Читать книгу Herzschweißen - Niki Lauda, Conny Bischofberger - Страница 13

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Von: Christoph Regner

An: Isabella Mahler

Dienstag, 17. Dezember, 22:09 Uhr

Liebe Frau Mahler,

Ihr Interview mit Paulo Coelho in der Hotelbar, ich hab’s verschlungen. Gefoltert zu werden, in der Psychiatrie zu landen, als ehemaliger Drogenabhängiger 135 Millionen Bücher zu verkaufen, was für eine Vita! Ich mag den Satz, den Sie ihm entlockt haben: »Glücklich zu sein ist langweilig wie ein Sonntagnachmittag.«

Wie ist es, so vielen spannenden Menschen so nahe zu kommen?

Alles Liebe

Christoph R.

Von: Isabella Mahler

An: Christoph Regner

Mittwoch, 18. Dezember, 10:10 Uhr

Lieber Herr Regner,

es ist schön und unheimlich zugleich. Ein fremder Mensch sitzt mir gegenüber, wir schaffen eine vorübergehende Atmosphäre des Vertrauens, er öffnet sich mir und somit einem Millionenpublikum. Wir befinden uns in einem Raum, der spontane Nähe zulässt. Aber schon eine Sekunde nach dem Gespräch sind wir wieder Fremde.

Wie wird es sein, Ihnen in 33 Tagen gegenüberzusitzen? Ich kann nicht glauben, dass ich einem Termin in so weiter Ferne zugestimmt habe, nur weil ich kindischerweise schöne Zahlen lieber mag als unzusammenhängende. Ich werde jetzt immer neugieriger, wie sich alle Puzzleteilchen, die nach dem Fernsehauftritt einfach so entstanden sind, zum Menschen zusammensetzen, dem ich bald begegnen werde.

Wobei, »bald« sehen wir uns ja nicht … Aber Warten hat auch etwas Zauberhaftes, wie ein Abschied und ein Neubeginn.

Geduldige Grüße

Isabella M.

Von: Christoph Regner

An: Isabella Mahler

Mittwoch, 18. Dezember, 22:17 Uhr

Liebe Frau Mahler,

ich freu mich und bin neugierig. Wie fließen die Bilder, die mein Kopf zu malen begonnen hat, mit der Unmittelbarkeit der Begegnung zusammen? Ich mag es, Menschen zu begegnen.

Wenn ich ein Buch zu lesen beginne und ich merke, es bindet mich, die Spannung steigt. Was kommt auf Seite 20, 33, 45? Kommt noch eine E-Mail, was wird geschrieben, was schreibe ich …?

Leben ist Begegnung …

Alles Liebe

Christoph R.

Von: Isabella Mahler

An: Christoph Regner

Donnerstag, 19. Dezember, 13:40 Uhr

Lieber Herr Regner,

ja, was wird geschrieben? Von mir zum Beispiel das Wort »zugestimmt«, dabei war dieser zeitferne Termin allein meine grandiose Idee. Haha!

Ich habe Ihnen von der vertrauensvollen Atmosphäre geschrieben, von einem Raum, der Nähe zulässt. So geht es mir, wenn ich Ihre Nachrichten lese. Nicht auf das Medium reduziert zu sein, nicht auf doppeltem Boden zu stehen, einfach nur als Person wahrgenommen zu werden, tut so gut. Ich mag unsere leise, von Respekt getragene Unterhaltung.

In diesen Raum tauche ich gerne ein. Es fühlt sich da so ruhig an, wie wenn ich auf dem Hochstand in meinem ungarischen Garten sitze, vor mir nur die Schafherde und der Horizont. Oder auf der Alpe meiner Verwandten im Bregenzerwald, wenn die Nebelschwaden sich über die Berge legen und der Kachelofen langsam warm wird. Vielleicht sind das aber auch alles nur Projektionen.

Das ist übrigens unser 22. Mail. Aber bei Ihnen ist Mail ja weiblich – die Mail. Und Sie verwenden die gendersensible Sprache.

Liebe Grüße …

Isabella M.

Von: Christoph Regner

An: Isabella Mahler

Donnerstag, 19. Dezember, 23:04 Uhr

Liebe Frau Mahler,

ich habe unseren Austausch nicht im Kontext Journalismus geführt. »Wie sich alle Puzzleteilchen, die nach dem Fernseh-Auftritt einfach so entstanden sind, zum Menschen zusammensetzen«, ist eine wunderbare Beschreibung dafür, was zwischen uns passiert.

Von Beginn an habe ich Sie als Mensch und nicht als schillernde Protagonistin der Journalistenszene dieses Landes gespürt. Für mich waren und sind Sie Isabella Mahler, ehemals aus Vorarlberg. Ich bin einfach gespannt, wer Sie sind, was Sie ausmacht. Wichtig ist es für mich, zu spüren und zu erkennen, wann eine Begegnung mit einem Menschen möglich ist, der mich unterstützen kann, menschlicher zu werden. Oberflächlichkeit interessiert mich nicht mehr. Es gibt viel zu viel Lautverschmutzung, viel zu viel Geschwätz …

Sie sind keine Schwätzerin.

Alles Liebe,

Christoph R.

Herzschweißen

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