Читать книгу Das große Diabetes-Kochbuch - Cora Wetzstein - Страница 7

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VERÄNDERUNG DES LEBENSSTILS
WIRKSAMSTE BASISBEHANDLUNG DES DIABETES TYP 2

Für die Manifestation des Diabetes Typ 2 – nicht Typ 1 – spielt neben der genetischen Veranlagung der persönliche Lebensstil eine ganz entscheidende Rolle. Neben dem Ernährungsverhalten, das die Lebensmittelauswahl und das Essverhalten umfasst, zählen besonders das individuelle Bewegungsverhalten und das Verhalten zur Stressbewältigung zum einflusswirksamen Lebensstil.

Der Lebensstil hat zudem Auswirkungen auf die Qualität der Diabetes-Therapie, und zwar sowohl auf die des Typ 2 wie auch des Typ 1. Eine gezielte Änderung der Lebensgewohnheiten hat solch immense Effekte auf den jeweiligen Behandlungserfolg, dass es lohnt, diesem Thema an dieser Stelle den angemessenen Raum zu geben.

EFFEKTE DER LEBENSSTILÄNDERUNG

Die Zusammenhänge zwischen Lebensstil und Entstehung von Diabetes Typ 2 sind bekannt. Das Risiko erhöht sich mit steigendem Körpergewicht und sinkender körperlicher Aktivität. Menschen mit genetischer Veranlagung zur Entwicklung eines Diabetes Typ 2 profitieren daher in hohem Maße von einer Reduktion des Körpergewichts und einer Steigerung der körperlichen Aktivität. Diese Maßnahmen sind nachgewiesenermaßen so effektiv, dass in vielen Fällen komplett auf Medikamente verzichtet werden kann oder sich zumindest die Medikamentendosis deutlich verringern lässt. Die Änderung des Lebensstils hilft darüber hinaus bei einer optimalen Diabetesbehandlung. Denn je weniger Übergewicht, desto besser die Insulinwirkung – sowohl die Wirkung des körpereigenen Insulins als auch die Wirkung des gespritzten Insulins. So natürlich und nebenwirkungsfrei die Änderung des Lebensstils auch ist, sie verlangt nicht nur Ihre Motivation, sondern auch eine ordentliche Portion Durchhaltevermögen. Dieses Kochbuch ist bereits eine gute Unterstützung auf dem Weg zur Veränderung. Daneben ist es häufig hilfreich, eine qualifizierte Begleitung in Form einer Ernährungstherapie oder Diabetikerschulung in Anspruch zu nehmen.

DIE KRANKENKASSEN FÖRDERN DIE LEBENSSTILÄNDERUNG

Die Lebensstiloptimierung wird als effektivste Basisbehandlungsmethode des Diabetes Typ 2 inklusive seiner typischen Begleiterkrankungen Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und erhöhte Harnsäurewerte beurteilt. Etwa die Hälfte der Typ-2-Diabetiker können ohne Diabetes-Medikamente erfolgreich behandelt werden. Entsprechend beteiligen sich die Krankenversicherungen an den Kosten qualifizierter Maßnahmen zur Optimierung des Lebensstils (Ernährungstherapie, Bewegungskurse, Kurse zur Stressbewältigung). Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenkasse und nehmen Sie diese finanzielle Unterstützung in Anspruch.

OPTIMIERUNG DES ERNÄHRUNGSSTILS – LEBENSMITTELWAHL UND ESSVERHALTEN

Auch in der heutigen Zeit kann man sich immer noch an der Empfehlung des berühmten Arztes der Antike Hippokrates orientieren, die da lautet: »Eure Nahrung sei Eure Medizin und die Medizin sei Eure Nahrung.«

An unsere Nahrung haben wir den berechtigten Anspruch, dass sie uns gut schmecken soll! Daneben soll die Nahrung den Organismus jedoch vorrangig mit allen lebenswich tigen und funktionsfördernden Substanzen versorgen und ihn dadurch gesund und leistungsfähig erhalten – also jedweden Mangel vermeiden. Gleichzeitig muss die Belastung mit Stoffen, die der Gesundheit nicht dienlich sind, so gut es geht, eingeschränkt werden.

Damit das Essen, das wir tagtäglich zu uns nehmen, all diese Anforderungen erfüllen kann, braucht es eine abwechslungsreiche Auswahl frischer, also möglichst kurz gelagerter Lebensmittel nach jahreszeitlichem Angebot. Als Alternative dazu sind tiefgekühlte und weitestgehend unverarbeitete Lebensmittel empfehlenswert.

