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Genealogie des Nihilismus

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In der Dialektik der Aufklärung und noch eingehender in Zur Kritik der instrumentellen Vernunft zeigen Horkheimer und Adorno auf, dass ein enger Zusammenhang besteht zwischen dem Substanzverlust der Demokratie, ihrer möglichen Auflösung unter dem Einfluss des kulturellen Relativismus und einer Entleerung der für den politischen Liberalismus grundlegenden Konzepte einerseits und der Ablehnung von allem, was inkommensurabel ist und sich einer Messung, also der „nivellierenden Herrschaft des Abstrakten“, nicht unterziehen lässt andererseits.45 Diese Herrschaft des Abstrakten unterwirft die Bedürfnisse der Individuen der Statistik.46 Sie führt zum Triumph einer regressiven Gleichheit, zu „Horden“, die ihren Hass gegen jene richten, die sie an die Unüberwindbarkeit des Nichtidentischen erinnern.47 Die grenzenlose Ausbeutung der Natur und der Lebewesen, aber auch der Menschen durch andere Menschen, die Allmacht einer öffentlichen Meinung, die zum Vernunftersatz erhoben und von der Propaganda geprägt wird, die Wissenschaftsgläubigkeit, der Konformismus, der Relativismus und die Leichtigkeit, mit der Menschen sich Massenbewegungen anschließen können, gehorchen derselben Dynamik. Diese Phänomene bringen die kranken Seiten und Widersprüche unserer Gesellschaft zum Ausdruck und bilden ein Ganzes, das sich am Horizont jenes Tableaus aus Negation der Freiheit und Faschismus abzeichnet.

Die Begründer der Frankfurter Schule beschreiben, wie die Vernunft und die Aufklärung, die sich in ihren Anfängen gegen Aberglauben und Magie wendeten, im 20. Jahrhundert zu einer Mythologie zurückkehrten. Sie zeigen, dass die Zivilisation einen Punkt erreichte, an dem die Irrationalität rationalisiert wurde.48 Indem Wissenschaft, Technik und gewisse Theorien wie der Positivismus die Wahrheit auf das Nützliche und Effiziente reduzieren und jegliche Reflexion über den Zweck verschwinden lassen, zerstören sie das Gebäude, das die Entfaltung einer Zivilisation ermöglichte, die auf der Gleichheit der Würde eines jeden Einzelnen, auf dem Recht eines Jeden auf Gewissensfreiheit und auf ein Minimum an Ressourcen gründete und Gerechtigkeit sowie den Respekt vor dem Pluralismus zu den Grundpfeilern der Gesellschaft gemacht hat. Der Relativismus und die instrumentelle Rationalität, die eine Verwaltung nach Zahlen begünstigt, stehen in Widerspruch zu diesen Prinzipien und schwächen die demokratischen Institutionen, die auf diesen rationalen Idealen die Gesellschaft erbaut haben.

Adornos und Horkheimers genealogisches und dekonstruktivistisches Unterfangen verknüpft die selbstzerstörerische Logik der Aufklärung mit dem Irregehen der Vernunft und der Subjektivität. Weil die Vernunft pervertiert worden ist und jegliche Verankerung in der objektiven Welt, jede universalisierende Dimension verloren hat, hat sie sich zu etwas Formalem, Abstraktem und Entmenschlichendem entwickelt. Bewahrt hat man lediglich ihren funktionellen Wert und ihre Effizienz, mit der sich Dinge und Lebewesen beherrschen lassen, und hat sie damit in den Dienst egoistischer Interessen gestellt. Da man die Vernunft für fähig hielt, eine für die Menschheit segensreiche Organisation der Gesellschaft zu fördern und zur Emanzipation der Subjekte beizutragen, wurde sie zum Hauptinstrument der gesellschaftlichen Herrschaft, der Zerstörung der Erde und anderer Lebewesen und führte zu einer Entsubjektivierung, die dem Irrationalismus den Boden bereitete. Wenn diese instrumentelle Vernunft, die nicht mehr als Autorität gilt, um zwischen Zielen zu unterscheiden, sondern beliebigen Zwecken dienen kann, das Werkzeug – sprich: die Waffe – zur Zerstörung der Zivilisation ist, so liegt es daran, dass das Subjekt, das sie einsetzt, leer und absolut ist. Es strebt nichts anderes als seine Selbsterhaltung an, begreift nicht mehr, was es mit anderen verbindet, und ist völlig seinen Eigeninteressen unterworfen. Von seinen Begierden tyrannisiert, ist es unfähig, das in Betracht zu ziehen, was universalisierbar oder für die Gemeinschaft gültig sein kann, und behandelt andere wie Dinge.

