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A Prolog Bilderlosigkeit – Ahnungslosigkeit

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Von der Impotenz gibt es keine Bilder. Das ist seltsam, weil das Thema seit Jahrtausenden so viele Männer betrifft. Es existiert trotzdem kein Mythos, keine Idee, denn es ist ein Tabu über Schwäche zu sprechen – doch könnte das gut sein. Dennoch gibt es keine Abbildung, keinen Akt, ein Versagen der Bilderwelt. Das Denken über Impotenz offenbart eine Lücke. Es ist eine Normalität, die nicht vorkommt. Üblicherweise sprechen Pierre und sein ganzes Fach, die Kunsthistoriker und Image People über das, was sie auf Bildern sehen, aber nicht darüber, was sie nicht sehen. Sie reden über etwas Abgebildetes, etwas Vorhandenes. Sie beschreiben, ordnen, deuten seit mehr als 150 Jahren Sichtbares. Aber Pierre möchte sich erklären können, warum es für die Impotenz keine Bilder und einen entsprechenden historischen Wandel gibt. Wo ein Void, Nicht-Existentes, der Geschichte und der eigenen Disziplin zu orten ist.

Seltsam ist, dass Impotenz nicht greifbar ist, obwohl alle davon wissen und sie selbst erfahren. Ohne dass man sich ein Bild von ihnen machen kann, existieren diese Emotionen des In-der-Watte-Seins; aber ihre Eindringlichkeit endet an der Schädelgrenze. Die Impotenz ist dennoch ein gewaltiger Beweger.

Pierre kennt das – man schließt sie im Handeln aus, aber sie bleibt Hintergrund jeder Aktion – die so oft vorgestellte unsichtbare Kraft jenseits des Bildes des tosenden Liebens und Ermüdens im täglichen Bett, den Wunschträumen eines körperlichen Umfangs. Impotenz, Kraftlosigkeit ist auch ein Prinzip, etwas, was aus der Welt auf die ahnungslosen Körper- und Gedankenhülsen zukommt. Sie mag stärker sein als Bilder. Ohne das Bild vor sich zu haben, beginnt der Tag für Pierre mit der Vorahnung einer Möglichkeit: der des Scheiterns seiner gedanklichen Versuche. Sein Körper und die ihm in der Konkurrenz der anderen attestierte Kraftschwäche hat sich noch gar nicht bewegt, da weiß er schon, dass er gegen die Welt ein Bild entwerfen muss, das seiner Existenz in Unvollkommenheit trotz seiner Fähigkeiten entspricht. Was sein Gedächtnis als Lücke speichert, erscheint frühmorgens als Unzulänglichkeit, vorhersehbarer, zu bestimmender Fehler, die Pierre zu überwinden angeht, um täglich wieder zu scheitern.

Pierre erlebt Kräfte, die ihn normen wollen, in Gedanken ist es seine Hüllenlosigkeit, die Übermacht des Tages gegen die ihn verfolgenden, langsam erlöschenden Gedanken der Nacht, die ihn wehrlos machten. Was ihm nun zu denken gibt, ist die wahre Impotenz, eine bilderlose Einsicht in die Notwendigkeit von Schwächen und Fehlern. Impotenz ist nicht etwas unvollkommen Erregtes wie ein lahmes Glied, sondern die Unfähigkeit Dinge zu steuern und in die richtige Richtung zu lenken. Jeder Mann würde Pierre sagen: sie zu beherrschen. Jede Frau würde ihm auf seinem Thron sagen: einen Weg zu finden. Impotenz ist Pierre allgegenwärtig nicht nur als sexuelle Unterlassung und das alltägliche Scheitern darin. Sondern auch als ein Verlust einer nicht gewonnenen Überlieferung, einer misslungenen Überhöhung im historischen Hintergrund von Pierre. Da ist gar nichts zu finden. Impotenz ist nicht sublimiert worden. Und daher bleibt sie bilderlos. Niemand kann daher ahnen, was Impotenz bewirkt.

Abfall der Lust

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