Читать книгу Amalie von Stubenrauch (1805-1876) - Cornelia Oelwein - Страница 9
Eine folgenschwere Liebesgeschichte
ОглавлениеJohann Nepomuk von Stubenrauch hatte bereits ein bewegtes Leben hinter sich, als er in noch jugendlichem Alter Amalie als erstes Kind erhielt.10 Er selbst war, wie man einst so schön sagte, »ein Kind der Liebe«. Der Vater allem Anschein nach: Generalmajor Vinzenz Nutius Graf von Minucci. Die Mutter: eine Frau von Stubenrauch. Offensichtlich war die Mutter verheiratet, denn es kursieren verschiedene Angaben zur Herkunft des kleinen Johann Nepomuk in den Quellen. Die eine besagt, Johann Nepomuk sei der am 15. Mai 1781 in Aurolzmünster geborene Sohn eines »Verwalters«. Er selbst nannte später mehrfach Graf Minucci als seinen Vater, als Geburtsort ebenfalls Aurolzmünster und als Geburtsjahr 1783.11 Aufgrund der jeweiligen Altersangaben ist seine Geburt in der zweiten Jahreshälfte des Jahres 1781 anzunehmen. Keine der Angaben findet jedoch in den Kirchenbüchern von Aurolzmünster eine Bestätigung.12
Während also der Vater Johann Nepomuks nicht näher zu bestimmen ist, handelte es sich bei seinem stets genannten Erzeuger Graf Minucci um einen Herrn aus hohem Adel.13 Bereits 1772 war er zum Kammerherrn des bayerischen Kurfürsten ernannt worden; er wurde Ritter des Johanniterordens und Komtur zu Straubing, befehligte als Oberst zunächst das kurfürstliche General Prinz Taxische Dragoner-Regiment, später das General Graf Minuccische Kürassier-Regiment und stieg schließlich zum Generalmajor auf.14
Aurolzmünster mit seinem inzwischen wieder prachtvoll renovierten Schloss liegt heute im oberösterreichischen Innkreis. Das war nicht immer so: Noch bis 1779, also bis kurz vor der Geburt Johann Nepomuks, gehörte das Gebiet zum Kurfürstentum Bayern und dann zum Habsburger Reich. Im Zuge der Gebietsveränderungen zu Zeiten Napoleons wurde das Innviertel noch einmal kurz bayerisch (von 1806 bis 1814). Dieses Hin und Her der Zugehörigkeiten ist vermutlich der Grund, warum für die Familie einmal ein österreichischer, einmal ein bayerischer Ursprung angenommen wurde. Es spricht viel dafür, dass es sich bei der Familie von Stubenrauch ursprünglich um einen niederen österreichischen Adel gehandelt hatte, weswegen Jahrzehnte später Amaliens Bruder auch seine bayerische Staatsangehörigkeit bestätigen lassen musste, während Johann Nepomuk nicht nur in österreichische Dienste treten konnte, sondern 1841 auch durch den Habsburger Kaiser Ferdinand I. in den erblichen Reichsadel mit dem Prädikat »Edler von« aufgenommen wurde.15
Die ursprünglich aus Venetien stammende Familie der Grafen Minucci dagegen lässt sich seit dem 16. Jahrhundert in Bayern in vielen verschiedenen politischen, kirchlichen und militärischen Positionen nachweisen. Und Generalmajor Vinzenz Nutius Graf von Minucci hatte Beziehungen zu Aurolzmünster. Seine Mutter war eine Gräfin von der Wahl und Erbin des Schlosses von Aurolzmünster, das noch aus bayerischer Zeit stammte.