Es ist wichtig, daran zu erinnern, dass zu der Zeit, als Locke und seine Nachfolger die politischen Theorien entwickelten, aus denen ab der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Liberalismus, also die Menschenrechte und die bürgerliche Gesellschaft, hervorgingen, die Vernunft noch das Organ des Universellen war. Sie ermöglichte es, zu begreifen, dass alle Menschen die gleiche Würde besitzen, und eine gesellschaftliche und politische Organisation auf Prinzipien zu gründen, die für sie selbst ebenso verbindlich waren wie für jedes rationale Wesen.49 Statt sich an seine Privatinteressen zu klammern und nur an dem festzuhalten, was ihm nützt, ist das Subjekt im 18. Jahrhundert zugleich Staatsbürger, und das verdankt es großenteils seiner Vernunft, die es ihm erlaubt, wie Rousseau sagt, die Stimme des allgemeinen Willens zu hören und an das Gemeinwohl zu denken. In dem Maße, wie diese objektive Konzeption der Vernunft einer subjektivistischen weicht, in der die unmittelbaren Bedürfnisse und drängenden Gelüste des Einzelnen die Gültigkeitskriterien darstellen, ist die Vernunft, deren objektiver Gehalt sich aufgelöst hat, nicht mehr imstande, eine legitime Ordnung zu schaffen sowie zwischen gerecht und ungerecht zu unterscheiden. Sie ist nur noch eine formalisierte Fähigkeit, um die effizientesten Mittel zur Erreichung eines beliebigen Ziels zu berechnen.50 Da die menschlichen Bestrebungen somit von jeglicher objektiven Wahrheit losgelöst sind, stellt sich ein kultureller Relativismus ein, der für die Subjektivität ebenso gefährlich ist wie für die Demokratie. Die Individuen sind unfähig, sich dem Zugriff einer politischen Macht und einer Verwaltung zu entziehen, die diese instrumentelle Rationalität umsetzen und auf politischer und gesellschaftlicher Ebene Ausdruck einer jeglicher Lebendigkeit beraubten Vernunftsind, die alles den Privatinteressen unterordnet. Das an Selbsterhaltung und Nutzen gefesselte Subjekt hat nicht mehr die Möglichkeit, sich auf das Universelle zu beziehen, und ist zugleich in sich eingeschlossen und in einer gesellschaftlichen Ordnung gefangen, die sämtliche Aspekte seiner Existenz kontrolliert und der Berechenbarkeit unterwirft.

Die Prinzipien, auf die sich die moderne Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung stützt – Gerechtigkeit, Gleichheit, Freiheit, Solidarität –, haben für den Einzelnen keine Bedeutung mehr, seit die Selbsterhaltung und das persönliche Interesse sich als einzige Zielsetzungen durchgesetzt haben. Dieser Bruch erfolgte, als die Vernunft jeglichen Bezug zur Wahrheit verlor und zu einem Mittel im Dienst der gesellschaftlichen Herrschaft und der äußeren und inneren Naturbeherrschung wurde.51 Die Zerstörung des Individuums und die der Vernunft bilden somit eine Einheit und gehen mit der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, sozialem Leid, der Schädigung des Planeten, der Fetischisierung von Waren und der Verdinglichung des Lebendigen einher – Merkmale, die auch den Kapitalismus seit dem 19. Jahrhundert kennzeichnen. Der Kapitalismus, ein reines Produkt dieser instrumentellen Vernunft, hat sämtliche Lebensbereiche infiltriert und sich weltweit ausgebreitet.

