Читать книгу Verschollen am Mount McKinley / Die Wölfe vom Rock Creek - Christopher Ross - Страница 13
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Der Unfall schien die Clarke-Brüder zur Vernunft gebracht zu haben. Sie stapften wesentlich zurückhaltender als bisher durch den Schnee, redeten nur, wenn sie wirklich etwas zu sagen hatten, und verkniffen sich eine spöttische Bemerkung, als Scott Jacobsen stolperte und zu Boden fiel. Mike Linaker zog ihn vom Boden hoch und munterte ihn mit einem freundschaftlichen Klaps auf. »Das passiert sogar erfahrenen Profis«, sagte er. »Was meinen Sie, wie oft meine Frau und ich schon im Schnee lagen? Schneeschuhe sind tückisch.«
Julie stellte sich geschickt an. Sie war öfter auf Schneeschuhen unterwegs, hatte sogar schon meilenlange Trails damit geebnet und wusste genau, wie man sich anstellen musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Selbst erfahrene Wintersportler wie die beiden Snowboarder unterschätzten oft, wie anstrengend das Wandern auf Schneeschuhen war und wie schnell man dabei ins Schwitzen kam. Julie hatte es mal auf historischen Schneeschuhen versucht und war schon nach einer halben Meile außer Puste gewesen, die modernen Schneeschuhe waren aus wesentlich leichterem Material und kleiner.
Der Horizont verdunkelte sich bereits, als die Wanderer das Ende der Hügelkette erreichten und auf den jetzt wieder sichtbaren Pfad stiegen, der in zahlreichen Serpentinen ins Tal hinabführte. Der böige Wind, der von den Bergen herabwehte, hatte den lockeren Neuschnee vom Trail geweht, machte das Vorwärtskommen aber nicht leichter, weil jetzt an manchen Stellen das blanke Eis hervorschaute und die Gefahr eines Sturzes noch größer war.
»Einer hinter dem anderen«, erinnerte Carol die Wanderer, »und passen Sie auf, dass Sie nicht auf die Schneeschuhe Ihres Vordermannes treten. Lassen Sie sich Zeit, wir kommen früh genug im Tal an. Da unten gibt’s eine gemütliche Hütte, die wir Ranger auf Patrouillenfahrten als Außencamp benutzen. Dort werden wir übernachten … auf Matratzen neben einem warmen Ofen!«
Auch auf dem gewundenen Pfad ging Carol voraus. Als dienstälteste Rangerin hatte sie die Verantwortung für die Wandergruppe, und jede andere Entscheidung hätte sie in Schwierigkeiten bringen können. Julie bewunderte, wie sicher sie sich auf ihren Schneeschuhen bewegte, als wäre sie auf einem asphaltierten Weg und hätte Turnschuhe an, und wie sie ihr Tempo dem unsichersten Mitglied der Gruppe anpasste. Doch selbst Scott Jacobsen war während der letzten Stunden sicherer geworden und hielt sie kaum noch auf.
Inzwischen war es dunkel, und die einzige Helligkeit kam vom Mond und den Sternen, die sich zwischen den aufziehenden Wolken zeigten. Das Nordlicht meldete sich nur schüchtern, flackerte in grünen und weißen Mustern über den Himmel und spiegelte sich auf dem Schnee. Um besser sehen zu können, hatten Julie und Carol ihre Stirnlampen aufgesetzt und eingeschaltet, eine reine Sicherheitsmaßnahme bei dem reflektierenden Schnee, der selbst weit unten in der dunklen Schlucht den Weg wies. Julie stellte ihre Lampe so ein, dass der Lichtkegel zwischen die Beine der anderen fiel und jedem half.
