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Einleitung

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Amalie von Stubenrauch war ein deutschlandweit gefeierter Bühnenstar und Mittelpunkt ihres gern besuchten Salons im Herzen Stuttgarts. Das allein hätte ihr jedoch wohl kaum einen bleibenden Platz in der Geschichtsschreibung eingebracht. In Erinnerung blieb sie vor allem als Geliebte König Wilhelms I. von Württemberg, wobei das Wort »Geliebte« der Beziehung nicht gerecht wird. Sie war seine Lebenspartnerin über mehr als drei Jahrzehnte. Während seine Familie in Kur gegangen war, blieb sie bis zu seinem Tod an seiner Seite. Heute weiß man: Ihr Einfühlungsvermögen wirkte auf den König mäßigend, dem ein schwieriger Charakter nachgesagt wurde; mit ihr konnte er seine Sorgen und Nöte besprechen. Dabei beging Amalie von Stubenrauch nicht den Fehler, sich in die Politik einzumischen. Nur in Fragen des Theaters und verschiedener anderer kultureller Themen, seien es literarische, seien es künstlerisch-architektonische, machte sie ihren Einfluss geltend.

Für eine Frau des 19. Jahrhunderts führte sie ein erstaunlich selbstbestimmtes bürgerliches Leben. Sie ging keine Alibi-Ehe mit einem Höfling ein, erhielt kein Schloss, keine Ländereien, keinen wohlklingenden Fürstentitel. Sie gehörte nie zur Hofgesellschaft, war wirtschaftlich unabhängig und lebte weitestgehend eigenständig. In ihrem Salon empfing sie neben berühmten Theaterleuten vor allem literarische und musikalische Größen ihrer Zeit und hielt mit ihnen darüber hinaus brieflichen Kontakt. Dazu zählten unter anderem Justinus Kerner, Gustav Schwab, Eduard Mörike, Nikolaus Lenau und Graf Alexander von Württemberg sowie Giacomo Meyerbeer, Franz Liszt und vermutlich auch Nicollò Paganini. Mit den Schriftstellern Franz von Dingelstedt und vor allem Friedrich Wilhelm Hackländer verband sie jahrelang eine besondere Freundschaft.

Von Anfang an hätte die Biographie der bekannten Schauspielerin und königlichen Gefährtin reichlich Stoff für ein Theaterstück geboten, ein Drama, ein Trauerspiel, eine Liebensgeschichte ohne Happy End. Die Geschichte reicht sogar noch weiter zurück: Liebesgeschichte und Drama auch bei ihren Eltern. Bereits der Beginn ihres Lebens gleicht einem Verwirrspiel. Wann war sie geboren? Und wo? Es gibt kaum ein Jahr der ersten Dekade des 19. Jahrhunderts, das nicht als Geburtsjahr angenommen worden wäre, sei es in Theater-Almanachen, sei es in Zeitungsartikeln oder Memoiren, ja selbst in offiziellen Schreiben und Unterlagen. Und das sollte nicht ihr einziges Geheimnis bleiben. Es folgten Jahre voller Liebe und Entbehrungen, Höhen und Tiefen, großen Erfolgen auf der Bühne und unwürdigen Intrigen.

Als Geliebte König Wilhelms I. von Württemberg polarisierte die gefeierte Diva. Zum Teil wurde Amalie von Stubenrauch sogar als »Württemberger Lola« bezeichnet, in Anlehnung an Lola Montez, die Geliebte König Ludwigs I. von Bayern – auch wenn der Vergleich in mehr als einer Hinsicht hinkt.

Während über Lola Montez eine ganze Reihe von Büchern erschienen ist, fehlt – abgesehen von kleineren Aufsätzen – bis heute eine Biographie von Amalie von Stubenrauch. Das liegt vor allem daran, dass – anders als etwa bei Lola Montez und König Ludwig – die Korrespondenz zwischen Amalie und König Wilhelm bereits zu Lebzeiten vernichtet worden ist. Zudem ließ der königliche Erbe Karl kaum etwas unversucht, Amalie nicht nur in Misskredit zu bringen, sondern sie ganz aus dem Gedächtnis der Untertanen zu streichen.

Die Theaterkarriere der über die Grenzen Bayerns und Württembergs hinaus gefeierten Künstlerin lässt sich anhand der erhaltenen Theaterzettel, umfangreicher Archivbestände und einer Fülle von Zeitungsberichten relativ lückenlos nachvollziehen. Schwieriger ist es, Licht in ihr Privatleben zu bringen. Eine Regenbogenpresse existierte im 19. Jahrhundert nicht, denn die rigide Zensur setzte dem Wirken der Presse enge Grenzen. Auch existieren erstaunlich wenige Bildnisse von Amalie.

Dennoch finden sich zu ihrem Leben auch jenseits des Theaters vielerlei Nachrichten verstreut in Zeitungen, Tagebüchern, Memoiren und Briefen. Letztere vor allem an den königlichen Berater und Dichter Friedrich Wilhelm Hackländer. Doch auch in unterschiedlichen Sammlungen und Archiven war unveröffentlichtes Material zu entdecken. Die diversen Quellenfunde lassen sich zu vielschichtigen Mosaikbildern zusammenfügen, welche die Etappen eines faszinierenden Lebens präsentieren – vom Mädchen aus niederem Adel, zur gefragten Schauspielerin, Literaturkennerin und schließlich der königlichen Lebenspartnerin.

Amalie von Stubenrauch (1805-1876)

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