Vom Wahren abgeschnitten, hat sich das Subjekt selbst zerstört und die Vernunft zu einem Instrument seiner Unterwerfung unter eine total verwaltete Gesellschaft oder eine totalitäre Ordnung gemacht. Die Verantwortung der Aufklärung beruht auf der Tatsache, dass sie mit ihrer Opposition gegen die Offenbarung als der objektiven Ordnung, auf die Individuen sich bezogen und in deren Rahmen sie sich die Organisation der Gesellschaft vorstellten, das Subjekt als Autoritätskriterium aufstellte und einen subjektiven Vernunftbegriff vorbereitete.52 Aber die Vernunft, die die Denker des 17. und 18. Jahrhunderts feierten, hatte nicht bloß die Funktion, die Natur zu beherrschen, sondern war bestrebt, die Individuen zu zivilisieren und zugleich umgänglicher, toleranter, weniger von den Vorurteilen ihres Milieus bestimmt und offener für andere zu machen. Dieses Ideal der Öffnung hatte leider seine Grenzen, da der Rationalismus und Universalismus der Aufklärung auf einer eurozentrischen Voreingenommenheit beruhten, die jene vom Postmodernismus angeprangerten kolonialistischen und hegemonialen Tendenzen erklären.53

Allerdings gehen wir nicht so weit, zu sagen, in der Aufklärung sei von Anfang der Wurm drin gewesen. Es ist unsinnig, zu behaupten, die Shoah sei in den Werken der Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts bereits angelegt gewesen. Ebenso würde die Ansicht, Descartes sei für den gegenwärtigen Ökozid verantwortlich, völlig die Bedeutung der Kontexte vernachlässigen, die zur Entstehung der Aufklärung geführt haben, und die vielfältigen historischen, technologischen und ökonomischen Faktoren außer Acht lassen, die den liberalen in einen totalitären Kapitalismus verwandelt haben.54 Solche verkürzten Darstellungen gehen völlig an den eigentlichen Problemen vorbei: nämlich an der Auflösung des Selbst, das für politische Übel anfällig wird, und an der Gewalt gegen die innere und äußere Natur des Selbst, also gegen den Körper und gegen andere Lebewesen.

Wenn wir die Aufklärung verdammen, indem wir ihr die Übel vorwerfen, unter denen wir leiden, schütten wir das Kind mit dem Bade aus und ignorieren ihr Vermächtnis, das wir im Gegenteil erhalten sollten. Zudem darf man nicht vergessen, dass die Gegenaufklärung vorrangig die Verantwortung für das Unheil, das zu Auschwitz geführt hat und heutzutage zahlreiche Länder in den Faschismus treiben könnte, trägt.55 Denn von Beginn der Aufklärung an richteten sich ihre Gegner gegen ihr Emanzipationsideal, gegen die Vernunft, verstanden als kritisches Denken, sowie gegen ihren Universalismus und die Einheit der menschlichen Gattung, die er impliziert.

Die Bestrebungen, der Vernunft ihre Lebendigkeit zu nehmen, und die damit einhergehende Verarmung des Individuums belegen, dass die individuelle Emanzipation und die Demokratie anfälliger sind, als die Philosophen der Aufklärung dachten. Aber statt bei dieser Feststellung stehen zu bleiben, ist es wichtig, zu verstehen, warum der Kapitalismus sich gehalten und seine heutige Form angenommen hat, in der er die Welt und unsere Vorstellungwelt beherrscht. Zudem muss man sich fragen, warum die Gegenaufklärung sich heutzutage an den Wahlurnen durchsetzt, obwohl niemand ignorieren kann, welche Art von Menschen und Gesellschaft sie anstrebt, während die Ideale der Aufklärung lediglich als kulturelle Relikte verteidigt werden, statt sie zum Gegenstand einer angemessenen Aneignung zu machen.