Während des Abstiegs verschlechterte sich das Wetter zusehends. Oben fielen nur vereinzelte Schneeflocken vom Himmel herab, auf halber Höhe hatte sich bereits ein leichtes Schneetreiben gebildet, und Julie war kurz davor, ihre Schutzbrille aus der Anoraktasche zu ziehen. Gerade als sie danach greifen wollte, rutschte Chris vor ihr aus und stürzte zu Boden. Sein Schwung war so groß, dass er vielleicht sogar über die Böschung geschlittert wäre und sich der Unfall von vorhin wiederholt hätte, aber Julie reagierte blitzschnell und bekam ihn mit einer Hand am rechten Arm zu fassen. Sie hielt ihn rechtzeitig fest und verhinderte Schlimmeres. Er stemmte sich vom Boden hoch, atmete erleichtert auf, als er feststellte, dass er sich nicht ernsthaft verletzt hatte, und grinste unsicher. »Verflucht glatt hier«, sagte er verlegen. Es klang wie eine Entschuldigung. »Ich wär beinahe wieder auf Tauchstation gegangen.«
Sie liefen jetzt noch vorsichtiger, konnten von Glück sagen, dass neuer Schnee fiel und den Trail etwas griffiger machte. Einmal rutschte Jacobsen aus und hielt sich im letzten Augenblick an Ruth fest, ein anderes Mal verlor Ruth das Gleichgewicht, und Jacobsen fing sie auf. Jetzt erkannte Julie auch, warum »Nur für geübte Wanderer!« auf der Einladung zum Ausflug gestanden hatte. Streng genommen, hätten Kati und Jacobsen gar nicht mitkommen dürfen. Für Anfänger gab es eine leichtere Tageswanderung am Savage River.
Dennoch war auch Julie froh, als sie den Grund des Tales erreicht hatten und endlich keine Steigung mehr vor ihnen lag. Dafür häuften sich Schneeverwehungen, die sie stellenweise zu weiten Umwegen zwangen. Im Tiefschnee war es auch auf Schneeschuhen anstrengend, größere Entfernungen zurückzulegen, und bis zu der Blockhütte waren es noch zwei Stunden. »Dafür geht es immer geradeaus«, tröstete Carol die Wanderer. »Und wenn wir dicht an der Felswand bleiben, kommen wir auch einigermaßen vorwärts.«
Wie die Teilnehmer, die sich zum ersten Mal in dem lang gestreckten Tal aufhielten, war auch Julie begeistert von der urwüchsigen Natur dieser abgelegenen Schlucht. Wie eine Landschaft aus »Star Wars« oder »Star Trek« öffnete sich die Schlucht vor ihnen, verlassen und wild, bis auf ein paar verkrüppelte Fichten unbewachsen, in ihrer Einsamkeit aber verlockend und irgendwie romantisch. Ein abgelegener Ort, an dem man alle Sorgen und Probleme vergessen konnte und der Schöpfung so nahe wie nirgendwo sonst war. Jeder Schritt, jedes noch so leise Murmeln, zog ein sanftes Echo nach, und es war manchmal so still, dass man das Fallen des Schnees zu hören glaubte.
Im Schatten der Felswand legten sie eine kurze Rast ein, vor allem wegen Jacobsen, der von dem anstrengenden Marsch sichtlich erschöpft war und dankbar nickte, als Carol die Pause vorschlug. Niemand protestierte dagegen, nicht mal die Clarke-Brüder, und auch Ruth war wohl schon zu lange aus dem Training, um einen solchen Marsch locker wegstecken zu können. »Wir wollen schließlich keine Rekorde brechen, sondern uns an der Schönheit der Natur freuen«, sagte Carol. Wie aus Angst, die Natur könnte jeden Laut in dieser Abgeschiedenheit als Störung auffassen, sprach sie sehr leise. »Essen Sie ein wenig Schokolade oder einen Kraftriegel. Nachher in der Hütte gönnen wir uns was Warmes.«
Julie knipste ihre Stirnlampe aus, auch um die Batterie zu schonen, und stellte ihren Backpack in den Schnee. Sie streckte und reckte sich und rieb mit der flachen Hand über ihre schmerzenden Schultern. Mit einem Kraftriegel in der Hand ging sie zu Carol. Ihr war die verkniffene Miene der Rangerin aufgefallen, als würde ihr etwas nicht in den Kram passen. »Was ist?«, fragte Julie so leise, dass es die anderen nicht hörten. »Wird das Wetter schlechter?«
