Читать книгу Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis - Christine Engel - Страница 9

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Tenebris knurrte und setzte sich auf einen großen, hölzernen Stuhl in der Halle und wartete, bis alle Menschen zu ihm gebracht worden waren. Schon wurden die ersten von ihnen in die Halle gescheucht. Er schüttelte den Kopf. Er hatte sich beim Weg zur Halle nicht getäuscht. Es waren allesamt erbärmliche Kreaturen, diese Menschen. Er konnte bisher keinesfalls nachvollziehen, was einige der Dämonen daran fanden, sich einen Menschen als Haustier zu halten. Sie waren so erbärmlich schwach. Nicht einmal als Arbeitskräfte taugten sie wirklich. Auch die Gelüste, sie zu essen konnte er nicht wirklich nachvollziehen. Sie schmeckten nicht. Er holte sich sein Essen lieber aus einer anderen Dimension. Menschen gehörten einfach nicht hier her. Aber es gab immer wieder Dämonen, die Menschen gerne dazu verführten, nach Abyss zu kommen, so wie Horar es getan hatte.

Akira drückte sich an die Wand der Kammer, in der sie sich verborgen hatte. Sie hörte, wie die Dämonen von Raum zu Raum gingen. Sie suchten die Überlebenden zusammen und brachten sie alle in Richtung Halle.

Als sie die Schritte vor dem Raum hörte, versuchte sie sich in ihrer Ecke zu verbergen. Sie drückte sich ganz weit hinein, damit sie übersehen wurde. Rasch kniff sie die Lider zusammen, damit nicht zufällig das Weiß ihrer Augen sie in der Dunkelheit verriet.

Aber der Dämon hatte sie bereits gesehen. »Komm da raus! Oder ich muss dir einheizen!« Er formte einen Feuerball und warf ihn etwas hoch, ehe er ihn wieder auffing.

Er war selbst für einen Dämon recht groß und hatte eine recht dunkle gebräunte Haut. Seine schwarzen Augen sahen sie nun genervt an. Seine dunkelbraunen Haare waren recht lang. Er trug ein graues Hemd und darüber eine braune Lederweste, die schon recht mitgenommen aussah. Sie überdeckte den Hosenbund seiner ebenfalls brauen Lederhose. Die Hosenbeine steckten in seine schwarzen Stiefel. Er war eine kraftvolle, mächtige Erscheinung.

Akira wusste, sie hatte keine Chance, also schluckte sie, unterdrückte ein Zittern und kam aus dem Versteck hervor.

Der Dämon beachtete sie kaum weiter, deute ihr jedoch an, den Raum zu verlassen.

Aber Akira blieb stehen. Freiwillig würde sie nicht gehen.

Woraufhin er fluchte, sie am Arm packte und aus der Ecke zerrte. »Beweg dich gefälligst.« Er deutet auf den Gang vor ihr und ließ sie wieder los.

Erneut blieb Akira stehen.

Woraufhin er sie so heftig vorwärts schubste, dass sie zu Boden stürzte.

Schnell stand sie wieder auf und wich vor ihm zurück, ehe der Dämon sie treten konnte.

Der aber schüttelte nur den Kopf und deutete ihr an, in den Gang zu treten.

Erneut blieb sie stehen, diesmal aber so, dass sie die Wand im Rücken hatte.

Da grinste er plötzlich und schubste sie weiter vorwärts. Dabei verwendete er deutlich weniger Kraft als beim ersten Mal. Erst als sie im Gang vor der Halle bei den anderen Menschen war, ließ er sie stehen.

