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DIAGNOSE DIABETES – TYP 1 UND TYP 2
BLUTZUCKER AUSSERHALB DER NORM

Ursachen für die Entgleisung des Zuckerstoffwechsels sind bei Typ 2 neben einer genetischen Veranlagung vor allem Übergewicht und Bewegungsmangel.

Im Körper sind die Blutgefäße das wichtigste Transportsystem für die Verteilung unterschiedlicher Nährstoffe und Stoffwechselprodukte. Auch Blutglukose (Traubenzucker) wird mit dem Blutstrom durch den Körper befördert, um Gehirn, Nervengewebe, Organe, Muskulatur und rote Blutkörperchen mit Energie zu versorgen. Dabei verbrennt allein das Gehirn ca. ¾ der Gesamtmenge an Blutglukose. Läuft alles in geregelten Bahnen, sorgen verschiedene Regulationsmechanismen für Normoglykämie (Blutzucker im Normbereich). Normale Blutglukosewerte sind nüchtern unter 90 mg / 100 ml (5,0 mmol / l) bis unter 140 mg / 100 ml (7,8 mmol / l) nach Belastung mit Traubenzucker. Werden diese Werte überschritten, spricht man von gestörter Glukosetoleranz bei Werten unter 200 mg / 100 ml (11,1 mmol / l) und bei Werten darüber von Diabetes.

HISTORISCHES

Der englische Arzt Thomas Willis (1621–1675) schrieb zu den Diabetes-Symptomen unter anderem: »Der Harn der Kranken ist wunderbar süß, als sei er mit Zucker oder Honig durchtränkt.« Ist im Blut ein Schwellenwert von 180–200 mg / 100 ml (10–11,1 mmol / l) überschritten, können die Nieren die Glukose nicht mehr im Körper zurückhalten und im Urin ist Zucker nachweisbar. Der süße Urin war namensgebend für diese Stoffwechselkrankheit, denn Diabetes mellitus bedeutet »honigsüßer Durchfluss«. Erst im 20. Jahrhundert wurde die eigentliche Ursache des Diabetes gefunden. 1921 gelang es den kanadischen Forschern Banting und Best, aus Bauchspeicheldrüsengewebe Insulin zu gewinnen und mit positivem Ergebnis an Hunden zu testen. Schon im darauffolgenden Jahr wurde der erste Patient, ein 13-jähriger Junge, erfolgreich mit Insulin behandelt und auf diese Weise vor dem bis dahin sicheren Tod gerettet.

URSACHEN FÜR HOHEN BLUTZUCKER

Wenn Blutglukose nicht zur Energiegewinnung in die Zellen gelangen kann, sondern im Gefäßsystem verbleibt, sind erhöhte Konzentrationen im Blut feststellbar. Für das Einschleusen von Glukose in die Zellen wird das Hormon Insulin benötigt. Erhöhter Blutzucker geht daher immer mit totalem oder relativem Mangel an Insulin einher. Je nach Ursache sind verschiedene Diabetes-Typen definiert.

Diabetes-Typen

Besteht Insulinmangel, weil die Bauchspeicheldrüse kein Insulin mehr produziert, bezeichnet man den Diabetes als Typ 1. Bei diesem Diabetes-Typ handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der der Körper die Insulin produzierenden Zellen zerstört. Menschen mit Diabetes Typ 1 müssen sofort mit Insulin behandelt werden. Nur etwa 10 % der Diabetiker zählen zu diesem Typ.

Ist die Blutglukose erhöht, weil die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber Insulin herabgesetzt ist (Insulinresistenz), wird dies als Diabetes Typ 2 bezeichnet. Mehr als 85 % der Diabetiker gehören zum Typ 2, der neben einer unzureichenden Insulinwirkung noch durch einen relativen Insulinmangel gekennzeichnet ist, denn Typ-2-Diabetikern fehlt die erste schnelle Insulinantwort nach einem Zuckerreiz. Folge des Glukosemangels in den Zellen ist eine gesteigerte Glukoseneubildung in der Leber.

Ist die Ursache der Blutzuckererhöhung weder Typ 1 noch Typ 2 zuzuordnen, spricht man von Diabetes Typ 3. Der Begriff »Gestationsdiabetes« beschreibt eine Stoffwechselsituation, in der die Bauchspeicheldrüse der Schwangeren den hormonell bedingten Mehrbedarf an Insulin nicht bilden kann (betrifft etwa 5 %–10 % der Schwangeren).

Typ 2 – Akteure sind Gene und Lebensstil

Das Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln, ist zehnfach höher, wenn eine erbliche Belastung durch Verwandte ersten Grades mit Übergewicht, Bewegungsmangel und Insulinresistenz einhergeht. Ob die genetische Veranlagung tatsächlich zu Diabetes Typ 2 führt, wird also ganz wesentlich vom individuellen Lebensstil beeinflusst.


Bei Frauen ist schon ein geringerer Taillenumfang riskant, da sich das Fett auch auf Hüften, Po und Schenkel verteilt.

WICHTIGE KRITERIEN ZUR BEURTEILUNG DES DIABETES-RISIKOS

Der Body-Mass-Index (BMI, Körpermasseindex) ist ein Maß zur Bewertung des Körpergewichts im Verhältnis zur Körpergröße. Der BMI ermöglicht eine erste Einschätzung, ob Sie normalgewichtig, unter- oder übergewichtig sind.

