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Die kleine Schwedin kommt in die Schweiz

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Letzten Sommer besuchte mich die kleine Schwedin zum zweiten Mal in der Schweiz, zusammen mit ihrer Mutter Tove. Ich hätte mich gerne auf die beiden gefreut, wenn ich dazu gekommen wäre, aber als kinderloses Wesen gab es viel vorzubereiten – ich kenne mich besser aus im Bedienen eines Kugelschreibers als in der Handhabung kleiner Kinder. Ich wollte, dass der Aufenthalt sollte für sie un-ver-gess-lich würde. Ich meine im erfreulichen Sinn.

Ich kramte in meinen Kindheitserinnerungen – was machte mir damals Freude? Mir kam spontan nichts in den Sinn außer einer riesigen Tüte Bonbons. Oder doch – viel Eiscreme, Lutscher und Wasser zum Baden.

Einen Trumpf hielt ich in der Hand: Meine Katze – Lya hatte sich in Mützlis Foto verliebt, eine Liebe, die sich beim ersten Treffen auf schwedischer Seite ins Unermessliche steigerte.

Tagelang bereitete ich Mützli auf den bevorstehenden Kinderbesuch vor: hüpfte juchzend und jauchzend auf sie zu und drückte sie fest an mich. Versuchte ihr Hut und Sonnenbrille aufzusetzen, rannte schreiend hinter ihr her und zog sie am Schwanz.

Mützli packte die Koffer.

Ich inspizierte die Kinderspielplätze in der Umgebung und trug die interessanten in eine Karte ein. Um sicherzugehen, dass die Geräte in einem akzeptablen Zustand waren, testete ich sie: Neben einer Schaukel musste ich mich übergeben (wie habe ich die Schaukelei als Kind ertragen?!) – zu diesem Spielplatz würden wir nicht gehen (nicht sauber). Bei einem Klettergerät verhedderte ich mich in den Seilen, meine Rettung bestand darin, hinunterzufallen. Aber das war kein Zeichen meines fortgeschrittenen Alters: Ich verhedderte mich schon früher im Sportunterricht.

Ich stellte eine Liste passabler Bademöglichkeiten zusammen: Wenn wir es diszipliniert angingen, würden wir die ganze Liste abplanschen können. Erster Tag: Springbrunnen auf dem Bundesplatz, danach Rutschbahn im Stadtbad plus Besichtigung des Wellenbads, am Abend Bootsfahrt auf der Aare von der Tiefenau bis zum Restaurant Zehendermätteli; dort würde sich Lya in einem großen Sandkasten vergnügen können.

Zweiter Tag: Training mit Schwimmweste in der Aare, dann lockeres Baden im Wylerbad, gegen Abend Besuch zweier Spielplätze in meinem Viertel.

Dritter Tag: Schifffahrt auf dem Bielersee, Baden im Neuenburgersee, Abendessen am Murtensee.

Am vierten Tag musste es regnen, damit ich mit ihnen ins Verkehrsmuseum in Luzern gehen konnte: Da Tove und Lya schokoladebesessen sind, würden sie die neue Schokoladeausstellung lieben. Am Nachmittag würde das Wetter wieder schön, damit wir auf dem Vierwaldstättersee ein Tretboot mieten konnten.

In den Zeiten zwischen den Highlights durfte keine Langweile aufkommen: Zum Glück ist Lya eine passionierte Bastlerin. Das Papier lag bereit, die Farbstifte waren gespitzt, die Malfarben, Kreiden, Filzstifte, Leim und viel Klebeband bereit. Ich hatte für Lya einen zwei Meter hohen Joghurtbecherturm gesammelt, WC-Papier-Rollen, Schächtelchen sowie Krimskrams, den ich an der Aare gefunden hatte. Ich machte bei meinen Freundinnen die Runde und kehrte mit Plüschtieren, Seifenblasenmaschinen, Straßenkreide und Schwimmball heim.

Weiter war ein mehrtägiger Ausflug in die Berge geplant, wo Lya Ziegen streicheln, Kühe begucken, im Wald spielen, einen Bergsee besuchen und im Brunnen baden konnte. Wir würden ein Feuer entfachen, Würste braten, den Rasen mähen und am Nationalfeiertag das Feuerwerk bestaunen.

Vielleicht würde ich hin und wieder dazu kommen, Tove einen Kuss zu geben.

Doch vorerst karrte ich ein Fuder Gemüse und Salat her. Zitronenthymian, Vervaine, Basilikum und Rosmarin standen auf dem Balkon, bereit, von Lya leergerodet zu werden. Nur noch die Luftmatratze und das Boot aufblasen, nur noch mein Bett vom Schlaf- ins Arbeitszimmer verschieben, nur noch die Böden, das Badezimmer und die Küche reinigen. Nur noch was? Ja, was noch? Hatte ich etwas vergessen?

Hoffentlich würde ich ein guter Papa sein.

Ich war bereit.

Ich war ein Wrack.

Das Leben ist ein Witz

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