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2. Sinn stiftet Gemeinschaft und spornt zu Leistung an

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Wir haben anfangs miteinander die drei Aspekte einer christlichen Organisation kennen gelernt (spirituell, organisch, mechanisch). Wir vermögen jetzt auch zwischen Produktionskapazität und Produkt zu unterscheiden. Auf der folgenden Seite versuche ich, das bisher Gesagte in der Gestalt einer Pyramide zu kombinieren:


Die Produktionskapazität umfasst Sinn (spirituell), Gemeinschaft (organisch) und Leistung (mechanisch). Gemeinsam bilden wir als christliche Organisation eine Kapazität, um unsere Aufträge ganzheitlich zu erfüllen. Ich habe die Form der Pyramide darum gewählt, um eine gewisse Hierarchie der drei Dimensionen aufzuzeigen. Von der Spitze her soll letztlich alle Kraft und Steuerung ausgehen. Die geistliche Sinndimension bestimmt und durchdringt von oben her die Gemeinschaftsebene, die Gemeinschaftsebene prägt wiederum die Arbeitsgemeinschaft. »Der Mensch lebt nicht allein von Brot, sondern von allem, was der Herr ihm zusagt.«4 Dieses Wort Jesu gilt auch für eine Organisation und wird in der modernen Managementtheorie bestätigt:

»Kann eine Kultur überleben, wenn alle ihre Beziehungen nur kommerzieller Natur sind?« So fragte Jeremy Rifkin Anfang dieses Jahrhunderts. Wir fragen: Kann eine Organisation überleben, wenn sie sich ausschließlich auf ihren Leistungsausstoß und ihre Produkte konzentriert? Nein, ist unsere Antwort, dann glichen wir dem Bauern, der die Gans schlachtet. Wir zerstörten die Produktionsgrundlagen, wenn wir sie auf das Leistungsmäßige, Mechanische reduzieren wollten. Eine »bloße« Arbeitsgemeinschaft, die rein mechanisch funktioniert, ist auf Dauer kaum überlebensfähig und verliert vor allem ihre Berechtigung als christliche Organisation.

Selbst in nichtreligiösen Organisationen wird diese Tatsache heute sehr ernst genommen. »Sinn entfaltet sich nur, wenn die metaphysische Dimension in unseren Köpfen genauso wichtig genommen wird wie die profitträchtige ›brainpower‹ (Denkkraft), die wir als Mitarbeiter und Chefs zu Markte tragen. Der Hunger nach Sinn kreist um die ›added values‹ (zusätzlichen Werte) der menschlichen Existenz, um Ziele jenseits des Profits, um Werte, die den immateriellen Glanz in die materielle Produktewelt bringen. Das kühle Wort ›Beziehungsmanagement‹ beweist, dass wir davon wissen. Wir reden seit einigen Jahren auch im Management über diese offenen Optionen, die den Mitarbeitern und den Kunden zeigen, dass ihre Firma nicht nur zweckgerichtet, sondern sinnorientiert mit Menschen umgeht. Achtung und Wertschätzung, Vertrauen und Spielfreude bestimmen die Teams in Unternehmen, die den Traum vom Sinn zu ihrer Motivationsquelle gemacht haben. Eine solche Teamkultur ist der Gegenentwurf zur Kommerzialisierung aller Beziehungen.«5

Die Unternehmensberaterin Gertrud Höhler stellt die These auf, dass die Stiftung von Gemeinschaft und Sinn Kernkompetenzen für Führungskräfte von morgen sind: »Führung ist die Sinn-Agentur der Zukunft.«6 Leiter sind »Sinn-Macher«. Ich übernehme die Aussagen Höhlers gerne, wenn sie den Auftrag für Unternehmen nicht nur in der Wertschöpfung, sondern auch in der Sinnschöpfung sieht.

Allerdings bezweifle ich, dass Sinn letztlich »gemacht« werden kann. Sinn kann nur empfangen werden, wie wir uns auch sonst die wichtigsten Dinge im Leben wie etwa die zärtliche Liebe eines Partners oder die Geburt eines gesunden Kindes nur schenken lassen können. Gott ist der Sinn-Macher. Der Manager, der für seine Organisation die Rolle des Sinnstifters übernehmen will, wird sich letztlich überfordern. Wir können allerdings als Leitende selber an der Quelle, die Sinn stiftet, leben und im Berufsalltag auf sie hinweisen. »Wer durstig ist, der soll kommen. Jedem, der es haben möchte, wird Gott das Wasser des Lebens schenken.«7 Der Schöpfer ist die Quelle der Sinnschöpfung!

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