Читать книгу Loslassen ... und heilen - Clif Sanderson - Страница 16
9. „Heiler?“
ОглавлениеTut mir leid, falls ich Sie verwirre, doch immer, wenn ich das Wort „Heiler“ schreibe oder denke, möchte ich ein Fragezeichen dahintersetzen.
Es wurde so oft missbraucht und fehlinterpretiert, dass es eigentlich seine ursprüngliche Bedeutung verloren hat. Wir müssen unseren Sprachgebrauch klären, damit wir dasselbe meinen, wenn wir miteinander sprechen.
Es war einmal ein Mann, der liebte Schokolade über alles. Wie glücklich war er, als er einen Traumjob in einer Schokoladenfabrik bekam! An seinem zweiten Arbeitstag roch er die köchelnde Schokolade, in einem riesigen Kessel. Ahh! … Der Geruch! Ohh! … Die Farbe … mmmh!
Vielleicht, so dachte er, „könnte ich ein klein wenig probieren, wenn ich mich nur ein bisschen weiter vorbeuge.“ Dann nahm das Unheil seinen Lauf, er rutschte aus und schwupp!, flutschte er in die dicke, schwarze Masse.
Aus Todesangst fing er an zu schreien: „Feuer, Feuer!“
Seine Kollegen kamen angelaufen, fischten ihn heraus und fragten: „Wo ist das Feuer, wir haben kein Feuer gesehen?“
Da antwortete er: „Hättet ihr mich so schnell gerettet, wenn ich, Schokolade, Schokolade’ geschrien hätte?“
Wenn uns der Sprachgebrauch zwingt, „Heilen“ statt „Schokolade“ zu sagen, dann wissen wir zumindest in diesem Buch, dass wir etwas anderes als – nun ja, eben Heilen? meinen.
„Heilen?“ Mit diesem Wort wollen wir sehr vorsichtig umgehen.
Wenn es um die Ausübung von Heilen? geht, springen uns viele wichtige Fragen an.
Sind da überall Heiler? am Werk?
Im Laufe der Geschichte hat es immer Schamanen, Kräuterhexen, Medizinmänner, Magier gegeben und wie sie alle genannt wurden. Gemeinsam war ihnen, dass sie ihr ganzes Leben ihrer Kunst weihen und lernen mussten, um in ihrer Gesellschaft anerkannt zu werden. Das Recht zur Ausübung wurde meistens von einer Generation auf die nächste vererbt.
Es ist heute Mode und prestigeträchtig, sich als „Heiler“ zu bezeichnen. Dieser Titel verschafft hohes Ansehen, doch nur sehr wenigen Menschen ist bewusst, dass damit eine große Verantwortung einhergeht und eine ganz andere Lebensweise erforderlich ist.
Wenn wir wissen, dass die Natur uns schon mit einem Wiederherstellungsprogramm zur Selbstregeneration ausgestattet hat, dann können wir uns völlig entspannen und sicher sein, dass wir unsere eigenen Heiler sind.
Für die meisten Menschen ist das Schwierige an diesem Ansatz, dass er zu einfach erscheint.
Selbst wenn wir diesen Punkt akzeptieren, erfordert es immer noch viel Mut, über die rationale Bildung und Erziehung hinauszugehen, unter der die meisten von uns irgendwie gelitten haben.
Anfangs finden wir es sehr tröstlich, diese neue Philosophie anzunehmen, doch sie nützt uns erst, wenn sie zu unserer Lebensweise geworden ist.
Zum Glück ist der neue Weg so klar und förderlich, dass wir uns schon bald fragen, warum um alles in der Welt wir nicht schon viel früher davon gehört haben, vor all diesen dummen „Fehlern“ bei unseren Entscheidungen.
Obwohl meine Welt sich exponentiell erweiterte, war all dies für mich immer noch eher eine Unterbrechung als ein ernsthafter Kurswechsel. Jahrelang beschränkte sich mein Engagement auf die Lektüre von Büchern wie Die Möwe Jonathan, Bücher von Lobsang Rampa. Das bahnbrechende Buch PSI: Die wissenschaftliche Erforschung und praktische Nutzung übersinnlicher Kräfte des Geistes und der Seele im Ostblock – nur ein Echo auf mein zartes Interesse an allem Russischen.
In dieser Zeit entwarf ich Werbekampagnen; schrieb eine wöchentliche Film- oder Theaterkritik für eine größere Zeitung; ich unterrichtete an einer Schule für Film und Fernsehen und war absolut süchtig nach dem Adrenalinpegel, den man braucht, um Termine einzuhalten und Drehbücher zu schreiben.
Nein, nein, da war kein Blitzstrahl, doch als ich mich eines Morgens hinsetzte, um eine dringende Fernsehwerbung zu schreiben, war es auf einmal, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Kein Zweifel: Ich konnte einfach nicht mehr schreiben. Der Rhythmus der Tastatur hatte seine Anziehungskraft verloren.
Da wusste ich, es war an der Zeit, alles zu verkaufen, ein paar Habseligkeiten ins Auto zu packen und die 2 000 Meilen von Perth nach Sydney zu fahren. Bestimmungsort und Bestimmung völlig ungewiss.
Folgendes lohnt sich zu merken: Wenn wir aus den tiefen Furchen heraustreten, die wir aus Gewohnheit und Angst vor dem Loslassen, gezogen haben, ist die Hölle los!
Zum ersten Mal in meinem Leben ging mir das Geld aus und ich wurde nicht gerade höflich gebeten, aus der gemieteten Wohnung zu verschwinden. Ich lebte nun in meinem Auto; witzigerweise hatte ich diesen Nobelschlitten behalten; da saß ich nun mit meinem Hund ohne einen Cent Geld am Straßenrand und dachte über mein Schicksal nach. Natürlich befragte ich Gott dazu. Doch in einem etwas anderen Tonfall als Neale Donald Walsch [Autor der Gespräche mit Gott, Anm. d. Verlags].
In der Woche darauf ging ich in die öffentliche Badeanstalt, wusch mir die Haare und bewarb mich um eine Stelle. Sofort bot man mir einen Job als Direktor einer Filmgesellschaft an, für die ich erster Klasse im Land herumreiste, mögliche Kunden besuchte und zu wichtigen Geschäftsessen einlud.
Diesen Job behielt ich so lange, bis ich wieder eine Bleibe hatte, dann packte mich das vertraute Gefühl wieder. Ich sagte zu mir selbst: „He, ich bin ein Reisender in der ersten Klasse. Ich muss weiter.“
Damals gab es in Australien eine neue Regierung (Gott segne sie!), die mit ihrer Kunstförderung über jedes Ziel hinausschoss. Wer sich mit der Bezeichnung Kunstschaffender wohlfühlte, der entdeckte über kurz oder lang, was wir schönfärberisch den „inoffiziellen Zuschuss“ nannten.
In anderen Ländern heißt das eher Arbeitslosenunterstützung oder Sozialhilfe. Doch wir brauchten dieses indirekte Einkommen, es gab uns Raum für neue Ideen. Das funktionierte hervorragend. Die meisten australischen Filme aus dieser Zeit wurden mithilfe jener inoffiziellen Subvention geschrieben und gedreht.
Es spielte keine Rolle, dass ich am Ende der Woche nur zwanzig Cent in der Tasche hatte. Ich hatte eine unglaubliche Freiheit, widmete mich wieder dem Schreiben und legte ungezählte Kilometer auf meinem Lieblingsfahrrad zurück.
Schon bald probierte ich andere Lebensstile aus – als ob es nicht schon genügend Veränderungen in meinem Leben gegeben hätte!