Читать книгу Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis - Christine Engel - Страница 8

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In einer kleinen Gastwirtschaft in Abyss saßen vier Dämonen zusammen an einem Tisch.

Der Kriegsdämon Tarek trug eine braune Lederweste über einem dunklen Hemd. Die Weste wirkte durch eine Vielzahl an Nieten so überheblich wie ihr Träger. Seine hellbraunen, fettigen Haare hingen ihm strähnig bis auf die Schultern. Bei jeder Kopfbewegung schwangen sie hin und her. Teilweise blieben sie dabei an seiner verschwitzten Gesichtshaut kleben. Wütend sah er zu Sohan hinüber.

Der nickte ihm zu. Er war größer als Tarek und hatte kurze blonde Haare. Sein Hemd schloss sich eng um seinen Hals. Dafür war die braune Hose eher weit geschnitten und saß recht tief auf seiner Hüfte. »Es reicht endgültig! Er hat Wago einfach abgeschlachtet«, sagte Sohan, wobei er seine Wut deutlich machte.

»Wago kannte das Risiko«, entgegnete Tarek daraufhin ruhig.

»Aber er hätte ihn nicht gleich töten müssen.«

»Würdest du einen Gegner am Leben lassen?«, fragte Tarek. Als Sohan schwieg, fuhr er fort: »Wago kannte die Gesetze. Er wusste um das Risiko. So wie wir alle.« Er sah die anderen bedeutend an.

»Nimmst du Tenebris auch noch in Schutz?« Erbost stemmte Sohan die Fäuste auf die Tischplatte und stand auf. Drohend blickte er über den Tisch zu Tarek hinüber.

Der erwiderte daraufhin nur gelassen: »Nein bestimmt nicht. Nur … ich denke, du hättest deine Stellung verlassen und ihm zur Hilfe kommen müssen. Du hättest ihn unterstützen müssen, Sohan. Bevor Tenebris ihn erwischen konnte.«

Erbost schlug Sohan mit der Hand auf den Tisch. »Willst du mir etwa unterstellen, ich bin schuld an seinem Tod?«

»Nein, nicht direkt … aber wenn du …«

Wütend beugte sich Sohan über den Tisch und packte sein Gegenüber am Kragen und zog ihn hoch.

Die anderen beiden am Tisch sahen von einem zum anderen. Sie waren ebenfalls Dämonen, die in kriegerischen Dingen ihre Erfahrungen gesammelt hatten und daher an solche Ausbrüche gewöhnt waren. Zahlreiche Narben überdeckten bei dem einen der Männer das Gesicht, sodass es kaum noch als ein solches zu erkennen war. Zusätzlich wurde der Mund durch Zähne, die wie Wildschweinhauer wirkten, entstellt. Jetzt sprang dieser kleine krummbeinige Dämon auf und legte Sohan beruhigend die Hand auf die Schulter.

Der vierte Dämon erhob sich und zog Tarek zurück. Er war mittelgroß, aber sehr kräftig gebaut. Seine Kleidung wirkte eher schlampig als sauber. Die ungepflegten kurzen Haare hingen ihm unordentlich ins Gesicht. »Anklagen kann jeder, Tarek«, sagte Todd nun. Seine kleinen Augen wieselten hin und her, während er die anderen beobachtete.

Der krummbeinige Silas fügte hinzu: »Außerdem hast du Wago doch auch nicht geholfen.«

Ruckartig drehte Tarek sich zu Silas herum. »Doch sicherlich habe ich das getan«, erwiderte er hitzig. »Ich habe ihm zahlreiche Dämonen zu seiner Stellung geschickt. Sie haben ihn dort unterstützt.« Stolz richtete er sich auf. »Und du Silas, was hast du getan?«

