Читать книгу Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis - Christine Engel - Страница 7

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Als Akira wieder zu Bewusstsein kam, lag sie auf einem kalten Steinboden. Das war auf jeden Fall besser, als auf dem heißen Boden gebraten zu werden. Mühsam rappelte sie sich wieder auf, wischte sich über die Augen, wobei sie sich umsah. Sie schien in einem alten Steingemäuer zu sein. Die Wände waren rustikal und bestanden aus massiven Feldsteinen. Wären nicht die Fenster gewesen, hätte sie vermutet, dass es ein alter Keller wäre. Die Decke war aus einfachem Holzbalken gebaut. Möbel gab es hier nur wenige. Es gab einfache Stühle und einen Tisch aus Holz, sowie einen hölzernen Stuhl, der fast wie ein Thron aussah. Darauf saß Peter und starrte auf sie hinunter. Die beiden Männer, die sie her geschleift hatten, standen links und rechts neben ihm. Auf jeden Fall vermutete sie, dass sie es waren, denn sie hatte es nicht so richtig mitbekommen.

»Ah, das Dornröschen erwacht!« Peter Horar grinste bösartig.

Akira stand mühsam auf. Das Atmen fiel ihr immer noch schwer. Die Luft musste ihre Lunge verbrannt haben. »Peter, erklär mir bitte, was das alles soll? Wie kommen wir hierher?«

Peter drehte sich zu einem der Männer an seiner Seite um und grinste. »Immer dieselben Fragen. Findet ihr das nicht auch nervig?«

Die beiden Männer sahen ihn an und grinsten zurück.

Peter stand auf und trat auf die junge Frau zu.

Akira sah ihm nun erwartungsvoll entgegen. Ihre Hand hatte sie an ihren Kopf gelegt. »Ich glaube, ich habe zu viel getrunken. Ich habe entsetzlich Kopfschmerzen und meine Lunge schmerzt auch!«

Peter schlug mit der Faust zu. Er traf sie in den Magen und sie flog rückwärts durch den Raum, wo sie unsanft auf dem Hintern landete. »Das interessiert hier niemanden. Ich sagte dir doch schon, dass du deinen dummen Mund halten sollst.«

Entsetzt starrte sie ihn an und presste ihre Hände auf ihren Magen. Ihre Muskeln zitterten und sie blieb lieber erst einmal liegen. Irgendwie konnte ihr Verstand nicht fassen, was hier vor sich ging.

»Ich habe dich hierher in dein neues Zuhause gebracht. Du wolltest doch, dass ich dich nach Hause bringe.« Er grinste sie fies an.

Akira zwang sich, ihn nur anzusehen. Sie presste die Lippen zusammen und unterdrückte mühsam eine Entgegnung. Sie wollte keine weiteren Schläge riskieren.

Er nickte lächelnd. »Dachte ich mir doch, dass du schnell lernen würdest. Du bleibst hier, bis ich einen Käufer für dich finde. Bis dahin wirst du hier arbeiten.«

»Hast du einen Knall?« So viel dazu, dass sie lieber schwieg. »Das werde ich ganz sicher nicht tun!«

»Doch das wirst du und wenn du dich weigerst, wirst du deine Lektion erhalten.« Er holte eine Peitsche von dem Stuhl.

Akira zwang sich, ruhig zu antworten. »Was soll das Ganze? Wenn du doch nicht mit mir ausgehen willst, dann sag das doch einfach. Das wollte ich dir doch in der Bar schon sagen. Außerdem glaube ich, wir beide passen nicht zueinander.«

Er ging wütend auf sie zu und trat ihr in den Unterleib. »Ich sagte dir doch, halte deinen dummen Mund. Es war schon schwer genug, dass ich dein Gefasel den letzten Tag über ertragen musste, jetzt bist du ruhig oder du wirst es bereuen.«

Einer der Männer trat auf ihn zu und reichte ihm die hölzerne Halskrause. Peter öffnete sie und versuchte sie ihr um den Hals zu legen.

Aber Akira rutschte rückwärts über den Boden und bemühte sich, ihm auszuweichen. Aber schon griffen die beiden Männer neben Peter zu und packten sie an ihren Armen. Sie hielten Akira fest und drückten die junge Frau zu Boden. Grinsend kam Peter näher.

Akira versuchte erneut, ihm auszuweichen, aber sie konnte nirgendwo hin.

Er legte ihr den Holzring um den Hals. »Das ist das Zeichen deines neuen Standes Akira. Du bist hier jetzt meine Sklavin, bis jemand dich haben will.« Er schloss ihn, ehe er sie daran hochzog. »Was ist? Willst du mich nicht anbetteln, dich gehen zu lassen oder rumheulen, wie die anderen alle?«

Akira beeilte sich aufzustehen, da der Ring gegen ihren Kehlkopf drückte und ihr die Luft abschnitt.

»Komm schon! Darauf stehe ich!« Er sah sie grinsend an.

Mühsam drängte sie die aufsteigenden Tränen zurück. Sie würde ihm sicher nicht die Genugtuung geben zu weinen und zu flehen. Sicherheitshalber presste sie erneut die Lippen fest zusammen. Für heute hatte sie genügend Schläge eingesteckt.

»Hier in der Abyss wirst du tun, was man dir sagt.«

»Ich weiß nicht einmal, ob ich mit diesem albernen Ding lange überleben kann und du redest von Arbeit!« Sagte sie nun doch noch und schon bekam sie erneut eine Ohrfeige, die sie erneut zu Boden schickte. Diesmal aber krachte er Ring auf den Boden und das gab einen sehr unangenehmen Ruck an ihrem Hals. Der Kopf schmerzte und sie hatte das Gefühl, er würde ihr langsam platzen.

