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1. Kapitel In Laupheim 1867–1883

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Der »Laupheimer Verkündiger« fragte in einem Artikel aus dem Jahre 1923 seine Leser voller Stolz: »Und warum kommt Carl Laemmle jedes Jahr zur Sommerzeit nach Laupheim? Weil er es liebt! Er liebt seine Bewohner, jede Straße, jede Gasse, jedes Winkelchen. Das Band, das ihn mit dem Leben verknüpft, kann nicht stärker sein als das, welches ihn mit der Heimat verbindet.«

Dieser kleine Auszug beschreibt vielleicht am treffendsten die Verbindung, die Carl Laemmle zu seiner Heimatstadt hatte. Er wurde nicht nur in Laupheim geboren und lebte dort gern, er war von ganzem Herzen ein »Laupheimer«. Obwohl er sich entschlossen hatte auszuwandern und er die meiste Zeit seines Lebens auf der anderen Seite des Ozeans weit entfernt von Laupheim verbrachte und später auch die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, änderte sich seine Verbundenheit zu seiner Heimatstadt nie. Carl Laemmles Lebensgeschichte kann man daher nur erklären, wenn man die Bedeutung von Laupheim für sein Leben versteht: Laupheim verkörperte für Laemmle nicht nur seine Vergangenheit, Kindheit und Jugend, sondern bildete auch die Grundlage für seine Identifikation mit der deutsch-jüdischen Gemeinschaft.

Die Tatsache, dass er so häufig wie nur möglich nach Laupheim zurückkehrte, zeigt auch, dass die Verbindung zwischen ihm und seinem Geburtsort mit den Jahren sogar noch stärker wurde. Beinahe jedes Jahr besuchte er Laupheim, denn die Stadt war für ihn emotional genauso bedeutsam wie Universal City, die Studiostadt, die er selbst in den Hollywoodhügeln Kaliforniens erbauen ließ.

Seine jährlichen Besuche in Deutschland waren ein besonderes Ereignis sowohl für seine Familie als auch für die Bewohner Laupheims. Immer wieder wurde er als alter Freund wie auch als internationaler Geschäftsmann willkommen geheißen. Während seiner Besuche weilte er zumeist im Gasthaus »Zum Roten Ochsen«, das in der Nähe seines Elternhauses stand. Dort traf er sich mit alten Bekannten und Fremden, die ihn zu begrüßen eilten, und nicht selten Gesuche an den berühmten Sohn Laupheims richteten. Carl Laemmle spielte dabei gern den »reichen Onkel aus Amerika«, dem es im Lande der unbegrenzten Möglichkeiten gelang, seinen American Dream Wirklichkeit werden zu lassen. Sein Reichtum, sein Einfluss und seine Position in der amerikanischen Gesellschaft erregten die Bewunderung der Bewohner seines Geburtsortes.

Laemmles Unterstützung für die Menschen in Laupheim verschaffte ihm hohes Ansehen unter seinen ehemaligen Nachbarn. Mit seinem Geld konnten Schulen, Parks, öffentliche Bäder und sogar Häuser für die Armen der Stadt gebaut oder wieder errichtet werden. Sein größter Beitrag war jedoch seine Unterstützung der Laupheimer Gemeinde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Er stellte Essen, Kleidung und Geld für die Einwohner der Stadt zur Verfügung und half ihnen, die Stadt, die zwar nicht vom Krieg zerstört wurde, dennoch aber in den Kriegsjahren gelitten hatte, wieder aufzubauen. Der »Laupheimer Verkündiger« schrieb: »Wir vergessen nicht, wie es war nach dem Krieg: Nur Not, kein Brot, Krankheit und Elend. Carl Laemmle aber hatte immer ein offenes Herz für seine Vaterstadt. Wir vergessen es nicht!« Angesichts seiner Philanthropie wurde er von der Stadt Laupheim im Jahr 1919 zum Ehrenbürger ernannt. Schließlich wurde eine der großen Straßen zu seinen Ehren »Carl-Laemmle-Straße« genannt.

Aber auch er geriet mit den Nationalsozialisten in Konflikt und war in seinen letzten Lebensjahren nicht imstande, nach Laupheim zurückzukehren, da er ab 1933 nicht mehr nach Deutschland einreisen durfte. Doch Laemmle kannte den Schuldigen. Für das Einreiseverbot machte er niemals Laupheim, sondern lediglich die NSDAP verantwortlich. Das zeigt sich auch darin, dass er in seinen letzten Lebensjahren eine Stiftung in Höhe von 100000 Dollar für Laupheim ins Leben rief. In seinem Testament forderte Laemmle zudem seine Kinder auf, seine Tätigkeit fortzuführen und die deutschen, besonders die Laupheimer Juden, die ihre Hilfe benötigten, zu unterstützen und ihnen zu helfen.

Auch auf seinem Sterbebett richtete Carl Laemmle seine letzten Gedanken an Laupheim. Laemmles Sohn, Carl Laemmle Jr., erinnerte sich: »Er hat Laupheim geliebt und sich an so viele Leute, an so viele Plätze erinnert ...« Seine Verbundenheit mit der Heimat wurde weder durch die Zeit noch durch die politischen Umstände jemals geschwächt. Er war mit ganzem Herzen bis zum Ende seines Lebens ein wahrer »Laupheimer«.

Carl Laemmle

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