Entrüstet starrte nun Silas Tarek wütend an und ließ Sohan los, ehe er sich wieder an den Tisch setzte. Dabei ließ er jedoch Tarek nicht aus den Augen. »Ihr hattet mich nicht ins Vertrauen gezogen. Sonst wäre ich da gewesen und dann wäre Wago noch am Leben. Da könnt ihr euch sicher sein«, prahlte er. »Da ich nichts von all dem wusste, konnte ich auch nichts tun.«

»Als wenn du so ahnungslos gewesen wärst«, höhnte Tarek. »Jeder wusste doch, dass etwas im Gange war. Das kann dir nicht verborgen geblieben sein. Du warst einfach zu feige, um etwas zu unternehmen!« Tarek setzte sich nun auch wieder hin, während Silas nun abermals aufsprang.

Sohan drehte sich nun zu Tarek um. »So ein Schwachsinn. Silas hätte auch nichts tun können, um Wago zu retten. Tenebris hat mit einer Illusion dafür gesorgt, dass Wago die Gefahr zu spät erkannte. Er hat ihn mies ausgetrickst. Wie immer! Tenebris ist kein ehrbarer Krieger, er ist ein Drecksack.«

Silas sah wieder zu Tarek. »Leute schicken, ist auch keine große Tat«, stichelte er und biss die Wildschweinhauer zusammen.

»Aber immer noch besser, als wenn man nichts tut.« Tarek sah die anderen drei an.

Todd zeigte mit dem Zeigefinger auf Tarek und dann auf Sohan. »Tarek, du und Sohan ihr spielt euch hier auf, als wärt ihr sonst wer. Aber obwohl ihr beide Bescheid gewusst habt und sogar dabei gewesen wart, habt ihr Wagos Tod nicht verhindern können.« Er richtete seinen Zeigefinger erneut auf Tarek. »Wenn du dir sicher gewesen wärst, dann hättest du selbst mitgekämpft und nicht nur deine Leute geschickt. Das hast du aber nicht getan. Und warum? Weil das ganze Unterfangen eine Selbstmordaktion gewesen ist. Das war dir doch von vornherein klar! Wie konntet ihr nur so dumm sein und Tenebris offen die Stirn zu bieten?«

Silas und Sohan nickten zustimmend bei seinen Worten.

»Wir hatten Horar gebeten, seine Fähigkeiten für uns einzusetzen«, gestand Sohan. »Aber er hat sich geweigert.«

»Dieser elende Feigling.« Silas schüttelte den Kopf.

»Ja, ohne die Portale in seinem Rücken war Tenebris einfach zu stark. Ihn offen anzugreifen ist schlichtweg nicht möglich. Ihn kann einfach nichts aufhalten. Das sollte euch klar sein.« Todd sah die anderen an.

Sohan nickte. »Und doch war es an der Zeit, dass wir etwas gegen diese Zustände hier unternommen haben. Das Maß war voll und wir konnten das Verhalten einfach nicht länger hinnehmen.«

»Ihr habt die Sache schlecht durchdacht und überhastet losgeschlagen.« Geringschätzig blickte Silas Sohan und Tarek an.

»Hör auf zu lamentieren«, fuhr Todd fort. »Darüber, was wir alles falsch gemacht haben. Lasst uns lieber sehen, was wir jetzt tun können.«

»Richtig, das Jammern führt doch zu nichts.« Sohan setzte sich wieder an den Tisch.

»So schlecht war der Plan gar nicht. Außerdem mussten wir doch einfach etwas tun«, verteidigte sich Tarek. »Wenn wir es nicht tun, dann kann sich auch nichts ändern. Es war richtig, es zu versuchen, auch wenn dieser Fehlschlag tragisch ist und der Tod von Wago für uns ein großer Verlust ist, aber das darf uns jetzt nicht aufhalten. Das darf nicht das Ende gewesen sein.«

»Du hast recht und Todd auch. Wir müssen etwas tun.« Silas sah sich am Tisch um und winkte dann den Gastwirt hinzu. »Uns wurden Versprechen vom Fürsten gemacht und keines davon wurde bisher wirklich eingelöst.«

Der Gastwirt war klein und stämmig. Seine Beine und Arme wirkten wie Säulen. Seine Haare waren nur Millimeter lang und an einigen Stellen hatte er schon keine Haare mehr. Aus seinem Unterkiefer ragten Fangzähne hervor. Eifrig kam er heran. »Was darf ich euch bringen?«, fragte er, während ihm der Sabber über das Kinn lief.

