Читать книгу Rezepte für Herz und Gefäße - Cora Wetzstein - Страница 8
ОглавлениеViszerales Fett spielt eine zentrale Rolle bei der Ausbildung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese sehr stoffwechselaktiven Fettzellen triggern über Entzündungsbotenstoffe die Entstehung metabolischer Erkrankungen. Je höher der Anteil viszeraler Fettzellen, desto höher das Risiko für Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen, gestörte Glukosetoleranz bis hin zum manifesten Diabetes mellitus Typ 2, erhöhte Harnsäure mit der Gefahr eines Gichtanfalls und die Ausbildung einer nichtalkoholischen Fettleber. Unzureichend behandelt erhöht jede dieser Erkrankungen die Gefahr dauerhafter Organschädigungen verbunden mit lebensbedrohlichen kardiovaskulären Komplikationen wie Herzinfarkt, Hirnschlag und Niereninsuffizienz.
KÖRPERGEWICHT – DREH- UND ANGELPUNKT
Um das Stoffwechselgleichgewicht wiederherzustellen, ist der Abbau von Übergewicht das zentrale Behandlungsziel. Doch woher weiß ich, welche Kilos zu viel sind?
Ist der Stoffwechsel aus der Balance, ist das Erreichen eines normalen Körpergewichts immer der erste Plan. Die Gewichtsreduktion muss dabei unbedingt durch einen Abbau von Fettmasse erzielt werden und nicht etwa durch einen Verlust von Skelettmuskelmasse. Der viel zitierte Spruch »Gewicht runter, egal wie« ist also nicht zielführend.
Wenn es gelingt, die Fettmasse zu reduzieren, setzt dies eine wahre Kaskade positiver Wirkungen in Gang. Das Muster der Fettzellhormone kommt ins Gleichgewicht und die entzündungsfördernden Botenstoffe werden weniger. In der Folge kann Insulin wieder besser wirken, es ist weniger davon nötig, um den Blutzucker zu senken. Die Bauchspeicheldrüse wird entlastet. Dadurch geht die Fettmasse zurück und Blutfette, Blutzucker und Harnsäure sowie Blutdruck verbessern sich. Schließlich wird auch die Blockade der Leber aufgelöst. Medikamente können reduziert, teilweise kann sogar komplett darauf verzichtet werden.
GEWICHTSKLASSE BESTIMMEN
Ein gutes Maß für die Bestimmung des Normalgewichts ist das Verhältnis von Körpergewicht in Kilogramm zu Körpergröße in Metern zum Quadrat, kurz Body-Mass-Index (BMI = kg/m²). Der BMI Erwachsener liegt normal bei Werten zwischen 18,5 kg/m² und 24,9 kg/m² (s. Tabelle, >).
Verschaffen Sie sich Gewissheit über Ihren BMI. Wenn Sie 1,75 m groß sind und 85 kg wiegen, sieht die Rechnung wie folgt aus:
85 kg / (1,75 × 1,75 m²) = 27,8 kg/m²
Das Ergebnis bedeutet nach WHO-Klassifikation Übergewicht (Präadipositas).
Umgekehrt können Sie auch berechnen, mit welchem Gewicht Sie das Normalgewicht nach WHO (s. Tabelle oben) erreichen würden. Für den oberen Normalgewichtsbereich bei 1,75 m Größe gilt:
1,75 m × 1,75 m × 24,9 kg/m² = 76,3 kg
GEWICHTSKLASSIFIKATION ERWACHSENER NACH WHO
BODY-MASS-INDEX (BMI) | GEWICHTSKLASSIFIKATION |
< 18,5 kg/m² | Untergewicht |
18,5–24,9 kg/m² | Normalgewicht |
25–29,9 kg/m² | Übergewicht, Präadipositas |
30–34,9 kg/m² | Adipositas Grad 1 |
35–39,9 kg/m² | Adipositas Grad 2 |
≥ 40 kg/m² | Adipositas Grad 3 |
UNTERE UND OBERE NORMALGEWICHTSGRENZEN ERWACHSENER
KÖRPERGRÖSSE | NORMALGEWICHT BEI BMI MINIMAL (18,5 KG/M²) | NORMALGEWICHT BEI BMI MAXIMAL (24,9 KG/M²) |
1,55 m | 44,4 kg | 59,8 kg |
1,60 m | 47,4 kg | 63,7 kg |
1,65 m | 50,4 kg | 67,8 kg |
1,70 m | 53,5 kg | 72,0 kg |
1,75 m | 56,7 kg | 76,3 kg |
1,80 m | 59,9 kg | 80,7 kg |
1,85 m | 63,3 kg | 85,2 kg |
1,90 m | 66,8 kg | 89,9 kg |
RISIKOABSCHÄTZUNG FÜR METABOLISCHE ERKRANKUNGEN
Das Risiko metabolischer und somit kardiovaskulärer Erkrankungen ist bei bauchbetontem Übergewicht (Apfelform) mit erhöhtem Anteil an viszeralem Fett (Unterbauchfett) größer als bei Menschen mit Fettpolstern vorwiegend im Hüftbereich (Birnenform). Das Fettverteilungsmuster erlaubt somit ergänzend zur BMI-Berechnung eine differenziertere Risikobewertung. Ab einem BMI von 25 kg/m² deshalb bitte das Maßband zu Hilfe nehmen und den Taillenumfang messen. Das Herz-Kreislauf-Risiko steigt mit dem Taillenumfang (s. >): für Frauen ab 80 cm, stark ab 88 cm, für Männer ab 94 cm, stark ab 102 cm.