Neben dem Ausmaß der BMI-Erhöhung gilt besonders die viszerale Fettmasse (das innere Bauchfett) als ein Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2, Fettstoffwechselstörungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Messung des Taillenumfangs ist ein schnell zu ermittelndes Maß zur Einschätzung der viszeralen Fettmasse und damit zur weiteren Risikobeurteilung und sollte bei einem BMI über 25 kg / m² grundsätzlich bestimmt werden. Deutlich erhöht ist das Risiko, wenn der Taillenumfang bei Männern mehr als 102 cm und bei Frauen mehr als 88 cm beträgt. Für die Umfangsmessung wird das Maßband in der Mitte zwischen unterem Rippenrand und oberem Rand des Beckenknochens angesetzt (Grafik).

Als besonders aussagekräftig für die Bewertung des Risikos für Diabetes wird der ebenfalls unkompliziert zu ermittelnde Taille-Körperlänge-Quotient (Waist-to-Height-Ratio = WtHR) eingeschätzt, also das Verhältnis von Taillenumfang zur Körperlänge (z. B. 75 cm Taillenumfang / 165 cm Körperlänge = 0,45). Bis zum vierzigsten Lebensjahr sind Werte zwischen 0,4 und 0,5 wünschenswert, ab dem fünfzigsten Lebensjahr sind etwas höhere Werte akzeptabel, jedoch sollte 0,6 nicht überschritten werden.

BERECHNUNGSFORMEL FÜR DEN BMI:
BMI = Körpergewicht in kg / (Körpergröße in m)2 Gewichtsklassifikation bei Erwachsenen anhand des BMI (nach WHO, 2000):
Untergewicht BMI < 18,5
Normalgewicht BMI 18,5–24,9
Präadipositas BMI 25–29,9
Adipositas Grad 1 BMI 30–34,9
Adipositas Grad 2 BMI 35–39,9
Adipositas Grad 3 BMI ≥ 40,0
BEISPIELE FÜR DIE OBERE NORMALGEWICHTSGRENZE BEI ERWACHSENEN (BMI = 24,9 kg / m²):
155 cm – 59,8 kg 175 cm – 76,3 kg
160 cm – 63,7 kg 180 cm – 80,7 kg
165 cm – 67,8 kg 185 cm – 85,2 kg
170 cm – 72,0 kg 190 cm – 89,9 kg

SYMPTOME BEI DIABETES MELLITUS

Ganz gleich ob ein totaler Insulinmangel besteht (Diabetes Typ 1) oder ein relativer Insulinmangel (Diabetes Typ 2), der Zucker aus dem Blut kann nicht oder nicht ausreichend zur Energieverbrennung in die Zellen transportiert werden und infolgedessen steigt der Blutzuckerspiegel.

Hoher Blutzucker (fachsprachlich Hyperglykämie) führt zu akuten Beschwerden, die jedoch sofort verschwinden, sobald die Blutzuckerwerte durch eine gezielte Behandlung wieder im Normbereich liegen.

TYPISCHE SYMPTOME DES DIABETES MELLITUS

 starker Durst und Mundtrockenheit

 häufiges Wasserlassen

 schlechte Wundheilung

 extreme Müdigkeit

 ungewollter Gewichtsverlust

UNSPEZIFISCHE SYMPTOME DES DIABETES MELLITUS

 Abgeschlagenheit

 Antriebsarmut

 Infektionsneigung

 Juckreiz

 Müdigkeit

 trockene Haut

Da sich Diabetes Typ 1 überwiegend in einem relativ kurzen Zeitraum entwickelt, treten die Symptome meist kurzfristig und auch deutlich erkennbar auf. Bei Diabetes Typ 2 werden dagegen häufig keine Beschwerden bemerkt.

Welche Diabetes-Symptome und ob eines oder mehrere Symptome auftreten, ist individuell verschieden.

Typische Symptome

Treten bei Betroffenen Symptome auf, die diabetestypisch sind (Info), wird die Zuckerkrankheit meist schnell erkannt. Bei hohem Blutzucker (Hyperglykämie) wird die Nierenschwelle für Glukose, die durchschnittlich bei 180 mg Glukose / 100 ml (10 mmol / l) liegt, überschritten und damit die Kapazität der Nieren für die Glukose-Rückresorption. Dies führt zu Zuckerverlusten über den Urin (Glukosurie) und gleichzeitig zu Wasserverlusten (Polyurie), denn Zucker bindet Wasser. Diese Wasserverluste wiederum erhöhen Durst und Getränkekonsum auffällig. Hoher Blutzucker bedeutet, dass die energieliefernde Glukose nicht (Typ 1) oder nur unzureichend (Typ 2) in die Zellen gelangt – den Kraftwerken der Zellen fehlt die notwendige Energiequelle. Dieser Mangel an Energie erklärt, warum Betroffene neben einer schlechten Wundheilung eine extreme, bleierne Müdigkeit bemerken. Bei komplettem Glukosemangel der Zellen (Typ 1) kommt es zu einem unbeabsichtigten Körpergewichtsverlust.

Unspezifische Symptome

Bei Diabetes mellitus, insbesondere bei Diabetes Typ 2, treten als Folge der hohen Blutzuckerwerte auch völlig unspezifische Symptome auf. Unspezifisch bedeutet, dass die Beschwerden auch durch andere Ereignisse (z. B. schlechten Schlaf, normalen Alterungsprozess) oder durch andere Erkrankungen bedingt sein können. Zu den unspezifischen Symptomen zählen Müdigkeit und die Neigung zu Infektionen. Diese Beschwerden sind durch den Energiemangel der Zellen bedingt. Treten lediglich unspezifische Symptome des Diabetes auf, wird die wahre Ursache oft missdeutet, und es kommt immer wieder vor, dass die Beschwerden nicht mit erhöhten Blutzuckerwerten in Verbindung gebracht werden. So wird Diabetes Typ 2 in vielen Fällen erst als Zufallsbefund bei allgemeinen Kontrolluntersuchungen oder als Nebenbefund bei anderen Erkrankungen entdeckt.

Das große Diabetes-Kochbuch

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