Silas sah ihn an. »Wir nehmen noch eine Runde!«

Der Wirt nickte und entfernte sich wieder.

Sohan schüttelte den Kopf. »Du musst vorsichtiger sein, wenn du so offen zeigst, was du denkst, dann wird Tenebris es bald wissen und dich erledigen.«

»Ach, der soll es nur wagen«, tönte Silas.

Sohan nickte. »Mutige Rede. Aber du solltest es geschickter anfangen und wir alle sollten aus unseren Fehlern lernen.« Er schwieg und sah die anderen drei am Tisch lange an. »Ihr habt alle recht. Wir müssen etwas unternehmen. Aber wir fangen es diesmal klüger an. Wir werden hier einmal in der Woche alle Gleichgesinnten versammeln und sehen, was wir zusammen erreichen können. Wenn wir genügend Anhänger haben, dann können sie nichts mehr gegen uns unternehmen.«

Nun nickte auch Tarek. »Ja, das klingt vernünftig. Aber lasst uns vorsichtig vorgehen. Ich möchte nicht den Rest meiner Existenz über meine Schulter sehen müssen und damit rechnen, dass der Prinz auftaucht.«

Auch die anderen nickten nun zustimmen.

Die Nacht hatte Akira unter der Treppe hinter einem Schrank versteckt verbracht. Sie hatte ihre Jacke als Kopfkissen verwendet und lag leicht zusammengerollt auf der Seite. Nach einer beinahe schlaflosen Nacht hatte sie gegen Morgen endlich kurz eindösen können. Nun wurde sie unsanft geweckt. Die Wände der Burg wackelten heftig und Mörtelreste und kleine Steinbrocken rieselten bereits auf Akira hinunter. Sie war sofort hellwach und setzte sich auf. Erneut durchlief ein weiteres Beben die Burg und löste einen größeren Stein aus der Seite der Wand. Dieser stürzte auf Akira hinunter und sie entging ihm nur knapp, da sie sich gerade aufgesetzt hatte. Ihr Versteck war jetzt eher ein gefährlicher Ort als ein sicheres Versteck. Wenn die Wände einstürzten, würde sie hier nicht mehr herauskommen. Rasch sprang sie auf und kroch hinter dem Schrank hervor. Erneut wackelte der Boden unter ihren Füßen und sie hielt sich an der Wand fest.

Im Raum liefen bereits andere Menschen hin und her. Auch ein paar dämonische Lakaien eilten ziellos durcheinander.

Ängstlich sah Akira sich nach den anderen Menschen um. »Was ist denn los?«, fragte Akira Tom, der gerade an ihr vorbeilief.

Tom blieb nicht stehen, sondern eilte weiter, während er rief: »Ich weiß nicht genau. Aber ich glaube Tenebris ist da.« Er lief zum Fenster und sah hinaus. »Ja, da sieh doch selbst!« Dann lief er weiter und verließ den Raum.

Erneut bebte die Burg.

Akira eilte hinter ihm her und sah ebenfalls durch die Fensteröffnung nach draußen. Der Himmel war heute dunkelgrau bis schwarz und ließ fast gar kein Licht durch. Draußen vor der Burg konnte sie trotz noch herrschenden Dunkelheit eine große Gruppe dunkler Gestalten vor dem glühenden Boden ausmachen. Diese Krieger standen vor der Burg und hatten sie scheinbar umstellt. Immer wieder bildeten sie blaue Kugeln oder gelborange Feuerbälle mit ihren Händen und warfen sie auf die Burg. Es flogen so viele dieser Geschosse hin und her, dass es ein Wunder war, dass nicht mehr Dämonen getroffen wurden. Aber es wurde deutlich heller dadurch und sie erkannte die grimmig aussehenden Krieger vor der Burg deutlicher. Bei einem Einschlag erzitterte die Burg erneut heftig.

