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Ich war ein kreatives Kind

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Süß, aber vor allem kreativ und künstlerisch begabt, so beschreiben mich meine Schwester und auch meine Mutter immer wieder. Mein Bruder sagte einmal zu mir: „Du warst der Künstler in unserer Familie und wurdest von allen darum beneidet. Im Gegensatz zu mir hast du nie viel Zeit ins Lernen investiert. Du bist über die Bücher einmal drübergeflogen und hattest sofort alles intus. Du hattest ein fotografisches Gedächtnis.“

Es mag sein, dass mir die Schulzeit leicht gefallen ist, aber grundsätzlich war ich stinkfaul und hätte bestimmt viel mehr erreichen können. Meine Noten waren eher im Mittelfeld angesiedelt. Die Schule hat nie mein Interesse geweckt, aber da ich mir alles gut merken konnte, brachte ich die Jahre am naturwissenschaftlichen Gymnasium von Hamm meiner Meinung nach ausgezeichnet hinter mich. Ein musisch-pädagogisches Gymnasium wäre meinen Neigungen bestimmt mehr entgegengekommen, aber es war zu weit weg von dem Ortsteil, in dem wir wohnten.

Ich kann nicht gerade sagen, dass ich damals hipp war. Ich war vielleicht beliebt bei den Lehrern und auch bei den Mädels in unserer gemischten Klasse, weil ich ruhig war, angenehm und unauffällig. Und so habe ich auch ausgesehen. Wie eine Prinz-Eisenherz-Kopie mit blonden Haaren und einem Rundschnitt. Cool war ich sicherlich nicht, aber alle mochten mich. Aufbegehrt habe ich selten, ich war kein Revoluzzer. Nur wenn es um offensichtliche Ungerechtigkeit ging, zeigte sich mein Kampfgeist. Von all den anderen Jungs in meinem Alter hat mich vor allem eines gravierend unterschieden: Ich hasste Fußball. Allein das machte mich schon zum Außenseiter. Viel lieber und mit großer Begeisterung beteiligte ich mich an anderen sportlichen Aktivitäten wie Leichtathletik. Ich glaube, ich war sogar einmal der schnellste Läufer meines Jahrgangs.

Mein wahres Interesse galt den schönen Dingen des Lebens. Am wohlsten fühlte ich mich innerhalb der Familie und in meinem Freundeskreis. Das Vertraute war meine Welt. Ich bin nicht sicher, ob sich das heute nicht immer noch ähnlich verhält. So wie damals beginne ich auch heute noch zu fremdeln, wenn ich in mir unbekannte Kreise komme. Es mag absurd klingen, aber ich fühlte mich oft als Eindringling. Privatsphäre und Harmonie waren und sind mir immer wichtig. Stets habe ich versucht, Menschen, die ich nicht kannte, mit sensiblen Fragen und Einfühlsamkeit zu erreichen. Diesbezüglich war ich privat nie ein guter Schauspieler. Man hat mir meine Gemütssituation, meine Ängste, Zu- oder Abneigung sofort am Gesichtsausdruck ansehen können.

Mit 50 hat man natürlich mehr Lebenserfahrung vorzuweisen, ist abgeklärter, aber im Grunde bin ich der kleine, schüchterne Uwe geblieben. Das Kennenlernen, eine Freundschaft hat für mich mit Respekt vor dem anderen zu tun. Man kann durchaus viel Spaß miteinander haben, aber besonders am Beginn einer Bekanntschaft oder in einem ungewohnten Umfeld habe ich immer mehr aus dem Hintergrund agiert, vorsichtig die Menschen und die Lage beobachtet, bevor ich mich geöffnet und etwas von mir preisgegeben habe. Ich denke, das hat mich bis heute vor vielen unangenehmen Überraschungen bewahrt.

Ich bin, was ich bin

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