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9. Die Idee

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Der Nachmittagsschlaf hatte Johannes gut getan. Als er aufwachte fühlte er sich schon wieder viel besser. Er setzte sich auf die Bettkante, reckte und streckte sich und gähnte genüsslich. Einen Moment lang blieb er dort noch sitzen und blickte ins Leere. Irgendwie fühlte er auf einmal eine gewisse Stärke in sich und war sich nicht mehr sicher, ob er das Dorf wirklich so schnell verlassen wollte, wie er vorhin noch geglaubt hatte. Dann aber hörte er von nebenan das Klappern von Geschirr. Er stand auf und ging zurück zu den anderen, die schon beim Abendessen saßen, so lange hatte er geschlafen. Gregor bemerkte ihn als erster:

„Na, du Helden-Schlafmütze, geht es wieder?“

Johannes gähnte noch einmal und setzte sich dann an den Tisch, Hunger hatte er nämlich auch und so griff er gleich zu.

„Hast du dich ausgeschlafen? Gut, mein Junge“, sagte Jakobus, „dann iss erst einmal etwas Gutes, egal wie es weiter geht, du musst richtig bei Kräften sein. Wir haben gerade darüber geredet, was nun am besten zu tun ist. Und wir glauben, es bleiben nur zwei Möglichkeiten.“

Er schnitt eine dicke Scheibe vom Speck ab und reichte sie Johannes.

„Entweder wir helfen dir, so schnell wieder aus unserem Dorf zu verschwinden, wie du gekommen bist. Dann hat die ganze Aufregung eben gleich wieder ein Ende, weiser Mann hin oder her. Die Leute werden zwar enttäuscht sein, aber kommen schon darüber hinweg, fürwahr. Außerdem musst du ja auch wieder nach Hause, deine Eltern werden sich irgendwann Sorgen machen.“

Jakobus trank einen Schluck Wein, kratze sich am Kinn und fuhr dann fort.

„Oder wir vertrauen darauf, daß der weise alte Mann auch diesmal Recht hat, du bleibst hier und versuchst uns zu helfen. Auch wenn keiner von uns weiß, wie du das bewerkstelligen kannst.“

Johannes hatte den Mund voll Speck und Brot und konnte nicht gleich antworten.

„Er bleibt natürlich!“, rief Gregor. „Uns wird schon einfallen, wie wir die Sache anpacken können. Und damit ihr es nur wisst: Ich will auch zu den Sieben gehören, ich hab' Johannes doch überhaupt erst zu uns geführt!“

Marie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Wie niedlich, nehmt noch sechs andere Dorfkinder dazu und der Admiral wird sich in die Hosen machen!“

Gregor schaute sie böse an, doch bevor er etwas sagen konnte, kam ihm seine Mutter zuvor. „Papperlapap, jetzt lassen wir Johannes zuerst in Ruhe essen. Er soll sich richtig satt essen und dann erst wird entschieden!“

Jakobus nickte. „Du hast Recht, Grethe. Soviel Zeit muss sein. Also iss ruhig, mein Junge. Ein leerer Bauch entscheidet nicht gerne.“

Und Johannes langte wirklich ordentlich zu, er hatte einen Bärenhunger. Als alle mit dem Essen fertig waren und der Tisch abgeräumt war, klopfte Jakobus Johannes väterlich auf die Schulter. „Und, mein Junge, weißt du schon, was du tun wirst? Gehen oder bleiben?“

„Ich bin noch nicht sicher, glaube ich.“ antwortete Johannes.

„Gut, dann lassen wir dich jetzt in Ruhe darüber nachdenken. Wir anderen gehen am besten raus in die Schmiede. Heute haben schon viel zu viele auf dich eingeredet. Manche Entscheidungen trifft man besser allein.“

„Marie und Gregor sollen aber hier bleiben.“ Johannes war es lieber, doch nicht ganz allein zu bleiben.

„Gut, wie du willst“, sagte Jakobus, „dann soll das junge Volk gemeinsam beraten. Komm, Grethe, lassen wir sie.“

Die beiden standen auf, nickten den Kindern aufmunternd zu und gingen dann hinaus. Johannes, Gregor und Marie blieben allein zurück und sahen sich eine Weile wortlos an, offenbar waren sie überrascht, daß die Erwachsenen ihnen zutrauten, diese wichtige Entscheidung allein zu treffen.

„Ich muss euch etwas sagen“, fing Johannes an. „Als ich heute morgen sagte, daß ich den weisen Mann noch nie getroffen hätte, hat das nicht ganz gestimmt.“ „Also bist du ihm doch schon einmal begegnet?“, fiel ihm Gregor ins Wort. „Wusste ich es doch!“

„Nun lass ihn doch erst einmal ausreden“, bremste Marie ihren Bruder.