»Was ist das, was sie da werfen?« Akira sah nach draußen und war wie erstarrt. So etwas hatte sie noch niemals zuvor gesehen.

Kathrin kam auf Akira zu und versuchte, sie von der Fensteröffnung wegzuziehen. »Das sind Energiebälle oder Feuerbälle. Wenn du von einem getroffen wirst, bist du tot! Ich habe mal gesehen, wie Peter einen Menschen so getötet hat. Sieh zu, dass du wieder in Deckung gehst und dort auch bleibst.«

Entsetzt sah Akira zu Kathrin und wich sofort vom Fenster zurück. »Super, also sollte ich denen wohl besser ausweichen. Danke, ich habe verstanden!«

Kathrin blieb nicht stehen, sondern eilte ebenfalls wieder davon. Aber dabei rief sie zu Akira: »Peter hätte den Prinzen nicht herausfordern sollen. Er war einfach dumm und wir zahlen nun den Preis dafür.«

Akira konnte ihre Neugier nicht bezwingen. Auch wollte sie wissen, was vor sich ging. Daher trat sie vorsichtig wieder an das Fenster heran. Allerdings hielt sie etwas mehr Abstand und verbarg ihren Körper hinter der Wand, während sie seitlich aus dem Fenster späte. Wiederholt wurde die Burg von einer Salve der Geschosse getroffen und erbebte. Einige dieser Energiebälle trafen die Wand neben dem Fenster und schon stürzte der Teil der Mauer direkt vor Akira ein. Die Bruchstücke wurden in den Raum geschleudert und trafen Akira an Armen und Beinen. Auch sie stürzte dabei zu Boden. Staub wirbelte durch den Raum. Sofort wich sie wieder weiter zurück, ehe noch der Boden unter ihren Füßen nachgab und sie nach draußen stürzte. Einen solchen Sturz würde sie nicht überleben.

Augenblicklich drang unangenehme Hitze durch die große Öffnung in den Raum. Die restlichen Menschen verließen den zerstörten Raum zügig.

Auch Akira lief in den Gang, um der Hitze zu entgehen. Wenn die Burg zerstört werden würde, würden alle Menschen hier verbrennen. Denn hier in Abyss würden sie nicht lange ohne den Schutz der Burg überleben. War das den Dämonen überhaupt bewusst?

Regulus Tenebris war stinksauer. Er hatte das Kämpfen so etwas von satt. Aber sein Vater schaffte immer mehr Dämonen in die Unterwelt. Kein Wunder, dass sie sich gegenseitig ständig bekriegten. Er war ihr Wächter, Richter und Henker zugleich. Es war ja früher nett und unterhaltsam gewesen, aber langsam nervte es ihn nur noch. Stets musste er überall nach dem Rechten sehen und die dummen Dämonen zurechtstutzen. Er hatte hier Jahrhunderte um Jahrhunderte für seinen Vater, die Dämonen unten Kontrolle gehalten. Jetzt hatte er einfach keine Lust mehr dazu. Außerdem hatte er den Eindruck gewonnen, dass die neuen Dämonen immer dümmer wurden. Dieser Peter Horar konnte doch nicht wirklich annehmen, er würde nicht merken, dass er sich die Burg und das Land darum unter den Nagel gerissen hatte? Der Krieg gegen Wago, Sohan und Tarek hatte ihn beinahe zwei Monate gekostet, aber was waren hier schon ein paar Monate. Dann erst konnte er den Krieg beenden, in dem er Wago getötet hatte. Leider waren Sohan und Tarek entkommen, aber die würde er schon noch erwischen. Jetzt war erst einmal Peter Horar dran!