Wer auch immer der Vater Johann Nepomuks war, sein Sohn erhielt eine gediegene Ausbildung. Vor allem in mathematischen Fächern war er begabt und gebildet. Am 17. September 1797 in noch jugendlichem Alter trat er als »Voluntaire« in das damals noch kurfürstlich baierische Artillerieregiment ein.16
Im Laufe von acht Jahren machte Johann Nepomuk beim Militär Karriere; am 30. März 1800 wurde der inzwischen vermutlich 18-Jährige zum Unterleutnant ernannt. Im Zuge der Napoleonischen Kriege nahm er an zahlreichen Schlachten teil, wurde verwundet und hat sich durch seinen Einsatz hervorgetan.17 Als er sich jedoch im Juni 1805 widerrechtlich von seiner damals in Würzburg stationierten Einheit entfernte, erhielt seine Karriere einen Knick. Seit dem 26. Juni wurde er als vermisst gemeldet. Man stellte Nachforschungen an, doch auch seine Hauswirte hatten ihn seit Tagen nicht mehr gesehen. Man durchsuchte sein Zimmer: Weder er selbst noch sein Hab und Gut waren auffindbar. Und auf den entsprechenden Unterlagen im Kriegsministerium vermerkte man: »Deserteur«. Im Zuge der Nachforschungen kam auf, dass auch Walburga Moosmayer verschwunden war. Sie war am 23. November 1873 in München als Tochter des Münchner Hoforganisten geboren.18 Und man schlussfolgerte ganz richtig, »daß seine alte Verbindung mit Walburga Mosmeyer in München ihn zu diesem Schritte verleitet haben möge.«
Bereits im September des Jahres 1804 hatte Vater Moosmayer (ein Name, der in den Akten in allen möglichen Moos- und Mayer-Varianten geschrieben wurde) beim Kriegsministerium um eine Befreiung des Artillerie-Leutnants von Stubenrauch und die Erteilung einer Heiratserlaubnis nachgesucht, denn als Soldat konnte man seinerzeit nicht ohne Weiteres heiraten. Vielmehr wurde eine entsprechende Heiratslizenz benötigt, die wiederum entsprechende Finanzmittel voraussetzte. Diese fehlten dem jungen Stubenrauch offensichtlich, obwohl die Braut keine ›schlechte Partie‹ war. Immerhin gehörte ihr seit dem 20. Februar 1803 ein Mehrfamilienhaus in bester Münchner Lage.19 Das Haus Promenadeplatz Nr. 9 hatte vermutlich der Vater als Mitgift für die Tochter erworben. Die Entlassung und die Heiratslizenz wurden dennoch nicht genehmigt. Man befand sich mitten in den Koalitionskriegen und jeder wehrhafte Mann wurde gebraucht.
Walburga war jedoch im Juni 1805 im sechsten Monat schwanger. Zwar waren uneheliche Kinder für Offiziere kein grundsätzliches Problem, doch die Frau und die Kinder mussten mit der ›Schande‹ leben. Vermutlich hatte Johann Nepomuk dies am eigenen Leib erfahren müssen und wollte dieses Schicksal nun Walburga und dem zu erwartenden Kind ersparen.
Eine gute Woche nach ihrer Flucht aus Würzburg wurden sie am 4. Juli 1805 in Eger getraut – allerdings erst, nachdem sich Stubenrauch am 26. Juni bei einem Werber für zehn Jahre zum österreichischen Militärdienst verpflichtet hatte. Der am 2. Juli in Eger unterschriebene Anwerbevertrag ist bis heute erhalten und belegt: Johann Nepomuk von Stubenrauch, angeblich in München gebürtig, 24 Jahre alt, hat nicht schlecht geflunkert. Dass er noch ledig war entsprach der Tatsache, nicht jedoch, dass er »Student ohne Profession« sei und noch nie gedient habe. Die Lüge war nötig, da er keinen Entlassungsschein vorweisen konnte. Überprüfen ließen sich seine Angaben allenfalls mit großem Aufwand und ohnehin waren die Anwerber daran nicht interessiert. Es war Krieg und Männer »ohne allen Leibes-Defekt« waren gefragt.20
Stubenrauch verpflichtete sich auf zehn Jahre bei der K. u. K. Kavallerie als »Gemeiner«, während er in Bayern bereits im Rang eines Offiziers gedient hatte. Bei der Anwerbung sind ihm 28 Gulden Wiener Währung ausgezahlt worden, was immerhin für die Gebühren der Eheschließung genügte.