EINFLÜSSE AUF DAS KÖRPERGEWICHT
Unser Körpergewicht ist durch komplexe Einflussfaktoren bestimmt. Neben der genetischen Disposition und körperlichen Aktivität hat auch das Lebensalter einen wichtigen Einfluss. Älterwerden ist mit einer Abnahme des Ruheenergiebedarfs verbunden und – wir brauchen zunehmend weniger Kalorien für den Erhalt der Organfunktionen. Auch das Geschlecht spielt eine entscheidende Rolle. Männer haben durchschnittlich mehr Muskelmasse als Frauen und verbrauchen daher schon in Ruhe mehr Kalorien. Nicht zuletzt wirkt sich auch die Zusammensetzung unserer Nahrung auf das Körpergewicht aus.
Willkommener Ballast
Ballaststoffreiche Mahlzeiten, die obendrein ausreichend Proteine enthalten, lassen den Blutzucker nur gering ansteigen. Solche Mahlzeiten machen lange satt und wirken dadurch schnell folgenden, neuen Hungergefühlen erfolgreich entgegen. Unkontrollierte Kalorienzufuhr durch Snacking zwischen den Mahlzeiten wird effektiv vermieden und somit in der Summe auch weniger Energie zugeführt (s. Gesundheitsquartett, >).
Stress
Stress ist das Körpersignal für Flucht oder Kampf. Vermittelt durch Stresshormone werden Zuckerreserven aus der Leber freigesetzt, die Pupillen weit gestellt und die Herzfrequenz erhöht. So vorbereitet konnten unsere Ahnen in der Steppe auf Bäume klettern oder sich einem Angreifer zur Wehr setzen. Durch die körperliche Anstrengung wurden der freigesetzte Zucker und die Stresshormone schnell wieder abgebaut.
Noch immer reagiert unser Körper auf Stress mit dieser hormonvermittelten Antwort aus vergangener Zeit. Heute stellen wir uns jedoch selten einem Kampf und laufen auch nicht weg. Wir verharren während des stressigen Anrufs am Schreibtisch und müssen dabei nicht auf die freigesetzten Reserven zurückgreifen. Nicht selten folgen weitere belastende Situationen und es entsteht ein Dauerstress, dem wir hoffen, mit kleinen Snacks begegnen zu können. Eine Stress-Spirale ist in Gang gesetzt, die nicht selten mit einer Gewichtszunahme endet oder bei einer bereits begonnenen Ernährungsumstellung den gewünschten Erfolg ausbleiben lässt. Zu wenig Schlaf oder eine schlechte Schlafqualität sind ebenfalls Stressoren, die eine geplante Gewichtsabnahme massiv torpedieren können.
EINFACH MAL ABSCHALTEN
Parallel zur Ernährungsumstellung sind Strategien zur flexiblen Stressbewältigung wichtig. Nehmen Sie Kontakt mit Ihrer Krankenversicherung auf und erfragen Sie wohnortnahe Angebote zum Einüben von Entspannungstechniken. Die Angebote sind vielfältig und reichen von Achtsamkeitsübungen, Atemtechniken, autogenem Training, Meditation, progressiver Muskelentspannung, Qigong, Tai-Chi, Spazierengehen bis hin zum Waldbaden. Probieren Sie aus, welche der Methoden bei Ihnen am besten wirkt.