Читать книгу Macht euch die Erde untertan - Daniel Headrick - Страница 28
Die Pflanzenkultivierung
ОглавлениеEbenso wichtig wie Motive und Mittel waren die Gelegenheiten, die es Menschen erlaubten, mit der Produktion von Nahrung zu beginnen, etwa lokal vorhandene Pflanzen und Tiere, die sich zur Domestizierung eigneten, und Klima und Wasservorkommen der jeweiligen Region. Große Differenzen zwischen verschiedenen Regionen der Erde beeinflussten die Entwicklung von Ackerbau und Viehzucht und bestimmten in manchen Fällen Durchführbarkeit und Schwierigkeitsgrad der Nahrungsproduktion.
Domestizierung bedeutete die Beschleunigung der Evolution von Pflanzen und Tieren durch menschliche Selektion, teils um bestimmte erwünschte Merkmale zu entwickeln und teils um es ihnen zu erschweren oder unmöglich zu machen, wieder zu verwildern. Laut dem Biologen Jared Diamond eigneten sich von den 200 000 bekannten Wildpflanzenarten auf der Welt nur 100 für die Kultivierung.3 Solche Pflanzen mussten große Samen oder Früchte mit dünnen Schalen und gutem Geschmack haben oder andere Merkmale wie Fasern, die für Menschen interessant waren. Nutzpflanzen mussten leicht zu ernten sein – beispielsweise, indem sie gleichzeitig reif wurden. Und innerhalb einer solchen Art mussten einige Leute eine für Menschen nützliche Evolution kontrollieren, wie Samen, die nicht zu Boden fielen, wenn sie reif waren, sondern am Halm blieben und „auf die Ernte warteten“. Damit eine günstige Mutation sich in der nächsten Generation nicht verdünnte, indem sie Hybride mit Pflanzen bildete, denen sie fehlte, mussten Kulturpflanzen entweder selbstbefruchtend sein oder in einiger Entfernung zu ihren wilden Verwandten angepflanzt werden.
Domestizierung war ein gegenseitiges Arrangement zwischen Menschen und bestimmten Pflanzen und Tieren. Michael Pollan übertreibt ein wenig, wenn er die Rolle von Pflanzen und Tieren bei der eigenen Domestizierung erklärt:
Obwohl wir hartnäckig von der „Erfindung“ der Landwirtschaft sprechen, als sei sie unsere Idee, wie die doppelte Buchführung oder die Glühbirne, ist es ebenso sinnvoll, die Landwirtschaft als eine brillante (wenn auch unbewusste) evolutionäre Strategie der beteiligten Pflanzen und Tiere anzusehen, damit wir ihre Interessen förderten. Indem sie bestimmte Eigenschaften entwickelten, die uns zufällig wünschenswert erschienen, machten diese Arten sich dem einzigen Säugetier bemerkbar, das in der Lage war, nicht nur ihre Gene auf der ganzen Welt zu verbreiten, sondern weite Regionen der Welt in ein Abbild des von den Pflanzen bevorzugten Lebensraums umzuwandeln.4