Gemeinsam mit ihnen wurde sie nun in die Halle gebracht. Akira zitterte leicht, als sie sich in der Halle umsah. Was würde denn jetzt mit ihnen werden? Auf dem Holzstuhl saß der große dunkle Dämon, der so laut gebrüllt hatte. Viele der anderen, ebenfalls schwarz gekleideten Dämonen standen im Halbkreis um den Stuhl herum. Dann musste der große dunkle wohl dieser Prinz der Finsternis sein. Kein Wunder, dass die anderen Dämonen ihn fürchteten. Sie hatte ihn kämpfen sehen. Er hatte einer Übermacht von sechs Dämonen gegenübergestanden und sie alle getötet. Er verdiente den Respekt, den die Dämonen ihm entgegenbrachten. Auch Akira hätte es vorgezogen, jetzt nicht hier vor ihm stehen zu müssen. Trotzdem konnte sie nichts anders tun und betrachtete ihn vorsichtig durch ihre gesenkten Wimpern hindurch. Der Name »Prinz der Finsternis« passte zu ihm. Er sah einfach sehr gut aus. Das war ihr vorhin auch schon aufgefallen. Aber auch viele der anderen Dämonen sahen gut aus. Allerdings war er größer und kräftiger als die anderen, sah dabei aber nicht muskulös aufgeblasen aus, sondern athletisch. Sie hatte gesehen, dass er sich trotz seiner Größe schnell und geschickt bewegen konnte. Seine schwarzen Haare waren hinten recht kurz geschnitten und eher unordentlich. Mehrere Strähnen fielen ihm unkontrollierbar immer wieder in die Stirn. Er trug wie der Dämon, der sie hergebracht hatte, ein Hemd, aber seines war weiß. Die Lederweste darüber war aus seinem sehr dunklen, fast schwarzen braun. Sie hatte keinen weiteren Zierrat wie Nieten oder so etwas, sondern waren mit schwarzen Lederbändern vernäht. Er besaß ein kantiges, herrisches Gesicht mit männlichen, aber attraktiven Gesichtszügen und großen wunderschöne, schwarzen Augen. Das Weiß seiner Augen strahlte regelrecht in dem ansonsten recht dunklen Gesicht. Seine schwarzen Wimpern waren lang und hätten jede Frau neidisch gemacht. Klar, so gut auszusehen passte natürlich am besten zu dem Prinzen der Finsternis. Trotzdem jagten ihr seine dunklen, schönen Augen Schauer über den Rücken. Sie waren so unheimlich und leer. Erneut zitterte sie.

Verächtlich betrachtete er die Menschen, die nun vor ihm in der Halle standen. Dann sah Tenebris zu seinem Freund Galus, der hinter den Menschen eingetreten waren. »Galus, konntest du Horar finden?«

Dieser trat vor, senkte aber verneinend den Kopf. Er war ähnlich wie Kasem gekleidet, nur das sein Hemd schwarz war und die Lederweste ebenfalls. Auch er war ein sehr großer Mann. »Nein, leider nicht. Es scheint, dass er ausgelöscht wurde. Da waren viele Blutflecke und Aschehaufen, überall in der Burg. Der Beschuss mit den Energiebällen wird ihn vernichtet haben.«

Regulus nickte. Dann sah er den Dämon an, der Akira hierhergetrieben hatte. »Kasem, gab es noch weitere Dämonen hier, die unter Horas Befehl standen?«

Der deutete auf drei Dämonen, die Akira von hier kannte. Sie wurden von einigen der fremden Krieger festgehalten. »Nur die da. Alle anderen haben wir bereits ausgelöscht. Leider sind aber einige durch ein Portal vor der Burg geflohen.«

»Seit wann gibt es hier ein Portal?«

Kasem zuckte die Schultern. »Woher soll ich das wissen?«

Regulus nickte daraufhin. »In Ordnung! Sind das alle Menschen?«

»Alle, die wir finden konnten, Regulus!«

»Gut.« Er sah sich die Menschen an. Es war ein kläglicher Haufen dreckiger Gestalten mit leeren, stumpfen Augen. Die waren zu nichts mehr zu gebrauchen erkannte Regulus. »Ich bin Regulus Tenebris und der eigentliche Besitzer dieses Stückchens Hölle. Peter Horar hat es sich genommen und musste heute dafür mit seinem Leben bezahlen.«

Die Menschen sahen weiterhin zu Boden. Niemand wagte es, ihn anzusehen. Akira starrte ihn allerdings wie gebannt mit durch die gesenkten Wimpern hindurch verstohlen an.

