Читать книгу Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis - Christine Engel - Страница 6

Оглавление

2

Akira Jonson arbeitete erfolgreich in einem Import-Exportgeschäft. Niemand machte ihr in geschäftlichen Angelegenheiten dabei etwas vor. Sie kannte den Aktienmarkt in- und auswendig. Wurde an ihre Firma ein Auftrag herangetragen, dann ließ ihr Chef meistens Akira die

Unterlagen prüfen. Auch das weitere Vorgehen wurde von ihr festgelegt, ehe er den Auftrag an andere Mitarbeiter weitergab. Bei Akira Jonson war er sich sicher, sie würde alles aufzeigen, was es dazu zu sagen gab. Zwar versuchte sie immer alles für die Kunden herauszuholen, aber betrügen ließ sie sich nicht und sie durchschaute jede Täuschung sofort. Wenn die Kunden versuchten, die Firma zu hintergehen, dann vergaß sie ihre soziale Ader und ging beinahe über Leichen, um die Belange der Firma zu schützen. Daher hatte der Chef der Firma ihr auch schon die Teilhaberschaft angeboten. Sollte der nächste Deal mit einem großen Kunden in Europa gut laufen, dann würde sie Teilhaber werden. Dabei war sie gerade einmal Ende zwanzig.

Akira selbst hatte auch schon Vorkehrungen für ihre Zukunft getroffen und bereits Aktien ihrer Firma erworben. Sie wollte später nicht ohne etwas dastehen, dafür hatte sie zu lange dafür gearbeitet.

Susan Waters, Akiras Assistentin, trat gerade mit einer Mappe an ihren Schreibtisch. »Akira hier sind die Unterlagen, die du noch prüfen wolltest, damit mit dem Deal nächste Woche alles glatt geht.«

Akira nahm die Mappe entgegen und lächelte ihre Freundin und Mitarbeiterin an. »Danke dir! Bleibt es dabei, dass wir heute Abend weggehen?«

Susan lächelte zurück. »Sicher! Heute wollten wir tanzen gehen, richtig?«

»Genau, ich habe schon die passende Kleidung zurechtgelegt und die hochhackigen Schuhe ebenfalls dazu gestellt. Nur mit meinen Haaren muss ich sehen, was ich machen kann. Die sehen schon wieder aus, als wäre ich ein explodierter Wischmopp.«

Susan lachte. Das mochte sie so sehr an Akira. Sie sagte immer, was sie dachte, ohne Rücksicht auf Verluste. Das hatte ihr nicht immer Freunde beschert. Aber so wusste man immer, woran man bei ihr war. Sie kannten sich seit der High-School. Akira hatte sich in ihrem Verhalten seit damals kaum verändert, dabei hatte sie in ihrem Leben schon so viel erreicht, aber sie war nie überheblich geworden. Akira arbeitete hart für das, was sie hatte und sah weiterhin ihre eigenen Fehler realistisch. Ihre geringe Körpergröße von gerade einmal einem Meter dreiundsechzig und ihre Haare waren ihr schon immer ein Dorn im Auge gewesen. Andere mussten zum Friseur gehen und sich mühsam Krause und Volumen hineinbringen lassen, aber Akira musste genau das Gegenteil tun. Sie musste sich ihre Haare glätten lassen. Aber sobald es nur etwas Luftfeuchtigkeit gab, war die ganze Mühe umsonst gewesen und die Haare kräuselten sich wieder so, als hätte sie nichts mit ihnen gemacht. Aber Akira bemühte sich immer, sich anzupassen und so zu sein wie alle anderen auch. Daher waren ihr ihre Größe und ihr Haar auch so zuwider. Susan hingegen fand das aber nicht schlimm, denn beides machte ihrer Freundin aus und passte perfekt zu Akira. Genauso wie es ihr nur kurzzeitig gelang, ihr Haar zu bändigen, so hatte sie, wie schon erwähnt, auch Schwierigkeiten mit ihrer Meinung hinter dem Berg zu halten. Immer wieder hatte Akira behauptet, sie würde ab jetzt ihre Meinung für sich behalten und erst nachdenken, bevor sie es aussprach, aber es gelang ihr eben nur kurzzeitig. Susan fand das nicht schlimm, denn wie sagte das Sprichwort noch: Ehrlich währt am längsten! Und so war es auch. Egal wie unangenehm es war, es war am Ende doch immer besser zu sagen, was man dachte, als jemandem nach dem Mund zu reden. Susan lächelte erneut. Nur in Sachen Beziehung hatte Akira einfach kein Glück. Die Männer, die sie mochte, waren nicht an ihr interessiert und die anderen erwiesen sich immer wieder als Reinfall. Aber heute Abend würden sie schon einen Mann für Akira finden. Schließlich war Akira eine schöne Frau. Ihre großen blauen Augen leuchteten immer, wenn sie begeistert von etwas berichtete. Sie waren eingerahmt in einem Wald dunkler, langer Wimpern. Zudem hatte sie ein attraktives Gesicht mit schön geschwungenen Augenbrauen und sinnlichen Mund mit vollen roten Lippen. Auch ihre Figur war wohl gerundet. Auch wenn sie etwas klein war, ihre Oberweite vielleicht etwas zu üppig und die Taille zu schmal, aber sonst war alles richtig an ihr. »Heute Abend hole ich dich ab und wir gehen ins »Let´s Dance«, in Ordnung?«

