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§ 4. Das Leben der Elegants.

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Nach Erlangung des Wissens und nach Gründung des Hausstandes für die Gelder, die man durch Geschenke, Siege, Handel oder Bezahlung erworben oder ererbt hat oder auch für beide, führe man das Leben eines Elegants.

Auch wenn es nach 'Bonze' und 'Neureicher' klingen mag (mal abgesehen davon, dass niemand mehr Land durch Kriegsführung gewinnt), gilt zu bedenken, dass das Buch sich an die Kaste der Brahmanen richtet, der Gelehrte und Priester, in moderner Auffassung auch Ärzte und Ingenieure, angehören

In einer Großstadt, einer Hauptstadt, einem Flecken oder einem großen (Orte) kann er leben, wo es treffliche Menschen gibt, oder (sonst wo) unter Berücksichtigung des Lebensunterhaltes.

Dort lasse er, mit Wasser in der Nähe, eine Wohnung mit einem Baumgarten, einem geräumigen Hofe für die Arbeiten und zwei Schlafgemächern bauen.

Erstmal die Grundvoraussetzungen …

In dem äußeren Schlafgemache sei eine sehr weiche, beiderseits mit Kissen versehene, in der Mitte vertiefte Lagerstätte mit weißer Decke und ein Nebenlager. An deren Kopfende sei der Platz für das Grasbündel und die Opferbank. Dort seien die von der Nacht übriggebliebenen Salben und Kränze, ein Körbchen mit gekochtem Reis, ein Gefäß mit Parfums, Zitronenbaumrinde und Betel; auf dem Fußboden stehe ein Spucknapf; eine an einem Haken hängende Laute; ein Malbrett; eine Farbendose; irgendein Buch; Kränze aus gelbem Amaranth; nicht weit davon auf dem Erdboden ein Streulager, den Kopf aufzulegen; Würfelbrett und Spielbrett. Außerhalb desselben Käfige mit zahmen Vögeln; der Platz abseits für Zimmer- und Schnitzarbeiten und andere Spiele; in dem Baumgarten eine gut gepolsterte, beschattete Stoßschaukel und eine aus Erde bestehende, mit Blumen bestreute Bank. So ist die Anordnung der Wohnung.

… und das sind doch schon sehr konkrete Anweisungen.

Nachdem er am Morgen aufgestanden ist, die ständigen Verrichtungen vollbracht, seine Zähne geputzt, mäßig Salben gebraucht, Räucherwerk und einen Kranz genommen, einen Mundvoll gekochten Reis genossen und Lack aufgelegt, sein Gesicht im Spiegel betrachtet und Mundkügelchen sowie Betel genommen hat, soll er seinen Beschäftigungen nachgehen.

Auch die Morgentoilette will ausnehmend präzisiere beschrieben sein. Entzückend ist die Lackierung der Lippen - und nicht vergessen, erst noch in den Spiegel zu sehen, bevor man aus dem Haus geht.

Beständig baden, alle zwei Tage einreiben, alle drei Tage Sepia, alle vier Tage Rasieren, alle fünf oder zehn Tage Glätten; ohne Ausnahme. Beständiges Entfernen des Schweißes an den verhüllten Höhlungen; am Vor- und Nachmittage Abhaltung der Mahlzeit, nach Cārāyaṇa am Abend; nach dem Essen Unterrichtserteilung an die Papageien und Predigerskrähen; Wachtel-, Hahnen- und Widderkämpfe; diese und jene Kunstspiele; Beschäftigungen, die dem Pīṭhamarda, Viṭa und Vidūṣaka zukommen; Mittagsschlaf; am Nachmittage, wenn er Toilette gemacht hat, belustigende Unterhaltungen; am Abend Musizieren; wenn das vorüber ist, zusammen mit den Freunden in dem zurechtgemachten, vom Dufte des Räucherwerks durchzogenen Schlafzimmer auf dem Lager Erwarten der zum Liebesbesuche kommenden Frauen; Absenden der Unterhändlerinnen oder persönliches Hingehen; zusammen mit den Freunden Begrüßung der Angekommenen mit freundlichen Reden und Höflichkeiten; eigenhändiges Wiederzurechtmachen der durch den Regen in Unordnung geratenen Toilette der bei schlechtem Wetter zum Liebesbesuche kommenden Frauen; oder Bedienen durch die Schar der Freunde: das ist das Treiben bei Tage und in der Nacht.


Abhaltung von Prozessionen; gesellschaftliche Unterhaltungen; Zechgelage; Besuch der Gärten und gemeinschaftliche Spiele möge er unternehmen; an einem bekannten Tage des Halbmonates oder Vollmonates beständige Zusammenkunft der Aufgeforderten im Tempel der Sarasvatī. Ihnen sollen die fremden Künstler ein Schauspiel geben; am Tage darauf sollen sie von ihnen Ehrungen und ihre festgesetzte (Belohnung) empfangen. Darauf, je nachdem die Neigung ist, (abermaliges) Zusehen oder Entlassung; bei Unfällen und Festen derselben sollen sie gegenseitig die gleichen Rollen spielen. Ehrung und Schutz der Gäste, die in ihre Gesellschaft kommen. Das sind die gesellschaftlichen Sitten. – Damit sind auch die Prozessionen abgetan, die bald dieser, bald jener besonderen Gottheit gelten und ihrem Wesen nach feststehen.

