Читать книгу Lillian - Straße der Sünde - Christopher Crane - Страница 5
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Nach Tausenden von Jahren bot sich den Engeln Gadreel und Ophis die Möglichkeit zur Flucht aus dem Himmel. Einst hatten sie das ihnen oblegte Vertrauen missbraucht. Ihre Gier und Lust nach den Menschenfrauen hatte die große Sintflut herbeigeführt und nahezu alles Leben auf der Erde ausgelöscht.
Unruhig pendelte Ophis durch die enge Zelle und rieb sich die schmerzenden Handgelenke. Hinter ihm fiel Gadreel zu Boden, der sich gerade von seinen Fesseln befreit hatte. Nicht, weil ihnen erst jetzt in den Sinn gekommen war, zu flüchten, sondern weil sich erst jetzt die passende Gelegenheit aufzeigte.
Ihren Ketten wussten sie sich zu entledigen, aber aus dem Kerker, der zweiten Himmelsebene, gab es ohne Hilfe kein Entkommen. Hin und wieder war es ihnen gelungen, einen Blick Richtung Erde zu richten. Sie hielten Ausschau nach dem richtigen Menschen, ihrer Gelegenheit. Und jetzt hatten sie ihn gefunden. Ihre Flucht würde sich äußerst schwierig gestalten und Hilfe von außen erfordern. Daher war es ein großer Vorteil, dass sie denjenigen kannten, der ihren Kerker erbaut hatte. Und er war gewillt, ihnen zu helfen, für einen Preis.
„Glaubst du, wir können ihm trauen?“, fragte Ophis.
„Das spielt überhaupt keine Rolle. Momentan ist er genauso gefangen wie wir. Unsere Ziele sind unterschiedlich, aber unsere Verlangen sind dieselben“, erklärte Gadreel. „Er hat sich bereits vor langer Zeit bereit erklärt, uns zu helfen. Als er die Schlösser anbrachte, die uns heute binden.“
„Und wie genau stellst du dir das vor? Wir sitzen ganz oben, gefangen. Und er sitzt ganz unten, gefangen.“
„Wir werden ihm eine Nachricht zukommen lassen.“
„Und wie?“
„Es gibt mehrere Wege. Der sicherste führt über den Tod direkt zu unserem Helfer. Ein Mensch ist bereits gestorben und überbringt die Botschaft. Alles, was unser Helfer braucht, um auf der Erde wieder in Erscheinung zu treten, ist der richtige Name. Ein einziges, kleines Wort: Lillian. Und den hat er ihm bereits genannt.
Wir haben lange auf jemanden wie sie gewartet. Wenn sie weiß, wie ihr geschieht, wird es schon zu spät sein.“