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7. Das Geschenk

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Neuseeland hat bekanntlich von allen erreichbaren Orten aus die größtmögliche Entfernung – es sei denn, Sie leben dort, dann ist es einfach der Mittelpunkt Ihres Universums.

Neuseeland ist vorwiegend ein Agrarland mit nur vier Millionen Menschen und 80 Millionen Schafen. Man munkelt, dass die meisten Politiker in Wirklichkeit wiedergeborene Schafe sind.

Obwohl es so ein kleines Land ist, kommen hier fast alle geografischen Merkmale vor, die sonst auf der weiten Welt verstreut vorhanden sind! Neuseeland gleicht einem geografischen Reiseführer für das Universum in Taschenausgabe.

Ein Neuseeländer hat den Bungeesprung erfunden, ein anderer die Schädlingsbekämpfung aus der Luft. Neuseeland war das erste Land, in dem die Frauen das allgemeine Wahlrecht bekamen, und das erste (und einzige?), das sich als ganze Nation zur kernkraft- und atomwaffenfreien Zone erklärte.

Und es schenkte der Welt die Kiwifrucht!

Die Maori von Aotearoa (Neuseeland) hatten die höchste Steinzeitkultur, die überliefert ist.1 Diese neolithische Kultur beruhte auf einem komplexen Sozialwesen.

Die Maori sind bekannt für ihre Naturverbundenheit und den Respekt der Natur gegenüber.

Sie sind die größte Gruppe der Polynesier, die sich als Seefahrer im Pazifik einen Namen gemacht haben. Ihr Gebiet umfasst Hawaii, Tahiti, die Cookinseln, Samoa und Hunderte von Atollen und Inseln.

Nach der polynesischen Kosmologie gibt es keine Trennung zwischen Zeit und Raum. Die moderne Physik fängt gerade erst an, dieses Konzept wissenschaftlich nachzuvollziehen.

Wenn wir dem zustimmen, dann stimmt es auch und ist wahr, dass alle unsere Vorfahren und Nachkommen genau jetzt existieren und den Kosmos gemeinsam mit uns erleben.

Ich hatte Glück, weil meine Mutter, lange bevor sie anfing zu schreiben, als Krankenschwester in einem Krankenhaus auf dem Lande arbeitete und mit den Heilmethoden der Maori sehr vertraut war. Sie sprach nicht oft darüber in aller Offenheit, aber wenn, dann hörte man unterschwellig ihre Achtung für diese Vorstellungen heraus und etwas ganz Tröstliches.

Bekamen Sie jemals, vielleicht zum Geburtstag oder zu Weihnachten, ein Geschenk und wussten dann nicht recht, wie Sie sich bedanken sollten, weil Sie das Ding nicht wirklich brauchten?

So ging es mir. Ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Ja, ich hatte nicht einmal eine Idee, was es war! Es, … nun ja, es geschah einfach irgendwie.

Tatsächlich brauchte ich sehr lange, bis ich selbstverständlich damit umgehen konnte.

Was die Sache noch komplizierter machte: Erst in den letzten Jahren wurde die Möglichkeit anerkannt, dass ein Mensch ohne ersichtliche Intervention unmittelbar auf den körperlichen Zustand eines anderen einwirken kann.

Heute ist das Allgemeinwissen.

Doch damals bemerkte ich nur, dass etwas Ungewöhnliches um mich herum vor sich ging, weil mich häufig Menschen um Hilfe bei ihren Problemen ansprachen. Wenn ich einmal eine Freundin hatte – und das geschah selten genug –, war ich immer wieder frustriert, weil sie alle nur reden wollten!

Oft kamen kranke Tiere zu mir.

Wenn Sie diese natürliche Begabung haben, klopft Ihnen niemand auf die Schulter und sagt: „Richtig, im nächsten Semester studieren Sie Heilung Nr. 101. Sie haben nur eine 4 in Mathematik, deshalb ist Heilung der geeignete Kurs für Sie, fangen Sie schon an zu lesen.“

In den westlichen Kulturen stößt die Vorstellung, dass ein Mensch den Gesundheitszustand eines anderen unmittelbar verändern kann, immer noch auf Misstrauen. Eine rühmliche Ausnahme ist die katholische Kirche.

Welch eine Überraschung für mich! In einem Interview mit mir bei Radio Pittsburgh entgegnete Ron Lindgren, der damalige Pressesprecher der katholischen Kirche in den USA, einem skeptischen Anrufer: „Wir sollten nicht überkritisch sein, denn viele Jahrhunderte hat die Kirche Wunderheilungen anerkannt. Wir haben immer zugegeben, dass manche Menschen die Fähigkeit besitzen, geistige oder körperliche Veränderungen bei Kranken herbeizuführen.“

Die Aufzeichnungen belegen, dass die meisten Heiligen deshalb heiliggesprochen wurden, weil ihre heilerische Fähigkeit wie ein Wunder aussah.

Glücklicherweise drohen einem Heiler im 21. Jahrhundert nicht mehr Folter und Exkommunikation – wie das früher der Fall war, wenn er nicht gerade Priester war.

Der berühmte russische Schriftsteller Leo Tolstoi wurde exkommuniziert, weil er 1895 wagte, ein Buch zu schreiben mit dem Titel Das Himmelreich in euch; in die heutige Sprache übersetzt heißt das: Jeder ist von Natur aus ein Heiliger, ein Heiler, ein Held.

