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8. Die Live-Aufnahme in St.

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Einmal spielte Maestro Carl in der Kirche zu St. ein Festkonzert zu einem bedeutenden Jubiläum. Auf ewig sollten der Glanz dieser denkwürdigen Musikaufführung und die vertraute Stimmung der Kleinstadtkirche festgehalten werden. Deshalb war eine Live-Aufnahme des Konzerts geplant. Der Maestro hatte dieses ihm vorgetragene Ansinnen bis zum Konzert glücklich wieder vergessen. Deshalb war es nur recht und billig, dass er sich, als es schließlich so weit war, gegen die für ihn nun völlig überraschende Live-Einspielung mit Händen und Füßen gesträubt hat.

Doch der Maestro ist ein gutmütiger Mann. Seine Hilfsbereitschaft und sein Entgegenkommen kennen kaum Grenzen. Er stimmte der Aufnahme also ein zweites Mal zu. Diesmal allerdings unter Vorbehalt. Der Maestro bestand darauf, die Qualität der Aufnahme vor der Veröffentlichung persönlich zu prüfen. Man gewährte es ihm, denn die Ansprüche des Maestros sind so hoch, dass seine konstruktive Kritik einer Einspielung nur dienlich sein kann.

Das Konzert verlief bestens, die Aufnahme glückte. Aber tatsächlich hatte Maestro Carl gegen die ihm vorgelegte Rohfassung der CD geringfügige, kaum erwähnenswerte Einwände. Genau genommen hat er mit Entsetzen in der Stimme ausgerufen: „Die Aufnahmequalität ist ja verheerend!“

Bei dieser spontanen Einschätzung des Maestros wurde der ehrenwerte und hochverdiente Kantor der Kirche in St. blass. Ein für diese kleine Kirche geradezu bombastisches Musikerensemble war eingeladen worden. Man hatte nicht Kosten noch Mühen gescheut, um eine adäquate CD-Aufnahme vorzulegen. Und nun das!

Der Kantor war den Tränen nahe. Maestro Carl sah das Dilemma. Doch er ist keiner, der schnell aufgibt. Persönlich ist er ins Tonstudio gefahren und hat sich dieser „verheerenden Aufnahme“ angenommen. Es wurde hier ein bisschen korrigiert, da ein bisschen verfeinert. Lange, mühevolle Stunden hat der Maestro in die Rettung dieser Aufnahme gesteckt. Und als er endlich die fertige CD anhörte, war er zufrieden. Die CD konnte erscheinen, und sie ging weg, wie die sprichwörtlichen warmen Semmeln.

Manche Nörgler sagen dennoch hinter vorgehaltener Hand, dass der Klang der CD nicht hundertprozentig die Akustik der Kirche zu St. widerspiegelt. Das allerdings behauptet Maestro Carl auch gar nicht. Er schwärmt: „Es klingt, wie im Freiberger Dom.“

Der exzentrische Maestro Carl

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