„Na ja, getroffen stimmt auch nicht richtig. In der Nacht bevor ich zu euch kam, da ist er mir im Traum erschienen.“

„Das wird ja immer toller.“ Marie rollte ungläubig mit den Augen. „Das halbe Dorf hält den Alten für einen Hexenmeister, der in die Zukunft sehen kann, und dir erscheint er auch noch im Traum.“

„War nun mal so. Er hat mir im Traum im Grunde auch erzählt, wie ich zu euch kommen kann.“

„Natürlich hat er das“, meinte Gregor völlig überzeugt. „Dein Traum und die Prophezeiung passen doch wunderbar zusammen. Und hat er dir auch erzählt, wer die Sieben sind und wie du mit ihrer Hilfe den Admiral besiegen kannst?“

„Kann mich nicht daran erinnern, nein, glaube ich nicht. Vom Admiral oder irgendwelchen Banditen war überhaupt nicht die Rede.“

Gregor bohrte weiter: „Aber er muss doch irgendetwas dazu gesagt haben, was du hier bei uns tun sollst, sonst hätte er dich doch nicht hergeschickt?“

„Nein, hat er aber nicht.“ Johannes schüttelte heftig den Kopf.

„Na gut, tun wir mal so, als ob an der Geschichte vom Wahrsager und dem Traum etwas dran ist“, sagte Marie, wurde aber gleich wieder von Gregor unterbrochen: „Natürlich ist es das! Hör doch einmal auf Vater und hab ein bisschen Vertrauen.“

„Ja, ja, nun lass mich doch erst ausreden! Man träumt doch nachts oft von Dingen, die man am Tag erlebt hat. Gab es da irgendetwas Besonderes, an das du dich erinnerst?“

Johannes dachte nach. „Es war ein völlig öder Tag, total langweilig. Da ist gar nichts passiert. Ich bin sogar vor lauter Langeweile ins Bett gegangen.“

„Und woran hast du vor dem Einschlafen gedacht? Was hast du gemacht? Gelesen, gegrübelt oder an die Decke gestarrt?“ fragte Marie weiter, um Johannes auf die Sprünge zu helfen.

„Weiß ich nicht mehr, ich habe einfach sinnlos in meinem Zimmer herumgeglotzt.“

„Und was hast du da als letztes gesehen, bevor du eingeschlafen bist? Los, denk nach!“

„Na, die Möbel, die Lampe und mein Spielzeug, was da eben so herum steht.“

„Was für Spielzeug? Puppen, Holzschwerter oder ein Schaukelpferd?“

„Nein, nein, da sind, da sind...“. Johannes dachte angestrengt nach und ließ in Gedanken seinen Blick durch sein Kinderzimmer zu Hause streifen. Der Schrank, das verdunkelte Fenster, die Burg, die Ritter. „Nein, da war nichts.“

„Denk weiter nach, ist da irgendetwas, daß dich an den Admiral, unser Dorf oder die Sieben erinnert?“ Johannes grübelte weiter, stellte sich wieder sein Zimmer vor, die Burg, die Ritter, die Indianer...und plötzlich schien er eine Idee zu haben: “Natürlich, jetzt fällt es mir ein! Schnell, gebt mir etwas zum Schreiben!“

Johannes fuchtelte wild mit den Händen in der Luft herum und Marie ging schnell zum Schrank hinüber.

„Ist dir etwas eingefallen? Was denn, los sag' schon!“ forderte ihn Gregor auf, während Marie ein Stück Papier holte und ein Tintenfässchen mit Gänsekiel auf den Tisch stellte. Johannes nahm den Gänsekiel und tauchte ihn in die Tinte. Seine Lehrerin hatte so etwas einmal mit zur Schule gebracht, um der Klasse zu zeigen, wie man damit eine besondere Schönschrift schreiben kann.

„Hier, ich hab es aufgeschrieben, die habe ich zuletzt gesehen, bevor ich eingeschlafen bin!“.

Er hielt den beiden das Papier vor die Nase. „Die muss der Eichhörnchen-Typ gemeint haben, als er sagte, daß ich an die kleinen Helden denken soll! Die müssen wir finden!“

„Dann bleibst du also?“ fragte Gregor, ohne richtig gelesen zu haben, was Johannes aufgeschrieben hatte, und strahlte über das ganze Gesicht. Johannes sah ihm in die Augen und nickte energisch ohne etwas zu sagen. „Ja, ja, ja!“ jubelte Gregor und Marie war schon auf dem Weg nach draußen, um ihren Eltern die Nachricht zu überbringen.

Sieben Helden

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