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Die Ursprünge

der Achtsamkeit

Genau wie unser Atem nicht uns gehört, ist auch Achtsamkeit weder dem Christentum, noch dem Buddhismus oder dem Taoismus zuzuschreiben. Wo und wann immer der Menschen gelebt hat, war es unerlässlich für ihn, aufmerksam zu sein; sei es beim Jagen, um Werkzeug oder Kleider herzustellen oder einer intellektuellen Tätigkeit nachzugehen. Mitgefühl brauchten wir immer schon, um zusammen in Harmonie leben zu können und unser Leben zu genießen. Menschen aus allen Kulturkreisen haben mit dieser Weisheit die großen Fragen des Lebens gestellt. Diese allgemein gültigen Praktiken wurden über Jahrtausende hinweg entwickelt – oder, so könnte man sagen, sie haben uns entwickelt.

Im Laufe der Geschichte wurde Meditation von religiösen und kulturellen Traditionen auf der ganzen Welt dazu genutzt, um Authentizität, Güte und Einsicht zu fördern. Viele religiöse Traditionen wenden sich dazu an ihre spezifischen Gottheiten und verwenden Visualisationen, Mantras oder Gebete. Für unseren Zweck werden wir keine Begriffe aus anderen Kulturen oder Religionen verwenden, obwohl solche Praktiken durchaus auch Vorteile bringen können. Die Schönheit der Achtsamkeit für unsere moderne Welt liegt darin, dass wir dazu nichts brauchen als unseren Atem, unseren Körper, unseren Geist und unser Herz.

Jede Kultur und jede Religion hat ihre eigenen Achtsamkeitspraktiken. Wenn Sie sich einer Tradition zugehörig fühlen, dann empfehle ich durchaus, mit diesen Praktiken zu experimentieren. Die Gebete, Meditationen und Andachtsformen, die sich in jeder Tradition finden, können dazu genutzt werden, um Aufmerksamkeit, Mitgefühl und ein Gefühl der Verbundenheit mit allen Dingen zu entwickeln. Die Achtsamkeitspraktiken, die ich in diesem Buch vorstelle, können die Praktiken der Tradition, der sie sich zugehörig fühlen, durchaus unterstützen. Konzentration und ein offenes Herz können für die Gebete eines Christen, die Übungen eines Yogis und die intellektuellen Fragen eines Atheisten förderlich sein.

Ich habe mehr als einmal die Erfahrung gemacht, dass Eltern oder Lehrer Bedenken äußerten, ich und meine Kollegen würden an den Schulen Buddhismus lehren. Jedes Mal, wenn das passierte, habe ich die Eltern oder Lehrer eingeladen, sich selbst ein Bild zu machen und unserem Unterricht beizuwohnen. Nachdem sie dann gesehen hatten, dass wir nichts tun, außer den Schülern beizubringen zu atmen, sich zu entspannen und emotionale Ausgeglichenheit zu finden, gab es keine weiteren Beschwerden mehr. Ja einige dieser Eltern und Lehrkräfte sind nun Verfechter von Achtsamkeit in der Schule geworden. Achtsamkeitsbasierte Lehrpläne und Schulungen haben ihren Platz an katholischen Schulen, jüdischen Schulen, Quaker-Schulen und vielen anderen öffentlichen und privaten schulischen Einrichtungen gefunden.

Trotzdem ist die Trennung von Kirche und Staat gerade im schulischen Kontext ein durchaus berechtigter Vorbehalt. In der buddhistischen Tradition verwendet man viel Zeit, darauf, Achtsamkeit und liebende Güte zu entwickeln. Viele Buddhisten haben ihren eigenen Geist eingehend studiert und das, was sie daraus gelernt haben, als Leitlinien weitergegeben. Achtsamkeit ist zwar nicht nur dem Buddhismus zuzuschreiben, doch die moderne Lehre der Achtsamkeit wurde durchaus von den Gelehrten und Praktizierenden dieser Tradition beeinflusst. Nehmen wir einen passenden Vergleich: Kaffee stammt ursprünglich aus Äthiopien und wurde dort seit Jahrtausenden getrunken, bevor er seine Reise nach Ägypten und den Mittleren Osten antrat und nun die Tassen von Kaffeetrinkern auf der ganzen Welt füllt. Die Wirkung, die Kaffee hat, ist universell und wird von Christen, Moslems und Juden gleichermaßen geschätzt. Die Wirkung einer Achtsamkeitspraxis ist um einiges sanfter, doch sie ist ebenso universell. Und genau wie Sie durch Kaffeegenuss nicht zum Äthiopier werden, macht eine Achtsamkeitspraxis Sie nicht zum Buddhisten.

Viele Anleitungen, die Sie in diesem Buch finden, werden seit Generationen in buddhistischen Ländern angewendet. Wie Sie sehen werden, gibt es jedoch in den Praktiken, die Sie in diesem Buch finden, keinerlei religiösen Bezug. Sie sind ein säkulares Angebot an Sie, um Ihre eigene Achtsamkeit zu ergründen, völlig ungeachtet Ihres religiösen Hintergrunds. Falls die Übungen Ihnen nutzlos erscheinen oder mit Ihrer Art zu leben im Widerspruch stehen, besteht keinerlei Notwendigkeit sie weiterhin zu machen. Manche Menschen lieben den Effekt von Kaffee und andere hassen ihn. Wenn Sie die Art und Weise, wie Achtsamkeit auf Sie wirkt, mögen, dann wenden Sie sie einfach an, dazu braucht man nirgends Mitglied zu sein. Man könnte es Präsenz nennen, Fokus, Zeit für sich, ja Sie können es auch Tempelhüpfen nennen, wenn das Ihren Schülern gefällt. Solange die Praktiken mit einer gewissen Integrität gelehrt werden, bleibt der Kern derselbe.

Die achtsame Schule

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