Читать книгу Paradise Valley - Auf den Wolf gekommen (2) - Dani Merati - Страница 10
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ОглавлениеHugo trat aus der Berghütte, die er vor zwei Jahren bei einem seiner Streifzüge entdeckt hatte und inhalierte die klare Luft hier in den Bergen, durchtränkt vom vielfältigen Aroma des Waldes um ihn herum.
Es war eine gute Idee gewesen, erst einmal hier hochzukommen. Am liebsten würde er für immer hierbleiben. Er schnaufte, ehe er die Tür hinter sich zuzog. Das war natürlich keine Option. Ewig konnte er sich in der Einsamkeit nicht verstecken. Aber momentan brauchte er Zeit für sich selbst, auch wenn ihn die Sehnsucht nach seinem Gefährten stärker denn je in den Klauen hielt.
Unwillig schüttelte er sich, als er nackt durch das hohe Gras vor der Hütte streifte. Ihm fröstelte, die Temperaturen hier oben waren um einiges frischer als unten im Tal, doch da er sich sowieso gleich wandelte ...
„Oh Luna, du weise Göttin, was hast du dir nur dabei gedacht?“
Hugo legte den Kopf in den Nacken, schaute hoch in den bedeckten Himmel. Die Wolken türmten sich bedrohlich auf, aus der Ferne war Donnergrollen zu hören. Das Schauspiel spiegelte perfekt seine Stimmung wider. In ihm herrschte solch ein Chaos, dass er die einzelnen Gedanken und Gefühle nicht entwirrt bekam. Nur eins wusste er mit Bestimmtheit: Wie könnte er seinem Gefährten mit dem Blut, das an seinen Händen klebte, gegenübertreten? Dem Blut seiner Schwester und Johns.
Hugo ließ sich rückwärts ins Gras fallen, die Augen starr auf das unheimliche Grau des Firmaments gerichtet. Layton würde natürlich jetzt sagen, dass es totaler Unsinn war, dass Carol nun mal ihre Entscheidung getroffen hatte ... blablabla. Das stimmte jedoch nur bedingt. Er, Hugo, war doch ihre Familie gewesen, wieso hatte sie sich von ihm abgewandt, warum keine Hilfe angenommen? Und weshalb hatte er sie so schmählich im Stich gelassen?
Der Schamane der Wölfe hatte geduldig versucht, ihm zu erklären, dass gerade die nächsten Angehörigen manchmal am hilflosesten in solch einer Situation waren und ihn keine Schuld traf. Er war Marius unendlich dankbar für die Übertrittszeremonie, in der dieser dafür gesorgt hatte, dass Carols Fuchsseele die Chance auf eine Wiedergeburt besaß.
Der Himmel öffnete seine Schleusen, ein gewaltiger Wolkenbruch ergoss sich über das Tal und mittendrin lag Hugo auf einer grünen Wiese. Die Nässe von oben vermischte sich mit den Tränen, die lautlos aus seinen Augen herausquollen. Niemand sah ihn weinen. Und niemand hörte den zutiefst gepeinigten Schrei eines Fuchses, als der Mann sein Tier rief, um die Qualen - wenigstens für einen Augenblick - in den Hintergrund zu drängen.