Tatsächlich genießen die verbindenden Prinzipien der Aufklärung wie Gleichheit, Autonomie und politische Freiheit noch ein gewisses Ansehen, haben jedoch an Tiefe verloren: Häufig wird auf die Menschenrechte verwiesen, ohne dass man deren Geist wirklich verstünde, nämlich die Philosophie der Alterität, die jedem Menschen als einzigartigem, nicht in der Masse aufgehenden Wesen Würde zugesteht und all das hervorhebt, was sein Existenzrecht von jedem von uns und von der Gesellschaft verlangt. Selbst Politiker, die sich als Sprachrohre des Volkes hinstellen, aber von uneingeschränkter Macht träumen, greifen auf die Begriffe Gleichheit, Freiheit und Würde zurück. Ohne ihren Hass auf die Aufklärung zu verhehlen, werben die Nationalisten, die behaupten, sie allein könnten die Souveränität des Volkes respektieren, zugleich mit ihrer Ablehnung der Eliten und mit ihrem Antiintellektualismus. Und was die Populisten angeht, so drücken sie ihre Verachtung gegenüber dem repräsentativen System aus und fordern Referenden und direkte Demokratie als einzige Garanten der Volkssouveränität. Sie nutzen die Kommunikation in ihrer Öffentlichkeitsarbeit und in Plebisziten auf eine Weise, die Dialog und Deliberation unmöglich macht, da sie ihre Gegner in binäre Schemata presst, die diese in die Defensive zwingen und daran hindern, Argumente und nuancierte Meinungen vorzubringen. Wie kann man also der politischen Botschaft der Aufklärung ihren Sinn wiedergeben, ihre Vereinnahmung oder karikaturhafte Verzerrung bekämpfen und dafür sorgen, dass die Menschen ein Bewusstsein für die autoritären Auswüchse der Gegenaufklärung und für deren Unfähigkeit entwickeln, es mit den ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit aufzunehmen?

37 T.W. Adorno und M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 49–53. Dort verfolgen die Autoren die destruktive Dialektik dieser herrschenden Vernunft, die die Entfremdung des Individuums in einer „totalen Gesellschaft“ erklärt, bis zu Homer zurück, zeigen aber auch ihre Verbindungen zur bürgerlichen Ära und zur Industriellen Revolution auf. Während sie diese scheinbar unausweichliche Logik erklären, schreiben sie jedoch auch: „Diese logische Notwendigkeit ist aber keine endgültige.“ (S. 54) Zum Hin und Her zwischen diesen beiden Aspekten der Kritik an der Vernunft, das besonders in den Texten der 1940er-Jahre zu finden ist, siehe das Vorwort von Luc Ferry und Alain Renaut zur französischen Ausgabe von Horkheimers Essay, Théorie critique. Essais, Paris 2009, S. 19 f.

38 In den Analysen Adornos und Horkheimers ist der Beitrag von Georg Lukács, aber auch von Georg Simmels Werk Philosophie des Geldes (Leipzig 1900) zu erkennen. Das Thema des Warenfetischismus, der Ausbeutung und des Leidens der ausgebeuteten Klasse sind drei Elemente des Marxismus, die in der Kritischen Theorie zusammenfließen. Siehe Jean-Marc Durand-Gasselin, L’École de Francfort, Paris 2012, S. 84 f..

39 Dieses Thema, das in der Dialektik der Aufklärung vor allem im letzten Kapitel „Elemente des Antisemitismus. Grenzen der Aufklärung“ zu finden ist, unterstreicht die Bedeutung der Psychoanalyse in der Kritischen Theorie. Adorno entwickelte es in seinem Buch Studien zum autoritären Charakter (Frankfurt am Main 1997) weiter, das aus empirischen Studien zum potenziell faschistischen Individuum hervorgegangen ist.

40 M. Horkheimer, Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, S. 50 f.

41 Diese Idee einer Versöhnung der Zivilisation mit der Natur wird in der Dialektik der Aufklärung auf S. 110 sowie auf S. 60 angesprochen: „Aufklärung vollendet sich und hebt sich auf, wenn die nächsten praktischen Zwecke als das erlangte Fernste sich enthüllen, und die Länder, ‚von denen ihre Kundschafter und Zuträger keine Nachricht bringen‘, nämlich die von der herrschaftlichen Wissenschaft verkannte Natur, als die des Ursprungs erinnert werden“.“ Siehe auch T.W. Adorno, Negative Dialektik, Gesammelte Schriften, Bd. 6, Frankfurt am Main 1997, S. 220 f. Zu Auschwitz, das „das Mißlingen der Kultur unwiderleglich bewiesen“ hat, siehe Adorno, ebd., S. 359.