Akira nickte lächelnd. Sie freute sich darauf, heute mal wieder auszugehen. Sie bewegte sich gerne nach Musik.

Susan verschwand wieder und Akira öffnete die Mappe. Vielleicht hatte sie ja heute mal Glück und fand jemanden, der nicht nur mit ihr schlafen wollte, sondern der wirklich an einer Beziehung mit ihr interessiert war.

Am Abend saß Akira auf ihrem Sofa und starrte vor sich hin. Sie hatte es geschafft und ihre dunkelblonden Haare perfekt geglättet. Nun reichten sie ihr bis über die Schulterblätter hinunter. Wenn die Krause wieder durch kam, würden sie nur noch bis knapp über die Schulter reichen. Sie hatte dezent Schminke aufgetragen sowie einen kurzen Rock und eine enge Bluse angezogen. Auch die hochhackigen Schuhe standen bereit und wenn Susan gleichkäme, würde sie nur noch hineinschlüpfen müssen. Akira sah sich in ihrer Wohnung um. Sie hatte wirklich schon viel erreicht in ihrem Leben. Sie hatte eine schöne Wohnung, einen guten und sicheren Job und eine beste Freundin. Nur ein Partner fehlte ihr noch. Und genau da lag das Problem. Sie wollte einen Partner in ihrem Leben und nicht einen Mann, der ihr sagte, was sie tun müsste. Er sollte sich auch ihre Meinung anhören können und dann gemeinsam mit ihr entscheiden, was getan werden sollte. Sie wollte geliebt, begehrt und geachtet werden und nicht nur kurz flachgelegt. Schon seit mehreren Jahren suchte sie verzweifelt nach dem geeigneten Mann. Aber immer wieder, wenn sie dachte, sie hätte jemanden gefunden, entpuppten sich die Männer als große Enttäuschung. Der letzte Mann hatte sogar eine Ehefrau gehabt und gedacht, ihr würde dieser kleine Schönheitsfehler nichts ausmachen. Deshalb war er auch an Weihnachten nicht da gewesen. Akira hatte nicht verstanden, wie man an Weihnachten arbeiten konnte, und war zu ihm gefahren, um ihn zu überzeugen, auch mal frei zu machen. Dort hatte sie dann seiner Ehefrau gegenübergestanden. Hinter ihm waren seine zwei Kinder gewesen, die glücklich mit ihrem Vater die Geschenke unter dem Baum auspackten. Sofort hatte sie sich wieder verabschiedet und war gegangen. Er hatte doch tatsächlich noch die Frechheit besessen, sie am kommenden Tag anzurufen und ihr zu sagen, es täte ihm leid, dass er nicht gleich ehrlich gewesen wäre. Er erzählte, seine Frau sei ja krank und er könnte sie zurzeit einfach nicht verlassen. Wer`s glaubt!

Heute erhoffte sich Akira einen Mann zu finden, der es ehrlich mit ihr meinte. Irgendwo musste es doch einen Mann geben, der zu ihr passte. Oder waren ihre Vorstellungen einfach zu hoch gegriffen.

Endlich klingelte es an der Tür und Akira öffnete Susan. Neben der blonden jungen Frau stand jedoch eine weitere blonde Frau in ihrem Alter.

»Hallo Akira«, sagte Susan zur Begrüßung. »Mia hatte heute Abend Zeit und wollte uns gerne begleiten. Hast du was dagegen?«

Mia, die blonde junge Frau neben Susan lächelte Akira an. »Wenn, dann geh ich wieder?«

»Blödsinn. Ich freue mich, dich zu sehen Mia.« Akira umarmte erst Mia, dann Susan. Mia war eine alte Schulfreundin beider Frauen und manchmal trafen sie sich auch jetzt noch und gingen gemeinsam weg. Der Abend versprach nett zu werden. »Schön, dass ihr da seid. Ich ertrinke hier bereits in Selbstmitleid.« Rasch ging sie zurück und schlüpfte in die Schuhe, griff sich ihre Jacke und folgte ihrer Freundin in den Flur.

