Читать книгу Macht euch die Erde untertan - Daniel Headrick - Страница 74
Südasien
ОглавлениеDieselben Ursachen, die zur Entwaldung des Nahen Ostens und des Mittelmeerraums beitrugen, wirkten sich auch auf die Wälder Indiens aus. Die ersten Städte auf dem Subkontinent entstanden in der Überschwemmungsebene des Indus, die mit Gestrüpp bedeckt und fast so baumlos wie Mesopotamien war.32 Nach 2600 v. Chr. waren mehrere Jahrhunderte lang über Tausend Siedlungen über das Indus-Tal verstreut. Dann wurden um 1700 v. Chr. die Städte aufgegeben, und an ihre Stelle traten die Dörfer von Bauern und Viehzüchtern.
In der Jungsteinzeit entstanden auch Bauernsiedlungen entlang kleinerer Flussläufe in Nordwestindien, im südindischen Dekkan und in Rodungen im Ganges-Tal. Die im frühen 1. Jahrtausend v. Chr. beginnende Eisenzeit erleichterte den Bauern durch Eisenäxte und Pflüge mit Eisenspitzen das Roden der mittleren Gangesebenen für den Ackerbau, vor allem für Reisfelder. Zwischen 500 v. Chr. und 300 n. Chr. wurden auch die Täler des Godavari, des Kaveri, des Vaigai und des Krishna abgeholzt und urbar gemacht. Zu den frühen brahmanischen Ritualen gehörte das Verbrennen von Holz als Teil der Anbetung des Feuergotts Agni, eine Widerspiegelung der Zerstörung der Wälder. Abholzung, Landwirtschaft und Städte entstanden im größten Teil Hindustans gleichzeitig.33
Das Maurya-Reich, das von 322 bis 185 v. Chr. den Großteil des Subkontinents einte, kolonisierte brach liegende Flächen, indem es Kriegsgefangene dort ansiedelte und Bauern Land zuwies und Steuern erließ. Es setzte auch einige große Bewässerungsprojekte in Gang. Die daraus folgende Entwaldung war so intensiv, dass Kaiser Ashoka (reg. 269–232), der zum Buddhismus konvertierte, Zurückhaltung beim Töten von Tieren predigte und das Pflanzen und den Schutz von Bäumen förderte. Andere Herrscher widmeten einen Teil der erhaltenen Wälder der Jagd und der Elefantenzucht.
Entwaldung und Besiedlung gingen auch nach dem Ende des Maurya-Reichs weiter. Um mit den plötzlichen und kurzen, aber heftigen Monsunregen zurechtzukommen, gruben Bauerngemeinden Brunnen und bauten Tanks, sogar Ketten von Tanks. Während des Gupta-Reichs (320–550 n. Chr.) übertrugen die Herrscher buddhistischen und brahmanischen Gemeinschaften Land. In dieser Epoche begann Indien, an einer Ressourcenkrise wegen der Bodenerosion und vielleicht auch wegen des Klimawandels zu leiden. Die Umwelthistoriker Madhav Gadgil und Ramachandra Guha sind der Auffassung, zu dieser Zeit habe sich das Kastensystem herauskristallisiert, um die Konkurrenz um Ressourcen zu mildern.34 Insgesamt litten Zentral- und Südindien unter demselben Zivilisationsdruck wie der Nahe Osten und der Mittelmeerraum. Doch erst im 19. Jahrhundert erlebte es eine ebenso starke Entwaldung wie diese trockeneren Regionen.