Regulus Tenebris hatte seine Männer um die Burg herum verteilt, so konnte keiner der Gegner entkommen und seiner Strafe entgehen. Er sah nach links und rechts neben sich. Seine beiden Freunde Kasem und Galus grinsten ihm zu. Sie waren seine Befehlshaber und hatten sich bisher zurückgehalten. Nun jedoch lächelten sie ihn in stummer Vorfreude auf einen weiteren Kampf an. »Endlich können wir hier aufräumen«, sagte Galus.

Kasem nickte. »War echt überfällig.«

»Aber bevor Wago besiegt war, wäre es zu viel gewesen«, verteidigte sich Regulus düster. Er verspürte immer noch keine wirkliche Freude über den bevorstehenden Kampf, so wie er es früher gefühlt hatte und wie er es jetzt auf den Gesichtern seiner beiden Kameraden sah. Aber der Drang, diesem Idioten zu zeigen, dass man ihm nichts wegnahm, war da und erfüllte ihn mit Vorfreude auf die Rache.

»Das sagt auch keiner«, beruhigte ihn Galus. »Du hattest genügend zu tun. Aber es macht mir Spaß, dem Arschloch endlich in den Hintern zu treten.«

Kasem nickte. »Allerdings. Komm schon Regulus, außerdem macht es Spaß, ihm seine Grenzen zu zeigen!«

Nun lächelte auch Regulus. »Ja, das gebe ich ja zu. Nur bin ich das ständige Kämpfen leid.«

»Na dann, klär das mit dem Fürsten. Aber jetzt genieß den Augenblick!« Kasem schlug seinem Freud auf die Schulter und formte einen Energieball, den er sofort auf die Burg warf.

Auch Galus und Regulus formten Energiebälle und schlossen sich den anderen Krieger im Bombardement der Burg an.

Schon erzitterten die Mauern der Burg unter den Energie- und Feuerbällen. Eine weitere Mauer bröckelte und etliche Steine der alten Festung stürzten bereits herab. Bitter lächelnd rückte der Prinz der Finsternis mit seinen Männern immer näher an das Gemäuer heran.

Die Verteidigung war bestenfalls als dürftig zu bezeichnen. Auf den Wehrgängen waren gerade mal ein Dutzend Dämonen, die versuchten, die Burg zu verteidigen. Das war lächerlich. Wäre Regulus nicht schon wütend gewesen, weil er hierherkommen musste, hätte ihn die mangelnde Verteidigung gekränkt. Aber so war es ihm egal und er sah nur, dass er für die Rückeroberung seiner Burg nicht lange brauchen würde. Zynisch verzog er das Gesicht. Dann warf er weitere Energiebälle in kurzer Folge hintereinander und schon war der Wehrgang leergefegt.

»Hey«, beschwerte sie Galus und auch Kasem sah ihn aufgebracht an. »Lass uns auch noch etwas übrig. Wir wollen hier schließlich unseren Spaß haben!«

Aber Regulus beachtete sie nicht. Sondern hastete geduckt auf die Zugbrücke zu. Die Krieger folgten ihm und schon betrat er mit den Kriegern die Burg und wanderte die Gänge entlang. Sie teilten sich auf, um nach weiteren burgbesetzenden Dämonen zu forschen.

Es kamen ihm jedoch keine weiteren Krieger entgegen. Nur drei Menschen, die mit leeren Augen vor ihm davonliefen, traf er dabei. Warum liefen sie hier herum? Verkaufte Peter Horar die Menschen nicht? Aber wahrscheinlich konnte er nicht einmal das besonders gut. Regulus schüttelte den Kopf und ging weiter. Erneut wichen einige Menschen rasch vor ihm zurück und eilten dann wie aufgeschreckte Hühner in die andere Richtung davon.