»Was wieso denn das? Doch nicht schon wieder wegen dieses Ekelpaketes Max.« Susan stemmte entrüstet die Fäuste in die Seiten.

»Doch, leider schon«, gab Akira zu. »Er passte so gut zu mir. Er war so nett und akzeptierte sogar meine Meinung. Er war genau das, was ich gesucht habe.«

»Ja, besonders seine Ehrlichkeit war bestechend!« Susan schüttelte den Kopf.

»Nun ja, die ließ wirklich zu wünschen übrig. Deshalb habe ich ja auch Schluss gemacht.«

»Allerdings. Er war verheiratet«, erklärte Susan Mia. »Als Akira es herausfand, meinte er auch noch, sie könnten sich ja trotzdem weiter treffen.«

Entsetzt sah Mia Akira an. »Was für ein Arsch! Da hast du hoffentlich abgelehnt!«

»Ja klar! Aber jetzt mache ich mir so meine Gedanken. Vielleicht liegt es an mir. Vielleicht sende ich die falschen Signale aus. Was denkt ihr?«

Susan und Mia sahen ihre Freundin an.

Mia schüttelte den Kopf. »Quatsch! Du bist perfekt. Die Männer haben nur noch nicht erkannt, was ihnen da gerade begegnet!«

»Klar! Sie übersehen mich immer, weil ich zu klein bin.«

Susan lachte nun. »Das stimmt doch gar nicht. Außerdem hast du jetzt hochhackige Schuhe an. Da bist du nicht mehr kleiner als wir.«

Mia ergänzte: »Die Männer sehen dich sehr wohl, sind aber einfach zu feige, dich anzusprechen.«

»Also ist es meine Art, mit ihnen zu sprechen, die sie abschreckt?«

»Nein, sicher nicht.« Sie lachte. »Sie sind eben einfach nur zu dumm, deinen wahren Wert zu erkennen. Vielleicht solltest du ab und zu mal nachgeben. Du musst auch mal auf die Männer eingehen und nicht immer darauf bestehen, deinen Willen oder deine Meinung durchzusetzen! Männer müssen auch mal gewinnen und recht haben. Das brauchen sie. Sonst fühlen sie sich dir unterlegen und sind weg.«

Akira lächelte Mia und Susan an und schlüpfte in die bereitstehenden Schuhe. »Das werde ich ausprobieren. Was würde ich nur ohne euch und diese Schuhe machen?«

»Du? Du würdest weiterhin allein auf dem Sofa hocken und hoffen, dass dein Traumprinz hier von allein auftaucht«, sagte Susan grinsend. »Los! Nun komm, wir sind schon spät dran!«

Akira lachte. »Wahrscheinlich hast du recht! Aber komm! Egal was jetzt wird, lass uns den Abend genießen!«

Die drei Frauen betraten das Tanzlokal »Let´s Dance« und gingen bis an die Bar durch. Dort bestellte Susan für alle einen Cocktail. Die Frauen setzten sich und ließen ihren Blick durch das Lokal schweifen. Wobei sie sich die anwesenden Männer ansahen.

Peter Horar stand in der Ecke und sah die drei Frauen eintreten. Die zwei von ihnen waren blond und etwas größer. Die Dritte war deutlich kleiner und dunkelblond. Sie versuchte ihre Größe mit den Schuhen auszugleichen, stellte er fest, als er an ihr heruntersah. Das ließ ihre Beine länger erscheinen, als sie waren, aber sie war für ihn trotzdem eher uninteressant. Seine Kunden wollten entweder kräftige Frauen für die Arbeit oder Menschen, an denen Fleisch war. Hierbei bevorzugten sie allerdings jüngere Menschen als diese Frauen. Auch Blondinen wurden gerne genommen. Daher wären die beiden größeren Frauen für seine Zwecke besser geeignet. Sie waren größer, kräftiger und würde länger durchhalten. Sie könnten etwas für ihn sein. Er beobachtete die Frauen einige Zeit, aber kein Mann kam dazu. Dann waren sie hier, um jemanden kennenzulernen. Perfekt! Jetzt war er sich sicher, dass er es versuchen wollte. Er ging auf sie zu. »Guten Abend die Damen! Darf ich euch noch einen Cocktail bestellen?«

Die Frauen sahen den blonden großen Mann in dem eleganten Anzug interessiert an.

Mia nickte begeistert.