»Immerzu redest du. Nie hörst du auf und du meinst auch immer noch, dass du recht hast. Du bist eine absolute Nervensäge. Ich musste mich zwingen, mit dir zu schlafen. Schön war das bestimmt nicht. Da bin ich etwas anderes gewöhnt. Auch ist an dir nichts dran, was mich reizen würde. Ich stehe auf große, blonde, junge Frauen und nicht solche kleinen, mickrigen Dinger, wie du eine bist.« Er seufzte theatralisch. »Aber ich brauche Ware, damit ich sie verkaufen kann. Also musste ich dich doch irgendwie dazu bringen, mit mir zu kommen. Was tut man nicht alles, um Macht zu bekommen? Dann schläft man auch mit jemandem wie dir. Deine Freundin Mia ist auch hier gewesen, aber die ist schon weiterverkauft, sogar noch vor der Auktion. Hoffentlich finde ich für dich auch bald einen Käufer, du widerst mich nämlich an. Aber das wird wohl nichts werden, hier unten werden Blondinen hoch gehandelt, aber deine Straßenköterfarbe und diese schrecklichen Locken will hier sicher keiner haben. Außerdem bist du zu klein und zu zart, um hier lange zu überleben. Das wird weitere Käufer abschrecken. Andererseits kommt bald der Gastwirt zum Einkaufen von weiterem Menschenfleisch vorbei. Wenn ich dich bis dahin nicht losgeworden bin, mache ich ihm einfach ein gutes Angebot. Bis dahin wirst du eben hier arbeiten.« Er winkte eine Frau mittleren Alters hinzu. Sie trug ebenfalls einen hölzernen Reifen um den Hals. »Kathrin, du wirst ihr zeigen, was sie zu erledigen hat!«

Die Frau schlurfte heran. Sie wirkte teilnahmslos und gebrochen, während sie Akira zu nickte und aus dem Raum winkte.

»Wo bitte sind wir denn hier?«, erkundigte sich Akira nun bei ihr. Sie hoffte noch, dass sie ihr sagen würde, das hier sei alles ein Scherz oder ein schlechter Traum.

»Das hat er doch sicherlich gesagt. Das bereitet ihm immer so ein Vergnügen«, kam die müde und emotionslose Antwort.

»Er sagte Abi… irgendwas und Unterwelt.«

»Ja, Abyss, das heißt so viel wie »Heiße Finsternis« und das trifft es hier sehr gut, wenn du mich fragst. Für uns ist das einfach die Hölle, die Unterwelt. Dieser Name passt besser zu diesem glühenden Stückchen Kohle.«

»Du meinst, wir sind hier in der Hölle?«

»Ich weiß nicht, ob so etwas wie die Hölle aus der Bibel tatsächlich existiert. Aber hier gibt es Dämonen und es ist schrecklich heiß. Das passt alles gut. Daher finde ich den Namen Unterwelt auch sehr passend. Allerdings glaube ich, dass Abyss eine parallele Welt oder Dimension ist, oder so etwas!«

Akira starrte die alte Frau an. Entweder spielte ihr Verstand ihr einen Streich oder die Frau hatte von Dämonen gesprochen. Aber schon der Begriff Unterwelt hätte sie stutzig werden lassen sollen. War Peter ein Dämon? »Dämonen?«

Kathrin nickte nur. »Ja Schätzchen. Hier gibt es Dämonen. Du bist hier in einer anderen Dimension. Hier leben Dämonen. Ich weiß, es fällt einem schwer, aber du musst es akzeptieren!« Sie drehte sich wieder um und verließ das Kellergewölbe.

Akira nickte, ohne wirklich zu verstehen. Sie folgte Kathrin wieder nach oben. Also war sie wirklich nicht mehr auf der Erde. »Wie sind wir hierhergekommen?«

»Nun, durch ein Portal.« Die Frau war mal blond gewesen, jetzt durchsetzen graue Strähnen ihr unordentliches Haar. Sie schlurfte den Gang entlang und sah die ganze Zeit nach unten.

»Bist du auch auf ihn hereingefallen?«, fragte Akira sie leise.

»Ja leider! Aber das ist schon lange her. Das war in einem anderen Leben.«

Ihnen kamen Männer entgegen.

Sofort schob sich Kathrin an die Wand und senkte den Kopf noch mehr.

Akira tat es ihr gleich. »Du hast dich ganz schön angepasst.«

»Das musst du auch tun, wenn du hier länger überleben willst.«

»Kann man hier aus diesem Gemäuer entkommen?«

»Klar, du kannst die Burg hier verlassen, aber was dann? Da draußen überlebst du nicht, denn es ist zu heiß. Habe ich alles versucht. Das kannst du mir glauben.« Jetzt hob sie den Kopf und sah Akira traurig an. Dann setzte sie ihren Weg fort.

Akira folgte ihr weiter den Gang entlang.

»Du bist für immer hier und solltest dich darum bemühen zu überleben. Mehr geht nicht!«

Akira sah sie skeptisch an. »Peter hat uns doch auch hergebracht. Dann können wir doch auch wieder so gehen!«

»Du kannst das Portal nicht sehen. Das können nur die Dämonen. Auch nur sie können es öffnen und benutzen. Das bedeutet, nur er oder ein anderer Dämon könnte uns hier auch durch ein Portal wieder hinausbringen. Aber mach dir keine Hoffnung. Das wird hier keiner tun. Ich bin schon zwanzig Jahre hier.«

Egal wie lange es auch dauern würde, sie würde niemals die Versuche aufgeben, hier zu entkommen. Eher würde sie sterben. »Hat Peter eine junge, blonde Frau hergebracht? Ihr Name war Mia.«

Kathrin dachte kurz nach. »Er bringt ständig Blondinen her. Mia war der Name?«

Akira nickte.