Doch da traten einige niedere Dämonen in seinen Weg. Allerdings sah es eher so aus, als hätten sie versucht, über diesen Gang aus der Burg zu entkommen. Sie hatten einen gehetzten Ausdruck im Gesicht und sahen ihm sichtlich schockiert entgegen. Dann blieben sie abrupt stehen und schon glühten Energie- und Feuerbälle in ihren Händen, als sie Tenebris auf sich zukommen sahen. Einem fiel sein Feuerball vor Angst aus der Hand. Was waren das nur für armselige Gestalten? Regulus schüttelte angewidert den Kopf und ging rasch hinter einer Ecke in Deckung. Als die ersten Feuerbälle die Wand vor ihm getroffen hatten, trat er um die Ecke herum und schoss Energiebälle auf die Angreifer ab. Schon waren es weniger Angreifer. Ja, so gefiel es ihm. Grinsend zog er sich wieder hinter die Ecke zurück. Die Geschosse der anderen gingen wieder fehl. Erneut kam Regulus hervor, warf und schon war es wieder ein Angreifer weniger. Aber dabei traf ihn einer ihrer Feuerbälle am Arm und er musste abermals tatsächlich zurückweichen. Wütend brüllte er auf. Nicht, dass ihm ein Treffer etwas ausgemacht hätte, dazu war er zu mächtig, aber es brannte unangenehm. Außerdem verletzte es seinen Stolz, dass diese armseligen Gestalten ihn erwischt hatten. Er wurde rasend vor Zorn und sprang aus der Deckung. Er ließ seinen Schutzschild entstehen und feuerte durch ihn hindurch so schnell Energiebälle auf die dämonischen Lakaien ab, dass er sie innerhalb von Sekunden ausgelöscht hatte. Auch die letzten beiden angreifenden Dämonen gingen nach einer weiteren Salve zu Boden, dann lösten sie sich auf. Auf dem Boden blieben nur einige Blutlachen zurück. Schon war der Weg frei, aber seine Wut hatte sich dadurch nicht wirklich gelegt. Ungehindert setzte er seinen Weg fort. Bis er die Halle der alten Burg erreichte. Aber auch hier war Horar nicht zu finden. Er musste von seinen Kriegern bereits vernichtet worden sein. Jedoch auch diese Tatsache beruhigte seine Wut nicht weiter.

Akira hatte den Raum verlassen und wollte hinter den anderen Menschen herlaufen, als dieser große dunkle Dämon den Weg entlang kam. Da traute sie sich nicht mehr aus dem Raum heraus und in den Gang zu treten. Sie verbarg sich hinter der Türöffnung und spähte hervor. Dieser Mann war einfach eindrucksvoll. Sie konnte einfach nicht den Blick abwenden. Seine Erscheinung strahlte Kraft, aber auch Geschmeidigkeit aus. Gerade wurde er von einigen dämonischen Lakaien Peters angegriffen. Grinsend erwiderte der große dunkle Dämon daraufhin das Feuer. Die Energie- und Feuerbälle folgen hin und her. Der Kampf sah für ihn aus wie ein Spiel, während die anderen sich abmühten. Doch dann traf ihn ein Feuerball. Wütend brüllte er so laut, dass die Wände der Burg unter dem Gebrüll zitterten.

Akira hielt sich schützend die Hände über den Kopf.

Hoffentlich hielt das Gebäude seinem Gebrüll stand. Sonst wäre es für sie und die anderen Menschen vorbei. Zum Glück blieben die Wände intakt. Erneut wackelten die Wände bedenklich, als der große dunkle Dämon in rascher Folge mehrere dieser Energiebälle abfeuerte und dabei mehrfach auch die Wand hinter den Dämonen traf.

Erneut hielt Akira erschreckt die Luft an, aber die Wand hielt. Sie machte sich in ihrem Versteck so klein wie möglich und hielt sich weiterhin die Hände schützend vor den herunterfallenden Mörtelteilen und dem Schutt über den Kopf. Und doch konnte sie den Blick nicht von dem Kämpfer losreißen.