Akira war etwas skeptischer. Mit gut aussehenden Männern hatte sie bisher immer nur Ärger gehabt und der Mann dort sah zu gut aus. Er war blond, mit gut geschnittenen Gesichtszügen und einem gewinnenden Lächeln. Außerdem besaß er eine breite Körperstatur. Wahrscheinlich war er ein Bänker, der seine freie Zeit im Fitnesszentrum verbrachte oder so etwas Ähnliches.

»Seid ihr drei öfter hier?«

Mia nickte erneut.

Schon konzentrierte er sich auf Mia, aber auch Susan lächelte er immer wieder gewinnend an. Akira jedoch ließ er links liegen. »Was führt euch denn in diesen Laden? Tanzt ihr gerne oder sucht ihr einfach nur Gesellschaft?«

Susan kicherte. »Nun meine Freundinnen hier sind beide auf der Suche nach einem Freund. Ich bin leider schon vergeben!«

»Aber das kann man doch sicher ändern«, er trat näher an Susan heran und strich ihr über die Haare. »Ich liebe blonde Haare!«

Akira fühlte sich fehl am Platz und murmelte: »Ich gehe mal kurz wohin!« Rasch entfernte sie sich von der Szene. Susan und Mia fiel es immer leicht, jemanden auf sich aufmerksam zu machen. Sie mussten nur irgendwo erscheinen und schon fielen sie auf. Aber Akira konnte das einfach nicht. Es war zum Verzweifeln.

Als sie von der Toilette zurückkehrte, stand ein weiterer Cocktail für sie bereit und Susan lächelte ihr entschuldigend zu.

Mia und der Mann waren verschwunden.

Akira sah sich um, konnte aber weder den blonden Mann noch Mia sehen. »Ist Mia mit ihm weg?«

Susan lächelte sie entschuldigend an und nickte dabei.

»Oh, das ging aber schnell!« Akira nippte an ihrem Drink.

»Ja, du kennst ja Mia. Morgen ist das Geschrei wieder laut, wenn sie merkt, dass er sie nur ausgenutzt hatte. Komm, lass dir davon nicht den Abend verderben. Lass uns tanzen gehen!«

Sie gingen gemeinsam tanzen und genossen die Musik. Akira tanzte und bewegte sich gerne zur Musik. Dabei vergaß sie auch ihren Kummer über eine fehlende Beziehung. Gerade wollte Susan nach Hause gehen, da erschien dieser blonde Mann schon wieder. Lächelnd kam er auf sie zu. »Hallo, die Damen. Noch hier?«

Überrascht sah sich Akira nach Mia um. »Wo haben Sie unsere Freundin gelassen?«

»Mia wollte lieber nach Hause. Sie hat Kopfschmerzen bekommen, da habe ich sie heimgebracht.«

Susan nahm ihre Tasche. »Schade, aber ich muss jetzt auch gehen. Mein Babysitter hat nächste Woche eine Prüfung und ich musste ihr versprechen, dass ich nicht so lange wegbleibe.«

»Soll ich Sie auch nach Hause fahren?«, bot er sofort an.

Susan lächelte ihn an. »Nein, das geht schon.« Dann sah sie zu Akira. »Wir sehen uns Montag in der Firma?«

Akira nickte. »Klar.« Sie umarmte ihre Freundin, die daraufhin das Lokal verließ. Nun sah sie den Mann an. »Jetzt sind Sie nur noch mit der kleinen Freundin der beiden hier! Sie müssen sich nicht verpflichtet fühlen, mir Gesellschaft zu leisten. Ich bin schon groß!«

»Wer sagt Ihnen, dass ich nicht gerne mit Ihnen hier bin?«

Die junge Frau sah ihn an. »Sie sagten es vorhin selbst. Sie mögen Blondinen. Ich bin nur dunkelblond.«

»Aber das ist doch auch blond.« Er lächelte sie charmant an, obwohl er innerlich enttäuscht war.

Er musste heute noch eine Frau mitbringen, denn die nächste Auktion stand an. Da die andere blonde Frau leider verschwunden war, würde er sich eben mit dieser hier begnügen müssen.

»Ich wollte Ihnen nur geschickt einen Rückzug ermöglichen.«

»Ich bin schon einige Zeit wieder hier im Laden und habe Sie tanzen sehen. Sie können sich anmutig bewegen.«

Akira lachte. »Das war jetzt nett.«

Peter grinste sie siegessicher an. »Ich bin ja auch nett!«

Akira nickte. »Aha! Aber warum kommen Sie erst jetzt rüber, wenn Sie schon lange da sind?«

Er legte seine Hand auf ihre auf den Tresen. »Ich habe es genossen, dir zuzuschauen. Mein Name ist Peter Horar und deiner?«

»Oh sind wir so schnell beim Du gelandet?«

»Warum auch nicht?«

»Ich heiße Akira Jonson.«

Er streckte ihr die Hand hin. »Vielleicht sollten wir noch mal von vorne beginnen. Ich freue mich, deine Bekanntschaft zu machen, Akira Jonson.«

Sie nahm die Hand entgegen und lächelte ihn an. »Ganz meinerseits.« Vielleicht war er ja doch ganz nett.

