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Kapitel 4

23. Dezember 2020, 19.00 Uhr

Severin

Wer fährt denn um diese Uhrzeit ins Stadion?«, lacht Hel. »Haben die hohen Herrschaften etwa ihren eigenen Chauffeur-Service? Na dann kann der Schampus ja in Strömen fließen.« Sie tut so, als hielte sie mit spitzen Fingern ein Sektglas und prostet uns zu. Dann rümpft sie die Nase und duckt sich hinter einem Strauch weg. Oder stolpert eher, als plötzlich drei schwarze Vans nur knapp an uns vorbei die Rampe zur Geschäftsstelle hochfahren. Gustav, Kev und ich stellen uns ebenfalls zu ihr. Sehen muss uns hier jetzt niemand. Es ist zwar nicht sicher, ob das Betreten des Stadiongeländes um diese Zeit überhaupt unter den §123 Hausfriedensbruch fällt, aber in Corona-Zeiten weiß man ja nie.

Trotzdem sehen diese komplett schwarzen Vans ohne Schriftzüge oder wenigstens einem Eintracht-Adler nicht gerade nach Eintracht-Fahrzeugen aus.

Ich hebe meine Brauen, als ich die verdunkelten Scheiben sehe. »Vielleicht bekommen sie auch hohen Besuch«, lache ich und überlege, ob Tim irgendetwas erwähnt hat. Mobby Dick redet einfach zu viel, als dass ich mir alles merken könnte. Vor allem bei seinen Erzählungen von dieser dämlichen Weihnachtsfeier habe ich abgeschaltet.

»Und die dürfen mich dann fast über den Haufen fahren?«

Ich runzle die Stirn. Ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit. »Lass uns nachschauen, wer diese Rüpel sind.« Ich zwinkere ihr zu.

»Was?«, empört sich Hel und schüttelt den Matsch von ihren Schuhen ab. Ohne Erfolg. »Die Idee, sich hinter dem Busch in Sicherheit zu bringen, war wohl nicht so schlau, was?«

»Mir ist nicht nach Scherzen, Severin«, schnaubt Hel zurück.

In dem Moment halten die Autos mit quietschenden Reifen direkt vor der Eingangstür der Geschäftsstelle. Zu sehen ist nichts. Es brennt nur die Notbeleuchtung. Die tollen Eintrachtler wollen wohl keine Aufmerksamkeit auf ihre illegale Party ziehen. Türen werden geschlagen. Ich höre Stimmen. Tiefe brummende Stimmen, aber wir sind zu weit weg, um sie zu verstehen.

»Vielleicht wird die Party aufgelöst. Ist schließlich verboten sowas«, gibt Kevin zum Besten. Sein Ernst? Ich bin mir sicher, dass er sich an keine der Regeln hält.

»Ich gehe jetzt nach Tim sehen. Geht einfach schon mal vor.«

»Nein, wir werden mitkommen«, sagt Gustav bestimmt und hängt sich an meine Fersen.

Wir schleichen die Rampe hinauf und halten uns dabei dicht an der Böschung. Zu sehen sind wir im Dunkeln so sicher nicht. Ich gehe Schritt für Schritt auf die Fahrzeuge zu und erwarte jede Sekunde, dass mich irgendwer vom Sicherheitsdienst erkennt.

»Bist du jetzt Geheimagent geworden oder was tust du da?«, zischt Hel mit zusammengekniffenen Augen.

»Sie müssen uns ja nicht gleich mit festnehmen«, gebe ich schulterzuckend zurück.