»Das auch«, antwortete Carol. »Hier sind wir in einem Funkloch, aber sobald wir in der Hütte sind, rufe ich in der Zentrale an und lasse mir den neuesten Bericht geben. Zur Not müssen wir ein paar Stunden in der Hütte aushalten. Aber das ist es nicht …« Sie druckste ein wenig herum und überlegte wohl, ob sie Julie einweihen sollte, dann fuhr sie noch leiser fort: »Ich hab Magenschmerzen. Ziemlich heftige sogar. Wahrscheinlich hab ich gestern Abend was Falsches gegessen. Ich hab mir ein Thunfisch-Sandwich mit reichlich Mayonnaise und Zwiebeln gegönnt, das hätte ich wohl sein lassen sollen. Manchmal brauche ich so was. Je mehr Mayonnaise, desto lieber.«
»Hast du keine Tabletten dabei?«
»Schon genommen. Ich hoffe, sie helfen.«
»Und wenn nicht?«
»Keine Angst, so schnell lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich kann ja schlecht den Helikopter kommen lassen. Dann könnte ich auch gleich kündigen. Eine Rangerin, die ständig predigt, während einer Wanderung keine schwere Kost zu sich zu nehmen, macht sich doch lächerlich, wenn sie am Abend vor der Wanderung ein fettes Sandwich in sich hineinstopft. Nein, ich halte durch! So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Aber du könntest mir einiges abnehmen … auf den letzten Meilen bis zur Hütte vorausgehen, das Essen kochen …«
»Kein Problem«, versprach Julie. »Endlich kriege ich was zu tun.«
Zehn Minuten später rief sie zum Weitermarsch. Sie wartete geduldig, bis alle ihre Backpacks auf den Rücken geschnallt hatten, und übernahm die Führung. »Sieh an«, verfiel Gary schon wieder in alte Verhaltensmuster, »jetzt darf Julie auch mal vorausgehen. Hoffentlich leistet sie sich keinen Fehltritt.«
»So wie Sie?«, erwiderte Julie bissig.
Alle lachten.
»An Ihrer Stelle wäre ich vorsichtig«, rief ihm Mike zu. »Wenn ich mich recht erinnere, sind sie vorhin aus der Reihe getanzt und nicht Julie. Ich wollte, ich hätte ein Foto von Ihnen beiden gemacht, als Sie wie zwei hilflose Käfer auf dem Rücken lagen. Hätte sich gut in unserem Schaufenster gemacht.«
»Schon gut«, sagte Gary, »ich halte die Klappe.«
Julie kannte den Trail nicht, wusste aber von Carol, dass er dicht an der Felswand entlangführte. Der Lichtkegel ihrer Stirnlampe bewegte sich unruhig über den Schnee, vermischte sich mit dem silbernen Schein des Mondes und der Sterne. Nur gelegentlich huschte der grüne Schatten des Nordlichts über den Trail und die angrenzende Felswand, verblasste aber zusehends und verschwand schon bald hinter dunklen Wolken. Das Schneetreiben wurde immer stärker, zwang Julie, die Schutzbrille aufzusetzen, die sie auch auf den Hundeschlittenfahrten dabeihatte. Sie hatte den Reißverschluss ihres Anoraks bis unter den Hals geschlossen und ihren Schal über die Nase geschoben, ein wirksamer Schutz gegen den zunehmenden Schnee und den eisigen Wind.
Alle paar Minuten drehte sich Julie nach Carol und den anderen Wanderern um. Im trüben Licht wirkten ihre Gesichter noch müder und angespannter, und Carol sah man an, dass sie unter zunehmenden Schmerzen litt. Doch als sich Julies und ihre Blicke kreuzten, lächelte sie und gab Julie zu verstehen, dass sie sich keine Sorgen zu machen bräuchte. »Es geht schon«, glaubte Julie an ihren Lippen abzulesen. »Ein heißer Tee und ich bin wieder gesund.«
Der Marsch durch die lang gestreckte Schlucht kam Julie unheimlich vor, auch weil sie jetzt vorauslief, und sich der Lichtkegel ihrer Stirnlampe durch unbekanntes Dunkel tastete. Am Himmel schoben sich immer mehr Wolken vor den Mond und die Sterne und ließen dunkle Schatten über die Landschaft wandern. Der Schnee wirbelte durch die Luft und erschwerte ihnen die Sicht.
