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Beschluss und Anfang Frühjahr/Sommer 2002

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WOW! Eine Steuerrückzahlung in absolut unerwarteter Höhe.

Wie sollten wir, Achim (36 Jahre alt) und ich (39), zu dem Zeitpunkt seit 14 Jahren verheiratet, mit unseren Kindern Alexander (13) und Verena (10) diesen Betrag nur verwenden?

Für ein neues Auto war der Betrag definitiv zu niedrig. An einer Weltreise hätten nur 1,83 Personen von uns vieren teil nehmen können. Der Vorschlag einer Brustvergrößerung wurde einstimmig von mir abgelehnt. Die Kinder mussten mit ihren naturgegebenen Gebissen ihren weiteren Lebensweg beschreiten, sprich ohne kieferorthopädische Korrekturen. Stereoanlage, Fernseher und Waschmaschine funktionierten zu diesem Zeitpunkt alle ordnungsgemäß. Ich weiß nicht mehr genau, was mich dazu bewegte, aber bereits als ich den Vorschlag machte, war er eigentlich auch schon beschlossen.

Motorradführerschein für mich – PASST!!

In Achims Augen blitzte es kurz auf. Schon am nächsten Tag standen wir in der Fahrschule von Herrn Schwägerl. Ein großer ehemaliger Soldat mit einem gewaltigen Kugelbauch.

Auf meine skeptischen Blicke und vorsichtigen Fragen meinte er nur schmunzelnd, „... des griag'n ma scho.“

Na dann, auf los geht’s los!

Keiner außer unserer kleinen Familie sollte es wissen. Dennoch musste ich meine Kolleginnen einweihen, da ich so manche Fahrstunde mit dem Dienstplan koordinieren musste. Was, mit großer Unterstützung und Wohlwollen unseres Teams, hervorragend funktionierte.

Nur etwas später meinte mein damaliger Chef, wenn ich seine Tochter wäre, würde er mir das Motorradfahren verbieten. Tja, das war mit ein Grund, warum meine Eltern erst einmal ebenfalls nicht eingeweiht wurden.

Dumme Sprüche, kluge Ratschläge, Häme und Spott wollte ich ebenfalls nicht hören, deshalb starteten wir das Gesamtvorhaben „Motorrad“ etwas bedeckt.

Mit ein Anstoß für meinen späten Einstieg war bestimmt Achims Cousine. Etwas älter als ich, hatte sie ca. ein Jahr zuvor den Schein gemacht. Dann sollte ich es doch wohl auch schaffen. Das wäre ja gelacht!

Für wilde Freudentänze ist mein Mann nicht wirklich bekannt, trotzdem war es ihm doch deutlich anzusehen, dass er sich freute. Hatte ich ihm doch die ganzen Jahre hindurch ziemlich bestimmt und heftig das Motorradfahren mehr oder weniger verboten. Ich arbeitete damals in einem großen Münchner Klinikum. Dort erlebte ich u.a. frisch verunglückte Motorradfahrer in verschiedensten Stadien. Noch blutend aus dem Rettungshubschrauber, im Operationssaal, auf der Intensivstation und als lange wiederkehrende Nachsorge-Patienten. Ich wollte nicht zwei Kinder mit einem Behinderten, oder ganz ohne Mann aufziehen.

Den Führerschein bekam ich im August. Schon im darauf folgenden Winter entschuldigte ich mich bei Achim für mein jahrelanges Fahrverbot. Im Winter durften wir nicht fahren, da unsere Motorräder, wie so viele andere, von November bis März bei der Versicherung abgemeldet waren. Witterungsbedingt fährt man normalerweise nicht in dieser Zeit

Aber nicht fahren zu dürfen, wenn man möchte, kann einem ganz schön auf die Nerven gehen. Zumindest wenn man jemand ist, dem vieles, was man gerade nicht machen darf oder kann, ungemein begehrenswert erscheint.

Prinzessin oder Räuber

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