»Dein Auto steht da, Severin. Und leider hast du vergessen, es mit Blättern zu tarnen.« Hel lacht, bis ihr Blick wieder auf ihre vor Kurzem noch weißen Sneaker fällt und sie den Mund verzieht. Ich schüttle belustigt den Kopf und suche nach den Fahrern. Aber da ist niemand. Die Fahrzeuge stehen mit offenen Türen und laufenden Motoren da, anscheinend sind die Fahrer in der Geschäftsstelle. Ich lasse kurz mein Handy aufleuchten und richte das Licht auf eines der Kennzeichen der Vans. Es ist abgeklebt. Hier stimmt etwas so ganz und gar nicht. Aber bevor ich das wirklich zu Ende denken kann, ertönt ein lauter Knall von drinnen. Schreie sind zu hören. Dann wird die Tür aufgerissen. Rauch dringt heraus und vier vermummte Gestalten stürzen zu den Fahrzeugen. Der Größe und Körperbauten nach scheinen es Männer zu sein. Gustav und Kev laufen einem davon direkt in die Arme. Einen Moment lang scheint der Kerl davon überrascht zu sein und Kev nutzt diesen, um sich mit einem Satz in die Böschung in Sicherheit zu bringen. Gustav hingegen zögert zu lange und bekommt im gleichen Moment den Kolben einer Maschinenpistole ins Gesicht. Sein weißer Bart färbt sich rot und er geht mit einem lauten Stöhnen zu Boden. Ich erstarre. Buchstäblich. Ich sollte ihnen helfen, aber kann mich nicht bewegen. Was zum Teufel passiert hier?

Wie in Trance sehe ich dabei zu, wie weitere vermummte Männer Menschen mit Müllsäcken über den Köpfen zu den Autos bringen. Gewimmer dringt durch die Nacht. Dann folgt ein Schrei.

»Lasst mich los, ihr Arschlöcher!«, brüllt einer. Unverkennbar Eric Presfeth, der Präsi. Er erntet einen heftigen Schlag in die Magengrube für sein Geschrei und geht ebenfalls zu Boden. Ein Tritt ins Gesicht bringt ihn endgültig zum Schweigen. Die Brutalität dieser Typen dringt mir bis ins Mark. Und da endlich löse ich mich aus meiner Starre.

Ich packe Hel und ziehe sie hinter einen Wandvorsprung. Einer der Männer schießt eine Gewehrsalve Kugeln in die Richtung, in die Kev verschwunden ist.

Ich starre fassungslos auf die Waffen der Männer. Sie packen Gustav, stülpen ihm einen Sack über den Kopf und zerren ihn ins Auto. Er stöhnt. Der Schlag mit dem Gewehr war übel, es muss ihm heftig zugesetzt haben.

»Was soll das?«, wimmert Hel neben mir. Ich will mich aus der Nische hervorwagen, doch sie hält mich fest. »Spinnst du, Snobbi? Die haben Waffen!«

»Ich lasse ganz sicher nicht zu …«, knurre ich, doch Stimmen unterbrechen mich. Weitere Geiseln werden zu den Fahrzeugen gebracht. Ich zähle mindestens sechs. Macht mit den ersten Opfern und Gustav ein knappes Dutzend, die die Täter in ihre Gewalt gebracht haben. Und dann sehe ich unter dem blauen Müllsack eine schäbige Cordhose in Giftgrün, die ist unverkennbar. Tim …

Ich will zu ihm rennen, aber Hel krallt ihre Finger in meinen Unterarm. Ich stoße sie von mir weg. Viel zu grob. Sie stöhnt auf. Laut. Zu laut. Einer der Männer kommt direkt auf uns zu.

Mein Puls beschleunigt sich, während ich am Boden nach irgendetwas suche, was sich als Waffe nutzen ließe. Aber warum sollte hier ein Ast oder sowas herumliegen? Ich entscheide mich, das Arschloch zu überrumpeln, renne gebückt nach vorne, springe mit beiden Beinen zuerst und erwische ihn mit meinem Kick knapp unter der Kniescheibe. Es knackt und er geht mit einem merkwürdigen Gurgelton zu Boden.

Da höre ich Hel wieder schreien. Wut kocht in mir hoch und als ich mich zu ihr umdrehe, steht einer der Vermummten hinter ihr und hält ihr ein Messer an die Kehle.

Nein. Nein. Nein. Das kann nicht sein. Was zum Henker passiert hier? In dem Moment greift mich der Kerl, dem ich wahrscheinlich doch nicht die Kniescheibe gebrochen habe, am Knöchel und reißt mich herum. Unbedacht mache ich einen Schritt nach hinten und dann trifft mich ein dumpfer Schlag am Kopf.