Auch Kathrin nickte nach kurzem Überlegen. »Ja, da war eine Frau namens Mia!«

»Weißt du, was mit ihr geschehen ist?«

»Sie wurde vor vier Tagen verkauft. Dabei ist die Auktion erst noch.«

»Nein. Dann war es eine andere Frau. Mia war gestern noch mit mir in der Bar.«

»Die Zeit hier unten vergeht schneller als auf der Erde! Komm jetzt, unsere Arbeit erledigt sich nicht von allein.« Die alte Sklavin winkte Akira, ihr zu folgen. In der Küche der Burg zeigte sie ihr, was sie hier zu erledigen hatte. »Du wirst hier das Geschirr übernehmen.« Sie deutete auf den Bottich, der in der Mitte stand. Daneben türmte sich das schmutzige Geschirr. »Das Wasser kannst du hier auf dem Herd in dem Topf heißmachen.«

Akira sah zu dem alten großen Topf auf dem Herdfeuer mitten im Raum. Das Feuer erwärmte die Luft hier drinnen noch heftiger, als sie ohnehin schon war. Dunstschwaden zogen an der Decke zum offenen Fenster. Aber dort kam auch keine kühle Luft herein. Die Hitze der Umgebung drängte zusätzlich in den kleinen Raum. Akira bekam kaum Luft. »Oh Mann, was für eine Hitze.«

Kathrin lachte. »Heute ist es noch recht kühl.« Sie winkte Akira erneut, ihr zu folgen. »Komm, wir gehen in den Keller. Dort ist der Brunnen.«

Gemeinsam durchquerten sie den kleinen Küchenraum und traten durch eine andere Tür zu einer schmalen und steilen Treppe. Unten war es dunkel, aber Kathrin stieg beherzt hinunter. Also folgte Akira ihr. Was hätte sie sonst auch tun können?

Unten angekommen wurde es stickiger und heißer als oben. Halb erstickt folgte Akira der alten Frau. An einer Abzweigung blieb sie stehen.

»Hier geht es auch zu den Verliesen, aber dorthin müssen wir so gut wie nie. Daher musst du nur dem rechten Gang hier folgen, dann kommst du zum Brunnen.« Sie ging weiter und Akira folgte ihr. An einem Loch im Boden hielt Kathrin dann schließlich an. Um das Loch herum waren locker Steine aufgeschichtet worden. Ein Seil mit einem Eimer daran lag daneben. »Hier ist der Brunnen. Dort hinab lässt du den Eimer und holst ihn gefüllt wieder herauf. Das ist recht beschwerlich, aber du musst es nur für den Abwasch holen und wenn einer der Dämonen baden will. Aber das tun sie zum Glück so gut wie nie.« Sie ließ den Eimer hinab. »Wir nehmen gleich etwas Wasser mit.«

»Muss man das Wasser wirklich noch aufwärmen? Ist es nicht schon heiß genug?«

Sie reichte Akira den Eimer. »Nein, leider nicht ausreichend. Das wäre praktisch, dann könnten wir hier unten abwaschen. Komm, wir gehen wieder hoch. Jetzt kennst du den Brunnen.«

Akira war glücklich, aus dem heißen stickigen Gang wieder heraus zu können, und stieg hinter Kathrin die Treppe wieder hinauf.

»Wenn das Essen fertig ist, wirst du es servieren«, sagte die ältere Frau, als sie in der Küche an den Herd trat.

Akira nickte noch einmal. Mittlerweile fühlte sie sich wie betäubt.

»Anschließend wirst du wieder abräumen und spülen. Auch die Halle und die Küche musst du fegen und gegebenenfalls wischen. Alles klar?«

»Ich denke ja. Ist ja nicht so schwer.«

»Das denkst du jetzt. Aber warte mal ab, wenn du länger hier bist. Die Luft macht einem wirklich zu schaffen.«

»Was passiert, wenn ich mich weigere, es zu tun?«

»Dann erhältst du Schläge. Das vorhin mit der Peitsche war kein Scherz. Schläge gibt es auch, wenn du etwas falsch machst.«

»Okay. Dann werde ich es wohl besser tun!«

»Weise Entscheidung.« Kathrin nickte. »Du kannst auch gleich mit der Arbeit anfangen. Der Tisch muss gedeckt werden. Danach wird das Essen aufgetragen. Hier ich fülle dir schon mal die Schüsseln. Marie und Tom helfen mir dabei. Du bringst schon mal das Geschirr, sowie das Essen hinein und verteilst es.«

Sie griff nach den Tellern. »Für wie viele soll ich decken?«

»Stell einfach zehn Teller hin und lass einige der Teller in der Mitte stehen. Dann können sie sich nehmen, wenn sie mehr Teller brauchen.«

Nickend nahm Akira die Teller und das Besteck zur Hand und ging den Gang entlang zur Halle. Dort stellte sie die Teller in der Mitte auf den Tisch und verteilte einige.

Einer der dämonischen Lakaien kam herein und stand plötzlich hinter ihr. »Ah, eine Neue! Lass dich mal ansehen!« Er fasste nach ihrem Arm und zog sie herum.

Akira machte rasch einen Schritt zurück und saß dadurch fast auf dem Tisch.

Er grinste sie an. Er war mittelgroß, hatte braune Haare und ein schönes Gesicht. Aber seine Augen wirkten kalt und ohne jedes Gefühl. Auch erreichte das Lächeln nicht seine Augen. Es wirkte eher wie eine groteske Grimasse.

Akira wollte seitlich ausweichen, aber er hielt sie fest. »Nicht so eilig«, sagte er und setzte seine Musterung fort. »Also eine Schönheit bist du nicht. Viel zu klein für meinen Geschmack und diese Haare sind grässlich. Lass doch mal testen, ob du wenigstens küssen kannst.« Er wollte sie dichter zu sich heranziehen, aber sie nahm die Gabeln, die sie auf den Tisch hatte legen wollen und stach ihn damit in den Arm. Erschreckt ließ er sie los und sie beeilte sich Raum zwischen ihm und sich zu bringen, drehte sich dann rasch um und verließ die Halle. Aber plötzlich stand er wieder vor ihr. »Was bildest du dir ein?« Er holte aus und schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht, dann packte er sie fest an ihren Haaren und zog sie zu sich heran, wobei er sie mit dem Körper gegen die Wand drückte und so festhielt. Schon senkte er den Mund und wollte sie küssen.