Julie blickte verstohlen auf die Uhr. Noch ungefähr eine Stunde, länger konnte es nicht mehr dauern. Sie zog unbemerkt das Tempo an, hoffte dadurch ein paar Minuten zu gewinnen und etwas eher in die Blockhütte zu kommen. Allein der Gedanke an einen heißen Tee und ein flackerndes Feuer verführten sie zu einem Lächeln. Mit festen Schritten lief sie durch den Schnee, der auch im Schatten der hohen Felswand manchmal kniehoch lag, und trat inzwischen so sicher auf, dass sie die Schneeschuhe kaum spürte.
Die Blockhütte wartete am Ausgang der Schlucht, eine schon etwas heruntergekommene Unterkunft aus geschälten Baumstämmen, die man einst meilenweit mit einem Wagen ins Hinterland gekarrt hatte. Sie stand so dicht an der Felswand, dass der Wind nur aus einer Richtung an sie herankonnte und man auch im Winter einigermaßen geschützt war. Neben der Tür lag massenhaft Brennholz, das die Ranger im Sommer in den Tälern geschlagen und säuberlich gestapelt hatten.
»Da wären wir«, rief Julie erleichtert. Sie öffnete die unverschlossene Tür, musste sich mit der Schulter dagegenlehnen, weil sie sich verkantet hatte, und stellte ihren Backpack links unter das einzige Fenster. Carol zündete die Petroleumlampe auf dem Holztisch an. Im flackernden Licht erkannte man die sparsame Einrichtung, den Tisch mit vier Stühlen, einen Küchenschrank, der aus dem 19. Jahrhundert stammen musste, den bulligen Ofen und etliche Matratzen mit Wolldecken, die vor der fensterlosen Wand gestapelt lagen. »Stellen Sie die Backpacks unters Fenster«, sagte Julie, während sie ihre Mütze abnahm und die Handschuhe auszog. »Gary, Chris … Sie verteilen die Matratzen und bereiten die Nachtlager! Mike, Ruth … Sie helfen mir bitte beim Kochen! Scott, Josh … ihr holt Brennholz rein!«
»Sind wir beim Militär?« Gary konnte es nicht lassen. »So wie Sie hat mich nicht mal mein Vater rumkommandiert, und der war Sergeant bei den Marines und glaubte immer, uns wie Rekruten herumscheuchen zu können.«
Julie blieb gelassen, hatte längst gelernt, dass es nichts brachte, wenn man sich aufregte und mit unbelehrbaren Flegeln herumstritt. »Sie können es auch lassen«, erwiderte sie, »dann schlafen Sie heute Nacht auf dem Boden!«
»Schon gut, war nicht so gemeint«, entschuldigte sich Gary.
Julie hatte schon als Kind gelernt, ein Feuer in einem Ofen zu entfachen, als sie ihren Onkel in einem Jagdcamp besucht hatte, und brachte auch dieses Feuer innerhalb weniger Minuten in Gang. Die Clarke-Brüder staunten nicht schlecht und hielten dankbar ihre nackten Hände über die heiße Ofenplatte. Diesmal verkniffen sie sich eine spöttische Bemerkung, anscheinend hatten sie doch dazugelernt. Oder sie hatten gemerkt, dass Julie immer contra gab.
