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Lena saß in einem Café am Hafen, um vor dem Abendessen ein Glas Wein zu trinken. Sie schrieb dabei eine Ansichtskarte an Frau Kasulke. Noch war ihr nicht eingefallen, auf welchem Weg sie sich im Hotel umsehen konnte. Also schrieb sie in der Zwischenzeit der kranken Hausmeisterin einen Gruß. In der Hoffnung, dass die sich darüber freuen würde.

»Holà«, grüßte jemand. Die Frau im Leinenkleid nahm am Nebentisch Platz.

Lena sagte »Hallo« und schrieb weiter. Erst, als sie fertig war, die Marke aufgeklebt und den Kugelschreiber in ihrer Umhängetasche verstaut hatte, nahm ihre Nachbarin das Gespräch wieder auf. Zunächst auf Spanisch, als Lena ihr mitteilte, dass sie die Sprache nicht beherrschte, fuhr die Spanierin in perfektem Deutsch mit einer leichten spanischen Melodie darin fort.

»Wir haben uns am Hotel gesehen«, stellte sie fest. »Wohnen Sie dort?«

Lena zögerte, zu antworten. Wollte die Frau Smalltalk machen, oder gab es einen Grund für ihre Frage?

»Nein. Ich habe jemanden gesucht, der dort eventuell seinen Urlaub verbringt. Aber ich habe ihn nicht getroffen«, erwiderte sie schließlich. »Und Sie?«

»Ich habe fotografiert. Der Blick aufs Meer von dort ist herrlich.«

Lena hob zweifelnd die Brauen. Es gab sicherlich noch mehr Stellen, von denen aus man tolle Fotos knipsen konnte. Aber sie sagte nichts dazu.

»Haben Sie Kinder?« Die Frau rührte etwas zu heftig in ihrem Kaffee.

»Nein.« Lena lehnte sich zurück und betrachtete ihre Nachbarin mit zusammengekniffenen Augen. »Sie?«

»Ich ebenfalls nicht.« Der Löffel wurde aus dem Kaffee gezogen und landete auf der Untertasse. »Will nur ein paar Tage ausspannen. Ein bisschen Sonne und Meer genießen.«

Die Spanierin trank ihren Kaffee aus, legte ein paar Münzen auf den Tisch und erhob sich. »Einen schönen Tag noch.« Mit diesen Worten ging sie davon.

Lena blickte ihr hinterher. Bevor die Frau gekommen war, hatte sie nach einem Plan gesucht. Nun glaubte sie, ihn gefunden zu haben.

Leise Wut

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