Schritte. Schreie. Türen, die zugeschlagen werden. Das Geräusch, das Autos von sich geben, wenn sie mit durchdrehenden Reifen lospreschen. Motorengeheul. Dann komme ich endlich wieder zu Bewusstsein. Ich drehe mich voller Schmerz um und sehe noch, wie sie Tim in den letzten Van stoßen und losfahren.

Nein!

Mein Hals ist trocken. Meine Kehle brennt, mein Kopf pocht, alles um mich herum dreht sich. Aber ich muss aufstehen. Ich muss ihnen hinterherfahren. Ich muss Tim da rausholen.

Mit all meiner verbliebenen Kraft stütze ich mich am Boden ab und hieve meinen Körper nach oben. Ganz vorsichtig berühre ich meinen feuchten Hinterkopf. Blut.

Aber ich muss weiter. Übelkeit überkommt mich, bis ich endlich an meinem Auto angekommen bin und wieder klarer sehe. Das Adrenalin dringt an die Oberfläche und lässt mich den Schmerz vergessen.

Ich steige ein, starte den Motor und fahre los. Mein Herz rast, während ich meinen Mustang an seine Grenzen bringe. Die Schranke vor mir ist unten. Wie sind sie da rausgekommen? Scheiß drauf. Ich gebe Vollgas und halte darauf zu. Die Stange knallt gegen mein Auto, fliegt durch die Luft und landet krachend auf meinem Dach. Aber mir ist alles egal. Diese Bastarde haben meine Freunde in ihre Gewalt genommen und sich definitiv mit dem Falschen angelegt.

Als ich vorne am Eingang an der Otto-Fleck-Schneise ankomme, sehe ich die drei schwarzen Vans nur 20 Meter von mir entfernt auf der gegenüberliegenden Fahrspur Richtung Oberforsthaus. Die Schweine wollen in die Stadt. Was ist das für ein scheiß Plan? Mit Geiseln mitten in die Stadt?

Ich fahre in die Schneise. So viel Vorsprung wie diese Schwachmaten eben noch hatten, sind sie garantiert über den Autobahnkreisel zurück nach Frankfurt gefahren. Aber das kommt für mich nicht mehr in Frage. Ich würde sie verlieren, also ziehe ich in Höhe des Tiefgarageneingangs bei voller Geschwindigkeit die Handbremse und reiße das Lenkrad nach links. Die Reifen geben einen erbärmlichen Ton von sich. Mit einem lauten Knall schlägt das Heck in den Zaun auf der anderen Straßenseite ein, aber ich habe es geschafft, also trete ich das Gaspedal wieder durch und fahre weiter über die Mörfelder Landstraße in Richtung Kennedyallee. Wo sollten sie sonst hin?

Als ich die Kolonne endlich vor mir erkenne, atme ich auf. Ich drücke das Gas durch, aber auch sie sind jetzt verdammt schnell unterwegs. Meine Hand fingert nach meinem Handy in der Hosentasche. Als ich es endlich zu greifen bekomme, wähle ich Lydias Nummer. Warum auch immer. Vielleicht, weil die Entführten da vor mir in den Vans ihre Leute sind. Oder weil es um Tim geht. Oder weil sie der einzige Mensch ist, den ich gerade hören will.

»Was hast du angestellt?«, ertönt ihre Stimme in der Freisprechanlage. Sie klingt angriffslustig. Aber das wundert mich nicht wirklich. Meine letzte Aktion war ziemlich daneben.

»Lyd, hör mir zu! Da waren Vans und bewaffnete Männer vorm Stadion und haben alle mitgenommen.«

»Wen haben sie mitgenommen«?, fragt sie irritiert.

»Ich denke alle, die bei eurer Weihnachtsfeier waren. Und Gustav, Hel und … Tim … Gustav hat ziemlich was abbekommen. Ich fahre hinter ihnen her. Du musst meinen Standort verfolgen.«

»Und wie soll ich das machen?«, fragt sie verblüffend ruhig. Inzwischen bringt sie wirklich nichts mehr so leicht aus der Ruhe, fast schon so, als hätte sie etwas geahnt.

