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Rituelle Symbolik

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Das Problem einer Bestimmung des Rituals als symbolischer Handlung liegt auch im Symbolbegriff selbst, der wie der des Rituals notorisch vage und vieldeutig ist. Er erscheint seinerseits erklärungsbedürftig, da in der Forschung „mit ‚Symbol‘ (ähnlich wie mit ‚Kultur‘) sehr verschiedene Dinge – oft sogar gleichzeitig – bezeichnet worden sind“.36 So werden einerseits unterschiedliche Zeichentheorien mit verschiedenen Symbolbegriffen angewandt,37 so daß etwa semiotische, ästhetische und philosophische Symboldefinitionen oder präsentativ-vorbegriffliche und diskursiv-kommunikative Symbolverständnisse miteinander konkurrieren.38 Andererseits werden, um den schwierigen Symbolbegriff zu umgehen, Alternativbezeichnungen eingeführt, die jedoch ihrerseits wieder in die Abgrenzungsproblematik rituellen Handelns hineinführen: So soll etwa der Begriff ‚Expressivität‘ mit bewußt unspezifischer Füllung Raum für situative Konkretionen der jeweiligen Zeichenrelation lassen.39 Was dieser Begriff aber leisten soll, fängt auch der Symbolbegriff auf, wenn man ihn weit genug faßt und das Symbolsystem als eine Ordnung betrachtet, die historischen Transformationsprozessen ausgesetzt ist40 und in der unterschiedliche kulturelle Sphären miteinander interagieren können.

In der Forschung ist verschiedentlich betont worden, daß rein semiotische Symboldefinitionen, nach denen das Symbol als Signifikant (als das Bezeichnende) für ein Signifikat (das Bezeichnete) steht, sich für eine Ritualdefinition als zu eng erweisen, da mit ihnen nur ein geringer Teil von Ritualen mit Stellvertretungsfunktion erfaßt werden kann.41 Rituale sind als symbolische Handlungen nicht nur Repräsentanten von Ordnung, sondern zugleich Träger dieser Ordnung. Weil sie somit nicht bloß auf etwas Abwesendes verweisen, sondern das Symbolisierte im Symbol präsent machen, gehen sie in ihrer Signifikationsrelation nicht auf. Eine Definition ritueller Symbolik muß also neben diesem Verweisungscharakter den Gedanken unmittelbarer Präsenz in sich einschließen.42

Der Gedanke der Präsenz wird entschieden deshalb forciert, weil man es bei Ritualen nicht nur mit symbolischen Zeichen, sondern wesentlich mit symbolischen Handlungen zu tun hat.43 Den Aspekt des Handelns für die Erforschung von Symbolsystemen hat entschieden GEERTZ prononciert.44 Er verwendet den Symbolbegriff dementsprechend weit „für alle Gegenstände, Handlungen, Ereignisse, Eigenschaften oder Beziehungen, die Ausdrucksmittel einer Vorstellung sind, wobei diese Vorstellung die ‚Bedeutung‘ des Symbols ist“, und er versteht unter Symbolen in „wahrnehmbare Formen geronnene Abstraktionen, konkrete Verkörperungen von Ideen, Verhaltensweisen, Meinungen, Sehnsüchten und Glaubensanschauungen“.45 Diese Definition erscheint nicht nur deshalb sinnvoll, weil in ihr die ‚Materialität‘ von Symbolsystemen entsprechend weit gefaßt ist, sondern auch, weil in ihr sowohl der Aspekt von Abbildung als auch von Präsenz enthalten ist.46 Wenn GEERTZ darüber hinaus darauf verweist, daß Symbolsysteme als empirisch faßbare Seite kultureller Phänomene nicht nur „Modelle von Wirklichkeit“, sondern auch „für Wirklichkeit“ sind,47 erlaubt dies zudem, den pragmatischen Aspekt des Rituals, seine Funktion als Träger von Ordnung im Symbolbegriff selbst zu verankern.

Poetik des Rituals

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