Er betrachtete die Menschen abfällig. »Ich sollte euch alle von euren Leiden hier befreien.«

Akira hob leicht den Kopf. Hieß das, er wollte sie freilassen?

»Mit solchen Gestalten konnte Horar ja nicht viel verdienen.« Tenebris sah zu seinen beiden Freunden.

Beide nickten ihm nur zu.

Daraufhin sah er wieder zu den Menschen. »Wenn ich euch töte, geht es euch besser!«

Also nicht freilassen, sondern er strebte eine endgültige Lösung an. War ja klar! Sie senkte den Kopf schnell wieder. Alle eben gefühlte Hoffnung war zerstört. Verzweiflung erfasste sie und bereitete ihr Übelkeit.

»Aber ich werde gnädig sein. Ihr dürft hier weiter existieren.« Er machte eine Handbewegung und die Holzringe um ihre Hälse waren verschwunden.

Akira hob den Kopf erneut und sah ihn erneut an.

Auch die anderen sahen sich nun verwundert um.

Er bewegte die Hand noch mal und alle trugen wieder hölzerne Ringe, allerdings waren sie größer und schwerer.

Akira taumelte leicht rückwärts unter der Last des neuen Ringes.

Regulus winkte mit den Händen. »Verschwindet. Geht an eure Arbeit zurück.«

Alle Menschen verließen rasch wieder die Halle und eilten an ihre Aufgaben. Sie waren froh, seiner Gegenwart zu entfliehen. Auch Akira brachte sich zügig aus seiner Reichweite. Mit diesem Herrn wollte sich niemand anlegen. Nun mit dem davor auch nicht, aber mit diesem erst recht nicht.

Auch Akira machte sich an ihre täglichen Aufgaben. Sie nahm einen Eimer mit Wasser und begann das Blut von den Gängen zu putzen. Durch diesen Angriff war es viel mehr Arbeit als sonst und die war schon kaum zu schaffen gewesen. Aber eine andere Wahl hatte sie ja nicht. Der Ring war jedoch so schwer, dass er immer wieder gegen ihren Kehlkopf drückte und ihr die Arbeit fast unmöglich machte. Sie bemühte sich, ruhiger und flacher zu atmen, aber es half nicht wirklich etwas. Der Druck und das Scheuern des Ringes ließen ihren Hals immer weiter anschwellen. Dadurch drückte er noch heftiger auf den Kehlkopf. Sie bekam beständig weniger Luft. Sprechen konnte sie so auch nicht. Mit diesem Ring würde sie nicht lange überleben. Er nahm ihr im wahrsten Sinne des Wortes die Luft zum Atmen. Tränen stiegen in ihre Augen. Was sollte sie denn jetzt tun? Dieser Regulus Tenebris würde ihr sicher nicht helfen. Er hatte schließlich schon zum Ausdruck gebracht, dass er sie alle lieber töten würde. Sie traute sich nicht, ihn zu fragen, ob er ihn lockern würde. Peters Schläge hatte sie schon kaum ertragen können, aber Tenebris war größer und sicher deutlich stärker als Peter. Wenn er zuschlug, dann würde sie es wahrscheinlich nicht überleben. Auch seine dunklen, emotionslosen Augen gaben ihr wenig Grund zu hoffen, dass er ihr helfen würde. Aber was hatte sie für eine Wahl? Entweder sie bat darum, dass er den Ring etwas lockerte oder sie würde elendiglich ersticken. Der Wunsch zu überleben siegte über ihre Angst vor diesem Dämon.

Verzweifelt trat sie leise und vorsichtig auf ihn zu.