»Möchtest du mit mir tanzen?«

Sie nickte und gemeinsam betraten sie die Tanzfläche. Peter war ein ganz guter Tänzer. Aber er berührte Akira dabei einfach zu viel. Sie suchte zwar einen Partner, aber hasste es, wenn sie vor anderen Menschen begrapscht wurde. Daher beendete sie den Tanz recht schnell.

Sofort stimmte Peter ihr zu, eine Pause zu machen. Er fasste ihren Arm und führte sie von der Tanzfläche. Als wenn sie nicht allein gehen konnte.

Langsam fing er an, sie zu nerven. Dieser ständige Körperkontakt und dann noch seine Art, sie wie ein Kleinkind zu behandeln, das nicht allein laufen konnte.

Peter fiel die Veränderung in Akira auf. Rasch bestellte er ihr noch etwas zum Trinken, als sie am Tisch ankamen.

»Nein, ich habe genug getrunken. Vielen Dank«, lehnte Akira ab.

Er lächelte sie verführerisch an. »Ach komm schon, der Abend ist doch noch jung.« Er ergriff ihre Hand und führte sie sich an die Lippen.

Das ging Akira jetzt eindeutig zu weit. Rasch zog sie ihre Hand zurück. »Nein! Ich denke, ich sollte jetzt wirklich gehen.«

»Ich hatte gehofft, dich gleich noch einmal zum Tanzen überreden zu können. Du bist einfach eine super Tänzerin.«

Widerwillen regte sich in Akira. Er übertrieb es einfach. Oder lag es nur wieder an ihr? »Ich habe heute lange gearbeitet und bin müde. Es tut mir leid!«

»Nun, dann bringe ich dich heim!« Rasch bezahlte er und reichte ihr ihre Jacke.

»Wirklich Peter, ich wohne hier um die Ecke, das schaffe ich schon«, sagte sie beim Verlassen des Lokals.

Draußen zog er sie abrupt an sich und wollte sie küssen.

Aber Akira drehte den Kopf zur Seite und wich ihm aus. Das ging ihr eindeutig zu schnell.

»Dann darf ich dich jetzt wirklich nicht nach Hause bringen?«

»Es tut mir leid, Peter. Du bist nett und freundlich, aber …«

».. aber du bist schon vergeben und dein Freund ist nur heute nicht hier gewesen!« Er seufzte theatralisch.

Akira lachte. Sie mochte seinen Humor. »Nein, ich habe keinen Freund. Aber das geht mir alles zu schnell. Ich brauche Zeit. Es tut mir wirklich leid.« Sie legte ihm die Hand auf die Brust und schob ihn zurück.

»Aber wir treffen uns morgen wieder, ja?«, hoffnungsvoll sah er sie an. Das würde zeitlich für die Auktion gerade noch reichen. Ihr Pech, wenn sie sich dann auf Abyss nicht mehr akklimatisieren konnte.

Akira dachte nach. Morgen wäre Samstag und da sie am Sonntag nicht arbeiten musste, konnte sie am Samstagabend weggehen. Sie lächelte ihn leicht unsicher an. »Wenn du das möchtest? Sicher!«

»Dann brauche ich noch deine Adresse«, sagte er sofort.

Akira nickte. Sie fühlte sich zwar unbehaglich in seiner Nähe, aber vielleicht lag es wirklich nur an ihr, denn er hatte sich so bemüht, ihr alles recht zu machen. Das konnte sie ihm wohl kaum vorwerfen. Sie würde morgen einfach noch mal sehen, ob es sich dann anders anfühlte. »Union Avenue 200.«

»Das ist ja hier gleich um die Ecke.«

»Genau! Du kennst dich hier in der Stadt aber gut aus.«

»Ja ein wenig.« Er kannte sich sogar sehr gut aus, denn er holte hier aus Memphis schon seit etlichen Jahren seine menschlichen Waren nach Abyss. »Morgen Abend um acht Uhr bin ich da!«

