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0.2. Zyklen in vielen anderen Zivilisationsbereichen – koextensiv

Neuer breiterer Ansatz

Von Anfang an – bereits von Kondratieff selbst – wurde der gewissermaßen „interdisziplinäre“ Charakter der Konjunkturzyklen bemerkt, gehen sie doch mit kulturellen, wertmäßigen, strukturellen und offenbar selbst politischen Veränderungen einher. [6] D.h., das Thema der großen Zyklen in der Wirtschaft

 weist von Anfang an über die wirtschaftliche Konjunktur

 und sogar über die Wirtschaft hinaus.

Wie im ersten Teil zu zeigen ist, kennzeichnet dies den Erklärungsbedarf: nämlich den an sinnvolle Erklärungen gestellten Anspruch. Entsprechende Anstöße gab es bereits. [7] D.h., die Zivilisationsforschung wäre schon seit langem am Zug; doch es ist die Aufgabe unserer Zeit, dass man interdisziplinäre Ansätze entwickelt.

Zyklen auch in vielen weiteren Zivilisationsbereichen zu beobachten

Der Autor möchte zu dieser Diskussion auf der Basis eigener – qualitativer, interdisziplinärer – Forschungen, beitragen. Denn wer andere Zivilisationsbereiche auf ihre „Prozesseigenschaften“ hin analysiert – von der Kultur über die Ideengeschichte bis zur Politik – macht frappierende Beobachtungen:

 Auch dort gibt es zyklische Vorgänge (die natürlich in eine „lineare“ Entwicklung einbeschrieben sind).

 Und legt man diese „Geschichtsstränge“ gewissermaßen „übereinander“ (= Abgleichungsforschung), so zeigt sich, dass sie eine verwandte Gestalt besitzen: In den unterschiedlichsten Bereichen treten, jeweils zeitnah, charakteristische Brüche (Neuerungen, Wendungen) ein.

 Folglich ist die Wirtschaft in einen übergreifenden, in Zyklen strukturierten Zivilisationswandel einbezogen.

Zyklen des menschlichen Wandels

Der Gedanke liegt nahe, dass hier eine gemeinsame Ursache – für diesen gesamten Zivilisationswandel – am Werk sein muss. Doch die „üblichen“ Erklärungsmuster – politische, ökonomische, kulturelle, soziologische – greifen nicht wirklich. Sie sind rasch widerlegbar.

Schließlich führen weitere Analysen zu folgender Ursache: Man wird gewahr, dass in den unterschiedlichsten Zivilisationsbereichen ein verwandter Stand des Menschen zum Ausdruck und zur Auswirkung kommt. Aus forschungsgeschichtlicher Sicht sei an dieser Stelle angemerkt, dass dies bereits von der entstehenden Geschichtsforschung des 19. Jahrhunderts bemerkt worden war (Hippolyte Taine) – die oft noch einen wacheren Sinn für interdisziplinäre Zusammenhänge besaß als spätere Zeiten; wir heutigen AnalytikerInnen sind gerade dabei, uns diese interdisziplinäre Sicht wieder anzueignen – nun jedoch mit neuen, besseren Methoden.

U. a. regelmäßige Orientierungskrisen

Und weiter: Durch geeignete (diachronische) Analysen stellt man fest, dass dieser Stand des Menschen einem zyklischen Wandel unterliegt:

 So zeigt sich, dass unterschiedliche Zeiten ein ganz verschiedenes Lebensgefühl aufweisen. Es gibt Zeiten eines verzagten, krisenhaften – und Zeiten eines selbstbewussten, beflügelten, zuversichtlichen Menschseins.

 Viele weitere Merkmale des Menschseins sind davon ebenfalls betroffen: Bedürfnisse, Verhaltensweisen, die Neigung zu Kooperation oder Konflikt.

 Diese Veränderungen des Menschseins folgen einem festen Schema: Sie sind zyklischer Natur.

 Und sie strahlen machtvoll auf Gesellschaft, Wirtschaft, Politik aus.

Die – für das menschliche Selbstverständnis – ungünstigen Zeiten lassen sich auf Orientierungskrisen zurückführen, die günstigen Zeiten hingegen auf deren Bewältigung (durch eine Neuorientierung). Im Übrigen befinden wir uns derzeit (seit 2015) am Beginn einer solchen Krisenphase. – Krisenphasen münden immer – nach einer Abfolge von festen Stadien – in eine Neuorientierung.

Zyklische Veränderungen der modernen Zivilisation und Wirtschaft

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