In der Halle saß er noch immer auf dem Stuhl. Die anderen Dämonen hatten sich auf den anderen Sitzgelegenheiten niedergelassen. Sie saßen an einem Tisch und unterhielten sich lautstark. Sie scherzten und waren gut gelaunt. Auch zwei Menschen waren da und reichten ihnen Getränke.

Akira wollte den Prinzen nicht erschrecken oder zu aufdringlich erscheinen, deshalb näherte sie sich ihm leise und vorsichtig von der Seite.

Sofort reagierte er, als er ihre Anwesenheit spürte und hob sie mit mentaler Kraft hoch, kurz bevor sie bei ihm war.

Erschreckt zappelte sie in der Luft.

»Was willst du? Willst du den Tod deines Herren rächen?« Überrascht sah er die junge Menschenfrau vor sich an. Ihr Gesicht und ihre wild gelockten Haare waren schmutzig und mit Asche durchzogen. Und doch rahmten die Locken ihr Gesicht ein und lenkten die Aufmerksamkeit seiner Betrachtung auf ihren vollen roten Mund und ihre strahlenden blauen Augen. Er konnte die Angst darin erkennen und ließ sie herunter.

Trotz ihrer Angst war sie an ihn herangetreten. Damit traute sie sich mehr, als die Dämonen dieser Burg es bei der Verteidigung ihres Diebesgutes getan hatten. Feige hatten sie sich versteckt und gehofft, er würde sie nicht suchen. Aber dieser wehrlose Mensch näherte sich ihm.

Stumm und kaum noch in der Lage, sich zu bewegen, schüttelt sie auf seine Frage hin den Kopf und deutet auf den Ring. Oh, bitte lass ihn verstehen, dass ich keine Luft bekomme. Bitte lass ihn zurzeit kein Interesse an toten Menschen haben.

»Du wagst es, wegen deines Holzringes meine Ruhe hier zu stören?« Seine dunklen Augen fixierten sie. Wut, über so eine Unverfrorenheit, stieg in ihm auf.

Sie nickte und merkte, wie ihre Angst langsam nachließ, wenn er sie jetzt tötete, weil sie ihn angesprochen hatte, dann war es wenigstens vorbei. Der Tod durch einen Energieball ging sicher schneller, als elendiglich zu ersticken. Was hatte sie schon zu verlieren? Sie sah ihm geradewegs in die Augen.

Mit einer Handbewegung ließ er den Ring verschwinden und sie sank tief einatmend zu seinen Füßen. Endlich konnte wieder mehr Luft in ihre Lungen gelangen.

Er betrachtete sie aufmerksam, während sie versuchte, Atem zu holen, glitt sein Blick über ihre gesamte Erscheinung. Sie sah nett aus mit diesen Haaren und den blauen, leuchtenden Augen. Auch hatte sie eine ganz gute Figur, soweit er das unter den in Fetzen an ihr hängenden Kleidungsstücken erkennen konnte. Aber, das wichtigste dabei war, ihr Blick war nicht tot. In ihr steckte noch Leben.

Einer der Dämonen lachte und Regulus Tenebris sah sich zu ihm um und erkannte Kasem.

Auch Akira sah hin und erkannte den Dämon, der sie aus ihrem Versteck gezogen hatte.

»Sei ja vorsichtig Regulus. Die ist ganz schön widerspenstig. Ich musste sie regelrecht zwingen, in die Halle zu gehen. Immer wieder versuchte sie, sich meinem Befehl zu widersetzen.«

Regulus sah wieder zu ihr zurück. Er legte den Kopf leicht schräg und sah sie sich noch einmal genauer an.

Jetzt sah sie ihn ebenfalls wieder an und stand auf. »Vielen Dank«, krächzte sie. »Der Ring war zu eng. Ich wäre bald erstickt.«

»Und soll mich das jetzt interessieren?«

Schnell schüttelte sie den Kopf und senkte betrübt den Blick. Sicher interessierte es ihn nicht. Warum auch. Sie war hier nur ein Mensch ohne weiteren Wert. Mit gesenktem Kopf versuchte sie geduckt den Raum zu verlassen.

