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MALALA YOUSAFZAI


DIE MÄDCHENRECHTLERIN

Wir Menschen machen uns selten klar, wie groß Gott ist. Er hat uns ein unglaubliches Gehirn gegeben und ein empfindsames, liebevolles Herz. Er hat uns mit zwei Lippen gesegnet, mit denen wir unsere Gefühle ausdrücken können; mit zwei Augen, die eine Welt voller Farbe und Schönheit sehen; mit zwei Füßen, die uns die Straße des Lebens entlangtragen; mit zwei Händen, die für uns arbeiten; mit einer Nase, die das Wunder des Dufts erlebt; und mit zwei Ohren, um Worte der Liebe zu hören.

Malala ist 15 Jahre alt, als ein Taliban-Kämpfer ihren Schulbus stürmt und sie mit einer Pistole niederstreckt. Die Kugel durchdringt ihre Stirn, zerstört ihr linkes Ohr, zerreißt den Gesichtsnerv. Wochenlang ringt sie mit dem Tod. Um ihr Leben zu retten, beschließen die behandelnden Ärzte, sie aus ihrer Heimat nach Birmingham/Großbritannien zu transportieren.

Alle Welt schaut auf sie. Malala ist fast noch ein Kind. Doch schon vor dem Attentat ist sie international bekannt. Das mutige Mädchen ist Bildungsaktivistin. Die Tochter einer Analphabetin und eines Mannes, dem nach einer Kindheit in Armut nichts wichtiger ist als Bildung und der als Erwachsener eine Schule gründet.

Als Malala 10 Jahre alt ist, erobern Taliban-Kämpfer ihr schönes Swat-Tal. Sie bringen willkürliche Gewalt in die entlegensten Bergdörfer, mit brutalen Terrorakten verbreiten sie Angst und Schrecken. Sie verbieten Musik, Tanz, lautes Lachen. Fernsehgeräte, CDs und DVDs werden auf öffentlichen Plätzen verbrannt. Schulen werden systematisch zerstört. Frauen dürfen sich nicht mehr allein außerhalb ihrer Häuser bewegen.

„Wir hatten Angst“, erzählt Malala über diese Zeit, „aber unsere Angst war nicht so stark wie der Mut.“ Ihr Vater lebt ihr diesen Mut vor und spornt sie an, furchtlos zu bleiben. Die Tochter begleitet ihren Vater zu politischen Veranstaltungen, in denen er zum Widerstand gegen die Taliban aufruft. Mit 11 Jahren gibt sie Fernsehinterviews. „Du bist ein Kind, es ist dein gutes Recht, laut deine Meinung zu sagen“, ermutigt ihr Vater sie, begleitet sie zu Talkshows.

Und dann geschieht das Unfassbare: Die Taliban verkünden das Verbot für alle Mädchen, die Schule zu besuchen. Die geheime Schule ist nun der stille Protest. „Niemand kann mich davon abhalten zu lernen“, sagt Malala. Und: „Am Denken werden sie uns nicht hindern können.“ Auch als man sie warnt, dass sie auf einer Todesliste stünde, glaubt Malala nicht daran, dass die Taliban sie, ein Kind, töten würden. Aber sie schießen doch. Malala sei prowestlich eingestellt, verbreiten sie über die Netzwerke, als sie mit ihrer Tat prahlen. Wer – wie sie – Barack Obama zu seinem Vorbild erklärt, muss beseitigt werden.

Ungewollt machen die Taliban Malalas Engagement nun erst recht weltweit bekannt. Der UN-Sondergesandte für Bildung ruft die Initiative „Ich bin Malala“ ins Leben. Bis zum Jahr 2015 soll kein Kind von Schulbildung ausgeschlossen sein. Malala wird sogar als jüngste Nominierte aller Zeiten für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Mit nur 17 Jahren erhält Malala den Friedensnobelpreis und ist damit die jüngste Preisträgerin aller Zeiten.

Nach dem Anschlag kehrt Malalas Familie nicht wieder nach Pakistan zurück. Doch die Sehnsucht nach ihrer Heimat bleibt.

(CF)


MALALA YOUSAFZAI,

geb. 1997 im Swat-Tal (Pakistan),

Bildungsaktivistin, jüngste Trägerin

des Friedensnobelpreises (2014),

Friedensbotschafterin der UN (2017).

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