Der Tagesablauf eines durchschnittlichen Hausherrn mittleren Alters. Ist ja quasi heute noch genauso - bis auf den Mittagsschlaf, den hält doch keiner mehr. Ganz reizend die Beschreibung, was man zu tun hat, wenn es regnet oder sonst etwas nicht nach Plan läuft.

Wenn in der Wohnung einer Hetäre, im Saale oder in der Behausung des einen oder anderen die an Wissen, Verstand, Charakter, Vermögen und Alter Gleichen unter entsprechenden Unterhaltungen mit den Hetären zusammen Platz nehmen, so ist das eine Gesellschaft. Dabei findet unter ihnen ein Gedankenaustausch über Gedichte und über die Künste statt. Währenddem sind die glänzenden, Weltgeliebten zu verehren, und an Liebe gleiche Frauen werden herbeigeholt.

Im arabischen Raum wird diese Gepflogenheit einer Gesellschaft am ehesten noch begangen, allerdings vornehmlich mit einer Shisha in der Mitte des Kreises, die hier keine Erwähnung findet, aber sicher bereits genutzt wurde.

Zechgelage (sollen) gegenseitig in den Wohnungen (stattfinden).

Hierbei sollen die Hetären zutrinken und mittrinken: madhu, maireya, Branntwein und Likör, mit verschiedenen Reizmitteln, Salzigem, Früchten, Grünem, Gemüse, Bitterem, Scharfem und Sauerem. Damit wird der Besuch der Gärten angedeutet.

Am Vormittage sollen sie schön geschmückt und zu Pferde mit den Hetären und begleitet von Dienern sich (dorthin) begeben; und nachdem sie dort die täglichen Festlichkeiten genossen und mit Hahnenkämpfen und Spielen, Schauspielbesuch und gefälligen Unternehmungen die Zeit hingebracht haben, sollen sie am Nachmittag mit den Beweisen des Gartengenusses ebenso zurückkehren. Damit ist das Aufsuchen des Wasserspieles in der heißen Jahreszeit seitens derjenigen, die sich von Raubtieren freie Wasserbehälter gebaut haben, angedeutet.

Poolbesitzer bevorzugt.

Yakṣa-Nacht, Erwachen der kaumudī, das Fest des Liebesgottes.

Das Brechen von Mangofrüchten; das Essen von gerösteten Körnern; das Essen von Lotuswurzelfasern; Jungblattspiel; Wasserspritzspiel; Nachahmung mit Puppen; Wollbaumspiel; Kadamba-Kämpfe; diese und andere allgemeine und lokale Spiele sollen sie im Gegensatz zu den übrigen Leuten spielen. - Das sind die Gesellschaftsspiele.

Damit ist zugleich das seinem Vermögen entsprechende Treiben eines Alleinstehenden sowie der gaṇikā und der Liebhaberinnen mit den Freundinnen und den Elegants gekennzeichnet.

Einer aber, der kein Vermögen hat, nichts als seinen eigenen Leib besitzt, dessen ganze Habe in einem Klappstuhl, Sepia und einem braunroten Gewande besteht, der aus einer ehrenwerten Gegend stammt, in den Künsten erfahren ist und durch Unterrichten in denselben sich selbst in der Gesellschaft und den zur Hetärenwirtschaft gehörenden Geschäften bewegt, der heiß Pīṭhamarda.

Derjenige ist aber immer noch in der höchsten Varna. Es ist kaum möglich, in den Varnas auf- oder abzusteigen. Die indische Premierministerin stammt aus der untersten Kaste, ist daher aber nicht aufgestiegen und von den oberen Varnas nicht akzeptiert. Sie hat eher repräsentative denn regierende Position.

Wer aber sein Vermögen durchgebracht hat. Einheimischer ist, die Eigenschaften besitzt, verheiratet ist, in den Hetärenkreisen sowie in der Gesellschaft gut angeschrieben steht und davon lebt, der heißt Viṭa.

Einer aber, der nur einen Teil des Wissens besitzt, eine lustige Person und der Vertraute ist, heißt Vidūsaka oder Spaßmacher. - Diese sind für die Hetären und Elegants die Minister, die über Krieg und Frieden gesetzt sind.

Mit diesen sind in den Künsten erfahrene Bettlerinnen, Kahlköpfige, gemeine Weiber und alte Hetären angedeutet.

Nachdem der auf dem Lande wohnende seine gewandten, Interesse, zeigenden Angehörigen in Spannung versetzt hat, indem er das Treiben der Elegants schildert und (dadurch) Verlangen erweckt, soll er dasselbe nachmachen und Gesellschaften abhalten, die Leute durch den Verkehr mit ihnen entzücken, durch Beistehen in ihren Unternehmungen gewinnen und ihnen Dienste leisten. - Das ist das Leben des Elegants.

Hier folgen einige Verse:

Wer nicht mit allzu gekünstelter, aber auch nicht gar zu gewöhnlicher Sprache in den Gesellschaften die Unterhaltung führt, der ist bei den Menschen hoch angesehen.

In eine Gesellschaft, die mit der Welt im Widerspruche steht, in Zügellosigkeit sich ergeht und nur mit dem Beklatschen anderer sich befaßt; in eine solche gehe ein Kluger nicht.

Der Wissende, der in einer Gesellschaft verkehrt, welche den Herzen der Menschen willfährt und sich einzig und allein mit Spielen befaßt, erlangt gutes Gelingen in der Welt.

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