Während der junge Soldat in Eger seinem Leben eine neue Richtung verpasste, gingen zwischen Würzburg und München diverse Schreiben hin und her: Wie sollte man sich in dieser Angelegenheit verhalten? Auffällig ist, wie milde letzten Endes mit Stubenrauch verfahren wurde. Desertieren war kein Kavaliersdelikt und konnte mit Erschießen, zumindest mit Kerkerhaft geahndet werden. Nicht so in diesem Fall. Stubenrauch wurde nachträglich am 11. Juli 1805 »aus besonderer allerhöchster Gnade« des damaligen Kurfürsten Max IV. Joseph, des nachmaligen ersten Königs von Bayern aus dem Dienst entlassen. Dies lässt vermuten, dass Stubenrauch in München einflussreiche Fürsprecher hatte, möglicherweise Graf Minucci.
Wohin der Dienst Stubenrauch zunächst verschlug, darüber schweigen die Akten. Erst im November 1806 erscheint der »Ausländer« Stubenrauch in der ersten Eskadron des 1802 neu formatierten Dragoner-Regiments Nr. 4 Levenher im südlichen Ungarn zwischen Pécs und Bóly. Ein Pferd war ihm von der Kavallerie gestellt worden. Weiter wurde in der Musterungsliste bzw. Standestabelle vermerkt, dass er verheiratet sei.21 Die Rubrik »Kinder« ist überraschenderweise leer geblieben. Es ist zu vermuten, dass die etwa einjährige Amalie irgendwo anders aufgezogen wurde – vermutlich in der bayerischen Heimat.
Auch das Taufbuch des Regiments, das in jenen kriegerischen Jahren allerdings nicht konsequent geführt wurde, verzeichnete Amalie nicht, wohingegen die meisten ihrer Geschwister, die in recht regelmäßigen Abständen von etwa zwei Jahren auf die Welt kamen, aufscheinen: am 13. September 1807 Magdalena in der Festung Pécs, am 15. März 1811 Johann Nepomuk in Maria Theresiopol, der jedoch früh verstarb, sodass der am 9. Februar 1813 im mährischen Kojetin geborene Sohn erneut auf den Namen Johann Nepomuk getauft wurde.22 Daraus lässt sich in groben Zügen das Itinerar der Familie nachzeichnen: Zwischen dem Aufenthalt in Südungarn und der Stationierung in Mähren war Amalies Vater im Sommer 1808 für einige Zeit in Kittsee südlich von Preßburg (Bratislava) stationiert und 1810/1811 in Maria Theresiopol, dem heutigen Subotica in Serbien.23
Der Soldat Johann Nepomuk von Stubenrauch diente zunächst drei Jahre im »Feuergewehrstande« und ab dem 1. Dezember 1808 fünfeinhalb Jahre als obligater Fourier,24 als ein mit der Logistik beschäftigter (Unter-)Offizier, wozu ihn seine mathematischen Talente und Vorbildung prädestinierten. In dieser Funktion kam er wohl nicht zum Kampfeinsatz. Die Koalitionen änderten sich während der sogenannten Koalitionskriege mehrfach: So standen sich etwa im April 1809 bei Regensburg Bayern und Österreicher feindlich gegenüber. Allerdings ist unwahrscheinlich, dass Stubenrauch gegen Landsmänner zu kämpfen hatte, denn noch Jahre später verhielten sich die Verantwortlichen im bayerischen Kriegsministerium bis hinauf zum König bei seinen Eingaben um die Erlaubnis zur Rückkehr und um Anstellung nachsichtig, obwohl sein Dienst im Regiment Levenher auch in München bekannt war. Ein Kriegseinsatz gegen bayerische Soldaten wäre indes kaum unberücksichtigt geblieben.
Stubenrauch zog mit den Soldaten von Garnison zu Garnison. Die Ehefrau Walburga war wohl immer mit dabei. Auch sie hatte sich wegen »Entweichung und Verehelichung außer Landes« schuldig gemacht. Auf Wunsch König Maximilians I. wurde jedoch von einer kompletten Einziehung ihres Vermögens Abstand genommen. Lediglich eine Gebühr von 141 Gulden und 21 Kreuzer musste sie entrichten. In diesem Zusammenhang wird auch das Haus am Promenadeplatz wieder verkauft worden sein, denn ab 1807 ist ein anderer Eigentümer vermerkt. Allerdings war der Preis in den vier Jahren seit dem Erwerb deutlich gestiegen. Während 1803 10 500 Gulden bezahlt wurden, belief sich die Kaufsumme nun auf 13 000 Gulden.25 Die Immobilie am Promenadeplatz war für die junge Frau von Stubenrauch also eine gute Geldanlage gewesen wenngleich die kleine Familie noch nicht über das Geld verfügen konnte, das vorerst konfisziert blieb.
