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Frau Frigerio

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Soll ich Ihnen den Brief vorlesen? Vor zwei Wochen ist er eingetroffen, aus den USA, aus Boston, von meinem Sohn. Ich nehme ihn jeden Tag unzählige Male zur Hand, trage ihn mit mir herum. Also, hören Sie:

Liebe Mutter

Ich habe Deine Adresse von meiner Halbschwester bekommen. Und von ihr habe ich auch gehört, dass Du sehr oft weinst. Du meinst, ich hätte Dich völlig vergessen. Nein, das stimmt nicht. Ich möchte Dich nach all den Jahren endlich wieder einmal besuchen. Dich nicht länger missachten, verachten, nur weil Du Papa damals verlassen hast. Ich möchte lange und entspannt mit Dir an einem Tisch sitzen. Dir keine Vorwürfe mehr machen, Dich nicht anschreien, nicht anschweigen. Ich möchte mit Dir ins Plaudern kommen. Ja, plaudern! Weil es nicht darum geht, gescheites Zeug zu reden, zu diskutieren, über Vergangenes zu streiten, sondern nur darum, im Gespräch miteinander verbunden zu sein: aufgehoben im Klang der Muttersprache. Ich habe sie verlernt, Deine Sprache. Wie klingt sie? Ich möchte Deine Stimme hö­­ren, mit Dir sein. An Vorsätzen mangelt es mir nicht, hat es mir noch nie gemangelt. Doch nun ist es höchste Zeit, das «Vor» zu streichen und aus den Vorsätzen einfach Sätze zu machen. Kleine, bescheidene Sätze. Ein Satz schliesst sich an den anderen an – und es gibt ein Weiterkommen, einen Weg. Schritt für Schritt, Satz für Satz. Keine Vorsätze mehr, nur noch Sätze. Das wär’s! Das würde schon reichen. Mutter, ich werde Dich be­suchen, ich werde kommen, nur Deinetwegen, ganz bestimmt.

Sei lieb umarmt.

Dein Luigi

Der Staubwedel muss mit

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