Aber er hielt sie plötzlich am Arm fest. »Nicht so schnell!«

Erschreckt fuhr sie zu ihm herum und musste den Kopf in den Nacken legen, um ihn anzusehen.

Hart sahen seine dunklen Augen auf sie hinunter.

Sie hatte nicht gesehen, wie er sich bewegt hatte, aber er war ein gutes Stück entfernt gewesen und nun stand er neben ihr und umfasste ihren Oberarm. Oh Gott, sie hätte doch lieber den Erstickungstod nehmen sollen. Aber der Wunsch weiterzuleben war einfach zu stark gewesen. Jetzt würde er sie büßen lassen. Wahrscheinlich war ihm einfach nur langweilig.

»Und kannst du nun wieder atmen?« Seine Stimme klang freundlich und warm und doch hatte sie einen drohenden Unterton. Er schien wütend zu sein.

Dieser Ton ließ sie innerlich zittern. Sie schluckte und bemühte sich, den Kopf gesenkt zu halten. Sie wollte ihn lieber nicht weiter provozieren, indem sie ihn direkt ansah. Krampfhaft unterdrückte sie das Zittern. »Ja, danke«, murmelte sie.

Seine Finger bohrten sich regelrecht in ihre Muskeln. »Dachtest du, ich lasse dich einfach mit einem Danke davonkommen? Und das auch noch ohne einen anderen Ring?«

Jetzt hob sie doch den Kopf und sah ihn an. Sie war es so leid, dass alle hier auf ihr herumtrampelten. Sie war es leid, sich vor allen zu verstecken und immerzu Angst zu haben, den Mund aufzumachen. »Nein, sicherlich nicht! Nun mach schon. Bestrafe mich für meine Dummheit, weiter leben zu wollen. Hier«, sie sah sich bedeutend um, »weiter leben zu wollen. Mach schon!« Sie schloss die Augen und erwartete Schmerzen. Peter hätte sie jetzt sicher ausgepeitscht oder geschlagen, weil es ihm Freude machte. Dieser Dämon war viel größer und auch stärker als Peter, vielleicht hatte sie Glück und überlebte es nicht.

Er lächelte diabolisch und bewegte die Hand.

Schon stand Akira auf einer Wiese und sah die Sonne über sich. Völlig überrascht spürte sie ihre warmen, angenehmen Strahlen auf der Haut und hob das Gesicht zur Sonne hinauf. Sie stand auf einer grünen Wiese. Die Blumen blühten und es war wunderbar. Das Gras war angenehm kühl an ihren Beinen und die Luft war kühl und duftete nach Sonnenschein. Tief atmete sie die klare, kühle Bergluft ein. Erstaunt drehte sie sich herum und genoss den Moment. Hatte er sie auf die Erde geschickt? Sollte er ein netter Dämon sein? Nein, so etwas gab es nicht. Und doch war sie hier. Glücklich drehte sie sich mit ausgestreckten Armen und zur Sonne gerichteten Kopf im Kreis herum. Eine Freude darüber hier zu stehen, stieg in ihr auf. So glücklich hatte sie sich bisher noch nie gefühlt. Erfreut lachte Akira aus vollem Herzen. Ihr perlendes Lachen klang wohltönend über die Wiese. Sie konnte gar nicht damit aufhören zu lachen. Es war wundervoll, hier zu sein. Sie schloss den Mund und die Augen und lächelte zur Sonne hinauf. Plötzlich waren die Vogelstimmen wieder weg, ebenso die Sonne und die kühle Brise. Sie stand wieder in der stickigen, dunklen, fackelbeleuchteten Halle der Burg. Sofort suchten ihre Augen Regulus Tenebris.

Er stand ein gutes Stück von ihr entfernt und sah sie mit leicht schräg gelegtem Kopf an. »Mach das noch mal«, forderte er.