Während die Linakers das Essen zubereiteten, eine kräftige Tütensuppe aus Carols Vorräten, die sie mit etwas Reis und Würstchen anreicherten, ließ Julie reichlich Schnee in einem Topf schmelzen und kochte Tee. »Carol geht’s nicht so gut«, entschuldigte sie die Rangerin, die bereits auf ihrer Matratze saß, »sie hat sich den Magen verdorben. Bis morgen früh ist sie wieder fit, stimmt’s?«
Carol winkte ab und versuchte zu lächeln, was ihr nur mühsam gelang. »Halb so schlimm«, spielte sie ihre Schmerzen herunter, »nur eine Magenverstimmung. Dabei gibt’s in der Nähe unseres Parks gar keinen McDonald’s.«
Der Scherz kam nicht bei allen an, ersparte ihr aber bohrende Fragen, denn noch während einige lachten, kniete Julie neben ihr nieder. Bevor sie danach fragen konnte, reichte ihr Josh einen Becher frischen Tee. Julie blickte ihn überrascht an und gab den Becher an Carol weiter. »Alles in Ordnung?«, fragte sie, immer noch ein wenig verwirrt. »Ich sage es nur ungern, aber du siehst nicht gut aus. Bist du sicher, dass es eine Magenverstimmung ist?«
»Nicht der Rede wert«, wischte Carol den Einwand beiseite. Sie nippte an dem heißen Tee und verbrannte sich die Lippen, unterdrückte einen Schmerzensschrei und fluchte leise. »Ich hab das öfter, wenn ich was Falsches esse.«
Julie nahm ihr den Becher ab und stellte ihn auf den Boden. »Soll ich dir was von der Suppe bringen? Ich hätte auch Kekse dabei … ohne Zucker.«
»Lieber einen Keks«, sagte sie müde. Sie griff nach dem Becher und nippte ein weiteres Mal daran, diesmal ohne sich zu verbrennen. »Rufst du die Zentrale an? Wegen des Wetters? Aber kein Wort über meine Schmerzen.«
Julie trat ans Fenster und zog ihr Funkgerät aus dem Futteral unter dem Anorak. »Hallo, Zentrale! Bitte melden! Hier Ranger Julie Wilson.« Am anderen Ende meldete sich ein Ranger, den sie noch nicht kannte. »Wir sind in der Hütte im Muldrow Valley. Keine besonderen Vorkommnisse.« Den Zwischenfall mit den Clarke-Brüdern verschwieg sie. Es war ja nichts passiert, und warum sollte sie die Pferde scheu machen. »Wie sieht das Wetter aus?«
»Nicht besonders«, kam die Antwort. »Heute Nacht starke Schneefälle, und der Wind hat gedreht und kommt jetzt aus westlicher Richtung. Könnte sein, dass ihr bis morgen Mittag in der Hütte bleiben müsst, aber dann wird es langsam wieder aufklaren. Kein Grund, die Wanderung abzubrechen.«
»Na, immerhin. Danke und over.«
Als sie sich umdrehte, beobachtete sie, wie Josh der leise stöhnenden Carol einen Keks reichte und ihr den Schweiß von der Stirn tupfte, als hätte er schon mal als Krankenpfleger gearbeitet. Dann stand er auf und trat neben sie. »Schlechte Nachrichten?«, fragte er.
»Wir bekommen schlechtes Wetter«, sagte sie. »Kein Grund, sich Sorgen zu machen. Hier in der Hütte sind wir sicher, und lange soll der Schneesturm nicht anhalten. Spätestens morgen Mittag können wir weiter.« Sie steckte das Funkgerät weg und zögerte sichtlich. »Hör mal, Josh! Ich hab heute Morgen ein bisschen die Rangerin raushängen lassen und mich etwas daneben benommen. Tut mir leid.« Sie blickte aus dem Fenster, mied den Blick in seine verträumten Augen. »Ich mag dich, Josh! Ich mag dich wirklich!«
»Meinst du das ernst?«, fragte er hoffnungsvoll.
»Auch wenn du manchmal ein bisschen arg auf den Putz haust, aber keiner ist perfekt, und ich schon gar nicht. Wenn ich wollte, wie ich könnte, würde ich dich jetzt sogar küssen. Aber die Ranger haben strenge Vorschriften, und dazu gehört auch, dass wir unsere privaten Angelegenheiten nicht in den Dienst mitbringen dürfen. Im Büro sollte man sich ja auch nicht küssen.«
»Es sei denn, es ist Feierabend.«
»Na ja …«
»Und?«, fragte Josh siegessicher. »Haben wir jetzt nicht Feierabend?« Er blickte auf Carol, die erschöpft auf ihre Matratze gesunken war und leise schnarchte. »Und selbst wenn, deine Chefin schläft tief und fest …«
»Na, dann …« Sie küsste ihn hastig auf die Wange.
»War das alles?«, fragte er enttäuscht.
»Eins nach dem anderen«, hielt sie ihn lachend hin.