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Entwaldung in der Levante und im Mittelmeerraum

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Menschen stehen seit langer Zeit mit den Wäldern im Kampf. Jäger und Sammler zündeten sie an, um Weiden für ihre Jagdbeute zu schaffen. Bauern praktizierten Brandrodung, um Ackerland zu gewinnen, und düngten ihre Felder mit der Asche. Frühe Kulturen mit wachsender Bevölkerung und großen Bauprojekten erhöhten den Druck auf die Wälder weiter. Im Gilgamesch-Epos aus der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. half der Naturmensch Enkidu dem König von Uruk, Gilgamesch, dabei, den Riesen Chumbaba zu töten: „Den Chumbaba, den Wächter des Zedernwaldes, zermalme ihn, töte ihn, bringe ihn zum Schweigen.“ Danach sagte Enkidu zu Gilgamesch: „Mein Freund, eine hochgewachsene Zeder haben wir geschlagen, deren Wipfel den Himmel streifte. (Daraus) zimmerte ich eine Tür von sechs Ruten Höhe, zwei Ruten Breite. Eine (ganze) Elle ist sie dick.“14 Im 8. Jahrhundert v. Chr. führte der Assyrerkönig Sargon II. (reg. 722–705 v. Chr.) sein Heer gegen den König von Urartu im Zagrosgebirge: „Hohe Berge mit Bäumen aller Art bedeckt, deren Oberfläche ein Dschungel war, über denen Schatten lag, wie in einem Zedernwald. … Große Zypressenbalken aus dem Dach seines großen Palastes riss ich heraus und trug sie nach Assyrien. … Die Stümpfe aller Bäume, die ich gefällt hatte, schichtete ich auf und verbrannte sie.“15

Die berühmtesten Bäume im Nahen Osten waren die Zedern des Libanon. Während der 4. ägyptischen Dynastie importierte Pharao Sneferu (reg. 2613–2589 v. Chr.) 40 Schiffe mit Zedernstämmen aus dem Libanon. Die Ägypter benutzten Zedernholz für den Bau von Booten, Särgen und Palästen und das Harz dieser und anderer Nadelbäume für die Mumifizierung von Leichen. Die Israeliten bauten aus Zedern den Tempel von Jerusalem; König Salomo ließ Hiram, den König von Tyrus, Holz schicken: „Wie du mit meinem Vater David tatest und ihm sandtest Zedern, daß er sich ein Haus baute, darin er wohnte.“16 Die phönizischen Städte Byblos, Tyrus und Sidon an der libanesischen Küste wurden reich durch die Ausfuhr von Zedern, Pinien und Eichen.

Während der hellenistischen und römischen Epoche gingen die Zedernexporte weiter. Im 2. Jahrhundert n. Chr. waren die Zedernwälder im Libanon schon so dezimiert, dass Kaiser Hadrian (reg. 117–138) sie zu schützen versuchte, indem er sie zu kaiserlichen Domänen erklärte.17 Im Nahen Osten und rund ums Mittelmeer bremsten jedoch trockene Sommer, kurze, aber sintflutartige Regenfälle im Winter und häufige Dürren das Wachstum der Bäume. Wälder erholten sich nur, wenn sie vor Holzfällern und Ziegen geschützt wurden, doch im Lauf der Geschichte war solcher Schutz selten von Dauer. Staatliche Anstrengungen zur Erhaltung und Wiederaufforstung galten wenig in Kriegszeiten, wenn Bauern in die Hügel flohen, um den Kämpfen zu entkommen, und Bäume fällten, um Äcker anzulegen. Obwohl ihre Tiere einen erwachsenen Wald nicht schädigten, konnten sie neues Wachstum verhindern – Rinder fraßen Blätter an niedrigen Ästen ab, Ziegen fraßen Büsche und junge Bäume und Schweine die Eicheln, Kastanien und Bucheckern, aus denen neue Bäume gewachsen wären.18 Im 3. Jahrhundert n. Chr. hatten sie von den einstmals großen Wäldern nur noch wenig übrig gelassen.19 Auch die früher dicht bewaldeten persischen Berge und die Küsten des Kaspischen Meeres wurden in den ersten Jahrhunderten n. Chr. weitgehend entwaldet.20

Macht euch die Erde untertan

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