»Ich freue mich darauf.«

»Ich kann die Zeit kaum erwarten!« Er lächelte gewinnend und sah ihr hinterher, als sie die Straße hinunterging. Dann wurde sein Gesichtsausdruck hässlich. Er war wütend. Verdammt, das hätte besser laufen müssen. Eigentlich hatte er ja auch noch die zweite Blondine haben wollen, aber dann hatte sie sich verabschiedet. Da blieb ihm nur noch diese kleine unscheinbare Frau mit der großen, vorlauten Klappe. Er hatte heute unbedingt noch wenigstens eine Frau in die Höllendimension schaffen wollen und sich mit ihr begnügt. Wie hätte er auch ahnen können, dass die so rumzickt? Diese erste Blonde, wie hieß sie noch? Ach ja, Mia! Sie war ja sofort willig mitgekommen. Aber diese hier war ganz schön anstrengend. Klar hätte er sie einfach verschleppen können, aber man konnte Menschen nur durch das Portal schaffen, wenn sie zustimmten. Wie er diese dummen Regeln hasste. Hoffentlich lohnte sich seine Anstrengung wenigstens und er fand einen gut zahlenden Käufer für diese nervige Frau. Jetzt musste er bis morgen Abend warten. Aber dieser Abend war noch nicht um. Er würde eben jetzt weitersuchen. Vielleicht brauchte er diese hier dann gar nicht mehr.

Am nächsten Abend setzte Peter sein schönstes Verführungslächeln auf und klingelte doch an Akiras Wohnungstür. Er war gestern Abend leider nicht mehr erfolgreich gewesen und musste sie heute unbedingt in die Unterwelt bringen, sonst hatte nicht genug Ware für die anstehende Auktion.

Akira öffnete und lächelte ihn freundlich an. Sie hatte sich vorgenommen, ihm eine Chance zu geben.

Peter sah Akira an und dachte nur: »Oh, diese Frauen mit ihren verliebten Kuhaugen nervten echt.« Aber was sollte er tun, es war sein Geschäft. Also lächelte er einfach zurück.

»Komm erst mal rein«, sagte Akira. »Ich bin noch nicht ganz fertig.«

Er trat ein und sie schloss die Tür hinter ihm und ging zurück ins Schlafzimmer, um sich die Kette zu holen, die sie heute tragen wollte.

Peter betrat das Wohnzimmer und sah sich um. »Schöne Wohnung hast du!«

»Danke!« Akira kam mit der Kette in der Hand wieder zurück zu ihm. »Kannst du sie mir umlegen?«

Als er nickte, reichte sie ihm die Kette und drehte ihm den Rücken zu.

Peter legte ihr die Kette um den Hals und schloss sie. Dabei streichelte er ihre Gesichtshaut entlang. Vielleicht konnte er sie mit Zärtlichkeiten dazu bringen, ihm zu folgen.

Sofort drehte sie sich wieder zu ihm herum.

Er nahm sie langsam in die Arme. »Das wollte ich gestern schon die ganze Zeit tun.« Langsam senkte er seinen Mund auf ihre Lippen und küsste sie zärtlich.

Diesmal ließ Akira es zu und hob ihm das Gesicht entgegen. Sie hatte sich vorgenommen, es zu versuchen. Sie erwiderte den Kuss und strich mit ihren Händen durch sein Haar. Sein Kuss war ihr zu sabberig und gefiel ihr daher nicht so richtig.

Schon löste er sie wieder von ihrem Mund. »Deine Haare sind interessant«, sagte Peter, als seine Finger in ihren Haaren wühlten.

Sie zog sich etwas zurück und lächelte leicht gequält. »Sag es ruhig, sie sind schrecklich. Ich weiß das wohl.« Heute hatte sie die Haare nicht ganz geglättet bekommen, dafür war die Luftfeuchtigkeit zu hoch. Daher kräuselten sie sich bereits wieder um ihr Gesicht herum.

Er lachte. »So hätte ich es nicht gesagt, aber irgendwie schon!«

Schon fühlte sie sich wieder unwohl und unzulänglich. Ehe sie jedoch darauf etwas sagen konnte, küsste er sie wieder und schob seine Hände unter die Bluse, die sie trug.

Es war schon länger her, dass sie mit jemandem geschlafen hatte. Das mit Max lag schon fast sechs Monate zurück. Sie seufzte verlangend auf und drückte sich an ihn.

»Vielleicht sollten wir das Ausgehen etwas verschieben?«, murmelte er nun.

Sie lächelte ihn an und nickte.

Gemeinsam gingen sie ins Schlafzimmer. Rasch zog er ihr den gerade angezogenen Kleidungsstücken wieder aus und streichelte sie, während er sich ebenfalls weitestgehend entkleidete.

