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Das Römische Reich
ОглавлениеDas Römische Reich bestand im 1. Jahrhundert n. Chr. aus vier konzentrischen Kreisen. Der innerste Kreis war Rom, eine Stadt mit einer Million Einwohnern oder mehr, die drei Viertel ihrer Nahrungsmittel zu Schiff aus überseeischen Provinzen importierte. Sie war umgeben von Italien mit seinen unproduktiven Latifundien. Den äußersten Kreis bildeten die Armeen, die das Reich vor den Barbaren im Norden und den Persern im Osten schützten. Dazwischen lag ein Kreis aus den Provinzen Gallien, Spanien, Nordafrika und Ägypten, produktiven Ländern, die einen großen Teil ihrer Ernte entweder nach Rom oder zu den Armeen an der Grenze schickten, um Schutz und Verwaltung zu erhalten.
Ägypten war besonders hart betroffen. Alexander der Große hatte es 323 v. Chr. erobert und an die griechische Dynastie der Ptolemäer vererbt, die es effizient regierten. Sie weiteten den Gebrauch der Wasserhebeapparate für den Sommeranbau aus und führten die Bewässerung der Faiyum-Oase westlich des Nils ein, wodurch sie die nutzbare Bodenfläche von 2,2 auf 2,7 Millionen Hektar vergrößerten. Laut dem Geografen Rushdi Said wurden durch die römische Eroberung Ägyptens „Organisation und Effizienz wiederhergestellt, doch das neue System brachte eine neue Dimension der Rücksichtslosigkeit. Die Ptolemäer hatten wenigstens in Ägypten gelebt, und das Geld, das sie einzogen, war im Land geblieben. Die Römer dagegen waren abwesende Landbesitzer, die Ägypten ohne Mitleid ausbluteten.“11
Als alte Ackerflächen sich erschöpften oder in unproduktive Latifundien umgewandelt wurden, brauchte Rom neue Länder zum Beackern, daher der ständige Eroberungsdrang. Das Reich siedelte Kriegsveteranen auf frisch erobertem Land an und ließ sie Wälder roden und Feldfrüchte anbauen, die der Ernährung Roms oder seiner Armeen dienen konnten. Ständige Kriege innerhalb des Reichs wie jene, die die römische Welt im 3. Jahrhundert n. Chr. erschütterten, schädigten das Ackerland entweder direkt oder hielten Bauern davon ab, ihre Terrassen und Entwässerungsgräben instand zu halten. Ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. dezimierten Seuchen die Bevölkerung.12 Als die Armeen zu schwach wurden, um neue Länder zu erobern und dann das Vordringen germanischer Stämme an der Nordgrenze zu stoppen, bewegte sich die wirtschaftliche Grundlage des römischen Lebens auf einer Abwärtsspirale.13