Peter kam den Gang entlang, packte den Dämon am Arm und zog ihn von ihr weg. »Haron, lass das. Sie wird verkauft, da soll sie nicht vorher Schaden nehmen.«

»Verdammt! Sie hat mich in den Arm gestochen!«

Peter lachte nur und ging weiter. Der Dämon folgte ihm, warf ihr aber drohende Blicke zu.

Akira lief es kalt den Rücken hinunter. Schnell rannte sie zur Küche und blieb dort neben der Tür stehen. Sie zitterte am ganzen Körper.

Kathrin sah sie. »Alles in Ordnung?«

Was sollte sie denn darauf antworten? Also nickte sie nur.

»Ja, vor denen solltest du dich vorsehen.« Wissend nickte Kathrin ihr zu.

Aber es half nichts. Das Essen musste serviert werden und die Teller waren noch nicht ausreichend verteilt. Akira atmete tief ein, um sich Mut zu machen, und drehte sich wieder um.

»Lass mal, ich helfe dir.« Kathrin war neben ihr und gemeinsam gingen sie zur Halle zurück. »Welcher war es?«

Kaum merklich deutete die junge Frau auf Haron.

»Dann werde ich dort bedienen.«

Akira füllte die Teller auf der anderen Seite des Raumes und konnte einigermaßen den Händen der Dämonen ausweichen.

Als diese gegessen hatten, standen sie auf und gingen. Akira beeilte sich, die Teller wieder einzusammeln. Bei der Arbeit hatte sie nicht weiter auf ihre Umgebung geachtet, das bereute sie nun. Denn dieser Haron stand erneut hinter ihr. Erschreckt ließ sie einige Teller fallen. Sofort war Peter da und schlug sie mit der Faust, sodass sie auch die letzten Teller fallen ließ, als sie auf den Boden fiel. Verächtlich sah Peter auf sie hinunter. »Wusste ich doch, dass du Ärgern machen würdest!« Dann drehte er sich um und ging.

Ein Mensch namens Tom eilte herbei und half ihr hoch. Dann räumten sie gemeinsam die Scherben weg.

Haron grinste nur und verließ ebenfalls den Raum, nachdem er ihr einen Handkuss zugeworfen hatte. Was für ein Ekelpaket.

In der Küche spülte Akira das Geschirr und räumte es weg. Dann war sie völlig erschöpft und lehnte sich gegen die Spüle.

»Von wegen es ist nicht so schwer, was?«

»Ja, ich hätte es nicht erwartet, aber das liegt sicherlich an der Luft hier.«

Kathrin nickte. »Such dir einen sicheren Schlafplatz und halte die Nacht über immer ein Auge offen!«

Akira sah sie besorgt an, nickte dann aber verstehend.

In dieser Nacht schlief sie nicht. Alle Geräusche ließen sie aufschrecken und der Halsring erschwerte das Schlafen ebenfalls. Hinzu kamen ihre Gedanken. Immer wieder verdammte sie ihre eigene Dummheit. Wieso hatte sie sich nur von Peter so einlullen lassen? Als sie ihn das erste Mal gesehen hatte, hatte er nur Augen für Mia und Susan gehabt. Doch dann war er nett gewesen und sie hatte Spaß gehabt. Trotzdem war er ihr zu nett und irgendwie schleimig vorgekommen. Aber Mia hatte ihr vorher noch gesagt, dass sie auch mal auf die Männer eingehen müsste. Und nicht immer alles verteufeln dürfe, was sie sagen und tun würden. Super Tipp! Der hatte sie echt weit gebracht! Geradewegs in die Hölle!

Der nächste Tag verlief ereignislos. Akira Jonson erledigte ihre Pflichten und es gelang ihr, den Dämonen so gut es ging, aus dem Weg zu gehen. War Akira in einem Raum und einer der Dämonen kam herein, dann verließ sie den Raum. Wenn einer von ihnen im Raum war, vermied sie es hineinzugehen, außer bei den Mahlzeiten natürlich. So gelang es ihr, den nächsten Tag zu überstehen.

Am folgenden Abend sollte Akira Peter ein Getränk in die Halle bringen. Er saß am Tisch und grübelte über einer Karte.

Akira warf neugierig einen Blick darauf. War das eine Karte dieser Gegend? Konnte sie vielleicht erkennen, wo sich ein Portal befand oder etwas anderes? Dabei sah sie nicht zu Boden und stolperte über einen weggeworfenen Knochen. Dabei schwappte Peters Getränk über. Erschreckt bemerkte sie, dass einige Tropfen davon auf seinen kostbaren Anzug gefallen waren. Sofort rückte sie von ihm ab, nahm ein Tuch und wollte die Flecken abtupfen, um den weiteren Schaden zu begrenzen.

»Du dummes unnützes Ding«, brüllte er, als er die Tropfen auf seinen Ärmel betrachtete. »Sieh, was du angerichtet hast. Ich wollte heute noch in eine Bar!« Er stieß sie zurück.

Akira taumelte rückwärts, dabei verschüttete sie den Rest des Getränks über ihre Bluse. »Verdammt noch mal! Ich bin doch nur gestolpert. Es tut mir leid!«

»Das wirst du büßen.« Er griff sich seine Peitsche, die hinter ihm auf dem Stuhl lag, holte aus und schlug zu.

Der erste Schlag kam für Akira überraschend, sodass sie nicht schnell genug aus seiner Reichweite springen konnte. Daher bekam sie ihn in seiner ganzen Stärke zu spüren. Die Bluse riss unter der Peitsche an der Schulter auf und der Riemen hinterließ eine rote Zeichnung auf der Haut. Schmerzhaft zuckte sie zusammen und hielt sich sofort die Arme schützend über ihr Gesicht. Dabei fiel das Gefäß herunter und zerbrach. Aber das war Akira in dem Moment völlig egal. Sie ging rückwärts von Peter weg, bis sie die Wand im Rücken hatte.

