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Trauergedicht auf Maria Magdalena Ebert

Thränen der Liebe

bey dem Grabe

einer

treugesinnten Ehe-Gattin und

zärtlichen Mutter,

der

Wohl-Edelgebohrnen Frau

Maria Magdalena Ebertin,

einer gebohrnen Pfeifferin,

Welche in einem Alter von 66 Jahren

zu Wertheim den 30. Junius 1765

in Ihrem Erlöser seelig verschied,

und

den 2. Julius darauf

dem Leibe nach

christlich zur Erde bestattet wurde,

Beweinet

von

dem hinterbliebenen tiefgebeugten Wittwer

und

den schmerzlichbetrübten noch lebenden Kindern.

Vignette: Sarg auf der Bahre,

mit dem Bahrtuch bedeckt.

Wertheim

gedruckt bey Johann Georg Nehr, gemeinschaftl. Hof- und

Canzlei-Buchdrucker.

Vignette.

„Nach einer Prüfung kurzer Tage

Erwartet man die Ewigkeit.

Dort, dort verwandelt sich die Klage

In göttliche Zufriedenheit

Hier übt die Tugend ihren Fleiß,

Und jene Welt reicht ihr den Preis.“

Wie schnell eilst Du aus unsern Reyhen

Und schwingst Dich hin zur stolzen Ruh,

Wo Engel Deiner sich erfreuen

Und lächeln Dir Dein Kleinod zu!

Wer will hie unsern Thränen wehren?

Wir weinen um Dich reine Zähren;

Du bist hinweg, wir sind allein!

Ach Gattin, Mutter, welche Pein!

Dein Gatte klagt in tiefem Leide

Und sieht sich sehnend nach Dir um;

Du warest seines Lebens Freude,

Dein Herz sein ganzes Eigenthum.

Wann in den finstern Trübsals-Stunden

Mein Auge Weeg und Ziel gefunden,

wie tröstlich war mir Deine Hand!

Welch sanftes, nun zerrißnes Band!

In meines Alters Einsamkeiten

Sey mir Dein Bild stets vorgestellt;

Dann denk ich mir die vorgen Zeiten

Und denke mir die künftge Welt.

Dann haß ich zwiefach Dein Getümmel,

Weg, Welt, ich wünsche nur den Himmel!

Voll Hoffnung seh ich auch mein Grab

Und wische meine Thränen ab.

Jetzt schauen Deine hellern Blicke

Der Vorsicht aufgedeckten Plan,

Da unbegreiffliche Geschicke

Hie unsrer Brust so weh gethan.

Jetzt lässest Du in heilgen Chören

Der Gottheit Dank und Jubel hören,

Denn alles, auch das größte Leid,

War Liebe, Weisheit, Seeligkeit.

So müssen aufgethürmte Wellen,

Mit Noth und Aengsten angefüllt,

Selbst unsern Fuß ans Ufer stellen,

Und unser Seufzen wird gestillt.

So triumphiret der Gerechte,

Wenn schon ein thörichtes Geschlechte

Ihm Fall und Abgrund zugedacht,

Er schweigt, und hofft, und siegt, und lacht.

Jüngst eiltest Du zu Deinen Kindern,

Du schmachtetest, ihr Wohl zu sehn;

Nichts konnte Deinen Vorsatz hindern,

Geheime Ahndung hies Dich gehn.

Du weintest ihnen lauter Seegen,

Auf den der Vorsicht eignen Weegen,

Und Mütterliche Wünsche zu

Und schafftest Deinem Herzen Ruh.

Kaum kehrete Dein Fuß zurücke,

So winket Dir des Höchsten Hand;

Da fandest Du, zu Deinem Glücke,

Dein Eden und gelobtes Land.

Ach holde Mutter, Deine Liebe,

Ach Deine uns geweythen Triebe

Sey’n, wo des Himmels Friede thront,

Dir millionenmal belohnt!

* Da suchtest bang, mit heissem Dürsten,

Tiefdenkend, fliegend durch die Stadt,

Den besten Freund, den Lebens-Fürsten,

Der wahre Freuden giebt und hat.

Getreu ist er, der Fürst des Lebens,

Du liefst und suchtest nicht vergebens;

Nun drückt er Dich an seine Brust

Und er ist ewig Deine Lust.

Wir stehn bei Deiner Ruhe-Kammer,

Ach GOTT, was fühlet unser Herz!

Dir weichen Sorgen, Müh, und Jammer,

Und uns umgiebt noch mancher Schmerz.

Doch bist Du uns nicht ganz entrissen,

Froh werden wir Dich wieder küssen;

Dann sind wir mit Dir, ohne Zeit,

Ganz Wonne, ganz Zufriedenheit.

* Die Wohlseelige las, am Tage Ihres Todes, früh Morgens, noch bei völliger Gesundheit, mit einer besondern Rührung und geäusserten Bewegung des Herzens, eine geistreiche Betrachtung über die Worte Hohel. Sal. 3 v. 2: „Ich will aufstehen und in der Stadt umgehen auf den Gassen und Strassen, und suchen den meine Seele liebet.“ Gegen Mittag wurde Sie mit einem heftigen Fluß am Haupt, Kopfschmerzen, und Schwindel überfallen, und, nach zuletzt sich eingefundenem Schlummer, erblaßte Sie Abends, zwischen 6 und 7 Uhr. So bald fand Sie Ihren Freund in seiner Herrlichkeit! Glücklicher Tod, wenn wir, bey einer pflichtmäßigen Vorbereitung, so schnell von hinnen ziehen.

Familien-Erinnerungen aus vergangenen Jahrhunderten

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