Der dunkle Dämon kämpfte allein gegen eine Übermacht und doch war der Kampf ungerecht, denn die anderen hatte nicht den Hauch einer Chance. Er war ein athletischer Kämpfer, wie er im Buche stand. Er schützte sich mit einem Schutzschild gegen die Angreifer. Akira selbst hatte nicht so eine Möglichkeit. Der Dämon vor ihr hob einen Mundwinkel lächelnd an und nickte siegessicher, als er erkannte, dass die beiden letzten Dämonen von Peter sich krampfhaft gegen die Wand des Ganges drückten. Er hob eine Augenbraue und das weiße seines Auges bildete einen Kontrast zu der gebräunten Haut und den schwarzen Augen. In rascher Folge formte er mehrere Energiebälle, die er in den Gang und wie beim Billard spielen, die Decke als Bande nutzend in die Ecke der Dämonen warf.

Akira war einfach nur fasziniert von seiner Geschicklichkeit und der Geschwindigkeit, in der er die Dämonen ausgeschaltet hatte. Sie starrte ihn regelrecht an. Zum Glück bemerkte er es im Gefecht nicht.

Das dauerte allerdings nur noch einen kurzen Moment und die beiden Dämonen waren erledigt. Erst jetzt ging er weiter den Gang in Richtung Halle davon. Verächtlich sah er dabei auf die Staubhaufen zu seinen Füßen hinunter und trat im Vorbeigehen dagegen.

Damit war der Gang vor Akira frei. Was sollte sie denn jetzt tun? Wohin sollte sie sich wenden? Hatte es Sinn, sich zu verstecken? Wohl kaum. Sie konnte nur abwarten und hoffen, dass die neuen Dämonen die Menschen nicht töten würden. Alle hier noch anwesenden Menschen waren bei mehreren Verkäufen nicht erworben worden und hatten damit keinen wirklich Wert, höchstens noch als Futter, wie Haron nicht müde wurde zu betonen, wenn er Akira sah. Ängstlich sah sie weitere neue Dämonen den Gang entlanglaufen. Einer von ihnen sah sie an, ging aber weiter.

Tenebris hatte die Halle erreicht. Auch Kasem und Galus waren schon dort angekommen. Er drehte sich zu ihnen um. »Kasem bringt mir augenblicklich alle Menschen und anderen Bewohner der Burg hier her«, befahl er einem seiner Dämonen, die hinter ihm in die Halle gekommen waren. Zu einem anderen sagte er: »Galus, suche du Peter Horar oder bring in Erfahrung, wer ihn ausgelöscht hat.«

Galus und Kasem sahen ihn erstaunt an. Dann schauten sie sich gegenseitig an und grinsten.

Kasem fragte: »Was ist denn mit dir passiert? Du siehst etwas flambiert aus!«

Auch Galus lächelte, als er die Brandwunde am Arm des Prinzen sah. »Müssen wir in Zukunft besser auf dich achtgeben, Regulus? Wirst du vielleicht langsam alt?« Grinsend sah er erneut zu Kasem.

»Sehr witzig. Nur zu eurer Beruhigung. Sie waren zu sechst und ich allein.«

»Ja klar«, höhnte Galus und schlug Kasem dabei auf den Arm.

Der stimmte in das Lachen mit ein.

Jetzt knurrte Regulus. »Hatte ich euch nicht einen Auftrag erteilt?«

»Du kannst nicht einmal Kritik vertragen.« Kasem verließ weiterhin leise vor sich hin lachend die Halle.

»Ja, das ist echt schwach«, sagte Galus, der ihm nun folgte.

»Angebrachte Kritik schon, aber blöde Bemerkungen sind mir zu wieder!«

»Schon klar«, sagte nun Kasem aus dem Gang zurück.

Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis

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