Akira atmete tief ein und versuchte sich klar zu werden, was geschehen war. Sie sah die Dämonen und die anderen beiden anwesenden Menschen sie verständnislos ansehen. Da erkannte sie, dass sie nicht weggewesen war. Er hatte in ihr die Illusion erzeugt, auf der Wiese zu sein. Damit ihr das Hiersein noch schwerer fiel. Er wählte scheinbar andere Strafen als Peter. Aber das war gemein gewesen und passte perfekt zu einem Dämon. Ihr zu zeigen, was sie nie wieder wirklich erleben würde. Sie hatte ja schon gehört, dass er der Prinz der Finsternis ein Meister der Illusion und im Kampf war. Letzteres hatte er hier bereits deutlich gemacht. Er hatte die Männer von Peter regelrecht abgeschlachtet. Ihre Körper hatten sich aufgelöst, aber das Blut hatte sie wegputzen dürfen. Nun hatte er auch gezeigt, dass er absolut glaubhafte Illusionen erzeugen konnte.

»Mach das noch mal«, forderte er erneut.

»Was soll ich denn machen?« Sie sah ihn trotzig an.

»Dieses Lachen! Lass es mich noch mal hören!« Seine Stimme war leise und klang angenehm. Die unterdrückte Wut war verschwunden.

»Als wenn ich hier etwas zu lachen hätte. Mach schon«, forderte sie ihn nun ihrerseits auf. »Leg mir den Ring wieder um. Ich habe noch viel zu tun. Ich konnte meine Aufgaben noch nicht beenden, da ihr hier angegriffen habt. Auch das Blut musste ich zusätzlich entfernen und bin noch nicht fertig damit, da mir die Luft ausging.«

Er bewegte sich schnell und stand direkt vor ihr. Sie irritierte ihn. Niemand widersetzte sich seinen Anweisungen. »Mach es noch mal!« Seine Stimme klang nun tief und drohend.

Alle im Raum starrten ihn entsetzt an.

Aber Akira schüttelte nur den Kopf. »Nein! Warum sollte ich hier fröhlich lachen? Dazu habe ich keinen Grund. Ich würde es hier auch gar nicht können. Es würde sich anders anhören. Und dann würde es dir auch nicht gefallen und du hättest einen weiteren Grund, mich zu betrafen.« Trotzig sah sie ihn an und hob das Kinn.

Er hob eine Augenbraue und verzog einen Mundwinkel leicht. Das war neu! Ein Mensch widersetzte sich ihm. Eine Abwechslung in seinem tristen Dasein. Er bewegte die Hand und erneut stand sie auf der Wiese, aber er stand neben ihr.

Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein, das ist ja nicht echt. Ich weiß ja jetzt, dass es nur Illusion ist und du mich damit nur bestrafen wolltest.«

»Warum war es eben gut für dich und hat dich zu diesem Lachen gebracht und jetzt nicht mehr?« Neugierig sah er sie an.

»Jetzt ist es deshalb falsch, weil ich weiß, dass es nicht echt ist. Vorhin hatte ich dummerweise geglaubt, du hättest mich gehen lassen.« Sie sah ihn an und Tränen sammelten sich in ihren Augen. »Aber ich mache jeden Fehler immer nur einmal.« Mühsam schluckte sie die Tränen hinunter. Sie würde ihm nicht erlauben, sie weinen zu sehen.

»Ich könnte dich tatsächlich zurückbringen.«

Sie nickte. »Ich weiß. Aber du wirst es nicht tun. Das habe ich auch schon verstanden. Such dir jemand anderen, den du quälen kannst. Ich habe noch Aufgaben zu erledigen.« Sie drehte sich um. Er sollte nicht sehen, dass ihr nun doch die Tränen über das Gesicht liefen.

Er sah sie immer noch nur an und bewegte erneut seine Hand.

Regulus Tenebris - Prinz der Finsternis

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