Johann Nepomuk hat die privat zwar ehrenhafte, dennoch unüberlegte Entscheidung, das bayerische Militär widerrechtlich zu verlassen, bald bereut – später spricht er wiederholt von Reue und von jugendlichem Fehler. Die Wirklichkeit hatte die junge Familie eingeholt, doch die Karriere im bayerischen Heer war verspielt. Und es sollte noch schlimmer kommen.
Während Stubenrauch in den Weiten des riesigen K. u. K.-Reichs in einer Schreibstube saß, überschlugen sich die politischen und kriegerischen Ereignisse. Am 9. April 1809 eröffnete Österreich erneut den Krieg mit dem Ziel der Beseitigung der Napoleonischen Vorherrschaft in Europa. Bayern stand nun jedoch an der Seite Frankreichs. Allgemein bekannt ist der Tiroler Volksaufstand unter Andreas Hofer im Herbst 1809, in dem sich das Land gegen die bayerisch-französische Besatzung erhoben hatte. Auf bayerischem Boden bei Abensberg, Eggmühl und Regensburg wurde gekämpft. Auch Stubenrauchs Einheit, das K. u. K. österreichische 4. Dragoner-Regiment Levenher war dabei. Erst am 14. Oktober 1809 schlossen Österreich und Frankreich den Frieden von Schönbrunn. Die Meldung, Johann Nepomuk von Stubenrauch sei gefallen, gelangte 1809 in die Heimat und zu seinem Vater Generalmajor von Minucci. Die Nachricht erwies sich als Fälschung, schien jedoch angesichts der Kampfhandlungen und Verluste plausibel. Seine eigenen Briefe, in denen er den Vater vom Gegenteil informieren wollte, wurden abgefangen und unterschlagen. Drahtzieher war wohl sein (Halb-)Bruder Vinzenz Adelshausen, der im inzwischen Königlich-Bayerischen 14. Linien-Infanterie-Regiment als Hauptmann diente.
Am 8. April 1810 starb Generalmajor Vinzenz Nutius von Minucci in München an Brustwassersucht und wurde in die Familiengrabstätte nach Adelshausen bei Karlskron überführt.26 Sei es, dass der Vater vom Tod des Sohnes überzeugt war, sei es, dass er ihm seinen Austritt aus dem bayerischen und den Wechsel zum österreichischen Militär verübelte – jedenfalls wurde Johann Nepomuk im Testament seines Vaters mit keinem Kreuzer bedacht, während der ebenfalls illegitime Bruder Adelshausen »mit vielen Tausenden« berücksichtigt worden war, wie Johann Nepomuk bitter vermerkte.27 Die Möglichkeit, einen Pflichtanteil einzuklagen, gab es nicht. Dies gilt umso mehr für illegitime Nachkommen.
Vermutlich war Minuccis Tod ein Grund dafür, dass sich Stubenrauch noch im selben Jahr an den bayerischen König wandte und um Erlaubnis zur Rückkehr ins Vaterland bat. Inzwischen war er fern der Heimat in Theresiopol stationiert. Am 6. November 1810 schrieb er aus dem damals noch zu Ungarn gehörenden Ort, dass er bereits volle fünf Jahre hindurch in österreichischen Diensten »im Unglücke« lebe. Zum ersten Mal beklagte er reumütig seinen »jugendlich-törichten Streich« und bat nicht nur um die Erlaubnis, nach Bayern zurückkehren zu dürfen, sondern auch um die Verleihung »eines kleinen Zivil-Dienstes«. Von Seiten des bayerischen Königs stand einer Rückkehr laut Schreiben vom 30. Dezember 1810 nichts im Wege. Schnell verkaufte Stubenrauch alles, was er in Österreich besessen hatte – viel konnte es nicht gewesen sein, bei einem Sold von 28 Gulden im Monat – und setzte nach eigenen Worten seine letzten Kreuzer daran, bereits Anfang 1811 zurückzukehren. Doch das österreichische Kriegsministerium bestand auf die Erfüllung des zehnjährigen Vertrags mit der Begründung, dass seine Anwesenheit unentbehrlich sei. Die Familie von Stubenrauch musste zurück ins Reich der Habsburger, nach Subotica.