Peter holte erneut aus und traf ihren Arm der Länge nach. Es brannte fürchterlich und das Ende der Peitsche hätte trotzdem beinahe ihr Gesicht getroffen, also rollte sie sich zusammen und ihr Rücken lag frei. Mehrfach trafen die Lederbänder der Peitsche darauf. Jeder Schlag brannte wie Feuer. Der dünne Stoff der Bluse hatte den Lederriemen nichts entgegenzusetzen und zerriss bei jedem Schlag. Akira spürte, wie auch ihre Haut an mehreren Stellen aufgerissen wurde. Der Schmerz trieb ihr die Tränen ins Gesicht.

Als Peter endlich von ihr abließ, bemühte sich Akira schnell hochzukommen. Dabei brannte der Rücken entsetzlich, aber sie wollte nur noch schnell den Raum verlassen und weg von diesem Monster kommen. Aber Peters Stimme hielt sie zurück. »Erst machst du den Dreck hier weg.« Er deutet auf die Reste des Gefäßes, die auf dem Boden lagen.

Akira kam zitternd zurück. Sie hielt ihr Gesicht zu Boden gerichtet, damit er sich nicht an ihrem schmerzverzogenen Gesicht und den Tränen erfreuen konnte. Sie bückte sich, so schnell es ihr möglich war, um die Scherben aufzuheben. Anschließend floh sie vor dem Gelächter und Gehöhne aus dem Saal.

Am Tag danach konnte sie ihre Pflichten nicht mehr so schnell erfüllen, da jede Bewegung fürchterlich wehtat. Ihren Rücken konnte sie ja nicht sehen, aber er fühlte sich an wie eine offene Wunde. Das Wasserholen war eine Strapaze gewesen, da sie dabei den Rücken anspannen musste, was entsetzlich schmerzte. Immer wieder hielt sie kurz inne, um durchzuatmen. Aber auch das half nicht wirklich. Endlich hatte sie das Wasser für den Abwasch oben. Anschließend musste sie noch einmal in die Halle, um den Tisch abzuwischen und das letzte Geschirr zu holen.

Peter saß noch da und starrte sie gehässig an, als sie hereinkam.

Als sie ihn sah, wollte sie wieder umdrehen, aber er hatte sie bereits gesehen.

»Du bist spät dran. Das hätte schon früher erledigt werden sollen!« Wissend beobachtete er ihre abgehackten Bewegungen.

»Es tut mir leid. Ich bin die Temperatur noch nicht gewöhnt. Aber du kannst mich gerne zurückschicken, wenn ich dir nicht mehr zusage!«

Schon stand er neben ihr und verpasste ihr eine Ohrfeige, sodass sie zu Boden stürzte. Ihr Rücken schmerzte heftig, als sie beinahe gänzlich darauf landete. Erneut verdammte sie ihre vorlaute Art und ihre Dummheit. Hätte sie doch nur mit Susan damals das Tanzlokal verlassen! Tränen stiegen ihr in die Augen. Und doch war sie froh, nicht klein beigegeben zu haben. Nie würde sie ihn gewinnen lassen.

»Du lernst wohl nie deinen dummen, vorlauten Mund zu halten, oder?« Lachend verließ Peter den Raum.

Dieser Vorfall hatte sie nur darin bestärkt, von hier zu fliehen. Sie musste endlich ein Ausweg finden. Wo war nur dieses verdammte Portal? Nach einer weiteren beinahe schlaflosen Nacht gelang es ihr, sich am kommenden Tag der Aufmerksamkeit der dämonischen Diener entziehen. Ungesehen schaffte sie es, aus der Burg zu entkommen. Aber vor der Burg war die Hitze immer noch unerträglich. Der Boden glühte an vielen Stellen rot und Hitze stieg von ihm auf. Der Wind wehte die Asche durch die Luft und erschwerte ihr das Atmen. Rasch zog sie ein Stück Stoff vor den Mund, um das Einatmen der Asche und der Hitze zu reduzieren. Doch kaum hatte sie die Mauern nur ein Stück hinter sich gelassen, wurde die Hitze unerträglich. Der Schweiß lief ihr in Strömen über den Rücken, wodurch Salz in die Striemen auf dem Rücken kam und diese zum Brennen brachte. Verzweifelt bemühte sie sich, es auszublenden und sich darauf zu konzentrieren, das Portal zu finden. Peter hatte sie ja dadurch hierhergebracht. Sie musste sich nur erinnern, wo es gewesen war. Es war doch in dieser Richtung gewesen oder doch nicht? Hier sah alles so gleich aus. Nur die Form der Hügel war geringfügig anders. Es wollte ihr einfach nicht mehr einfallen, von wo sie auf die Burg zugelaufen waren. Was auch daran liegen konnte, dass sie nicht ganz bei sich gewesen war.

Die Hitze vor der Burg trieb sie allerdings nach einigen kurzen Augenblicken wieder hinein, so wie Kathrin es gesagt hatte. Die heiße Luft hatte beinahe das Blut in den Luftbläschen ihrer Lunge gekocht. Gerade so schaffte sie es wieder in die Burg zurück, ohne ohnmächtig zu werden. Wie sie diesen Ort hasste. Mühsam keuchend suchte sie sich eine Ecke, in der sie sich etwas ausruhen konnte, ehe sie ihre tägliche Arbeit wieder aufnahm.

Am Abend half Kathrin Akira, die Teller im Speiseraum zu verteilen, als laut polternd fünf Männer über die hölzerne Zugbrücke in die Burg kamen. Überrascht von den Geräuschen späte Akira vorsichtig um die Türöffnung herum und sah die Männer den Gang entlangkommen.

Diese Männer waren recht unterschiedlich. Drei von ihnen waren absolut gut aussehend. Einer davon hatte kurze braune Haare und ein beinahe knabenhaftes Aussehen. Die anderen beiden waren deutlich größer. Einer von ihnen war dunkel und sehr kräftig. Der Dritte war blond. Alle drei hatten auf ihre Art eine gute Figur und ein Gesicht, welches man als wirklich schön bezeichnen würde. Die anderen zwei Männer waren noch größer als diese drei Schönlinge. Beide wiesen jedoch zahlreiche Narben auf. Außerdem war ihr Körperbau sehr breit und muskulös. Einer dieser beiden hatte sogar Hörner, die seitlich aus seiner Stirn herausragten. Sein Gesichtsausdruck war etwas dümmlich. Aber alle diese Männer hatten kalte, fast schon leblose Augen. Darin war kein Gefühl zu lesen.

