Читать книгу Prinzessin oder Räuber - Claudia Pöttgen - Страница 14
Saisonanfang
ОглавлениеIch wollte einfach Motorrad fahren, wenn auch nur kurz, es war schließlich der 01.03., also Saisonstart!
Eindringlich warnte mich Achim, dass Schnee und Eis noch zentimeterdick auf der Straße lägen. Deswegen fuhren ein paar Mädels und ich an unserem extra freien Tag nicht die geplante Motorradtour, sondern hatten uns offiziell zum Schlittenfahren verabredet. Ich hielt mich mit einem Nicht-fahr-Versprechen gegenüber Achim bedeckt, war aber schon in Motorradklamotten als er sein Hinterteil noch nicht richtig zur Tür raus hatte. Wir Mädels wollten uns um 10.00 Uhr treffen, da war ein Stündchen Motorrad leicht drin. Nur auf Hauptstraßen, die sind ja sowieso gesalzen, einmal um den Block und Hast-du-nicht-gesehen, bin ich schon wieder daheim.
Es war ziemlich anstrengend mit 20 km/h und beiden Füßen unten, bei Minustemperaturen, auf Münchens Hauptstraßen unterwegs zu sein. Richtig bescheuert und gefährlich wurde es dann auf der einzigen Nebenstraße, die zu meiner Garage führte. Sie hatte eine geschlossene Eisschicht mit ausgefahrenen Spurrillen.
Langer Rede, kurzer Sinn, bevor ich richtig denken konnte, rutschte mir die BMW F650 GS unterm Hintern weg. Leider war das Aufheben der „Kleinen“ mit Motorradstiefeln auf Eis nicht gerade einfach. Ein Handwerker auf Montage half kurz und knapp, grinste und war weg. Ich versuchte zumindest aufzusteigen, saß noch nicht mal richtig und rutschte wieder in die Rille, nur dieses Mal hatte ich das rechte Bein unterm Motorrad, und lag direkt vor einem heran nahenden Auto.
In Cashmere und Nerz gewandet, kam das Pärchen aus dem Auto besorgt auf mich zu. Fragte, ob denn auch alles in Ordnung sei, während sie das Moped lüpften, damit ich frei kam und aufstehen konnte. Mehr als ein Brummeln war von mir nicht drin. Gott sei Dank hatte ich noch den Helm auf. Als aber mein freundlich besorgter Helfer meinte, das Wetter sei aber eigentlich nicht so unbedingt sehr günstig zum Mopedfahren, entschlüpfte mir leider ein schnittiges „Weiß ich schon selber!“. Ich konnte nichts wieder zurück nehmen oder beschönigen, geschweige denn mich bedanken, so flott haben sie sich zurück gezogen.
Ich musste Armin, unserem „Freundlichen“, meinen Ausrutscher beichten, da ich zwei Wochen später die F 650 GS gegen die R 1150 GS tauschen würde, und der Rückspiegel und die Handprotektoren vom Sturz verkratzt waren. Um ihn über die Mitleidsschiene etwas milder zu stimmen, klagte ich ihm auch die zugezogene Steißbeinprellung, die wirklich ordentlich weh tat. Männer sind übrigens wie Waschweiber und tratschen wie Gänschen.
Achim verabreichte mir abends, ohne Worte, zum ersten und bis jetzt einzigen Mal, einen beherzten Poklaps zur Begrüßung. Mir knickten die Knie ein, vor Schmerz. Armin hatte ihn keine fünf Minuten nach unserem Gespräch angerufen!
Aber wie schon jedes Kind weiß, kommt nach jedem Regen Sonnenschein und jedem Winter folgt ein Frühjahr.