Читать книгу Der exzentrische Maestro Carl - Cristina Zehrfeld - Страница 12

10. Maestro Carl setzt Zeichen

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Manche Leute behaupten, dass Maestro Carl seinem Äußeren nicht genügend Beachtung schenkt. Dieser Behauptung muss ich entschieden widersprechen. Alles, was Maestro Carl tut, das tut er mit Bedacht. Wohl ist es wahr, dass der Maestro kein Modegeck ist. Doch das ist nicht Nachlässigkeit. Es ist Programm. „Wer anders denkt, als seine Zeitgenossen“, so das Credo des Maestros, „der muss sich auch anders kleiden.“ Der Maestro denkt sehr anders als seine Zeitgenossen. Sein Äußeres ist deshalb immer einzigartig, und es ist voll von intensiver Aussage. Jede seiner Jacken ist ein Kommentar zum Zeitgeschehen. Jedes Paar seiner Schuhe ist eine manifest gewordene These. Manchmal ist die Aussage recht leicht zu entschlüsseln. Wenn der Maestro zum Beispiel seinen alten schwarzen Pullover überstreift, dann sagt das dem Betrachter auch ohne Worte: „Der geht noch. Warum soll ich Geld für einen neuen ausgeben?“ Seine zerknautschten Hosen sind der stille Protest gegen unsere allzu glatt gebügelte Gesellschaft. Der wollene Schal bekundet unmissverständlich: „In vielen der Kirchen, in denen ich spiele, ist es fürchterlich kalt.“ Oft freilich ist die Aussage seines progressiven Outfits deutlich subtiler. Auch ich bin daher längst nicht immer in der Lage, die Hintergründe seines extravaganten Äußeren zu entschlüsseln. Als er seine Haare länger wachsen ließ und sich eine Pagenfrisur zulegte, hielt ich das zunächst für Unentschlossenheit. Bis Maestro Carl mit Pathos in der Stimme verkündete: „Heuer ist Liszt-Jahr!“

Der exzentrische Maestro Carl

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