Das erste Buch, das ich von vorn bis hinten las, war Tolstois Krieg und Frieden. Mein ältester Bruder Ralph hatte es mit nach Hause gebracht und wollte es gerade lesen, als ich es mir schnappte und buchstäblich verschlang! Diese Geschichte weckte meine Faszination für Tolstois Russland. Noch ohne jede Vorstellung davon, dass ich später einmal für so viele Jahre meines Lebens dort leben würde. (Ja, mir bot sich dann sogar die unglaubliche Gelegenheit, auf dem Stuhl zu sitzen, auf dem Tolstoi seine Bücher geschrieben hatte, und sein schlichtes Grab besuchte ich im Wald, den er so liebte. Schauen Sie sich den Film Die letzte Station an, über die letzten Wochen seines Lebens!)

Ständiges Lesen steigerte meinen ohnehin starken Wunsch zu reisen; allerdings nahm ich noch kaum zur Kenntnis, dass polynesische Heiler – Kahili King beschreibt das in seinem Buch Der Stadtschamane – auf zweierlei Arten Wissen erwerben: tohunga, die Art der Maori, und kahuna, die hawaiianische Art:

Bei der einen sitzt man einem Lehrer zu Füßen und hat ziemlich dieselbe Beziehung wie zwischen Guru und Schüler in Indien.

Bei der anderen erwirbt man Wissen durch unermüdliches Reisen, finanziell (mehr oder weniger!) unterstützt durch seine Fähigkeit, anderen Menschen zu dienen. Man begegnet Dutzenden von Lehrern, hört sie an, ohne sich einem Einzelnen in besonderer Verehrung anzuschließen.

Könnte das auf mich zutreffen? Könnte es sein, dass ich ein Seefahrer bin? Ein Reisender, der überall zu Hause ist!

Ich werde jetzt nicht so tun, als ob „Gott“ mich eines Morgens angerufen hätte, ich mit bebenden Händen und einem andauernd leuchtenden Heiligenschein erwacht wäre und mein Geist seither ringsherum bedingungslose Liebe und Frieden ausströmte.

Nein, tut mir leid; das wäre eine tolle Geschichte gewesen! Die Wahrheit ist, dass ich jeden Gedanken an eine Begabung oder eine Aufgabe verscheuchte, bevor ich ihn denken konnte.

Viel Arbeit war nötig, um die Verwirrungen und die Brüche aus all den ungeheuerlichen und einzigartigen Ereignissen in meinem Leben zu überwinden.

Natürlich vergingen noch viele Jahre, in denen ich mir nie vorstellte, dass meine Fähigkeiten einmal von der Welt der Wissenschaft und Medizin gemessen würden.

Wie bei mir so gibt es für die meisten Menschen einen besonderen Augenblick im Leben, in dem wir die Chance haben, innezuhalten. Man erinnert sich an seltsame oder gar unerklärte Dinge und erhascht plötzlich einen kurzen Ausblick auf den vorbestimmten Weg.

Wenn wir erst einmal wissen, wie wir nach diesen Chancen suchen können, bemerken wir, dass sogar in den allergewöhnlichsten Momenten ganz Außergewöhnliches passiert.

Für mich tauchten eine Reihe von Dingen auf, die ganz bestimmt nicht in die Welt der Werbung oder des gesunden Menschenverstandes passten. Wohin ich mich auch wandte, das „Feld“ gab mir einen leichten Tritt in den Hintern, um mich auf dem Weg in Bewegung zu setzen, für den ich hierhergekommen war. Und ich erwies mich als langsam lernender Schüler!

Zu meiner Rechtfertigung kann ich einiges anführen. Ich hatte mir einen überzeugten Methodistenpfarrer als Vater ausgesucht. Ich respektierte seine Ansichten, doch als Kind konnte ich bei seinen Predigten nicht still sitzen, ohne ununterbrochen Fragen zu stellen, genauer gesagt: zu denken.

An der Rückwand unserer bescheidenen Holzkirche hingen künstliche Lorbeerblätter, etwa fünfzig Zentimeter groß, auf denen nur drei Wörter standen. Sie verkündeten: Gott ist Liebe. Da hatten wir den Salat. Wie musste dieses Durcheinander heißen? Meine kindlichen Gedanken gingen ungefähr so: Ist Gott Liebe? Oder gilt gleichermaßen: Liebe ist Gott! Vielleicht sogar: Gott Liebe ist.

Daran kaute ich mindestens zehn Jahre herum, Ich saß da und sah mit an, wie die Blätter immer stärker verblassten und verstaubten, bis ich eines Tages alt genug war und mir sagte: „Es reicht.“

Ich hatte mich entschieden: Gott Liebe ist.

Wenn Gott Liebe existiert, dann müssen wir sie auch erleben können.

Sie erwartet bestimmt nicht von Ihnen, dass Sie einfach glauben. Schließlich ist Glaube [engl.: belief] nur etwas, was dem Gefühl nach wahr ist. Der Glaube als Bekenntnis [faith] ist anders. Da erwartet jemand von Ihnen, dass Sie glauben, weil er es selbst tut.

Glaube und Bekenntnis sind wie Bäume ohne Wurzeln – viel Blattwerk, aber kein Halt.

Man wird das unangenehme Gefühl nicht los, dass etwas fehlt.

Schlimmstenfalls zermürben und quälen wir uns, verachten uns als wirklich böse Ungläubige, die ja wohl geisteskrank sein müssen. Bestenfalls setzen wir ein Lächeln auf, ringen uns zu dieser Sicht durch, begleitet von einem Stoßgebet, dass es um Himmels willen echt sein darf.

Die felsenfeste Überzeugung, dass jeder einen Weg finden kann, seine eigene heilerische Fähigkeit zu entdecken, ist der Grund, warum ich dieses Buch schreibe. Wenn es mir passieren kann, dann kann es Ihnen auch passieren. Sie können Ihre Familie und Ihre Freunde heilen und mit etwas Übung den Sinn Ihres Lebens entdecken, indem Sie anderen dienen. Ich möchte Ihnen nur zeigen, wie Sie das erreichen.

Loslassen ... und heilen

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