Akira drehte sich wieder zu Kathrin um. »Wer sind diese Männer?«

»Mach dir keine Hoffnung. Schätzchen. Das sind keine Männer, sondern auch nur Dämonen und sie sind nur hier, weil sie Menschen kaufen wollen.« Sie deutete auf den blonden, gut aussehenden Dämon. »Der hat deine Freundin Mia letztens gekauft. Sie brauchen Arbeitskräfte, Spielzeuge oder etwas zum Essen und dafür sind wir hier gerade gut genug.«

Entsetzt sah Akira sie an. »Sie essen uns? Oh Gott, hoffentlich geht es Mia gut.«

Kathrin seufzte. »Schätzchen, das sind Dämonen. Nicht alle haben Gefallen daran, aber einige essen gerne Menschenfleisch und trinken unser Blut.«

Das verhieß nichts Gutes. Kurzerhand wollte Akira sich wieder ihrer Arbeit zuwenden, als mehrere Lakaien den Raum betraten. Einer von ihnen war Haron.

Sofort wich Akira hinter Kathrin zurück und wollte schnell aus dem Raum schlüpfen, aber da wurde sie von den beiden gepackt.

Haron grinste, als er sie an den Armen fest festhielt. »So Schätzchen, jetzt werden wir ja sehen, was du wert bist! Sicher wünschst du dir nun dich etwas netter, mir gegenüber benommen zu haben. Dann hätte ich dir jetzt vielleicht geholfen.«

Dazu sagte Akira nichts. Denn er hätte ihr niemals geholfen, egal was sie auch getan hätte. Sie wehrte sich jedoch so heftig, wie sie konnte gegen ihn. Sie zerrte an ihren Armen und trat immer wieder um sich, wobei sie Haron auch mehrfach traf.

Daraufhin schlug Haron ihr mit der Faust gegen den Kopf und schüttelte sie heftig. »Du verdammtes Biest. Halte endlich still.«

Einer der anderen Dämonen, die für Peter arbeiteten, sah zu ihm herüber. »Soll ich dir helfen, Haron oder schaffst du es noch?« Er brachte gerade einen anderen Menschen her.

Ein weiterer von Peters Lakaien lachte. »Hast du auch nachgesehen, dass sie keine Gabel in der Hand hat?«

Heftige Kopfschmerzen zuckten durch Akiras Schädel und der Raum drehte sich leicht.

Haron zog die junge Frau trotz aller Gegenwehr in die große Halle. Dort wurde sie neben den anderen zum Verkauf stehenden Menschen in einer Reihe aufgestellt. Haron stellte sich hinter sie und hielt sie weiterhin fest, während er ihren Arm streichelte. Sie war leicht benommen und bekam es kaum mit, aber vielleicht lag es auch an der Panik, die in ihr aufstieg.

Die fünf Gäste waren bereits anwesend. Sie tranken aus Pokalen, die Peter bereitgestellt hatte, und unterhielten sich lachend mit Peter, während sie warteten, dass die Auktion beginnen sollte. Immer wieder sahen sie zu den Menschen hinüber.

Diese waren nebeneinander aufgereiht worden, damit sie leichter zu betrachten waren. Die dämonischen Lakaien standen hinter ihnen und verhinderten ihr Entkommen.

Peter nickte, als alle Menschen, die er anbieten wollte, in einer Reihe standen. »Gut, dann können wir ja jetzt anfangen. Hier seht ihr, was ich diesmal für euch unter Mühen und persönlichen Entbehrungen gesorgt habe.«

Der vernarbte Dämon ohne Hörner winkte ab. »Komm, hör auf zu reden, Horar. Das Verkaufsgespräch kommt erst, wenn ich etwas finde, was ich gebrauchen kann. Lass mich erst einmal sehen, was du anbietest.«

Nun traten die Kunden dichter an sie heran und begutachteten die Ware intensiv. Der eine dunkle, gut aussehende Dämon musterte Akira genau von oben bis unten. Interessiert fasste er nach ihrem Haar und ließ seine Finger hindurchgleiten.

Mühsam drängte Akira die aufsteigenden Tränen zurück. Gerne hätte sie seine Hand zurückgeschlagen, aber das wagte sie nicht. Das war alles so erniedrigend und so schrecklich. Trotzdem, sie würde niemals klein beigeben. Wütend erwiderte sie den Blick des dunklen, gut aussehenden Dämons.

Daraufhin schüttelte er den Kopf. »Die ist mir zu widerspenstig.«

»Du kannst sie sicher zähmen, Lexus«, schlug Peter ihm vor. Grinsend fügte er hinzu: »Dann ist es nicht so langweilig!«

»Ja, aber das würde sie nicht lange überleben. Dafür ist sie zu mickrig. Davon habe ich dann auch nichts außer Ausgaben.« Er ging weiter und betrachtete eine andere Frau. Aber auch hier war er nicht zufrieden und schüttelte erneut den Kopf.

Der vernarbten Dämonen ohne Hörner befühlte und betrachtete die blonde junge Frau neben Akira. Sie versuchte vergeblich, seinen Händen zu entkommen, doch wenn sie zurücktrat, standen die beiden Lakaien hinter ihr und verwehrten ihr den Rückzug.

Ihre vergeblichen Bemühungen brachten den Dämon zum Grinsen.

Akira kannte ihren Namen noch nicht. Peter hatte sie erst gestern Abend mitgebracht und sie hatte noch den ungläubigen Blick eines neu hier angekommenen Menschen.

Gerade sagte der Dämon zu Peter: »Die nehme ich! Was willst du für sie?«

Also musste Akira sich ihren Namen auch nicht mehr merken.