Auch Akiras Hände fuhren über seinen Körper. Er war in der Tat sehr groß, aber er war zärtlich und schien ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Immer wieder küsste er sie und streichelte sie. Dann legte er sich zwischen ihre Beine und schob sich ohne weitere Vorbereitung in die hinein. Sofort veränderte er sich. Seine Bewegungen wurden härter, schneller und fordernder. Das gefiel ihr nun ganz und gar nicht. Auch dachte er nur an seine Erfüllung, anstatt auch darauf zu achten, dass sie zum Orgasmus kam. Gelangweilt, ohne es genießen zu können, ließ sie es über sich ergehen. Nachdem er bekommen hatte, was er wollte, setzte er sich wieder auf und wollte aufstehen.

Unbefriedigt blieb Akira liegen, sie hätte jetzt wenigstens noch gerne etwas neben ihm gelegen, gekuschelt und die Nähe eines anderen Menschen genossen. Daher fasste sie ihn am Arm an. »Lass uns doch noch ein wenig kuscheln!«

Aber er schob sie schon von sich und stand auf. »Komm schon, wir wollten doch noch ausgehen.«

»Ich würde jetzt gerne hier noch etwas mit dir liegen. Das ging mir zu schnell.«

»Stell dich nicht so an. Der Abend hat doch gerade erst angefangen.«

»Hast du noch Termine? Du wirkst so angespannt.«

Peter drehte rasch den Kopf zur Seite. Sie sollte nicht sehen, wie er die Augen rollte. Sie sollte endlich ihren dummen Mund halten und tun, was er wollte. Aber das sagte er natürlich nicht. »Nein, es ist nur, weil wir etwas anderes abgemacht hatten.«

»Ich dachte, wir machen es uns hier jetzt bequem und genießen den Abend hier. Willst du jetzt wirklich noch weg?«

»Ja klar. Komm schon! So alt sind wir nicht, dass wir hier herumliegen und auf unser Ende warten.«

Er gab ihr einen festen Klaps auf den Hintern und schob sie aus dem Bett. »Beweg dich!«

Das gefiel Akira gar nicht. Er fragte nicht einmal, sondern entschied einfach für sie und bestimmte, was sie zu tun hatte, obwohl sie eindeutig einen anderen Wunsch geäußert hatte. Außerdem mochte sie es nicht, wenn er sie schlug, wenn es auch nur ein freundlicher Klaps sein sollte.

Er zog sich jedoch bereits wieder an. »Nun mach schon«, forderte er sie auf, sich zu beeilen.

Da zog sich auch Akira wieder an. Obwohl sie eigentlich wirklich keine Lust mehr hatte wegzugehen, besonders nicht mit ihm. »Du musst auch mal auf die Männer eingehen«, hörte sie Mias Stimme in ihrem Kopf. In Ordnung, das würde sie dann jetzt tun. Sie zwang sich dazu, ein Lächeln aufzusetzen. Dann stand sie auf und zog sich an, um mit ihm in eine Bar zu gehen.

Dort setzten sie sich an einen Tisch. Peter gab sich wieder ganz freundlich und bestellte ihr einen Cocktail nach dem anderen, wohingegen er nur wenig trank. »Hey, du musst mich nicht betrunken machen, damit ich mit dir schlafe. Das haben wir doch schon gemacht?« Sie lächelte ihn frech an.

Peter tauschte gerade mit einem Mann am Nebentisch einen Blick aus. Der stand daraufhin auf und verließ das Lokal.

Akira hatte es gesehen. »Kanntet ihr euch?«

Er sah erschreckt zu ihr. »Was hast du gesagt? Ich habe dir gar nicht zugehört.«

»Ich weiß, das merke ich schon die ganze Zeit. Ich habe gefragt, ob du ihn kanntest?«

»Nein, er sah nur so hierher, dass ich ihm klarmachen musste, dass du zu mir gehörst.« Er lächelte sie gewinnend an.

»Peter, ich glaube, dass mit uns war keine so gute …«

Sofort unterbrach er sie. »Möchtest du jetzt gehen?«

Sie nickte. »Gleich! Vorher muss ich dir noch etwas sagen. Peter, ich denke, auch wenn du mich jetzt nach Hause bringst, dass mit uns hat keine Zukunft.«

»Akira, wir sollten jetzt einfach gehen.« Berechnend sah er sie an und überging erneut ihre Worte. Dann schob er ihren Stuhl zu schnell nach hinten, sodass sie beinahe nach hinten kippte.

»Ich habe eindeutig zu viel getrunken.« Sie kicherte.

Peter schüttelte nur genervt den Kopf, ließ sie stehen und verließ die Bar.

Akira folgte ihm etwas unbeholfen auf die Straße. »Ich hoffe, du weißt noch, wo ich wohne, denn heute musst du mich nach Hause bringen, fürchte ich!«

»Das mache ich doch gerne!« Er hob eine Augenbraue und ein fieses Lächeln glitt über seine schönen Gesichtszüge. Endlich stimmte sie zu!

