Читать книгу Das Leben ist ein Witz - Daniela Schenk - Страница 9
Gemeinsam duschen
ОглавлениеEs gibt Dinge, die mache ich nur am Anfang einer Beziehung. Wenn die Schmetterlinge in meinem Bauch eine Flugschau veranstalten, will ich unbedingt Dinge tun, die ich nicht gerne tue. Später nehme ich Vernunft an.
Ich will diese Dinge tun, weil sie wahnsinnig romantisch sind. Das weiß ich aus Spielfilmen; zum Beispiel duschen. In Filmen duschen Verliebte dauernd zusammen – heiße Körper machen dreckige Dinge zwischen Duschgel und Brause: Lustvolles Stöhnen klatscht an Kacheln, Sprühregen überall, und man kann es geradezu spüren: Nass ist es ü-ber-all!
Wenn Verliebtheit mein Hirn in Stroh verwandelt, will ich solche Duschszenen nachspielen: Es gibt nichts Schöneres, als nach ausgiebigem Liebesspiel gemeinsam unter die Dusche zu hüpfen, ausgiebig zu küssen, sich ausgiebig einzuseifen und ausgiebig was auch immer zu tun.
Solange Stroh in meinem Kopf ist, ignoriere ich, dass ich beim gemeinsamen Duschen voll eingeseift in der Kälte stehe, und es zwischen den Beinen zu jucken beginnt. Stehe ich wieder unter dem Wasserstrahl, tut es meine Geliebte nicht. Wir küssen tapfer, ab und zu stoße ich mit dem Hinterkopf an die Duschbrause, ab und zu fällt die Seife zu Boden und wenn ich mich danach bücke, stehen Körperteile im Weg. Und so weiter und so fort. Am Schluss trocknen wir uns gegenseitig, was ich nicht sexy finde, denn wenn jemand ein Badetuch um mich legt, fühle ich mich wie ein Kind, das von Mami trockengerieben wird.
Bekanntlich schleicht sich die Verliebtheit früher oder später aus der Affäre, das Stroh im Kopf wird wieder zu Gold vernünftiger Gedanken gesponnen, und es kommt unweigerlich der Moment, da eine von uns (beiläufig, vorsichtig) sagt: „Du, ich dusche kurz alleine, wir sind ja in Eile. Nur dieses eine Mal.“
Wir sind danach immer in Eile und duschen wieder einsam zwar, aber genau so, wie wir es am liebsten haben.
Das Gold meiner vernünftigen Gedanken verspricht mir: Nie mehr lassen wir uns auf ungemütliches Duschen zu zweit ein.
Das schwöre ich mir hoch und heilig. Bis zum nächsten Stroh im Kopf.