Читать книгу Weltbewegerinnen - Claudia Filker - Страница 14

Оглавление

KATHERINE JOHNSON


ÜBER BEGRENZUNGEN HINWEG

Die neuen Rechenmonster, diese riesigen, Hallen füllenden IBM-Computer, waren den amerikanischen Astronauten der NASA nicht ganz geheuer. Keinesfalls wollten sie ihnen allein ihr Leben anvertrauen. Zu anfällig waren die Maschinen für Stromausfälle oder andere Störungen. Zwar waren die Computer für die bemannte Umrundung der Erde mit jeder notwendigen Gleichung programmiert worden. Doch der Astronaut John Glenn, der den Flug bestreiten sollte, beharrte: „Get the girl“ – „lasst das Mädchen holen“.

Mit dem „Mädchen“ meinte er niemand anderes als Katherine Johnson, immerhin schon Anfang vierzig. Die Afroamerikanerin hatte sich in den vergangenen Jahren bei der NASA als erstklassige Mathematikerin bewährt. Sie sollte alle Ergebnisse der Computer nachrechnen. „Nur wenn sie sagt, dass sie stimmen, bin ich bereit zu fliegen“, beharrte der Astronaut. Katherine rechnete – und die NASA-Mission wurde schließlich ein großer Erfolg.

Schon als junges Mädchen zeigte sich Katherines außergewöhnliche mathematische Begabung. Alles zählte und rechnete sie, beeindruckte die Lehrer mit ihrem Wissensdurst und ihrer schnellen Auffassungsgabe. Zwei Klassen übersprang sie und schloss bereits mit 18 Jahren das College mit höchster Auszeichnung ab. Die 1918 geborene Afroamerikanerin war von Mentoren, die ihr außergewöhnliches Talent sahen, früh darin bestärkt worden, in die Forschung zu gehen – obwohl das für Frauen, noch dazu schwarze, in dieser Zeit in den USA noch Zukunftsmusik war.

1953 ließen sich erste sanfte Töne davon vernehmen: Katherine wurde Rechnerin in der rein aus Afroamerikanerinnen bestehenden „West Area Computing Unit“, einem Teil der NACA, die später zur amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA wurde. Die „Computer in Röcken“, wie Katherine ihre Abteilung scherzhaft nannte, mussten unter anderem Daten aus Experimenten berechnen und grafisch darstellen.

Bereits zwei Wochen nach ihrem Arbeitsantritt wurde die Mathematikerin vorübergehend in die Abteilung für Flugforschung „ausgeliehen“, doch sie kehrte nie wieder zu ihren „Röcken“ zurück. Bald hatte sie sich in der rein aus weißen Männern bestehenden Abteilung einen Ruf als hervorragende Rechnerin erarbeitet, stellte selbstbewusst Fragen und eroberte sich Zutritt zu den Besprechungen, zu denen normalerweise keine Frauen zugelassen waren. Doch sie beharrte – schließlich mache sie doch die Berechnungen! Mit derselben Entschiedenheit brachte sie es zur ersten Frau dieser Abteilung, die je in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung offiziell als Mitautorin genannt wurde.

Katherine Johnsons Berechnungen ermöglichten 1961 den Erfolg des zweiten bemannten Flugs in der Geschichte der Raumfahrt mit Alan Shepard als Pilot; durch die korrekt berechnete Umlaufbahn für die Apollo 11 trug sie außerdem zur geglückten Mondlandung 1969 bei.

Ihrer großartigen Arbeit wurde viele Jahre kaum Aufmerksamkeit geschenkt – ebenso wie der vieler anderer schwarzer Mathematikerinnen. Das änderte sich erst zur Jahrtausendwende durch verschiedene Ehrendoktorwürden. 2015 wurde Katherine Johnson von Barack Obama mit der Presidential Medal of Freedom geehrt, einer der höchsten zivilen Auszeichnungen der USA.

Die Naturwissenschaftlerin starb am 24. Februar 2020 im Alter von 101 Jahren.

(AS)


KATHERINE JOHNSON,

1918–2020, preisgekrönte US-amerikanische

Mathematikerin.

Weltbewegerinnen

Подняться наверх