42 T.W. Adorno und M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 49–53, 71–77. Selbst in Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, wo Horkheimer die Geschichte der instrumentellen Vernunft nachzeichnet und sie auf den Idealismus zurückführt, findet sich die Vorstellung, dass es seit Beginn der Zivilisation eine Krankheit der Vernunft gebe. Um den Unterschied zwischen der Kritischen Theorie der vierziger Jahre und dem späteren Horkheimer zu ermessen, der eine genealogische und dekonstruktivistische Kritik der Vernunft entwickelt und dabei die Chancen auf einen Begriff des Anderen – oder der Nichtidentität, um es mit Adorno vor allem in Negative Dialektik zu sagen –, siehe Max Horkheimer, „Kritische Theorie gestern und heute“ in ders., Gesammelte Schriften, Bd. 8, Vorträge und Aufzeichnungen 1949–1973, Frankfurt am Main 1985.

43 T.W. Adorno und M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 16.

44 Ein solches Projekt übersteigt die Kapazitäten eines Einzelnen umso mehr, als die Wissenschaften heutzutage eine erheblich stärkere Spezialisierung erfordern als zu Horkheimers Zeit. Auch ein Netzwerk von Forschern kann keine einheitliche und interdisziplinäre Theorie aufstellen, die die Widersprüche ihrer Epoche analysiert. Mehrere Theorien, die einen Aspekt stärker erhellen als einen anderen, können indes nebeneinander existieren, und zwischen ihnen kann es Konvergenzen geben, die zu einer Bewegung führen, wie wir es vorschlagen, wenn wir von der Aufklärung im Zeitalter des Lebendigen sprechen.

45 M. Horkheimer, Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, S. 41 f. 50 f. T.W. Adorno und M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 29.

46 M. Horkheimer, Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, S. 159; T.W. Adorno und M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 45.

47 Zum Zusammenhang zwischen repressiver Gleichheit und den mit dem Nationalsozialismus aufkommenden Horden siehe T.W. Adorno und M. Horkheimer, Dialektik der Aufklärung, S. 28 f.

48 M. Horkheimer, Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, S. 106.

49 Ebd., S. 52 f.

50 Ebd., S. 51.

51 Ebd., S. 116: „Die Geschichte der Anstrengungen des Menschen, die Natur zu unterjochen, ist auch die Geschichte der Unterjochung des Menschen durch den Menschen. Die Entwicklung des Ichbegriffs reflektiert diese doppelte Geschichte.“

52 Ebd., S. 53 f.

53 Zum Eurozentrismus der Aufklärung und zur postkolonialen Kritik siehe die Ausführungen von A. Lilti, L’Héritage des Lumières S. 47–54. Weit entfernt vom karikaturenhaften Bild der Aufklärung als weiß und kolonialistisch, das postkoloniale Autoren zeichnen, unterstreicht der Autor die Ambivalenz der Aufklärung, deren Überheblichkeit durch Zweifel gedämpft und deren eurozentrische Vorurteile dem Kulturrelativismus unterworfen werden, der von Montesquieu und Swift ausging und bei Diderot wiederzufinden war.

54 Hier sei daran erinnert, dass für Descartes die Technik, die uns zu „Herren und Eigentümern der Natur“ macht, uns vor allem helfen soll, Hygiene und Medizin zu verbessern, die Kindersterblichkeit zu reduzieren, usw. Auch wenn Descartes Tieren kein Seelenleben zubilligt, lässt sich keineswegs behaupten, er vertrete eine Haltung der Naturbeherrschung, wie sie beispielsweise bei Bacon zu finden ist, denn da für Descartes Gott der letzte Grund ist, hält er es für unsinnig zu glauben, die Welt sei für uns geschaffen worden. Siehe vor allem René Descartes, „Brief an Chanut vom 6. Juni 1647 “, in Briefe 1629–1650, hg., eingel. u. mit Anm. v. Max Bense, übers. v. Fritz Baumgart, Köln, 1949, S. 388–389.

55 Diese Bemerkung unterstreicht erneut die Bedeutung des bereits erwähnten Buches von Z. Sternhell, Les Anti-Lumières, aber auch die Aktualität der Überlegungen von Leo Strauss, besonders in „Le nihilisme allemand“, in Nihilisme et politique, Paris 2001, S. 31–76. Zu diesem Thema ist anzumerken, dass Adorno und Horkheimer dagegen in ihrer Genealogie des Nihilismus der Rolle der Gegenaufklärung keine Beachtung schenken.

Das Zeitalter des Lebendigen

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