Peter grinste. »Ich will fünfzehn Diamanten. Aber nicht die kleinen Splitter, sondern die guten.«

Der Dämon nickte. »Das ist ganz schön viel!«

»Ja, aber sie ist es wert.«

Der Dämon umfasste noch mal das Kinn der jungen Frau und hob ihren Kopf an. Dann nickte er langsam. »Ich gebe dir zehn!«

»Ach komm schon, dafür brauche ich nicht auf die Erde zu gehen. Für den Preis kriegst du sie in der Schenke in der Hauptstadt. Vierzehn!«

»Okay sagen wir dreizehn, weil sie kräftig ist und ich sie vernünftig gebrauchen kann, ohne dass sie gleich umkippt, wenn ich sie zu hart rannehme.«

Nun nickte Peter zustimmend und hielt die Hand auf.

Der Dämon legte ihm einen Beutel hinein.

Sofort öffnete Peter ihn und zählte nach.

»Was? Du vertraust mir nicht?«

»Doch sicher«, sagte er und zählte ungerührt weiter.

Schon zerrte der vernarbte Dämon die sich wehrende junge Frau davon. Sie sträubte sich heftig, was die anderen Dämonen zum Lachen brachte. Schließlich nahm der Käufer sie einfach hoch, warf sie sich über die Schulter und verließ den Raum.

Der braunhaarige Dämon betrachtete zwei Männer genauer und befühlte ihre Muskeln und untersuchte doch tatsächlich ihre Zähne. Dann nickte er. »Ich will die beiden Männer. Wenn der Preis stimmt!«

»Für die beiden verlange ich dein Land, welches an dieses hier grenzt.«

Sofort drehte sich der Dämon zu Peter herum. »Nein, das ist zu viel. Höchsten ein Viertel davon!«

»Die Hälfte!«

»Was willst du für alle zusammen? Angenommen, ich nehme die anderen zwei hier auch noch.« Er deutete auf eine Frau und einen weiteren Mann. »Sie sehen recht appetitlich aus.«

Die beiden Menschen hießen John und Mary. Sie waren auch erst recht kurz hier. Sie zuckten nun erschreckt zurück und versuchten panisch wegzukommen, aber auch das half ihnen nichts.

Die Lakaien begannen die Halsbänder der Menschen mit einer Kette zu verbinden.

Peter beachtete sie kaum, nickte nur nachdenklich wegen des Preises. »Dann mindestens dreiviertel des Landes!«

»Abgemacht.«

Peter schrieb auf einem Stück Leder den Verkaufsvertrag auf und reichte dem Dämon daraufhin das Stück herüber.

Der Käufer unterschrieb ebenfalls.

Einer der Lakaien reichte ihm die Kette und der kleine Dämon nahm sie entgegen. Dann zerrte er die sich sträubenden Menschen hinter sich her. Er war zwar klein, aber als Dämon verfügte er scheinbar über mehr Kraft, als man ihm bei dem Körperbau zugetraut hätte.

»Für mich war hier heute nichts dabei«, sagte der Blonde.

Auch Lexus stimmte ihm nickend zu. »Das Beste haben die beiden sich ausgesucht.« Er deutete auf Akira, die als Einzige noch dastand. »Deine C-Ware wollen wir nicht! Das ist schon fast beleidigend, dass du sie uns anbietest.«

»Was möchtet ihr denn? Soll ich etwas Besonderes besorgen, dann mache ich es. Ihr müsst mir nur eure Wünsche mitteilen. Ich werde es besorgen!«

Der blonde Dämon sagte: »Ich brauche eine blonde, kräftige, junge Frau.« Er grinste anzüglich. »Die Letzte von dir ist schon wieder hinüber. Die hat nichts ausgehalten.«

Akira hob den Kopf. Das hieß wohl so viel, wie: Mia war Tod. Wie kalt diese Wesen über den Tod eines Menschen redeten.

Auch Peter schien das nichts auszumachen. Er grinste nur. »Dein Verschleiß ist ganz schön hoch Maxim!«

Daraufhin zuckte der blonde Dämon nur die Schultern. »Ich bin halt anspruchsvoll.«

Erst jetzt gingen Peters dämonischen Lakaien wieder ihrer Wege, aber Haron ließ Akiras Arm noch nicht los. Er beugte sich ganz dicht an Akira heran und flüsterte: »Du bist wohl doch nichts wert, was?« Dann erst ließ er sie los.

So wurde auch Akira nicht mehr gezwungen, dort stehenzubleiben. Rasch verließ sie den Raum.

Er lachte gehässig. »Aber mach dir nichts draus. In zwei Wochen kommt jemand, der in der Wahl seiner Nahrung nicht so wählerisch ist. Er betreibt ein Gasthaus. Da braucht er immer viel Fleisch und Blut für seine Gäste. Für den wirst du schon reichen.«

Erschreckt atmete Akira ein und drehte sich zu ihm herum.

Haron lachte und ging seiner Wege.

Akira stand mit weit aufgerissenen Augen da und starrte ihm nach.

Kathrin trat schnell zu ihr heran. »Keine Sorge. So schnell geht das nicht!«

»So schnell nicht! Das heißt aber, es wird wohl doch irgendwann geschehen? Das ist auch nicht gerade tröstlich!«

Kathrin schüttelte mitfühlend den Kopf. Konnte aber nichts weiter Tröstliches sagen. Daher schlich sie leise aus dem Raum und deutet Akira an, ihr zu folgen.

»Ich brauche Arbeitskräfte in den Mienen, also kräftige junge Männer«, sagte der größere Dämon mit den Hörnern gerade. »Damit sie mir die Diamanten ausgraben.«

Peter Horar nickte. »Ich werde sie zur nächsten Woche hier haben! Kannst du so lange warten Dom oder soll es eine Eilbestellung werden? Das kostet dann extra.«

Dom schüttelte den Kopf. »Nein, nächste Woche reicht.«

Lexus, der dunkle Schönling nickte. »Dann hoffen wir mal, dass du in einer Woche auch noch hier stehst und nicht ausgelöscht bist.«

Lächelnd nickend trat Dom, der Dämon mit den Hörnern auf Peter zu, sah aber dabei Maxim und Lexus an.