Was dem Körper guttut

Insgesamt ist die Nahrung umso gesundheitsfördernder, je naturbelassener sie ist und je weniger sie lebensmitteltechnologisch verändert wurde. Sie hat dann eine höhere Nährstoffdichte. Das betrifft die lebenswichtigen Eiweißbausteine (essenzielle Aminosäuren), die Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente sowie lebenswichtige Fettsäuren (mehrfach ungesättigte Fettsäuren) und pflanzliche Bioaktivstoffe. Gleichzeitig sollen so wenig wie möglich stoffwechselbelastende Substanzen enthalten sein, darunter Zucker, Fette mit einem hohen Anteil gesättigter, gehärteter und entzündungsfördernder Fettsäuren, Alkohol und Harnsäure bildende Purine. Parallel dazu braucht der Körper über kalorienfreie Getränke eine ausreichende Versorgung mit lebenswichtigem Wasser.

FREUDE AN BEWEGUNG FINDEN

Das effektivste Mittel, um den Stoffwechsel anzukurbeln, ist körperliche Aktivität. Ganz gleich ob Hockergymnastik, Tanzen im Sitzen, Schwimmen, Radfahren, Wandern, Joggen oder Ballspiele – wichtig ist, dass die Bewegungsart an Ihr individuelles Leistungsvermögen angepasst ist. Damit Sie den Spaß an Bewegung dauerhaft behalten, gilt gerade am Anfang in vielen Fällen: Weniger ist mehr! Denn wer mit körperlicher Aktivität von null auf hundert startet, hat häufig so starke Muskel- und / oder Gelenkschmerzen, dass er frustriert unmittelbar wieder aufhört, sich zu bewegen.

Holen Sie sich professionelle Hilfe für die geplante Aktivität und trainieren Sie anfänglich in kürzeren Einheiten, dafür häufiger. Sobald Sie etwas geübter sind, können Sie sich, wie die Sportwissenschaftler es empfehlen, mindestens zwei- bis dreimal pro Woche körperlich richtig anstrengen und dabei den Puls mindestens auf ein Niveau von 180 minus Lebensalter steigern. Denn auch das Herz ist ein Muskel und braucht Training. Falls Sie bislang noch sehr unerfahren mit körperlicher Aktivität sind, ist in jedem Fall eine ärztliche Voruntersuchung ratsam.

HEILENDE BOTENSTOFFE DER MUSKULATUR

Bewegung bringt Gelenke und Knorpel sowie die Muskulatur inklusive Herzmuskel in Schwung. Doch der Einfluss ist noch weit größer, auch innere Organe und der Stoffwechsel werden positiv beeinflusst. Denn wird die Muskulatur gefordert, werden von den Muskelzellen verstärkt spezielle hormonähnliche Botenstoffe, die Myokine, ausgeschüttet. Den Begriff »Myokine« formte erstmals die dänische Professorin Bente Klarlund Petersen im Jahr 2007. Grundsätzlich werden diese Botenstoffe der Muskulatur bei allen intensiven Muskelaktivitäten gebildet – ganz besonders jedoch durch Trainings zur Muskelkräftigung. Myokine sind am Fettabbau beteiligt und wirken dadurch indirekt antientzündlich. Des Weiteren aktivieren sie Immunabwehr und Stoffwechsel. Die Zellen werden empfindlicher für Insulin, wodurch der Blutzucker sinkt. Zudem wird auch der Fettstoffwechsel positiv beeinflusst. Da die Muskulatur das größte Stoffwechselorgan des Organismus ist, können durch Bewegung auch besonders große Effekte erzielt werden.


STRESS BEWÄLTIGEN

Menschen mit Diabetes kennen das gut: Aufregung und Ärger lassen unmittelbar die Blutzuckerwerte ansteigen. Verantwortlich dafür ist die vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen. Bei Stress laufen dieselben Mechanismen ab, die benötigt werden, um bei Gefahr schnell flüchten oder bei Bedarf auch kämpfen zu können. Die Pupillen werden weit gestellt, die Atmung wird beschleunigt, der Herzschlag ebenfalls. Schließlich wird auch gespeicherter Zucker aus der Leber als Energie für die Muskeln freigesetzt, und dadurch steigt der Blutzucker.

Dabei ist das Stressempfinden individuell – Trainer sagen: Stress beginnt im Kopf. Denn ob bestimmte Situationen überhaupt Stress auslösen, hängt unter anderem davon ab, welche Strategien der Stressbewältigung der Einzelne beherrscht. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Entspannungstechniken, darunter autogenes Training, progressive Muskelentspannung, Qigong, Meditation (insbesondere die Achtsamkeitsmeditation), Waldbaden und Yoga. Probieren Sie aus, welche Methode am besten zu Ihnen passt. Ein weiteres wunderbares Mittel zum Stressabbau haben Sie bereits kennengelernt: Es heißt Bewegung! Muskelarbeit sorgt für einen beschleunigten Abbau von Adrenalin.

DIABETES MELLITUS – häufig gestellte Fragen

1. Was sind normale Blutzuckerwerte?

Normale Blutglukosewerte betragen nüchtern gemessen weniger als 90 mg/100 ml (5,0 mmol / l) und bleiben zwei Stunden nach Belastung mit 75 g Traubenzucker unter 140 mg/100 ml (7,8 mmol / l).