Ich versuche blind, ihr meinen Live-Standort auf WhatsApp zu schicken, während ich die Fahrzeuge im sicheren Abstand verfolge. Wir sind zwar wieder im Lockdown, aber trotzdem ist in Richtung Hauptbahnhof eine Menge Verkehr, Pandemie hin oder her.

Die Täter haben offenbar ein klares Ziel und einen klaren Zeitplan. Sie rasen nicht, aber sie fahren weiterhin sehr zielstrebig mit Tempo 70. Mehr als die meisten anderen, die sich an die vorgeschriebenen 50 km/h halten, aber nicht genug, um wirklich aufzufallen. Dazu wechseln sie ständig die Spur. Oder haben sie mich entdeckt?

Ich bleibe kurz vor der Stresemannallee deutlich zurück, weil diese verdammte Ampel dort immer rot ist. Und ich habe sicher keine Lust, direkt hinter ihnen stehenzubleiben. Ich tippe mal, dass die Schranke auf meinem Dach eine auffällige Beule hinterlassen hat.

»Ich hasse dich!«, schnauze ich die Ampel an und bete, dass endlich Grün wird.

Die Ampel springt um. Einen Moment lang habe ich Zeit durchzuatmen und mir zu überlegen, was ich tun kann. Einfach weiter hinterherfahren, ist wohl das Beste. Lydia kann meinem Live-Standort folgen und schon haben wir die kleinen Bastarde.

Ich versuche, die sechs, sieben Autolängen zwischen den Tätern und mir zu halten. Über die Friedensbrücke, die Wilhelm-Leuschner-Straße lang – alles kein Problem. Aber wo verdammt wollen die hin?

Vielleicht 150 Meter vor mir biegt der Corso in die Mainluststraße. Richtung Theatertunnel. Die fahren wirklich Richtung Innenstadt. Was soll das Ganze?

Vor mir leuchten die Bremslichter eines alten Corsa auf. Die Fahrerin fuchtelt wild mit den Armen und zeigt mir an, dass sie zurücksetzen will. Nicht ausgerechnet jetzt, oder?

Ich reiße das Steuer herum und versuche links an ihr vorbeizukommen, doch die Wagen haben schon an Abstand gewonnen.

Plötzlich trompetet es zwischen meinen Beinen. Mein Handy. Lydia.

»Lydia, du musst der Polizei Bescheid sagen. Du musst …« Ich sehe die Vans gerade noch so im Theatertunnel verschwinden und schlage gegen mein Lenkrad. »Hast du mich verstanden?«

»Ja«, wispert sie. Ich presse kurz meine schmerzenden Augen zusammen. »Ich habe eine Kopfverletzung, ich weiß nicht, wie lange ich ihnen noch folgen kann.«

Blinzelnd starre ich auf die Straßensperrung vor mir. Eine Barke, lauter Hütchen. »Fuck!« Wie sind diese Bastarde in den Tunnel gekommen? Fuck! Fuck! Fuck!

»Severin, was passiert da?«

»Nichts«, brülle ich sie an. Und fahre an den Hütchen vorbei in den Tunnel. In diesem Moment explodiert etwas am Ende der langen Kurve. Ich bremse. Das Heck bricht aus. Aber bevor ich gegen die Tunnelwände knalle, wird das Auto langsamer und bleibt stehen. Panik kriecht meine Kehle hinauf, als ich nach und nach den ausgebrannten Van vor mir erkenne.

Nein. Mein Herz bleibt stehen. Setzt aus. Mein Verstand begreift nicht, was ich da sehe.

»Nein!«

»Was ist los?«, schreit Lydia. Aber ich bin nicht in der Verfassung zu reden. Mit weit aufgerissenen Augen und bebenden Lippen sitze ich da, das Handy entgleitet mir und ich starre auf den Van, in dem Tim saß. Ich erkenne ihn sofort, weil ihm eine Radkappe hinten rechts fehlt, was mir schon vorhin aufgefallen ist.

»Tim«, hauche ich und steige aus. Ich stolpere vorwärts.