Stubenrauch gab nicht auf: Im Sommer 1812 bat er das bayerische Kriegsministerium um Auszahlung eines Teils des noch immer einbehaltenen Vermögens seiner Frau, um seine Entlassung aus österreichischen Diensten zu erwirken. Am 26. Oktober 1812 befürwortete der königlich bayerische Kriegshauptbefehlshaber seinen Antrag. Man wollte nicht die Frau ihr Leben lang bestrafen, die »als schwaches Weib in früheren Zeiten von ihrer Leidenschaft hingerissen in einen Zustand durch ihre Schwängerung versetzt (welcher ihr keine andere Wahl zur Rettung ihrer Ehre mehr übrig ließ, als eine Verehelichung mit ihrem Impraegnator) unvermögend, die Folgen zu berechnen, denselben dahin folgte, wohin er sie zu Erreichung des beyderseitigen Zweckes führte, derselben ihr Fehltritt nicht für ihr ganzes Leben zu imputiren seyn möchte.«28
Ob oder wann sich von Stubenrauch freikaufen konnte, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Vermutlich erfolgte seine Entlassung aus dem österreichischen Militär im Frühjahr 1814, denn in einem späteren Schreiben vermerkte er, dass er achteinhalb Jahre in österreichischen Kriegsdienst gestanden habe.
Inzwischen waren die Koalitionskriege zu Ende gegangen. In der Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 war die napoleonische Herrschaft in Deutschland endgültig zusammengebrochen, was möglicherweise Stubenrauchs vorzeitige Entlassung aus dem österreichischen Vertrag ermöglicht hatte. Nun galt es in der bayerischen Haupt- und Residenzstadt Fuß zu fassen. Stubenrauch musste wieder ganz klein anfangen, als Rechnungsgehilfe bei der Central-Staatskasse, später als Registrator.29 Eine Karriere im bayerischen Militär- oder Zivildienst war natürlich undenkbar geworden.
In München brachte er die Familie mehr schlecht als recht durch. Das inzwischen freigegebene Vermögen seiner Frau war bald aufgebraucht. Offensichtlich wurde ihm immer nur eine befristete Anstellung gewährt, und diese meist unter seinen Fähigkeiten und mit geringer Besoldung. Das Verlassen des bayerischen Militärs war zwar nachträglich offiziell legitimiert worden, doch vergessen war der ›Fehltritt‹ mitnichten. Und so stapelten sich im bayerischen Finanzministerium und im bayerischen Kriegsministerium vom Sommer 1816 an die Eingaben mit der Bitte um »definitive Anstellung« in einem staatlichen Amt. Die meisten wurden unbeantwortet »ad acta« gelegt. Ein Diurnum von einem Gulden und 24 Kreuzer täglich, das er als Kanzleischreiber erwirtschaftete, reichte nicht, um die Familie durchzubringen. Eine Anstellung als Kanzlist in der »Königlichen Ministerial-Liquidations-Commission für die Forderungen an Frankreich« war mit Auflösung dieser Kommission im Jahr 1826 zu Ende. Erneute Eingaben an das Finanzministerium mit dem Hinweis auf seine nahezu vollständige Mittellosigkeit und auf die zunehmende Zahl unmündiger Kinder folgten. Seine letzte Eingabe an König Ludwig I. von Bayern respektive das Bayerische Ministerium der Finanzen datiert vom 15. Juli 1831. Diese wurde nach »der in der Zwischenzeit getroffenen Anordnung ad acta« gelegt. Wie diese Anordnung ausgesehen hat, wird leider verschwiegen.