2. Was zeigt ein oraler Glukosetoleranztest?

Beim oralen Glukosetoleranztest (oGTT), auch als Blutzuckerbelastungstest bezeichnet, wird der Blutzuckerwert nach der Aufnahme von 75 g Traubenzucker gemessen. Liegt der Blutzucker zwei Stunden nach Belastung über 140 mg/100 ml (7,8 mmol / l), beweist dies eine gestörte Glukosetoleranz.

3. Bei welchen Blutzuckerwerten gilt die Diagnose Diabetes als gesichert?

Die Diagnose Diabetes mellitus gilt als gesichert, wenn die Blutzuckerwerte nüchtern gemessen über 110 mg/100 ml (6,1 mmol / l) liegen oder zwei Stunden nach Belastung mit 75 g Traubenzucker (Glukosetoleranztest) auf Werte über 200 mg/100 ml (11,1 mmol / l) ansteigen.

4. Was genau ist »Diabetes Typ 2«?

Wenn der Grund für erhöhte Blutzuckerwerte eine unzureichende Insulinwirkung bei ausreichender Eigenproduktion von Insulin ist, spricht man von Diabetes Typ 2. Ursache der mangelhaften Insulinwirkung sind Übergewicht und Bewegungsmangel. Dieser Diabetes-Typ wurde früher als Altersdiabetes oder Alterszucker bezeichnet, weil er in den meisten Fällen erst nach dem vierzigsten Lebensjahr auftritt.

5. Geht Diabetes Typ 2 wieder weg, wenn ich Gewicht reduziere?

Bei frühzeitiger Normalisierung des Körpergewichts und regelmäßiger Bewegung verschwinden die Symptome des Diabetes Typ 2. Durch eine nachhaltige Änderung des Lebensstils lässt sich oftmals sogar ohne den Einsatz von Medikamenten ein normaler Blutzucker erreichen. Die genetische Veranlagung für Diabetes Typ 2 bleibt durch diese Maßnahmen jedoch unbeeinflusst.

6. Was sind die Risikofaktoren für Diabetes Typ 2?

Je mehr der folgenden Fragen Sie mit Ja beantworten, desto größer ist Ihr Risiko für die Entwicklung von Diabetes Typ 2. Hatten oder haben Verwandte 1. Grades Diabetes Typ 2? Sind Sie übergewichtig? Ist Ihr Taillenumfang zu groß (Frauen über 88 cm, Männer über 102 cm)? Ist Ihr Blutdruck erhöht? Sind Ihre Blutfette oder Harnsäurewerte erhöht? Nehmen Sie Medikamente ein, um Blutdruck oder Blutwerte zu normalisieren?

7. Ein großer Taillenumfang gehört zu den Risikofaktoren für Diabetes. Aber wo genauwird der Taillenumfang gemessen?

Suchen Sie auf Ihrer Rückseite auf Höhe Ihrer Lendenwirbelsäule seitlich rechts und links tastend den oberen Rand des Beckenkamms und – ein Stück weit darüber – den unteren Rand des Rippenbogens. Auf halber Strecke zwischen diesen beiden Punkten ist die Höhe, in der der Taillenumfang gemessen wird (Grafik).

8. Gibt es Folgeschäden durch Diabetes?

Komplikationen können auftreten, wenn Diabetes und begleitende Stoffwechselerkrankungen unzureichend behandelt wurden. Sind Blutzuckerwerte langfristig außerhalb der Norm, werden verschiedene Organe geschädigt. Typische Komplikationen sind Veränderungen der großen und kleinen Blutgefäße mit Schädigungen des Augenhintergrunds, der Nieren und der Füße. Die Schädigung der Nerven führt zu Empfindungsstörungen, Neuropathien und Potenzstörungen. Gute Einstellung des Blutzuckers sowie konsequente parallele Behandlung des Blutdrucks und der Blutfette helfen, Komplikationen zu vermeiden.

9. Was wird mit dem HbA1c-Wert gemessen?

HbA1c ist die Abkürzung für glykosiliertes (verzuckertes) Hämoglobin (roter Blutfarbstoff). Das Hämoglobin geht im Körper ständig eine Verbindung mit Zucker ein – bei niedrigen Blutzuckerwerten mit wenig Zucker, bei hohen mit viel Zucker. Der HbA1c-Wert erlaubt einen Rückschluss auf die Höhe des mittleren Blutzuckers der letzten 120 Tage. Er wird deshalb auch als Blutzuckerlangzeitwert oder Blutzuckergedächtnis bezeichnet. Bei Menschen ohne Diabetes sind nur etwa 5 % des Hämoglobins (30 mmol / mol Hb) verzuckert. Welcher Wert bei Diabetes anzustreben ist, muss individuell mit dem behandelnden Arzt festgelegt werden.

Das große Diabetes-Kochbuch

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