»Genau«, bestätigte nun auch Maxim. »Tenebris hat den Krieg beendet.«

»Tarek und Sohan konnten fliehen, nachdem der Prinz Wago besiegt hatte. Er hat ihn einfach ausgelöscht«, berichtete Lexus.

»Ja«, sagte Dom wieder. »Die Kriegsdämonen sind ganz schön sauer deswegen. Wago war schließlich einer ihrer Anführer.«

»Deshalb hat der Kampf auch lange genug gedauert. Wago hatte ganz schön was auf dem Kasten.« Maxim nickte bedächtig und sah zu Lexus.

Dieser erwiderte den Blick ernst. »Aber geholfen hat es ihm nicht. Tenebris ist einfach zu stark für ihn gewesen. Nichtsdestotrotz sind die Kriegsdämonen aus dem Häuschen. Ich habe auch schon etwas von einem Aufstand munkeln hören. Aber erst einmal wird sich Tenebris mit dir auseinandersetzen Horar. Er hat jetzt Zeit, sich sein Eigentum von dir zurückzuholen.« Lexus grinste gehässig. »Diese schöne Burg gehört doch ihm, oder?« Er sah sich vielsagend um.

Peter winkte ab und verzog geringschätzig die Mundwinkel. »Tenebris hat so viel Besitz. Da wird er dieses kleine Fleckchen gar nicht vermissen.«

Dom aber lachte gehässig. »Vergiss es! Er weiß, was ihm gehört.«

Maxim nickte zustimmend. »Er hat bisher noch jeden ausgelöscht, der sich erdreistet hat, ihn zu bestehlen. Du bist der nächste.«

»Ach, mir wird schon nichts passieren. Falls er doch angreifen sollte, habe ich bereits Vorkehrungen getroffen. Aber danke für deine Sorge um mich!«

Lexus schnaubte verächtlich und so verließen die drei letzten Kunden ebenfalls die Burg.

Akira folgte Kathrin zur Küche. »Was für ein Krieg?«, fragte sie nun leise.

»Ach, seit bereits einiger Zeit gab es schon einen Krieg zwischen einigen sehr mächtigen Dämonen. Jetzt scheint der eine davon gewonnen zu haben.«

»Peter hat ihm die Burg gestohlen?«

»Ja, so habe ich es auch verstanden. Früher wohnte Peter in einer Höhle! Dann sind wir hier her in die Burg gekommen.«

»Und wer ist denn Tenebris?«

»Regulus Tenebris ist der Prinz der Finsternis. Er ist einer der ältesten und mächtigsten Dämonen hier. Er gilt als Meister in der Kriegsführung und der Illusion.«

»Nun, dann ist es verwunderlich, dass der Krieg so lange gedauert hat.«

Kathrin nickte. »Na ja, irgendwie schon. Aber was heißt lange? Ich finde es eher fraglich, warum jemand diesen Dämon überhaupt herausgefordert hat. Er ist schließlich auch noch der Sohn des Fürsten hier. Dann ist doch klar, dass er kämpfen kann. Außerdem hat er den Ruf, sich alles, was man ihm wegnimmt, wieder zu holen und die Diebe dann einfach auszulöschen.«

Verständnislos sah Akira sie an. »Auslöschen?«

Kathrin seufzte. »Wenn hier unten jemand stirbt, dann vergeht die Seele ganz. Das bedeutet auslöschen.«

Akira nickte. »Aber dann war es doch besonders dumm von Peter, sich mit diesem Prinzen anzulegen.«

Kathrin nickte, sagte aber nichts mehr dazu.

Die Arbeit in der Burg ging in den nächsten Wochen weiter wie bisher. Es gab noch zwei weitere Auktionen, zu der letzten wurde Akira nicht einmal mehr mit aufgestellt. Sie taugte weder als Nahrung noch als Arbeitskraft, da sie zu schwächlich und zu mickrig war. An ihr war niemand interessiert. Aber hier in der Burg hatte sie genügend Aufgaben zu erledigen. So hoffte sie, dass sie für Peter wertvoll genug war und er sie nicht an diesen Gasthausbesitzer verschachern würde.

Die Arbeit war so reichhaltig, dass sie jedoch kaum Zeit hatte, um darüber nachzudenken. Auch Langeweile kam niemals auf. Akira arbeitete, so gut sie konnte, aber nebenbei bemühte sie sich trotzdem weiterhin verzweifelt das Portal zu finden.

Immer wieder sah Kathrin sie aus der Burg heraus und wieder hereinschleichen. Die ältere Frau schüttelte den Kopf. »Das bringt doch nichts! Schon vergessen? Du kannst das Portal nicht sehen und selbst wenn, kann es nur ein Dämon öffnen!«

Aber Akira ließ sich nicht von ihrem Plan abbringen. Damit aufzuhören hieße aufgeben. Das kam für sie nicht infrage. Es musste doch einfach einen Weg hier herausgeben. Sie beobachtete genau, wohin Peter ging, wenn er die Burg verließ. Auf diese Weise versuchte sie herauszufinden, wo sich das Portal befand. Leider waren ihre Bemühungen bisher nicht von Erfolg gekrönt. Sie wusste schon, in welche Richtung sie gehen musste, aber sie konnte das Portal einfach nicht sehen. Und Landmarkierungen gab es dort auch nicht. Zweimal war es ihr bisher gelungen, aus dem Fenster zu sehen, wenn Peter hindurchging. Aber die Stelle konnte sie sich einfach nicht merken. Es war zum verrückt werden. Es stimmte also, dass nur die Dämonen das Portal sehen konnten. Aber sie hätte sich doch wenigstens die Stelle merken können. Nicht einmal das gelang ihr. Langsam schwanden Akiras Hoffnungen, das Portal jemals zu finden. Müde und traurig ging sie erneut mit brennender Lunge zurück in die Burg. Erneut hatte sie das Portal nicht finden können.

Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis

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