»Tim!«, brülle ich und nähere mich den heißen Flammen. »Tim!« Ich komme beim Van an und halte mir meinen Jackenärmel vor Nase und Mund, aber es hat keinen Sinn. Der Van brennt lichterloh. Die Menschen, die darin waren, hatten keine Chance. Nein. Mein Verstand ist nicht in der Lage, zu verarbeiten, was meine Augen sehen. Ich renne verzweifelt um diesen glühenden Feuerball herum. Renne hin und her, weil ich mir sicher bin, dass Tim vorher rausgesprungen ist. Er muss rausgesprungen sein. Er kann nicht …

»Tim!«, schreie ich wieder. Warum verflucht antwortet er nicht?

»Tim, verdammt!« Meine Kehle schnürt sich zu. Heiße Tränen steigen in meine Augen. Nein! Ich schüttle den Kopf, hindere meinen Körper daran, zusammenzubrechen und renne wieder zu dem Van. Renne weiter zur anderen Seite des Tunnels. So weit, dass ich den Ausgang in Richtung Berliner Straße schemenhaft erkennen kann. Ich schreie, höre den Hall meiner eigenen Stimme und bilde mir ein, es wäre Tim. Er darf nicht tot sein. Er kann nicht. Mein Herz bricht und bricht und zerreißt mir dabei die Brust. Schießt ätzende, bittere Säure durch meinen gesamten Körper und drückt mir die Kehle zu.

»Tim«, hauche ich nur noch heiser und lasse mich auf meine Knie sinken. Sehe wie in Trance dabei zu, wie der Van weiter brennt. Wie mein Leben brennt. Tim ist mein bester Freund. Er ist meine bessere Hälfte. Er ist so viel für mich. So vieles, was ich ihm nie gesagt habe. Er darf nicht tot sein.

Schritte ertönen hinter mir. Ich drehe mich um. Ich flehe, dass dort Tim steht. Stattdessen ist es einer seiner Mörder. Ich sehe seine dunklen Augen förmlich aus den Löchern der Sturmhaube herausquellen. Sehe seinen schief gelegten Kopf, als würde er mich belächeln. Ich rapple mich auf, wische mir die Tränen aus dem Gesicht und gehe auf ihn los. Er ist überrascht, weshalb ich einen Schlag in sein Gesicht landen kann. Er hebt sein Knie und rammt es mir in den Unterleib. Lähmt mich, aber ich fange mich und schlage ihm mit der Faust gegen sein Kinn. Er stöhnt auf. Flucht in einer fremden Sprache und bevor er mir erneut einen Tritt verpassen kann, donnere ich ihm meine Faust ein zweites Mal ins Gesicht. Dunkelheit umhüllt mich. Meine eigene Dunkelheit, die ich so lange tief in mir versteckt habe, bricht aus mir heraus und ich schlage wieder und wieder zu. Ich höre seine Nase brechen. Ich spüre das Blut durch die schwarze Haube, die sein Gesicht verdeckt. Ich schlage auch dann noch zu, als er am Boden liegt. Verpasse ihm einen Tritt und schreie bestialisch auf. Tims Gesicht taucht dabei immer wieder vor meinen Augen auf. Diese Bastarde haben ihn umgebracht. Haben meinen besten Freund genommen. Ihn dieser Welt und mir genommen.

Ich schlage wieder zu. Höre noch seinen Kiefer knacken, bevor ich von hinten gepackt werde. Ich wehre mich. Winde mich wie ein Tier, aber es sind zwei Männer, die mich festhalten. Zwei dieser Monster. Ich trete um mich. Will sie verletzen. So sehr verletzen, wie sie Tim verletzt haben. Wie sie mich verletzt haben. Wie sie meine Seele unwiderruflich zerstört haben. Aber ich habe keine Chance. Das Letzte, was ich sehe, ist, wie sich der Kerl vom Boden erhebt, dann wird mir etwas über den Kopf gestülpt. Darauf folgt ein gezielter Schlag auf meine Schulter und ich verliere mich in der unendlichen Tiefe der Bewusstlosigkeit.

Stille Nacht

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