Akira sah es und runzelte die Stirn, aber ihr benebeltes Gehirn konnte nicht ganz nachvollziehen, was er meinte. Also schüttelte sie den Kopf und folgte ihm.

Peter führte sie die Straße hinunter und in die Seitenstraße hinein.

»Hey, wer hat hier zu viel getrunken, du oder ich?« Akira blieb einfach stehen. »Das hier ist der falsche Weg!«

Er fasste ihren Arm fester. »Nein! Das ist eine Abkürzung. Komm schon weiter.« Energisch zog er sie tiefer in die Seitenstraße hinein.

»Nein! Stopp!«

Plötzlich tauchten hinter ihnen zwei Männer auf. Sofort packten sie Peter und versuchten ihn von Akira wegzuzerren.

»Hey, was soll denn das? Aufhören! Sofort«, rief sie und versuchte Peter gegen die Männer zu helfen, aber sie waren zu stark und zogen Peter weiter in die Seitenstraße hinein. »Ich sagte, Sie sollen ihn loslassen«, brüllte sie. »Hilfe! Wir brauchen hier mal Hilfe! Bitte ist hier jemand, der uns helfen kann?« Aber niemand nahm davon Notiz. Also folgte sie selbst den Männern bis zum Ende der dunklen Seitenstraße. Egal ob sie eine Beziehung mit Peter wollte oder nicht. Er brauchte jetzt ihre Hilfe.

Am Ende der Seitenstraße stand Peter grinsend neben den Männern und wartete, während Akira überrascht auf ihn zuging.

»Peter, alles in Ordnung mit dir? Was war denn los? Es sah so aus, als wollten diese Männer dir was tun.«

Peter sah die Männer immer noch grinsend an. »Sagte ich nicht, sie wird uns freiwillig hierher folgen.« Er griff nach ihrem Arm und zerrte sie zu sich heran. »Willkommen im ersten Moment deines neuen Lebens.« Er ging einen Schritt rückwärts und zog sie erneut mit sich.

Plötzlich verschwamm alles vor ihren Augen. Akira wurde entsetzlich schlecht und sie musste sich übergeben. Rasch atmete sie tief ein, um ihren Magen zu beruhigen, aber die Luft war heiß und brannte fürchterlich in ihrer Lunge. Sie hustete, aber auch das machte es nicht besser, sondern eher schlimmer. Ihr vom Alkohol benebelter Verstand war immer noch nicht wieder klar, denn sie sah eine glühende Landschaft und schwarze Schneeflocken, die vom Himmel fielen. Nein, das war Asche! »Peter, wo sind wir denn hier? Was ist das für ein schrecklicher Ort?«

Der drehte sich zu ihr herum und verpasste ihr diabolisch grinsend eine Ohrfeige. »Das habe ich schon die ganze Zeit tun wollen!«

Akira fiel rückwärts zu Boden und verbrannte sich die Hände und Arme am Untergrund. Der Boden war glühend heiß. Es hatte nichts mit ihren Augen zu tun, der Boden glühte tatsächlich. Rasch stand sie wieder auf, pustete auf ihre brennenden Hände und sah sich verständnislos um. »Spinnst du!«

»Willkommen in Abyss! Du hast zugestimmt, dass ich dich nach Hause bringe. Das habe ich getan. Ich bin hier zu Hause!« Er lachte über den Scherz. Dann wurde er wieder ernst. »Du tust besser daran, nicht zu sprechen, wenn du nicht gefragt wirst.«

»Peter, hör bitte auf damit, das ist nicht komisch!«

Erneut schlug er sie, diesmal sogar so heftig, dass sie den Sturz nicht mit den Händen abfangen konnte und mit dem Kopf auf den Boden schlug. So schnell wie möglich erhob sie sich erneut von dem heißen Boden und hustete heftig.

»Mund halten, sagte ich!« Er sah die beiden Männer an. »Nehmt sie mit. Hier ist es zu ungesund für sie. Sonst verliere ich die mühsam verdiente Ware auch noch.«

Die beiden Männer packen sie an den Armen, musterten sie abfällig und zerrten sie hoch. »Ehrlich Horar, was Besseres gab es nicht? Ich dachte, das wäre in der Bar ein Witz gewesen.«

»Halte deine Klappe!« Wütend starrte Peter ihn an.

Der Dämon grinste nur, während der andere sein Lachen nicht zurückhielt.

Akira verstand das alles nicht und stolperte zwischen den Männern dahin. Sie bekam kaum noch Luft und merkte, wie ihr schwarz vor Augen wurde.

Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis

Подняться наверх