ihre berufliche Zukunft. Susan hatte sie gestern am Telefon noch daran erinnert. Rasch eilte sie ins Badezimmer, wusch sich gründlich und bürstete die Haare. Wasser und eine Haarbürste zu haben war der reine Luxus. Ihre Haare waren wieder eine wilde Mähne, aber sie brachte es nicht über sich, sie zu glätten. Anschließend zog sie sich noch rasch eine schwarze Hose mit passender Jacke sowie eine weiße Bluse an. In der offenen Wohnungstür drehte sie sich noch mal um. Sie lächelte und warf einen letzten Blick zurück auf ihr Reich. Mittlerweile war sich Akira sicher, zurück auf der Erde zu sein, aber falls es doch nur wieder eine Illusion war, war sie keine Strafe. Im Gegenteil, die Erinnerung hieran tat ihr gut.

Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis

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