Читать книгу Paradise Valley - Auf den Wolf gekommen (2) - Dani Merati - Страница 8
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Tanner wartete, bis sein Kater mit Hugo das Haus verlassen hatte, ehe er sich den Leichen zuwandte. Kurz schloss er die Augen. Die Pein des Fuchses war kaum zu ertragen gewesen, er hatte gar nicht anders gekonnt, als ihm zu helfen.
Normal funktionierte seine Macht nur bei Rudelmitgliedern auf heilende Weise, aber vermutlich betrachtete sein Wolf den Fuchswandler als Familie. Sonst wäre das Tier nicht so lammfromm geblieben, als Layton den Mann in die Arme genommen hatte.
Seufzend ging er in die Hocke, trennte vorsichtig die beiden Körper voneinander. Getrocknetes Blut erschwerte ihm die Aufgabe, doch Tanner schaffte es, Carol behutsam auf den Rücken zu drehen. Bei ihr schien die Todesursache einwandfrei zu sein und nachdem er die Bisswunden an Johns Hals untersucht hatte, kam er zu dem gleichen Schluss wie Hugo. Die Füchsin war anscheinend nach der jahrelangen Unterdrückung ihrer Tierseele von ihren animalischen Instinkten völlig vereinnahmt worden.
Er hatte das erst einmal gesehen, als kleiner Junge. Ein Wolf aus dem Rudel war seiner tierischen Hälfte erlegen und sogar auf die eigenen Kinder losgegangen. Sein Vater hatte ihn liquidieren müssen. In der anschließenden Zeremonie hatte Marius dafür gesorgt, dass die gequälte Seele ihren Weg hinausfand, um sich irgendwann erneut mit einem Wandler vereinen zu können.
Ohne groß nachzudenken, griff Tanner nach seinem Smartphone und wählte die Nummer des Schamanen.
„Was gibt es, Junge?“, begrüßte der ihn mit gewohnt kratziger Stimme.
„Ich brauche dich in der Stadt Jackson. Eine Fuchswandlerin hat ihren Ehemann getötet und sich dann das Leben genommen. Nimm Elijah und mehrere seiner Tracker mit. Es müssen Spuren beseitigt werden. Die Situation ist ziemlich prekär, da der tote Mann ein Mensch war und wir hier in einem dicht besiedelten Gebiet sind. Früher oder später wird jemand die beiden vermissen. Nachbarn, Arbeitgeber ...“
„Ich mache mich sofort auf den Weg. Wer war sie?“
„Sie heißt Carol und ist ... war Hugos Schwester.“
„Wie hält sich der Junge?“
„Ich spüre eine unglaubliche Stärke in ihm, dennoch steht er kurz vorm Zerspringen. Er gibt sich wohl die Schuld.“
Tanner konnte das gut nachvollziehen, ebenso Marius. Der Schamane versicherte ihm sich zu beeilen und beendete die Verbindung.
Einen Augenblick starrte er nachdenklich auf die zwei Toten. Bis ihr Heiler und die Tracker eintrafen, musste er die beiden irgendwo sicher zwischenlagern. Einer Eingebung folgend suchte er nach einer Tür, die direkt in die Garage führte. Schnell wurde er fündig und fand dort, was er gesucht hatte: Eine Gefriertruhe, die groß genug war, um die Verstorbenen zu beherbergen, bis sie sie beerdigen konnten.
‚Layton, ich habe unseren Schamanen Marius angerufen, damit er Carols Seele freigeben kann. Er wird Hugo dabeihaben wollen. Glaubst du, er schafft das?‘
‚Ja. Und wir sind ja auch noch da. Danke für deine Fürsorge für meinen Freund. Das bedeutet mir unendlich viel.‘
‚Er gehört zur Familie, Katerchen.‘
Dankbarkeit und Wärme fluteten sein Bewusstsein und sein Wolf reckte sich wohlig, genoss die offenkundige Zuneigung des Gefährten. Layton hatte zwar sein Liebesgeständnis nicht erwidert, aber Tanner spürte die Gefühle des Katers wie seine eigenen. Sein Seelenpartner brauchte einfach noch etwas Zeit. Nun, es lag ein ganzes Leben vor ihnen. Er konnte warten.
Und dann machte er sich an die schwere Aufgabe, Carol und ihren Ehemann für Marius vorzubereiten. Er entfernte die blutdurchtränkte und zerfetzte Kleidung, wusch die Verstorbenen sorgfältig und schlug sie in zwei Laken ein, ehe er die Körper in die Gefriertruhe legte. Deren Inhalt hatte er kurzerhand in einen Müllsack gestopft, den er nun hinter der Terrasse in einem tief ausgehobenen Erdloch vergrub. Das war die einzige Stelle im Garten, die nicht von außen einsehbar war.
Mehrmals fühlte er sich beobachtet, schob das aber auf die furchtbare Situation, in der sie steckten, denn sein Wolf witterte neben Layton und dem Fuchs niemanden in der Nähe.
Nach einem letzten vergewissernden Rundumblick lief er zurück ins Haus, wusch sich und schloss sich dann seinem Gefährten und Hugo an, um draußen auf Marius und die Tracker zu warten.